10. US-Gebirgsdivision

10. US-Gebirgsdivision
Schulterabzeichen der 10. US-Gebirgsdivision

Die 10. US-Gebirgsdivision (engl.: 10th Mountain Division) ist eine leichte Infanteriedivision der United States Army. Sie hat ihr Hauptquartier derzeit in Fort Drum, New York und untersteht dem XVIII. US-Luftlandekorps. Der Großverband ist auf Gebirgskriegführung und Einsätze unter schwierigen topografischen und klimatischen Bedingungen spezialisiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Aufstellung

Die Erfolge der finnischen Skitruppen gegen die Rote Armee im Winterkrieg 1939/40 zeigten deutlich, wie erfolgreich eine gut ausgebildete Gebirgstruppe auch zahlenmäßig weit überlegene Gegner bekämpfen konnte. Der Präsident der amerikanischen National Ski Patrol, Charles Minot Dole, bedrängte daraufhin monatelang das United States War Department, um die Bildung eines eigenen Gebirgs- und Ski-Verbandes in der US-Armee zu erreichen. Im September 1940 durfte Dole dann schließlich sein Konzept beim Heeres-Generalstabschef Marshall vorstellen, der daraufhin das 87th Mountain Battalion offiziell am 8. Dezember 1941 aufstellen ließ, das später den Kern der 10th Mountain Division bildete. Die Soldaten des Bataillons wurden von der Ski Patrol in der Wildnis Alaskas ausgebildet. Am 13. Juli 1943 wurde dann in Camp Hale, Colorado die 10th Light Infantry Division (Alpine) gebildet, die ihre Ausbildung in dem auf 2.800 Meter gelegenen Camp fortsetzte. Im Juni 1944 wurde die Division dann nach Texas verlegt, um sich für die in Louisiana stattfindenden Sommermanöver zu akklimatisieren. Am 10. November wurde die Einheit dann in 10th Mountain Division umbenannt und für die Verlegung nach Europa vorbereitet.

Zweiter Weltkrieg und Kalter Krieg

Soldaten der 10th Mountain sichern eine Straße in Italien

Der erste Kampfeinsatz der Division im Zweiten Weltkrieg begann am 28. Januar 1945 im Rahmen der 5. US-Armee in Italien, als sie im nördlichen Apennin die bisher mehrmals erfolglos bestürmte Linie zwischen dem Monte Belvedere und dem Monte della Torraccia eroberte. Einheiten der Division überraschten die deutschen Verteidiger, indem sie in der Nacht einen 500 m hohen Steilhang überwanden und unbemerkt in die deutschen Stellungen eindringen konnten. Mit der Eroberung dieser Stellungen Mitte Februar öffnete die Division der 5. US-Armee den Weg in die Poebene, wo die 10th Mountain als Speerspitze der Armee am 20. April den endgültigen Durchbruch in die Ebene erreichte. Der spätere US-Senator Bob Dole erlitt als junger Leutnant während der Kämpfe in der Poebene schwere Verletzungen durch deutsches MG-Feuer. Am 23. April überquerten die ersten Einheiten des 87th Mountain Battalion in Sturmbooten den Fluss unter feindlichem Feuer und begannen am Nordufer mit dem Vorstoß in Richtung des Gardasees, dessen Südufer am 27. April erreicht wurde. Damit schnitten sie den Deutschen den Rückzug über den Brennerpass ab. Da die Uferstraßen des Sees aber durch gesprengte Tunnel und andere Sperren unpassierbar waren, setzte die Division mit amphibischen DUKW-LKWs über den See und befreite Riva del Garda und Nago-Torbole am Nordufer. Am 2. Mai 1945 endete in Italien der organisierte Widerstand der deutschen Truppen. Da die 10th Mountain als eine der letzten Einheiten in den Krieg eintrat, wurde sie auch für die Invasion in Japan eingeplant, die sich dann aber durch die Kapitulation Japans am 15. August erübrigte. Nach einer kurzen Zeit als Besatzungseinheit in Italien wurde die Division wieder nach Camp Carson verlegt und am 30. November deaktiviert. Während des Krieges waren 992 Soldaten getötet und 4.154 verwundet worden.

Soldaten der 10th Mountain am Gardasee

1948 wurde die 10th Mountain als Trainingsdivision wieder aktiviert, um den großen Bedarf an Soldaten zu decken. In Fort Riley, Kansas wurden bis 1953 über 123.000 Soldaten durch die nun als 10th Training Division bezeichnete Einheit ausgebildet. Im Januar 1954 entschied das Department of the Army, die 10th Infantry wieder als Kampfdivision einzustufen. Deshalb wurde die Trainingsdivision auf Nullstärke zurückgefahren und die Soldaten der 37. US-Infanteriedivision wurden nach Fort Riley verlegt, wo sie ab dem 15. Juni 1954 als neue 10. US-Infanteriedivision für ihre Verlegung nach Deutschland vorbereitet wurde. Im Rahmen der Operation Gyroscope wurde sie dann als Ersatz für die 1. US-Infanteriedivision nach Würzburg verlegt, wo sie mit 9 Infanteriebataillonen, 4 Artilleriebataillonen und einem Panzerbataillon die Hauptkraft der Verteidigung im Rückraum der südlichen innerdeutschen Grenze bildete. 1958 wurde sie dann von der 3. US-Infanteriedivision abgelöst und nach Fort Benning verlegt, wo sie am 4. Juni deaktiviert wurde.

1985 bis heute

Die offizielle Reaktivierung der Division erfolgte am 13. Februar 1985 in Fort Drum als 10th Mountain Division (Light Infantry). Unter dem Kommando von Brigadegeneral William S. Carpenter wurde sie mit leichter Ausrüstung für größere strategische und taktische Mobilität als weltweite schnelle Eingreiftruppe ausgerichtet.

Während der Operation Desert Storm 1991 wurden etwa 1.200 Soldaten in die Golfregion verlegt, als größtes Kontingent das 548th Supply and Services Battalion. An den Kämpfen im Irak nahm die Division nicht teil. Nach dem schweren Hurrikan Andrew im Sommer 1992 leistete die Soldaten der Division im Süden Floridas humanitäre Hilfe, indem sie Notunterkünfte bauten und bei der Wiederherstellung der Strom- und Wasserversorgung halfen.

Im Dezember 1992 wurde die Division dann nach Somalia verlegt, wo sie im Rahmen der Operation Restore Hope am Wiederaufbau der öffentlichen Ordnung in Mogadischu teilnahm. Während der sich ab Mai 1993 anschließenden Operation Continue Hope kamen Soldaten der 10th Mountain Division in der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober den in Mogadischu festsitzenden Rangers und Soldaten der Delta Force zur Hilfe. Mit dem 2. Bataillon der 22. Infantry kehrte am 12. März 1994 die letzte Einheit der Division aus Somalia zurück.

Als Kern der Multinational Force Haiti im Rahmen der Operation Uphold Democracy (in der Presse manchmal auch Operation Restore Democracy) unternahm die Division am 19. September 1994 von Bord eines Flugzeugträgers der US Navy mit 54 Hubschraubern und über 2.000 Soldaten die größte seegestützte Luftoperation der US Army seit dem Doolittle Raid 1942. Ziel der Operation Uphold Democracy auf Haiti war die Stabilisierung des politischen Systems, um Präsident Jean-Bertrand Aristide wieder einzusetzen und die Militärregierung um General Raoul Cédras zu entmachten. Bis zum 15. Januar 1995 hatte die Division das Kommando über die multinationale Truppe inne, dann übergab sie es an die 25. US-Infanteriedivision und kehrte zurück in die Vereinigten Staaten.

Im Frühjahr 1997 wurden die ersten Einheiten der Division nach Bosnien-Herzegowina verlegt, wo Pioniereinheiten an der Instandsetzung von Straßen und Gebäuden mitwirkten. Im Frühjahr 1999 begann die Division dann im Rahmen der Task Force Eagle mit Vorbereitungen zur Verlegung größerer Kontingente nach Bosnien, was ab dem späten Sommer erfolgte. Bis zum Sommer 2000 sicherten etwa 3000 Soldaten der Division den Friedensprozess auf dem Balkan.

Quick Reaction Force-Training der 10th Mountain in Bagram

Als Präsident Bush nach den Terroranschlägen vom 11. September die Operation Enduring Freedom ausrief, waren Soldaten der 10th Mountain im Dezember 2001 an den wichtigen Operationen in Afghanistan beteiligt und halfen auch bei der Befragung von über 3000 Gefangenen im Sherberghan-Gefängnis. Bei Operationen der Task Force Mountain zerstörten US-Soldaten über 2000 Tonnen Waffen und Munition. Von Mai 2003 an übernahmen Soldaten der Division Aufgaben im Stab der Task Force und trainierten Soldaten der neuen afghanischen Armee.

Während der Operation Iraqi Freedom nahmen Einheiten der 10th Mountain an Operationen im nördlichen Irak teil, aber auch in der Region um Bagdad operierten Einheiten der Division. 2004 begann dann eine groß angelegte Umstrukturierung der Division hin zum neuen modularen Aufbau, den die US-Armee für alle aktiven Divisionen vorsieht. Sieben Elemente der Division wurden deaktiviert, dafür aber 13 neue aktiviert und eingegliedert.[1]

Organisation

Organigramm der 10th Mountain Division (Taktische Zeichen)[2]

Bis spätestens 2009 soll die Heeresreform[3] abgeschlossen sein. Dann wird jede US-Division über vier Kampfbrigaden und eine Heeresfliegerbrigade verfügen. Im Einsatzfall werden ihr dann zusätzliche Unterstützungsbrigaden von übergeordneten Kommandostellen temporär unterstellt.[4]

Die Division besteht aktuell aus vier Kampfbrigaden, einer Heeresfliegerbrigade und einer zugeordneten Unterstützungsbrigade sowie einem Stabsbataillon.

Truppenkennzeichen10th Mountain Division Einheiten:

Kampfeinheiten

  • 1. Brigade, „Warrior Brigade“ (Infantry Brigade Combat Team (IBCT)), in Fort Drum
    • 1. Brigadestabsbataillon
    • 1-87. Infanteriebataillon
    • 2-22. Infanteriebataillon
    • 1-71. Kavalleriebataillon (Aufklärung, Überwachung und Zielsuche)
    • 3-6. Feldartilleriebataillon
    • 10. Unterstützungsbataillon
  • 2. Brigade, „Commandos“ (Infantry Brigade Combat Team (IBCT)), in Fort Drum
    • 2. Brigadestabsbataillon
    • 2-14. Infanteriebataillon
    • 4-31. Infanteriebataillon
    • 1-89. Kavalleriebataillon
    • 2-15. Feldartilleriebataillon
    • 210th Unterstützungsbataillon
Soldaten der 10th Mountain Division bei Kirkuk im Irak
  • 3. Brigade, „Spartans“ (Infantry Brigade Combat Team (IBCT)), in Fort Drum
    • 3. Brigadestabsbataillon
    • 1-32. Infanteriebataillon
    • 2-87. Infanteriebataillon
    • 3-71. Kavalleriebataillon
    • 4-25. Feldartilleriebataillon
    • 710. Unterstützungsbataillon
Soldat der 10th Mountain Division auf Patrouille in Aranas, Afghanistan
  • 4. Brigade, „Patriots“ (Infantry Brigade Combat Team (IBCT)), in Fort Polk, Louisiana
    • 4. Brigadestabsbataillon
    • 2-4. Infanteriebataillon
    • 2-30. Infanteriebataillon
    • 3-89. Kavalleriebataillon
    • 5-25. Feldartilleriebataillon
    • 94. Unterstützungsbataillon

Unterstützungseinheiten

  • 10. Heeresfliegerbrigade „Falcons“, in Fort Drum
    • 1-10. Heeresfliegerbataillon (AH-64D Longbow Apache)
    • 2-10. Heeresfliegerbataillon
    • 3-10. Heeresfliegerbataillon
    • 6-6. Luftkavalleriebataillon (OH-58 Kiowa)
    • 277. Heeresfliegerunterstützungsbataillon

Stabseinheit

  • Stabsbataillon in Fort Drum
  • 10. Unterstützungsbrigade, in Fort Drum (zugeordnet)
    • Unterstützungsbrigadestabsbataillon
    • 548. Kampfunterstützungsbataillon
    • 10. Unterstützungsbataillon
    • 10. Militärpolizeibataillon

Abzeichen

Schulterabzeichen

Schulterabzeichen
  • Beschreibung: Auf einem fassförmigen blauen Hintergrund von 6,35 cm Höhe und 5,55 cm Breite, umgeben von einem 3 mm breitem weißen Rand, kreuzen sich zwei rote, weiß geränderte Bajonette.
  • Symbolik: Die Bajonette und der blaue Hintergrund sind die traditionellen Zeichen der Infanterie, während die gekreuzten Bajonette auch die römische Ziffer „X“ bilden, die die numerische Designation der Division widerspiegelt.
  • Geschichte: Ursprünglich am 7. Januar 1944 für die 10. leichte US-Infanteriedivision genehmigt, wurde das Abzeichen 1985 für die Gebirgsdivision übernommen.

Einheitsabzeichen

Einheitsabzeichen
  • Beschreibung: Auf einem goldfarben emaillierten Abzeichen von 2,85 cm Höhe befindet sich in einem Strahlenkranz ein Berg mit 5 stilisierten Gipfeln, davor eine blaue Welle und zwei rote Schwerter. Eingerahmt wird das Abzeichen vom Schriftzug „Climb to glory“ in blauen Lettern.
  • Symbolik: Der Berg und die blaue Welle symbolisieren die Einsätze der Division in Norditalien während des Zweiten Weltkriegs, die gekreuzten Schwerter weisen auf den Kriegseinsatz und die numerische Bezeichnung (römisches „X“) der Division hin. Das Scharlachrot der Schwerter symbolisiert Mut und Gefahr, Blau symbolisiert Standfestigkeit und Loyalität, Gold die hervorragenden Leistungen und Weiß steht für die Spitzen der Berge und damit hohe Ansprüche.
  • Geschichte: Das Abzeichen wurde am 30. April 1985 offiziell eingeführt.[5]

Bekannte Mitglieder

Weblinks

 Commons: 10. US-Gebirgsdivision – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. globalsecurity.org
  2. Taktische Zeichen bei mapsymbs.com und bei army.ca, eingesehen am 17. Mai 2008 (englisch)
  3. Andrew Feickert: U.S. Army’s Modular Redesign: Issues for Congress eingesehen am 20. September 2007 (englisch)
  4. http://en.wikipedia.org/wiki/Transformation_of_the_United_States_Army#Divisions_and_Brigades
  5. Institute of Heraldry

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