- Berlepsch (Adelsgeschlecht)
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Berlepsch, ist der Name eines alten ursprünglich niedersächsischen Adelsgeschlechts. Die Familie, deren Zweige zum Teil bis heute bestehen, gehört zum Uradel im Leinegau. Später gelangten die Herren von Berlepsch vor allem in Hessen, aber auch in Thüringen, Sachsen und Westfalen zu Besitz und Ansehen. Die Mitglieder der Familie von Berlepsch, welche Grundbesitz in Hessen haben, sind bis in die Gegenwart in der Althessischen Ritterschaft immatrikuliert.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Herkunft
Einer alten Überlieferung nach soll das Geschlecht aus Mähren, an der ungarischen Grenze kommen und im 11. Jahrhundert nach Niedersachsen und später nach Hessen gelangt sein [1].
Erstmals erwähnt wird das Geschlecht mit Cunradus de Berleibisin in einer am 25. Februar 1233 datierten Urkunde [2]. Die ununterbrochene Stammreihe der Familie beginnt mit dem Ritter Konrad von Berlepsch, der 1271 verstarb. Ältere Schreibweisen des Namens waren auch Berleibisin, Berleybischin und Berlevessen [3].
Namen gebendes Stammhaus war Berlevessen, heute Barlissen, ein Ortsteil der Gemeinde Jühnde in Süd-Niedersachsen im Landkreis Göttingen [4]. Späterer Stammsitz wurde das Schloss Berlepsch bei Witzenhausen an der Werra, das 1370 errichtet wurde und bis heute im Familienbesitz ist [1].
Ausbreitung und Persönlichkeiten
Bereits 1369 erhielt Arnold von Berlepsch das erbliche Amt eines Kämmerers der Landgrafen von Hessen, das bis in die Gegenwart in der Familie verblieb [5]. Seit diesem Jahr bekleidete jeweils der älteste, in Hessen landsässige, Berlepsch das Amt des Erbkämmerers von Hessen, eines der vier höchsten Hofämter im Hessischen Adel. Johann von Berlepsch war Kommandant auf der Wartburg, als Martin Luther dort, auf der Rückreise vom Wormser Reichstag, in Sicherheit gebracht wurde. Sittich von Berlepsch, Geheimrat von drei sächsischen Kurfürsten, erhielt mehrere Gesandtschaften, die er so geschickt ausführte, dass Kaiser Maximilian auf den Reichstag erklärte, „er wünsche seinen ganzen Reichsrat mit dergleichen weisen und tapferen Berlepschen zu besetzen“ [1].
Sein Sohn Erich Volkmar von Berlepsch († 1589) wurde ebenfalls kursächsischer Geheimrat, Oberhauptmann in Thüringen und Oberhofrichter zu Leipzig. Curt Thilo von Berlepsch, sein jüngster Bruder, starb 1589 als kursächsischer Rat und Oberaufseher der Grafschaft Mansfeld. Von ihm stammte Sittich von Berlepsch, Herr auf Thomasbrücken, ab, der vier Söhne hatte, von denen der jüngste, Wilhelm Ludwig von Berlepsch, 1679 verstarb. Aus seiner Ehe mit Gertrud Wolff von Gudenberg stammen die Söhne Sittich Herbold und Peter Philipp. Nach seinem Tod kam Gertrud (Maria Josephe Gertrud) nach Düsseldorf und stand bei der pfalzgräflich neuburgischen Prinzessin Maria Anna in höchster Gunst. Nach der Hochzeit der Prinzessin mit Karl II. von Spanien ging sie mit ihr nach Spanien und gewann dort großen Einfluss auf die Regierung des Königreiches. Nach dem Tod von König Karl II. kaufte sie vom Grafen von Croy die reichsfreie Herrschaft und Schloss Myllendonk bei Mönchengladbach und wurde 1705 mit ihren beiden Söhnen in den Reichsgrafenstand erhoben. 1706 wurde sie gefürstete Äbtissin des weltlichen Damenstifts in der Prager Neustadt.
Sohn Peter Philipp Graf von Berlepsch, der bereits am 8. August 1695 zusammen mit seiner Mutter seinem Bruder den Reichsfreiherrenstand erhielt, wurde 1697 kaiserlicher Hofrat und 1699 königlich spanischer Gesandter am kaiserlichen Hof. Er erhielt vom spanischen König Karl II. eine reiche Abtei in Sizilien, starb aber bereits 1720 im Alter von 46 Jahren. Sein Bruder Graf Sittig Herbold von Berlepsch erhielt von der Mutter die Herrschaft Myllendonk und wurde kaiserlicher Kämmerer [1].
Ludwig Hermann Freiherr von Berlepsch (* 25. Januar 1782; † 5. April 1845) war kurhessischer Generalmajor und Erbkämmerer. Seine Tochter, Karoline von Berlepsch (* 1820; † 1877), aus der Ehe mit Melusine von Kruse, heiratete in morganatischer Ehe den Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen-Kassel. Sie erhielt vom Kurfürsten 1844 den Titel einer Baronin von Bergen und 1846 den österreichischen Titel einer Gräfin von Bergen.
Die Familie war vor allem in Kurhessen reich begütert. Bei Göttingen war ein Streulehn in Familienbesitz. In der späteren preußischen Provinz Hannover waren Angehörige des Geschlechts im Landkreis Northeim und im Landkreis Langensalza zu Welsbach besitzlich. Im Königreich Sachsen war unter anderem Proschwitz (heute Ortsteil von Meißen) im Besitz bzw. Teilbesitz der Familie [1].
Der Geschlechterverband der Grafen und Freiherren von Berlepsch hält alle zwei Jahre Familientage ab.
Standeserhebungen
Die bereits genannten Standeserhebungen werden hier nicht mehr aufgeführt.
Am 27. August 1869 zu Berlin erhielt Karl von Berlepsch den preußischen Grafenstand nach dem Recht der Erstgeburt (Primogenitur) am Besitz des Majorats Berlepsch. Am 18. September 1878 zu Potsdam Neues Palais ist dem Nachgeborenen des ersten Grafen die Führung des Freiherrentitels durch Allerhöchste Kabinettsorder gestattet [3].
Hans von Berlepsch, königlich preußischer Landrat und späterer Staatsminister, erhielt zusammen mit seinem Bruder Richard von Berlepsch, königlich sächsischer Premierleutnant außer Dienst, am 24. Februar 1876 zu Berlin durch Heroldsamtsreskript, eine preußische Anerkennung zur Führung des Freiherrentitels. Ebenfalls eine preußische Anerkennung zur Führung des Freiherrentitels erhielt Rudolf von Berlepsch auf Seebach und Großgottern im Landkreis Langensalza, am 5. Oktober 1881 zu Baden-Baden durch Allerhöchste Kabinettsorder [3].
Am 26. Februar 1909 zu Dresden wurde Hans von Berlepsch, königlich sächsischer Kammerherr, Major zur Disposition und Hofmarschall des Prinzen Johann Georg von Sachsen, in den königlich sächsischen Freiherrenstand erhoben. Eine Eintragung in das sächsische Adelsbuch unter der Nummer 341 erfolgte am 12. November 1910. Am 15. November 1910 wurde Otto Berlepsch, Bahnmeister, in das königlich sächsische Adelsbuch unter der Nummer 342 eingetragen [3].
Wappen
Stammwappen
Das Stammwappen zeigt in Gold fünf (2:2:1) rot bewehrte grüne Sittiche mit roten Halsbändern. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken zwei rote, unten spitz zusammengesetzte Stäbe (Spickel), deren jeder eine silberne, oben mit sieben schwarzen Hahnenfedern besteckte Kugel trägt.
Geviertes Wappen
Später wurde ein geviertes Wappen mit zwei Helmen gebräuchlich. 1 und 4 das Stammwappen, 2 und 3 in Schwarz drei goldene Sparren übereinander. Rechts der Stammhelm, auf dem linken Helm mit schwarz-goldenen Helmdecken zwei schwarze Büffelhörner, je belegt mit den drei goldenen Sparren.
Das gevierte Wappen ist erst im 17. Jahrhundert aufgekommen. Erich Volkmar von Berlepsch († 1589) führt noch das ursprüngliche Stammwappen. Auch Johann Siebmacher zeigt in seiner ersten Ausgabe des Wappenbuches (1605) nur das einfache Wappen [1].
Namensträger
- August Freiherr von Berlepsch (* 1815; † 1877), Erfinder der beweglichen Bienenwabe und damit Begründer der modernen Imkerei
- August Adolph Freiherr von Berlepsch (* 1790; † 1867), königlich sächsischer Oberlandforstmeister
- Burkhardt von Berlepsch (* 1619; † 1691), Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft „der Kurzweilige“
- Dietrich Otto Freiherr von Berlepsch (* 1823; † 1896), Präsident des Landeskonsistoriums der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens
- Emilie von Berlepsch (geb. von Oppel; * 1755; † 1830), deutsche Schriftstellerin
- Erich Volkmar von Berlepsch (*um 1525; † 1589), Oberhofrichter, Amtshauptmann, Gesandter von 3 Kurfürsten
- Friedrich Ludwig Freiherr von Berlepsch (* 1749; † 1818), hannoverscher Hofrichter, Land- und Schatzrat und Publizist, Jurist
- Georg Freiherr von Berlepsch, befehligte beim Unternehmen Eiche am 12. September 1943 die zur Befreiung Mussolinis eingesetzte 1. Kompanie des Falschirmjäger-Lehr-Bataillon.
- Hans von Berlepsch (*um 1480; † 1533), Amtmann der Wartburg, beherbergte Martin Luther 300 Tage auf der Wartburg
- Hans Freiherr von Berlepsch (* 1857; † 1933), Begründer des wissenschaftlichen Vogelschutzes
- Hans Graf von Berlepsch (* 1850; † 1915), Ornithologe, Forscher und Wissenschaftler
- Hans Eduard von Berlepsch-Valendas (* 1849; † 1921), Schweizer Architekt und Maler
- Hans Hermann Freiherr von Berlepsch (* 1843; † 1926), preußischer Staatsminister, Jurist, Politiker und Sozialreformer
- Hartmann von Berlepsch (* 1601; † 1671), Rittmeister, Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft „der Gebrauchte“
- Heinrich Moritz von Berlepsch (* 1736; † 1809), sächsischer Kammerherr und Landkomtur der Ballei Thüringen
- Karl Graf von Berlepsch (* 1882; † 1955), Heimatdichter und Schriftsteller
- Karl Graf von Berlepsch (* 1821; † 1893), Erbkämmerer von Kurhessen und Mitglied des preußischen Herrenhaus
- Karoline von Berlepsch (* 1820; † 1877), Gräfin von Bergen, war die dritte Gattin des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen-Kassel
- Maria Goswina von Berlepsch (* 1845; † 1916), Tochter von H.A. von Berlepsch, Schriftstellerin
- Otto Wilhelm von Berlepsch (* 1618; † 1683), Sächsischer General, Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft „der Nahgehende“
- Tilo Freiherr von Berlepsch (* 1913; † 1991), Schauspieler
Schriftliche Überlieferung
Das Archiv der Familie von Berlepsch wird im Hessischen Staatsarchiv Marburg als Depositum verwahrt und umfasst 311 Urkunden mit einer Laufzeit von 1369 bis 1829 (Best. Urk. 92) und 24 laufende Meter Aktenschriftgut mit einer Laufzeit vom 14. Jahrhundert bis zum frühen 20. Jahrhundert (Best. 340 v. Berlepsch). Der Bestand ist vollständig erschlossen und ist online recherchierbar. [6]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Band 6, Seite 353–355
- ↑ Hessisches Staatsarchiv Marburg
- ↑ a b c d Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band I, Band 53 der Gesamtreihe, Seite 344
- ↑ Otto Hupp: Münchener Kalender 1915. Seite 27
- ↑ www.v.berlepsch.de
- ↑ Übersicht über den Bestand "Familien-, Herrschafts- und Gutsarchiv v. Berlepsch" Hessisches Archiv-Dokumentations- und Informations-System. Abgerufen am 27. Mai 2011
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band I, Band 53 der Gesamtreihe, Seite 344 C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1972, ISSN 0435-2408
- Anton Büdel: Berlepsch. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 94.
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1915. Verlagsanstalt Buch u. Kunstdruckerei AG, München / Regensburg 1915.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 1, Friedrich Voigt's Buchhandlung, Leipzig 1859, Seite 353-355. (Digitalisat)
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Band 1, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1836, Seite 218. (Digitalisat)
- Stammbuch der Althessischen Ritterschaft, Stammtafel von Berlepsch zu Uhrleben, Großengottern, Thomasbrück, Roßla, Eichenzell, Weseritz etc. Tafel II
- Arno Trübenbach: Beiträge zur Geschichte der Dörfer des Kreises Langensalza, 1941, S. 160-162
- Steffen Arndt und Wilhelm A. Eckhardt (Bearb.): Familien-, Herrschafts- und Gutsarchiv v. Berlepsch. (Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Marburg), Marburg 2008.
Weblinks
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