- Marinesicherung
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Die Marineschutzkräfte (MSK) sind ein infanteristischer Verband der Deutschen Marine, der am 1. April 2005 aufgestellt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Die Marineschutzkräfte haben Bataillonsstärke und sind in Eckernförde an der Ostsee stationiert. Das Bataillon untersteht der Einsatzflottille 1. Die Ausbildung findet an der Marineunteroffizierschule in Plön statt.
Auftrag
Zu den Hauptaufgaben zählen:
- "Land- und seeseitiger Schutz der Einheiten der Deutschen Marine und deren Einrichtungen an Land, in Häfen, auf Reeden und in küstennahen Gewässern im In- und Ausland"
- "Beratung der Führungsebenen vor Ort"
- "Informationsgewinnung durch Feldnachrichtenkräfte der Marine zur Unterstützung des Operativen Schutzes sowie zur Vorbereitung und Unterstützung des Einsatzes von See- und Seeluftstreitkräften"
- "Unterstützung bei Aufbau und Betrieb sowie Schutz eines Abstützpunktes Marine (APM)"
- "Schutz von Straßentransporten im In- und Ausland im Rahmen der Einsatzunterstützung"
Weitere Nebenaufgaben sind:
- "Unterstützung von Speziellen Operationen"
- "Durchführen der Kampfmittelerkundung (EOR)"
- "Durchführen von ABC-Abwehrmaßnahmen an Land"
- "Unterstützung bei der Beweissicherung"
- "Unterstützung fremder Streitkräfte in Deutschland im Rahmen des Host Nation Support (HNS)"
- "Unterstützung im Rahmen der Humanitären Hilfe (Disaster Relief)"
Organisation
Die MSK haben die Truppenstärke eines Bataillons. Dieses umfasst neben einer vergleichsweise kleinen Stabs- und Versorgungskompanie drei Einsatzkompanien sowie einen Feldnachrichtenzug.
Gliederung
- Bataillon Marineschutzkräfte (MSK)
- Stabs- und Versorgungskompanie
- 1. Kompanie
- 2. Kompanie
- 3. Kompanie
- Feldnachrichtenzug
Gliederung Kompanie
Jede der drei Kompanien gliedert sich neben einer Kompanieführungsgruppe und vier Züge: der I. Zug ist mit schweren Waffensystemen zur Feuerunterstützung ausgestattet. Dazu gehören Panzerabwehrwaffen (MILAN), das schwere Maschinengewehr, die Granatmaschinenwaffe sowie Scharfschützen. Der II. und III. Zug sind die beiden Infanteriezüge und dementsprechend gegliedert. Der IV. Zug verfügt über spezialisierte Fähigkeiten. Dazu gehört die Flugabwehr via Stinger, Boote, Unterwassersensoren sowie Mobile Überwachungstechnik.
Personal
Das Bataillon Marineschutzkräfte umfasst 496 Dienstposten, überwiegend Zeit- und Berufssoldaten. Diese sind wie folgt aufgeteilt:
- 52 Dienstposten in der Stabs- und Versorgungskompanie
- 136 Dienstposten je Einsatzkompanie (3x)
- 36 Dienstposten im Feldnachrichtenzug Marine
Mit der Zunahme an (Auslands-)Einsätzen besteht ein erhöhter Bedarf an Nachwuchs (in erster Linie SaZ und FWDL).
Ausbildung
Die dreimonatige Allgemeine Grundausbildung (AGA) findet an der Marineunteroffizierschule, durchgeführt von der 6. Inspektion, in Plön statt. Es folgt die sechsmonatige Vollausbildung bei den Marineschutzkräften in Eckernförde. Diese umfasst u.a. Aufenthalte auf verschiedenen Truppenübungsplätzen sowie Truppenschulen des Heeres, wie der Gebirgs- und Winterkampfschule in Mittenwald oder der Infanterieschule in Hammelburg.
Die militärfachliche Ausbildung wird durch die 8. Inspektion der Marineunteroffizierschule wahrgenommen.
Geschichte
Seebataillon
Die Geschichte der heutigen Marineschutzkräfte geht zurück auf die Gründung des Marinepionierbatallions im Jahre 1958 in Sengwarden (Friesland) bei Wilhelmshaven. Es unterstand bis zur Aufstellung des Kommandos der Amphibischen Streitkräfte, der späteren Amphibischen Gruppe dem Kommando der Zerstörer. Bereits nach einem Jahr erhielt der Verband den traditionsreichen Namen Seebataillon (1959-1965 und 1988-1990). Mit dieser Namensgebung wurde an das 1852 in Stettin gegründete erste Seebataillon Deutschlands der Königlich Preußische Marine erinnert. Als weiterer Stützpunkt kam 1961 die ostfriesische Insel Borkum hinzu. Das Seebataillon hatte den Auftrag, Strand- und Küstenabschnitte für anlandende Truppen von der Größe einer Brigade vorzubereiten. Es gliederte sich in die folgenden Einheiten:
- Stabskompanie
- Strandmeisterkompanie
- Strandpionierkompanie
- Bootskompanie
Die Planungen der damaligen Zeiten sahen die Aufstellung eines zweiten Seebataillons vor. Eine Realisierung dieses Vorhaben fand nicht statt. Aufgrund neuer sicherheitspolitischer Rahmenrichtlinien wurde das Seebataillon als solches bereits 1965 in Borkum wieder aufgelöst.
Strandmeisterkompanie
Bis Anfang der 1990er Jahre war die Strandmeisterkompanie neben den Waffentauchern die einzige Einheit in der Marine, die in der Tradition der Marineinfanterie stand. 1972 verlegten die Strandmeister von Borkum nach Emden. 1974 erfolgte ein weiterer Umzug von dort nach Eckernförde an der Ostsee. Als kurzzeitiger Truppenversuch wurde vom 16. Dezember 1988 bis zum 30. September 1990 das Seebataillon erneut aufgestellt.
Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts und den sich damit ergebenen neuen sicherheitspolitischen Ausrichtung der Bundeswehr, wurde die Strandmeisterkompanie 1993 aufgelöst.
Sicherungseinheiten
Ab den 1960er Jahren begann die damalige Bundesmarine, Sicherungseinheiten zum Schutz ihrer Einrichtungen an Land aufzustellen. Den Marinefliegergeschwadern in Kropp, Nordholz und Tarp wurden dazu sogenannte Bodenverteidigungsstaffeln unterstellt (ab den 1970er Jahren Horstsicherungsstaffeln, später Marinesicherungskompanien).
Dem Marinefliegergeschwader 1 unterstand bis kurz vor dessen Auflösung die 1. schwere Marinesicherungskompanie (Schwerpunkt Fliegerabwehr) als aktive Einheit sowie die 2. Marinesicherungskompanie als nichtaktive Geräteeinheit.
Im folgenden Jahrzehnt erhielten die Marinestützpunkte an der Ostseeküste (Flensburg, Kiel und Olpenitz) Stützpunktsicherungsgruppen mit gleichem Auftrag (später umbenannt in Marinesicherungskompanien).
Am 1. April 1991 wurden alle Einheiten zusammengefasst und gingen in den neu aufgestellten Marinesicherungsbataillonen auf.
Marinesicherungsbataillone
Seit 1991 stellte man Marinesicherungsbataillone zum Schutz von Marineanlagen im Inland: drei aktive und zwei nicht aktive Bataillone.
- Marinesicherungsbataillon 1, Glückstadt (1991-2001), später Eckernförde (2001-2005)
- Marinesicherungsbataillon 2 (nicht aktiv)
- Marinesicherungsbataillon 3, Rostock (1991-1996), später Seeth (1996-2001)
- gebildet aus Teilen des ehemaligen Küstenverteidigungsregimentes 18 der NVA
- Marinesicherungsbataillon 4 (nicht aktiv)
- Marinesicherungsbataillon 5, Glückstadt (1991-1994)
1996 wurde das Marinesicherungsregiment mit Sitz in Glücksstadt aufgestellt. Es führte alle Verbände bis zur Außerdienststellung 2001. Die beiden nichtaktiven Marinesicherungsbataillon 2 und 4 unterstanden der Marineunteroffierschule in Plön.
Marinesicherungsbataillon 1
Das Marinesicherungsbataillon 1 existierte mit einer Truppenstärke von etwa 500 Soldaten bis zum 31. März 2005.
Zu seinen letzten Einsätzen gehörte der Schutz US-amerikanischer Einrichtungen in Süddeutschland im Jahre 2003. Dazu wurde das Bataillon um drei weitere auf nun sieben Kompanien aufgestockt. Dessen Personal rekrutierte sich u.a. aus Angehörigen des im gleichen Jahr aufgelösten 3. Schnellbootgeschwaders.
Marineschutzkräfte
Am 1. April 2005 entstanden im Rahmen der Transformation der Bundeswehr die Marineschutzkräfte. Fortan gehören sie zur Einsatzflottille 1.
Weitere Einheiten mit Bezug zur Verwendungsreihe 76
Den Spezialisierten Einsatzkräften der Marine (SEKM) mit Sitz in Eckernförde ist eine Boarding-Kompanie (1./SEKM) unterstellt, die sich aus den Reihen des Marinesicherungsdienstes rekrutierte.
Des Weiteren ist die 4. Kompanie (Protokoll- und Sicherungskompanie) des Wachbataillons BMVg der Marine zugeordnet. Die Ausbildung der Soldaten wird allerdings vom Wachbataillon selbst übernommen.
Einsätze
Die Marineschutzkräfte haben trotz der relativ kurzen Zeit ihres Bestehens schon an zahlreichen Einsätzen im In- und Ausland teilgenommen.
Ausland
- Afghanistan: 8. Kontingent ISAF (ein Infanteriezug)
- Bosnien-Herzegowina: Einsatz im Rahmen von EUFOR
- Dschibuti: Einsatz im Rahmen von OEF
- Horn von Afrika: Einsatz im Rahmen der EU-geführten Operation Atalanta
- Kosovo: Einsatz im Rahmen von KFOR
- Libanon: Mobile Protection Elements (MPE) zum Schutz der schwimmenden Einheiten während des UNIFIL-Einsatzes
- Zypern: Harbour Protection Element (HPE) in Limassol zur Sicherung des Anlaufhafens des deutschen UNIFIL-Kontingents
Inland
- Schutz US-amerikanischer Einrichtungen im Rahmen des Host Nation Supports 2003
- Schutz US-amerikanischer Schiffe bei der Kieler Woche
Ausrüstung
Systeme
- System Infanterist der Zukunft
- Soldat im Einsatz
Handwaffen
- Pistole P8
- Granatpistole 40mm
- Maschinenpistole MP7 A1
- Leichtes Maschinengewehr MG4
- Scharfschützengewehr G82
- Scharfschützengewehr G22
- Sturmgewehr G36
- Anbaugerät AG36
Sonstige Feuerwaffen
- Panzerfaust 3
- Panzerabwehrwaffe MILAN
- Schwere Panzerfaust
- Fliegerfaust Stinger
- Granatmaschinenwaffe 40x53 mm
Fahrzeuge
Schwimmende Einheiten
Es ist geplant, den die MSK vier umgebaute Minenjagdboote der Frankenthal-Klasse als schwimmende Einheiten zur Verfügung zu stellen. Truppendienstlich unterstehen sie weiter dem 5. Minensuchgeschwader mit Sitz in Kiel.
- M1063 "Bad Bevensen"
- M1064 "Grömitz"
- M1067 "Bad Rappenau"
- M1068 "Datteln"
ehemalige Ausrüstung
Handwaffen
Abstandsfeuerwaffen
- Feldkanone 20mm
Flugabwehrwaffen
Siehe auch
- Deutsche Marine
- Einsatzflottille 1
- Liste der Verbände und Dienststellen der Deutschen Marine
- Marineinfanterie
- Luftwaffensicherungstruppe
- Verwendungsreihe
Literaturangaben
- Klodt, Rolf, Zur See und an Land, Report Verlag, Bonn 2008
- Köhlers Flottenkalender (Köhler), 2007, S. 55-60
- Sander-Nagashima, Berthold J, Die Bundesmarine 1950-1972: Konzeption und Aufbau, S. 157, Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2006
- Schorn, Thomas, Marineschutzkräfte in Strategie&Technik (Report Verlag), Ausgabe 08/2008, S. 44-47
Weblinks
Offizielle Informationen auf marine.de:
- Marineschutzkräfte
- Auftrag und Geschichte der Marineschutzkräfte
- Ausbildung zum Marinesicherungssoldaten
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