Chesapeake Bay

Chesapeake Bay
Karte der Chesapeake Bay

Die Chesapeake Bay ist die größte Flussmündung in den USA und eine der bedeutendsten Naturlandschaften Nordamerikas. Sie ist quasi ein Teil des Atlantiks, der von Virginia und Maryland umgeben ist.

Der Name Chesepiooc der Algonkin sprechenden Indianerstämme der Powhatan und Nanticoke bedeutete Mächtiger Fluss, reich an Fisch mit harter Schale. Kapitän John Smith, der den meisten aus der Pocahontas-Legende bekannt ist, erkundete die Bucht als erster Weißer 1608 und empfand die Bucht überwältigt als einen „Siedlungsplatz für Menschen, auf den sich Menschen und Himmel noch nie besser geeinigt“ hätten.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Anna B. Smith, ein typischer Schoner der Chesapeake Bay, 1915

Die Wasseroberfläche der Bucht grenzt an die US-Bundesstaaten Virginia und Maryland und bedeckt 12.000 km². Das Einzugsgebiet der Bay umfasst insgesamt 165.800 km²; darin enthalten sind der District of Columbia sowie Teile von sechs weiteren Bundesstaaten. Dabei handelt es sich neben Virginia und Maryland um New York, Pennsylvania, Delaware und West Virginia. Mehr als 150 Flüsse und Bäche münden in die Bucht, die selbst vom Susquehanna River im Norden bis zum Atlantischen Ozean im Süden 311 km lang ist. Im geologischen Sinne ist die Bucht eigentlich das ursprüngliche Tal des Susquehannas, in das sich der Fluss vor 15.000 Jahren während der letzten Eiszeit eingegraben hatte, als der Meeresspiegel ca. 100 m niedriger lag.

An ihrem engsten Punkt, in der Nähe von Annapolis, Maryland, ist die Bay nur 6,5 km breit und wird von der Bay Bridge überspannt. Nahe der Mündung stellt der Chesapeake Bay Bridge-Tunnel die Verkehrsverbindung her.

Der Krater

Karte des Kraters
Hauptartikel: Chesapeake-Bay-Krater

Im Eozän vor 35 Millionen Jahren wurde der Eingang der Bucht von einem Meteoriten getroffen. Der 85 km breite und 1,3 km tiefe Krater hat sein Zentrum acht Kilometer westlich von Cape Charles und wurde aufgrund seiner heute unterseeischen Lage erst 1993 bei Ölbohrungen entdeckt. Der Krater besteht aus Brekzien, die im Laufe der Zeit von einer 300 bis 500 Meter dicken Schicht Sedimente überlagert wurden. Diese Brekzien sind auch für die Unterbrechung der natürlichen Aquifer und den 1,5 Mal höheren Salzgehalt des Grundwassers verantwortlich. Den Bewohnern der betroffenen Gebiete war der hohe Salzgehalt schon lange bekannt. Größtenteils ist das Grundwasser unnutzbar, aber erst mit der Entdeckung des Kraters konnte dieser Sachverhalt erklärt werden.

Erste Hinweise auf den Krater gab es bei einer Bohrung im entfernten Atlantic City, bei der eine 20 cm dicke Schicht Auswurfmaterials gefunden wurde, die das Zeichen eines massiven Einschlags ist. Der Einschlag ist trotz seines frühen Auftretens höchstwahrscheinlich für die Entstehung der heutigen Bucht verantwortlich.

Charakteristik

Ansicht der Bay Bridge mit Möwen im Bildvordergrund

Über weite Strecken hinweg bildet das Ufer als Steilküste gleichsam die Falllinie vom höher gelegenen Piedmont-Plateau zur eigentlichen Küstenebene. In der Nähe des westlichen Ufers liegen die größten Städte und Häfen: Annapolis, Baltimore, Washington, D.C. sowie die Agglomeration um die Hampton Roads. Am zerklüfteten Ostufer gibt es nur kleinere Orte, malerische Fischerdörfer oder pittoreske Kleinstädte, in deren Marinas unzählige Yachten und die Boote der Fischer dümpeln. Auf der sich anschließenden und weitestgehend unter Naturschutz stehenden Delmarva-Halbinsel bildeten sich ausgedehnte Marschlandschaften, Sümpfe, Wälder und Weidegebiete aus.

Die Marschen werden regelmäßig von den Gezeiten überflutet, wobei ihre Gräser gegen das Salzwasser resistent sind. Diese besondere Landschaft bietet einen nährstoffreichen Schutz für diverse Vogelarten (Blaureiher, Weißkopfseeadler, Fischadler, kanadische Wildgänse, Störche, Tundraschwäne und etliche Zugvögel auf dem Weg in die Karibik) und für Fische (Flundern, Barsche, Alsen, Elritzen) sowie für Krebse und Austern.

Mündungsflüsse

Fischgründe im Wandel der Zeit

Ansicht der Bay Bridges der Chesapeake Bay
Satellitenfoto der Chesapeake Bay

Die Bucht war lange Zeit berühmt für ihre großartigen Fanggründe, insbesondere Meeresfrüchte wie Krabben, Venusmuscheln und Austern. Auch Diamantschildkröten, die gerne zu Suppe und Eintöpfen verarbeitet wurden, wurden hier in großem Maßstab gefangen.

Der Journalist H. L. Mencken aus Baltimore bezeichnete Anfang des 20. Jahrhunderts die Chesapeake Bay als „natürliche Proteinfabrik.[1] In jener Ära waren die wohlschmeckenden Austern (Crassotrea virginia) derart zahlreich, dass die Austernbänke als gefährliche Hindernisse bei dem oft nur zwei bis sechs Meter tiefen Wassers für die Schifffahrt in den Seekarten vermerkt wurden. Auf dem Zenit des Austernfangs Mitte des 19. Jahrhunderts lebten 7.000 Fischer von den Erträgen.

Heute sind aufgrund der jahrhundertelangen Überfischung, der Überdüngung durch die Landwirtschaft gerade an der Ostküste und die Umweltverschmutzung im Zuge der Urbanisierung speziell an der Westküste der Bucht die Bestände signifikant zurückgegangen. Dennoch ist sie zum heutigen Zeitpunkt immer noch die schalentierreichste Flussmündung der USA, was allerdings den amerikanischen Bemühungen kein gutes Zeugnis ausstellen sollte. Denn unter dem Strich hat das so genannte Chesaspeake Bay Agreement von 1987, in dem sich die Anrainerstaaten auf höhere Richtwerte zur Rettung der Bucht einigten, keine besondere Wirkung gezeigt, wenn man den ursprünglichen Bestand berücksichtigt. Zurzeit werden jährlich immer noch 45.000 Tonnen Krabbenfleisch aus der Chesapeake Bay gefischt, was die USA nach wie vor zum größten Krabbenfleisch-Exporteur der Welt macht.

Der frühere Gouverneur Marylands, Robert Ehrlich, hatte seinen Wahlkampf auch mit dem Thema Umweltschutz im Dienste der Chesaspeake Bay gewonnen. Für einen Republikaner war es ein ungewöhnliches Wahlkampfmotiv − aber Ehrlich zeigte sich damit seinem Heimatstaat instinktiv verbunden, was seine Wähler honorierten.

Sonstiges

Die Bucht war Schauplatz der gleichnamigen Seeschlacht von Chesapeake Bay 1781, in der die Französische Flotte die Royal Navy schlug, so dass die Landtruppen des britischen Generals Charles Cornwallis keine Unterstützung bekamen und letztendlich die USA ihre Unabhängigkeit von Großbritannien erreichten.

Aus der Gegend stammt auch die Hundezüchtung Chesapeake Bay Retriever.

Literatur

  • James A. Michener: Die Bucht (engl.: Chesapeake), zahlreiche Auflagen (belletristischer, aber kenntnisreicher Einblick in die ereignisreiche Geschichte der Chesapeake Bay).
  • Reisebericht des nach Amerika übergeschifften Herrn Hofrath Weber" (aus Chesapeak Bai, den 12. Juni 1834 und Baltimore, den 21. Juni 1834). In: Der Wanderer am Rheine und an der Mosel Nr. 9 vom 23. August 1834 und Nr. 10 vom 30. August 1834 (Online-Ausgabe dilibri Rheinland-Pfalz).

Weblinks

 Commons: Chesapeake Bay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Richard J. Dent: Chesapeake prehistory old traditions, new directions, New York: Plenum Press 1995, S. 1, ISBN 0-306-45028-3
37.248055555556-76.119444444444

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