Zerstörerflottille

Zerstörerflottille

Die Zerstörerflottille (ZFltl) war ein Großverband der Deutschen Marine. Sie wurde 1958 als Kommando der Zerstörer aufgestellt und 2006 in Einsatzflottille 2 umbenannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Einsätze

Flagge eines Flottillenadmirals als Kommandeur der Zerstörerflottille

Im Rahmen des Aufbaus der damaligen Bundesmarine wurde das Kommando der Zerstörer am 1. April 1958 in Bremerhaven aufgestellt. Es unterstand als Typkommando für alle Zerstörer und Fregatten dem damaligen Kommando der Seestreitkräfte, das später zunächst in Kommando der Flotte, dann in Flottenkommando umbenannt wurde. Diese Unterstellung blieb durchgehend auch nach der Umbenennung in Zerstörerflottille 1967 erhalten.

Die Flottille wurde in den ersten Jahren von einem Kapitän zur See, später von einem Flottillenadmiral geführt. Der Stab wechselte mehrfach den Standort und verlegte am 20. März 1961 zunächst von Bremerhaven nach Eckernförde, am 1. März 1966 nach Kiel und am 1.Oktober 1982 nach Wilhelmshaven. 1994 wurden die verbliebenen Anteile der vormaligen Versorgungsflottille aufgenommen und ab 1996 im Trossgeschwader zusammengefasst. Am 29. Juni 2006 wurde die Zerstörerflottille in Einsatzflottille 2 umbenannt.

Schiffe der Zfltl waren an vielen Auslandseinsätzen der Marine beteiligt. Bereits während des Ersten Golfkriegs hatten die Verbündeten 1987 so viele Schiffe aus dem Mittelmeer in die Golfregion verlegt, dass die Bundesmarine mit einem Verband aushelfen musste, ein mögliches Machtvakuum im Mittelmeer auszugleichen. Dieser Verband bestand aus dem Zerstörer Mölders, der Fregatte Lübeck und dem Versorger Freiburg.

Um während des Zweiten Golfkriegs die Präsenz von NATO-Kräften im Mittelmeer zu verstärken, entsandte die Marine am 21. Januar 1991 einen aus je zwei Zerstörern (Schleswig-Holstein, Mölders), Fregatten (Köln, Augsburg) und Versorgungsschiffen (Glücksburg, Eifel) bestehenden Verband unter Führung des KdZ ins Mittelmeer.[1] Der Verband hatte einen Ausbildungs- und Aufklärungsauftrag, bei dem es unter anderem darum ging, während des Golfkonflikts ein Signal der NATO an die nordafrikanischen Staaten zu senden.[2]

Nach Ausbruch der ersten bewaffneten Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien begann die NATO 1992 mit Überwachungsoperationen in der Adria. Das erste Schiff der Deutschen Marine in der Adria war 1992 der Zerstörer Bayern. Auf Grundlage verschiedener Resolutionen der Vereinten Nationen wurde aus der Überwachungsoperation der Embargoeinsatz Operation Sharp Guard, an der sich bis 1996 stets ein bis zwei Schiffe der ZFltl beteiligten.

1994 evakuierten die Fregatten Köln und Karlsruhe, unterstützt durch den Versorger Nienburg und den Tanker Spessart, im Rahmen der Operation Southern Cross den Deutschen Unterstützungsverband Somalia des Heeres aus Mogadischu.

Seit 2002 beteiligten sich permanent Fregatten und Versorgungsschiffe der ZFltl an der Operation Enduring Freedom am Horn von Afrika, wobei zeitweise der KdZ als nationaler und internationaler Verbandsführer eingesetzt war.

(Zur Geschichte der einzelnen Geschwader s.u. Unterstellte Verbände)

Organisation

Dem Kommandeur der Zerstörerflottille (KdZ) waren mehrere Geschwader unterstellt, deren Anzahl und Bezeichnung im Laufe der Jahre mehrfach gewechselt hat. Zur Flottille gehörten neben den Zerstörern und Fregatten zeitweise auch U-Jagd-Boote, Aufklärungsschiffe und später Versorgungsschiffe. Zur Unterstützung des KdZ diente der Flottillenstab.

Die Geschwaderstäbe bildeten ursprünglich selbständige Führungselemente auf der Regimentsebene (Flottendienstgeschwader zeitweise Bataillonsebene). 1994 fand im Rahmen der Neuausrichtung der Marine nach der Wiedervereinigung eine größere Reorganisation der Stäbe statt. Dabei wurden die Geschwaderstäbe bis auf den Stab des in Kiel verbliebenen 1. Zerstörergeschwaders (1. ZG) in den Flottillenstab eingegliedert und stark verkleinert. Der Flottillenstab übernahm alle administrativen Aufgaben, während den Geschwaderkommandeuren nur ein kleines Führungselement verblieb, das als Kern eines Verbandsstabes in See dienen konnte. Mit der Außerdienststellung des 1. ZG und der Aufstellung des 1. Fregattengeschwaders (1. FG) in Wilhelmshaven Ende 2003 wurde eine einheitliche Organisation hergestellt.

Im Vorbereitung der Umbenennung in Einsatzflottille 2 wurde die Organisation ab Anfang 2006 noch einmal verändert. Die Fregatten wurden in zwei Geschwadern zusammengefasst, während das Trossgeschwader unverändert bestehen blieb. Zugleich wurde im Flottillenstab ein Element Einsatzstab geschaffen, das den KdZ bei der Führung von Verbänden in See unterstützen soll. Die Geschwaderstäbe erhielten als zusätzliche Aufgabe die Führung der neu aufgestellten Personalergänzung, die die Besatzungen im Einsatz entlasten soll. Den Geschwadern unterstanden außer den aktiven Schiffen auch In- und Außerdienststellungskommandos, so dass es zwar vorübergehend Geschwader ohne aktive Schiffe aber nicht ohne unterstellte Einheiten gegeben hat.

Kommandeure

Nr. Dienstgrad Name Beginn des Kommandos Ende des Kommandos Bemerkungen
21 Kapitän zur See (KzS)/Flottillenadmiral (FA) Hans-Jochen Witthauer 2004 2006 anschließend Kommandeur Einsatzflottille 2
20 KzS/FA Rolf Schmitz 2003 2004
19 FA Gottfried Hoch 2001 2003
18 FA Christoph Diehl 1998 2001
17 FA Frank Ropers 1996 1998 später Deutscher Militärischer Vertreter beim NATO-Militärausschuss
16 KzS/FA Lutz Feldt 1995 1996 später Inspekteur der Marine
15 FA Dieter Hülsemann 1992 1995
14 FA Klaus-Dieter Laudien 1990 1992
13 KzS/FA Hans-Rudolf Boehmer 1988 1990 später Inspekteur der Marine
12 KzS/FA Konrad Ehrensberger 1985 1988
11 FA Franz-Dieter Braun 1983 1985 später Befehlshaber der Flotte
10 FA Hans-Joachim Mann 1981 1983 später Inspekteur der Marine
9 FA Hein-Peter Weyher 1978 1981 später Inspekteur der Marine
8 FA Klaus-Jürgen Thäter 1975 1978
7 KzS/FA Joachim von Holleuffer 1972 1975
6 KzS/FA Erwin Rau 1970 1972
5 KzS/FA Paul Hartwig 1968 1970 später Befehlshaber der Flotte
4 KzS Theodor von Mutius 1964 1968 1. Januar 1967 Umbenennung in Zerstörerflottille
3 KzS Günter Kuhnke 1962 1964 später Amtschef des Marineamts
2 KzS Hans Dominik 1960 1962
1 KzS Heinz Peters 1958 1960

Unterstellte Verbände

Zerstörergeschwader

1. Zerstörergeschwader

Zerstörer „Lütjens“, Klasse 103B

Das 1. Zerstörergeschwader (1. ZG) wurde am 1. September 1958 in Kiel aufgestellt. Ihm unterstanden drei aus den USA als Leihgabe zur Verfügung gestellte Zerstörer der Fletcher-Klasse (deutsche Bezeichnung: Klasse 119), die während des Zweiten Weltkriegs gebaut worden waren. Diese Schiffe bildeten zusammen mit ihren Schwesterschiffen im 3. ZG den Grundstock für den Aufbau der neuen Zerstörerwaffe der Bundesmarine.

1964-65 waren dem Geschwader zeitweise die in Erprobung befindlichen neuen Zerstörer Hamburg und Schleswig-Holstein unterstellt, bevor das 2. ZG aufgestellt wurde. 1967 wurde der Zerstörer 1 vorübergehend außer Dienst gestellt. Am 31. März 1968 wurde das 1. ZG außer Dienst gestellt, Zerstörer 2 an das 3. ZG und Zerstörer 3 an das Flottendienstgeschwader abgegeben.

Am 1. April 1969 wurde das 1. ZG neu aufgestellt, um die neuen Zerstörer der Klasse 103 (Lütjens-Klasse) aufzunehmen. Diese drei in den USA für deutsche Rechnung gebauten Schiffe der Charles F. Adams-Klasse liefen zwischen 1969 und 1971 zu. Sie blieben bis zu ihrer Außerdienststellung (Rommel 1998, Mölders und Lütjens 2003) im 1. ZG. Im Laufe der Zeit wurden sie zweimal in größerem Umfang modernisiert und trugen dann die Bezeichnungen Klasse 103A und 103B.

1981 unterstanden dem Geschwader nach der Auflösung des 3. ZG für kurze Zeit Zerstörer 2 und Zerstörer 5, die anschließend an die griechische Marine abgegeben wurden. Das 1. ZG wurde im Dezember 2003 aufgelöst, die Tradition übernahm das 1. Fregattengeschwader.

2. Zerstörergeschwader

Zerstörer „Schleswig-Holstein“, Klasse 101A

Das 2. ZG wurde am 1. April 1965 in Wilhelmshaven aufgestellt, um die Zerstörer der Klasse 101 (Hamburg-Klasse) aufzunehmen. Bei der Aufstellung wurden die beiden bereits in Dienst befindlichen Schiffe Hamburg und Schleswig-Holstein vom 1. ZG übernommen. Bayern lief 1965 zu, Hessen mit Verspätung erst 1968.

Zwischen 1974 und 1977 wurden die Schiffe zur Klasse 101A umgebaut und erhielten Seeziel-Flugkörper und modernere Elektronik. Hessen wurde 1990 außer Dienst gestellt, die anderen Schiffe folgten zwischen 1993 und 1994. Das 2. ZG wurde am 27. September 1994 aufgelöst, die Tradition übernahm das 6. Fregattengeschwader.


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