- Schloss Bartenstein
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Die ehemalige Stadt Bartenstein ist seit dem 1. Januar 1973 ein Teilort der Stadt Schrozberg im Landkreis Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg. Zur 164 Hektar großen Gemarkung Bartenstein gehören noch der Weiler Klopfhof und das Gehöft Wengertshof; insgesamt hat Bartenstein 384 Einwohner (Stand 30. Juni 2004).[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die ehemalige Stadt ist ein in Deutschland einmaliges Beispiel einer geplanten, rein barocken Kleinresidenz. Der Name des Ortes geht auf die 1234 urkundlich erwähnten Ritter von Bartenstein zurück, die hier ihren Herrschaftssitz hatten. Ihr Wappen waren drei nach links gerichtete Wurfbeile. Das nebenstehende Wappen, das in Blau auf schwebendem goldenem Dreiberg zwei aufrechte, abgekehrte, silberne Barten zeigt, wurde ab etwa 1880 bis zur Eingemeindung von der Stadt Bartenstein geführt, ist aber ein geschichtlicher Irrtum, da es auf das erloschene niederadlige Geschlecht von Bartelstein (Schloss Bartelstein) zurückgeht. 1688 wurde das Schloss die Residenz der Grafen von Hohenlohe-Bartenstein. Die spätere Erhebung in den Reichsfürstenstand führte zur Vergrößerung des Hofstaates. Er umfasste vom Hofmarschall über den Hofmusikus bis zum Küchenjungen etwa einhundert Bedienstete. Für den Ausbau und die Versorgung von Stadt und Schloss wurden tüchtige katholische Handwerker, Beamte und Kaufleute entsprechend ihrer Bedeutung für den Hof angesiedelt: Je höher ihre Stellung, umso näher wohnten sie am Schloss. Die höchsten Hofbeamten wie Hofmarschall, Mundschenk, Tafeldecker und Leibarzt wohnten am Schlossplatz. In den sich nach Osten anschließenden stattlichen Gebäuden wohnten Regierungsräte und Hofräte. Daran schlossen sich Handwerker, an die ein sogenanntes Hofprivileg besaßen. Dazu gehörten Hofknopfmacher, Hofstrumpfstricker, Hofperückenmacher, Hofbildhauer, Hofseiler etc., insgesamt über 40 Handwerker mit dieser Privilegierung. Stadtauswärts, jenseits der Stadttore, wurden Handwerker angesiedelt, die wegen ihrer Geruchsbelästigung oder wegen Lärm und Feuer vom Schloss ferngehalten werden sollten, wie Schmiede, Gerber, Ziegler und Hafner. Diese Berufsgruppe wohnte vor allem in einfachen einstöckigen Häuslein vom Riedbachtor nach Osten. In den Anfängen der Residenz wurden hier auch zum Schutz der Stadt Soldaten einquartiert. Auf dem Panoramabild sieht man sehr schön die Ausrichtung der Stadtanlage auf das Schloss. Unter Fürst Ludwig Leopold, der hier mit seinem Hofstaat residierte, blühte die junge Stadt auf und brachte den Bewohnern bescheidenen Wohlstand. Der berühmte fürstbischöflich-fuldaische Hofbaumeister Andrea Gallasini beendete in Bartenstein mit dem Plan für die barocken Gesamtanlage sein bedeutendes Lebenswerk. Nach seinem Tod 1766 wurden die abschließenden Bauarbeiten, wie Bau der drei Stadttore, Fertigstellung des Schlossplatzes und diverse Baumaßnahmen im Hofgarten von seinen Nachfolgern, Hofbaumeister Wölfling und Hofbaumeister Ernst überwacht und zu Ende gebracht. Nahezu alle Gebäude, die in Bartenstein bis 1770/80 errichtet wurden, wurden zunächst von der Hofkammer bezahlt und anschließend für Pauschalpreise an die vorgesehenen Nutzer verkauft. Die Preise bewegten sich zwischen 200 Gulden und 1000 Gulden, je nach Anteilsgröße. Der Hofmarschall verdiente damals pro Jahr 300 Gulden.
Ab 1800 führten Aufgabe der Hofhaltung, Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Württemberg, Kriegswirren und Hungersnöte zu einem wirtschaftlichen Niedergang. Die Häuser der ehemaligen Hofbeamten wurden von Handwerkern übernommen. Einige wanderten nach Amerika oder England aus. Durch den Fleiß der Bewohner entwickelte sich die kleine Stadt später zu einem regionalen Zentrum mit zahlreichen Geschäften, Handwerksbetrieben, Schulen, Gaststätten, Altenheim und einem Krankenhaus. Noch bis etwa 1960 war in nahezu jedem Haus ein Handwerks- oder Gewerbebetrieb ansässig. Am 1. Januar 1973 wurde Bartenstein im Rahmen der Gemeindereform Teilort von Schrozberg.
Sehenswertes
Im historischen Stadtkern von Bartenstein, der als Gesamtanlage unter Denkmalschutz steht,[2] sind zahlreiche Häuser aus dem 18. Jahrhundert, auch zwei Stadttore als Symbole der barocken Stadtanlage, noch erhalten. Am Schlossplatz stehen stattliche Gebäude, die mit dem Schloss eine Einheit bilden. Dort wohnten die höchsten Hofbeamten wie Hofmarschall und Mundschenk. Bartenstein präsentiert sich als liebenswertes Städtchen mit idyllischen Winkeln. Hier ließ sich der Schriftsteller und Büchner-Preisträger Hermann Lenz bei seinen Besuchen inspirieren. Der barocke Gesamteindruck des Ortes blieb unverändert. Deshalb wurde er unter Denkmalschutz gestellt.
Ein eigens angelegter historischer Rundweg mit 26 Haustafeln erinnert an die glanzvolle Epoche des Residenzstädtchens und längst vergessene Schicksale der Bewohner. Der Weg verläuft vom Ortseingang die Schlossstraße entlang, durch Riedbach- und Gütbachtor, vorbei am Hofgarten, über den Schlossplatz bis in die Wäldlesgasse. Der nebenstehende Plan des denkmalgeschützten Ortsteils veranschaulicht die Lage der gekennzeichneten Häuser.
Ein Naturlehrpfad schließt sich südlich des Schlossplatzes an der Schlossstaffel an.
Schloss Bartenstein
Die Herren von Bartenstein hatten auf der Burg im 13. Jahrhundert ihr Herrschaftszentrum, nach verschiedenen Besitzerwechseln wurde die Burg Mitte des 15. Jahrhunderts Sitz eines hohenlohischen Amtmannes. Während des Bauernkrieges und im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg zerstört. Auf einem Bergsporn über der Ette wurden ab 1710 die baufällige Gebäude zum Schloss für die Grafen von Hohenlohe-Bartenstein umgebaut. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Bauten zu einer eindrucksvollen Dreiflügelanlage umgestaltet. Beim barocken Umbau integrierte Baudirektor Gallasini gekonnt ältere Bauelemente. Heute zählt das Bauwerk zu den Paradebeispielen hohenlohischer Barockresidenzen. Der vierstöckige Mittelbau überragt in seiner stärker gegliederten Ausgestaltung die schlichteren Schlossflügel. Das geschnitzte Allianzwappen von Hohenlohe -Limburg über dem Mittelrisalit trug früher Wappenfarben. Vom Eingangsbereich aus schwingt sich eine symmetrisch angeordnete doppelläufige Treppenkonstruktion elegant über zwei Stockwerke zu den Repräsentationsräumen. Im ehemaligen Marstall des Südflügels standen während der Glanzzeit fürstlicher Hofhaltung bis zu 80 Pferde. Die langen Gänge darüber sind mit eindrucksvollen Ahnengalerien ausgestattet. Gegenüber im Nordflügel ist die Hofbibliothek untergebracht. Sie verbindet den Hauptbau mit der Schlosskirche. Einst teilte ein gewaltiges schmiedeeisernes Gitterwerk den inneren und äußeren Schlosshof. Dort standen Soldaten Wache. Nach französischem Vorbild im Sinne eines Place Royale bilden Schloss und Schlossplatz eine Einheit. Das Schloss ist bewohnt und noch im Besitz der Familie Hohenlohe-Bartenstein.
Schlosskirche
Die Schlosskirche St. Phillipus wurde im Auftrag des ersten Grafen von Hohenlohe-Bartenstein, Phillip Karl, erbaut und 1716 geweiht. Mit der Vollendung des mächtigen Kirchturmes war 1728 der Kirchenbau abgeschlossen. Als Sinnbild der katholischen Konfession repräsentiert das Gotteshaus seither den katholischen Glauben inmitten eines protestantischen Umfelds. Der verantwortliche Baumeister Bernhard Schießer war ein Schüler Georg Dientzenhofers und wirkte zuvor am barocken Umbau von Kloster Schöntal. Die Außenansicht der Kirche hebt sich durch Rundbogenfenster und Lisenengliederung von der Fassade des Schlosses ab. Die harmonische Saalkirche wirkt nach 300 Jahren als stilles barockes Gesamtkunstwerk.
Den Hochaltar und die gewaltige Fürstenloge mit Orgelprospekt fertigte Schreinermeister Matthias Deichelmann aus Kitzingen. In seinen Einbauten wiederholen sich architektonische Stilelemente wie Kreissegmente, Säulen und Schnitzwerke in Nussbaumholz und verstärken so den Eindruck von stilistischer Einheit. Meisterlich band er Haupt-, Seitenaltäre, Beichtstühle und Kanzel in sein Gesamtwerk ein. Der Würzburger Orgelbauer Karl Hiltenbrand konstruierte die Orgel mit zehn Registern. Sie wird heute noch bespielt. Die Inschrift der Orgel „Sophia me fecit“ weist auf die Stifterin Fürstin Sophia hin. Aufmerksame Betrachter erkennen an den Orgelpfeifen aufgemalte Gesichter. Stuckarbeiten gehen auf Daniel Schenk zurück, der zuvor auf Schloss Pommersfelden tätig war. Pilaster mit korinthischem Kapitell, mit Bandelwerk verbunden, strecken die Höhe des Kirchenraumes. Die Deckenfresken schuf Maria Lazaro Sanguinetti. Sie stellen die Heilige Dreieinigkeit dar. Maria, Propheten und weitere Bibelgestalten bilden einen sogenannten „Heiligenhimmel". Türkenarme als Wandleuchter erinnern an die erfolgreich beendeten Türkenkriege der damaligen Zeit. Schlichte Kreuzwegstationen schmücken die Wände. Die Holzstatuen gehen wohl auf den Hofbildhauer Phillip Hochstein zurück. Originale Kirchenbänke mit geschnitzten Rocaillen runden den harmonischen Gesamteindruck ab. Seit der Fertigstellung wurde nichts mehr verändert. In der Hofkirche fanden jährlich Konzerte des Hohenloher Kultursommers statt.
Quellen
- Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein
- Kirchenbücher
- Landesvermessungsamt Crailsheim
- Archiv Schrozberg
Literatur
- Pia Wüst: Schloss Bartenstein und die Schlossbautätigkeit der Grafen und Fürsten von Hohenlohe im 18. Jahrhundert. Diss. Osnabrück 2002
- A. und C. Reimann: Faltblatt Historischer Rundweg, Bartenstein 2004
- Ulrich Feldhahn: Schlösserreise Baden-Württemberg. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2005, ISBN 3-935590-63-6
Einzelnachweise
- ↑ Gemarkungsgliederung nach Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1. S. 524–532
Gemarkungsfläche und Bevölkerungszahl nach Der Landkreis Schwäbisch Hall. Band 2. Thorbecke, Ostfildern 2005, ISBN 3-7995-1366-3 (Baden-Württemberg – Das Land in seinen Kreisen). S. 272 - ↑ Denkmalpflegerische Wertepläne zu den Gesamtanlagen Kirchberg/Jagst, Langenburg, Schrozberg-Bartenstein (Kreis Schwäbisch Hall) und Weikersheim (Main-Tauber-Kreis): Offizielle Übergabe der Wertepläne am 28. und 29. Januar 2009 in den Rathäusern der Städte. Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Stuttgart vom 26. Januar 2009 (abgerufen am 1. Februar 2009)
Siehe auch
49.3555555555569.8888888888889Koordinaten: 49° 21′ 20″ N, 9° 53′ 20″ O
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