- Seebach (Weinbergen)
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Seebach Gemeinde WeinbergenKoordinaten: 51° 10′ N, 10° 31′ O51.16444444444410.513611111111185Koordinaten: 51° 9′ 52″ N, 10° 30′ 49″ O Höhe: 185–200 m ü. NN Eingemeindung: 30. Juni 1994 Postleitzahl: 99998 Vorwahl: 03601 Seebach ist ein rechts der Unstrut gelegener, ländlich geprägter Ortsteil der Einheitsgemeinde Weinbergen im nordwestthüringischen Unstrut-Hainich-Kreis.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Lage
Seebach liegt nördlich des von Niederdorla kommenden Seebachs, eines linksseitigen Nebenbaches der Unstrut, in einer Höhenlage zwischen 190 und 195 m ü. NN. Die höchsten Erhebungen innerhalb der Gemarkung von Seebach sind der in die Ackerflur eingebettete Kobenberg (213,6 m ü. NN) im Süden und der an seinem Nordwestfuß bewaldete Kahle Berg 208,1 m ü. NN) im Südwesten.
Geologie
Der oberflächennahe geologische Untergrund des Ackerhügellandes um Seebach wird geprägt von den Gesteinen des Gipskeupers und der Bunten Mergel (Mittlerer Keuper). Den meist tonigen Gesteinen lagern besonders in Kuppenlage mächtige Lößlehmdecken auf. Im breiten Unstruttal im Osten sind Auelehme aufgeschlossen.
Geschichte
Der Ort wurde erstmals als Sebecke in einer Schenkungsurkunde des Grafen Erpho an das Stift Würzburg 859 erwähnt. Den Namen hat der Ort nach einem 1,5 km langen, längst verlandeten See erhalten. In dem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird Seebach vermutlich unter dem Namen Seobach als zehntpflichtiger Ort im Gau Friesenfeld genannt.
Der romanische Vorgängerbau der heutigen Johanniskirche wurde 1123 erbaut. Die Wasserburg wurde 1307 im Auftrag der Herren Albert und Hermann von Seebach errichtet. Sie wurde im Bauernkrieg 1525 zerstört. Der Grundbesitz ging 1527 an die Familie von Berlepsch. Die Burg wurde, besonders im 19. Jahrhundert und von 1911-1914, zum bis heute erhalten gebliebenen, mehrstöckigen Steinbau mit aufgesetztem Fachwerkbau umgebaut.
Der Einsatz des Schlossbesitzers und Berufsoffiziers Hans Freiherr von Berlepsch (1857 - 1933) für den wissenschaftlichen und praktischen Vogelschutz wurde 1908 mit der staatlichen Anerkennung durch die Königlich-Preußische Landesregierung als ornithologische "Versuchs- und Musterstation" auf seinem Gut gewürdigt. Der "Altmeister des deutschen Vogelschutzes" ruht seit 1933 in einem schlichten Grab auf dem Friedhof von Seebach. Seit 1936 darf die Einrichtung auf Schloss Seebach offiziell den Titel "Staatliche Vogelschutzwarte" führen.
1945 zog in das Schloss zunächst eine amerikanische, dann sowjetische Besatzung ein. Die Familie von Berlepsch wurde aufgrund der Bodenreform in der SBZ enteignet und verlor damit ihren Stammsitz Seebach. Beide Familien von Berlepsch mussten Seebach verlassen.
1946 konnte die "Ornithologische Forschungsstelle" in das untere Geschoss der Wasserburg einziehen. Sie wurde Unterabteilung des "Instituts für Pflanzenschutzforschung" der DDR in Kleinmachnow und hatte sich schwerpunktmäßig mit den Auswirkungen des großräumigen Einsatzes von toxischen Agrochemikalien in der DDR-Landwirtschaft auf die Vogelwelt und mit der "Schadvögel-Abwehr" zu beschäftigen. Als "traurige Phase in unserer Geschichte" bezeichnet der jetzige Leiter der Warte, Dr. Jaehne, die Untersuchung von 300 toxischen Wirkstoffen an einer eigens hierfür gehaltenen Kolonie von Japanwachteln.
Schloss Seebach wurde nach der Wende der dringend notwendigen, grundhaften Sanierung unterzogen.
Sehenswürdigkeiten
- Im Westen des Ortes befindet sich das Wasserschloss Seebach mit der darin befindlichen, seit 1908 bestehenden Vogelschutz-Station, seit 1936 Vogelschutzwarte, einer Außenstelle der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG). Das Schloss ist eingebettet in eine Parkanlage mit altem Baumbestand und Parkteich. Besichtigung möglich.
- In der Mitte des Ortes liegt die evangelische Kirche Sankt Johannis, die auf einem romanischen Vorgängerbau gegründet wurde.
- Auf dem Friedhof findet sich das Grab von Hans von Berlepsch, dem Begründer des deutschen Vogelschutzes
Wirtschaft
Seebach ist landwirtschaftlich geprägt. Die umliegenden Hügel werden überwiegend ackerbaulich genutzt. Im Nordosten des Ortes hat die Agrargenossenschaft Großengottern ihren Sitz, ein landwirtschaftlicher Großbetrieb mit 3700 ha Nutzfläche, sowie eine Verkaufsstelle des angeschlossenen Nahrungsmittelbetriebes. Westlich des Ortes befindet sich eine große Stallanlage mit Biogasanlage.
Im Gewerbegebiet im Nordosten ist auch ein Automobil-Verwertungsbetrieb ansässig. Im östlichen Ortsteil befindet sich ein Betrieb zur Herstellung von Sauerkonserven, insbesondere von Fass-Sauerkraut. Der Weißkohl wird dafür in der Unstrutaue und auf den Lössböden der Keuperhügel auf Seebacher Gemarkung und in der näheren Umgebung angebaut. Die Sonderkulturen benötigen viel Wasser, das sie zu Dürrezeiten aus dem zu Bewässerungszwecken westlich des Ortes angelegten Speicher Seebach-Oppershausen erhalten. Der Speichersee ist mit 5 Mio. m³ Fassungsvermögen einer der größten Speicherseen des Innerthüringischen Ackerhügellandes.
Verkehr
Der Ort wird im Osten von der B 247 tangiert. Am Bahnhof Seebach nordöstlich der Ortslage befindet sich ein Haltepunkt der Erfurter Bahn. Mit einer Landstraße 2. Ordnung (L 2101) ist Seebach an den im Norden gelegenen Ortsteil Höngeda angeschlossen. Im Süden läuft die Landstraße weiter nach Heroldishausen und mündet in die Landstraße 2100 zwischen Großengottern und Mülverstedt.
Sonstiges
- Das Jubiläum 100 Jahre Vogelschutzwarte in Seebach wurde mit einer Sonderbriefmarke gewürdigt.
- Als Zeugnisse eines oft derben Volkshumors bildeten sich bereits vor Jahrhunderten Besonderheiten des jeweiligen Dorfes charakterisierende Neck- und Spitznamen heraus. Demnach lebten hier im Ort die Seebacher Nauler - Seebacher Nagler.[1]
Einzelnachweise
- ↑ Rolf Aulepp: Spitznamen der Orte und ihrer Bewohner im Kreise Mühlhausen. In: Eichsfelder Heimathefte, Heft 1, Heiligenstadt 1987, S. 78-83.
Weblinks
Commons: Seebach (Weinbergen) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Ort im Unstrut-Hainich-Kreis
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