- Sea-Based X-Band Radar
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Datei:Blue Marlin transporting sea-based X-band radar.jpg
Sea-Based X-Band Radar (SBX) ist eine schwimmende, mobile, mit Eigenantrieb ausgestattete Radarstation, die auch bei starken Stürmen und hohem Seegang arbeiten kann. Sie ist Teil des Raketenabwehrsystems der Vereinigten Staaten (Ballistic Missile Defense System).
Der seegestütze X-Band-Radar ist auf einer in Norwegen konzipierten und in Russland gebauten, halb versenkbaren Ölbohrplattform mit Doppelhülle der fünften Generation vom Typ CS-50 montiert. Der Umbau der Plattform wurde von der AMFELS-Werft in Brownsville (Texas) durchgeführt; die Radarkuppel wurde von der Kiewit-Werft in Ingleside (Texas) konstruiert und auf die Plattform gebaut. Sie wird nahe Adak Island in Alaska stationiert, kann aber im ganzen Pazifik eingesetzt werden, um angreifende ballistische Raketen (ICBMs) aufzuspüren.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau und Nutzung
Die Plattform ist Teil des „GMD“ (Ground-Based Midcourse Defense) der Missile Defense Agency (MDA). Da sie seegestützt ist, kann sie dorthin gebracht werden, wo sie für den Ausbau der Verteidigung gegen Raketenangriffe am dringendsten gebraucht wird. Ortsgebundene Radaranlagen haben dagegen wegen der Erdkrümmung nur eine sehr begrenzte Reichweite. Die Hauptaufgabe der SBX wird die Unterscheidung gegnerischer Gefechtsköpfe von ebenfalls bei einem hypothetischen Angriff freigesetzten Attrappen sein, sowie eine nachfolgende präzise Verfolgung der Flugbahn der identifizierten Gefechtsköpfe.
Die Plattform hat viele kleine Radarkuppeln („Radome“, Radar-Dom) für Kommunikationszwecke und eine große zentrale Kuppel, die ein 2400 Tonnen schweres X-Band Phased-Array-Radar umschließt. Dieses Radar hat auf einer Fläche von 384 Quadratmetern, davon 248 Quadratmeter reine Antennenfläche, „deutlich über“ 45.000 Sende/Empfangs-Module, die in einer weiträumigen Konfiguration angeordnet sind, die die sehr langreichweitigen Zielerkennungs- und Zielverfolgungsaufgaben des GMD für die mittleren Flugphasen der ICBMs unterstützen soll. Das Radar verbraucht über ein Megawatt elektrische Leistung. Es deckt durch mechanische und elektronische Ausrichtung in der Vertikalen einen Sektor von 2 bis 90 Grad ab, in der Horizontalen einen Bereich von ±270 Grad.
Das verwendete Radarsystem ist aus dem Aegis-Kampfsystem entwickelt worden und ist Teil des mehrstufigen BMDS-Programms (Ballistic Missile Defense) der MDA. Ein wichtiger Unterschied zu Aegis ist die Verwendung des X-Band-Frequenzbereichs (Aegis benutzt S-Band, das Patriot-System C-Band). Das Radar wurde von Raytheon Integrated Defense Systems für Boeing, den Haupt-Kontraktor des MDA-Projekts, entwickelt und gebaut.
Der Direktor des MDA, Lieutenant General Trey Obering, gibt an, dass das SBX ein Objekt von der Größe eines Baseballs von der Chesapeake Bay aus im 2900 Meilen entfernten San Francisco verfolgen kann.
Das Radar wird auch den Antiraketen-Einsatz von in Alaska und Kalifornien stationierten Raketen leiten sowie ortsnaher Marine-Gefechtseinheiten.
Die Plattform CS-50 wurde als „Moss Sirius“ auf der Vyborg-Schiffswerft in Russland für Moss Maritime (heute Teil der zur italienischen Eni gehörenden Saipem-Offshore-Gesellschaft) gebaut. Sie wurde für das SBX-Projekt von Boeing gekauft, mit einem Schiffsantrieb, Energieversorgung und Mannschaftsquartieren auf der AMFELS-Werft in Brownsville versehen und auf der Kiewit-Werft in Ingleside mit dem Radar ausgerüstet.
Dieses erste SBX-System wird auf der Adak-Insel, einem Teil der Aleuten, stationiert und kann dort anfliegende Raketen aus Nordkorea und China erkennen, kann aber auch im ganzen pazifischen Raum eingesetzt werden. Der Name der Plattform, SBX-1, deutet an, das weitere in Planung sind. Bei länger kontinuierlich im Einsatz befindlichen Marineeinheiten ist es üblich, mindestens drei Systeme zur Verfügung zu haben. Drei weitere CS-50-Plattformen waren Anfang 2007 auf der Sewerodwinsk-Werft in Russland im Bau, es ist aber nicht bekannt, ob sie im Auftrag der Vereinigten Staaten oder anderer Kunden hergestellt werden.
Am 20. März 2007 erfasste die SBX-1 erfolgreich einen (nicht scharfen) ICBM-Gefechtskopf, der von der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien zum Kwajalein-Atoll abgefeuert wurde.
Daten
- Plattformlänge: 116 Meter (380 Fuß)
- Plattformhöhe: 85 Meter (280 Fuß) von Kiel bis zur Spitze der Radarkuppel
- Kosten: 900 Millionen Dollar
- Crew: Ungefähr 75 Personen, zumeist Zivilisten
- Radarreichweite: Geheim, wahrscheinlich aber 5000 Kilometer gegen Interkontinentalraketen.
Bilder
Literatur
Glen W. Goodman: Big rigs: Large, powerful radar systems underpin U.S. missile-defense efforts. C⁴ISR, März 2006, S. 26–28.
Weblinks
Commons: Sea-based X-band Radar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Sea-Based X-Band Radar (SBX) Sourcebook, February 2007 (PDF, 24,80 MB, englisch)
- Sea-Based Ballistic Missile Defense – Background and Issues for Congress, December 2006 (PDF-Datei, 694 kB, englisch)
- United States Missile Defense Agency (englisch)
- Boeing Multimedia Sea-Based X-band Radar Image Gallery (englisch)
- Sea-Based X-Band Radar Arrives in Pearl Harbor, 10. Januar 2006 (englisch)
- MDA announces arrival of SBX at Pearl Harbor, Hawaii (PDF-Datei, 82 kB, englisch)
- About Raytheon IDS (englisch)
Kategorien:- Radar
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