Seeschlacht von Sluys

Seeschlacht von Sluys
Seeschlacht von Sluis
Teil von: Hundertjähriger Krieg
Buchmalerei in den Chroniques des französischen Geschichtsschreibers Jean Froissart (um 1337 – um 1405)
Buchmalerei in den Chroniques des französischen Geschichtsschreibers Jean Froissart (um 1337 – um 1405)
Datum 24. Juni 1340
Ort nahe Sluis
Ausgang Englischer Sieg
Konfliktparteien
England Frankreich
Befehlshaber
Eduard III. Hugues Quiéret †,
Nicolas Béhuchet †
Truppenstärke
etwa 250 Schiffe etwa 190 Schiffe
Verluste
unbekannt
(gering)
20.000 - 30.000

Die Seeschlacht von Sluis (engl.: Battle of Sluys, frz.: bataille de l’Ecluse) am 24. Juni 1340 im Zwin vor Sluis war die erste große bewaffnete Auseinandersetzung zwischen England und Frankreich im Rahmen des Hundertjährigen Krieges.

Der englische König Edward III. kam mit dem Angriff auf die an der flämischen Küste liegende französische Flotte, einer von Philipp VI. geplanten Invasion Englands zuvor. Dieser hatte hierzu aus allen Häfen der französischen Kanal- und Atlantikküste Schiffe zusammen ziehen lassen. Unter Ausnutzung günstiger Bedingungen gelang den Engländern ein erster wichtiger Sieg, der die Franzosen in der Folge zu See und zu Lande in die Defensive drängte.

Zur Erinnerung an seinen Sieg ließ Edward III. im Jahr 1344 eine Goldmünze, den sogenannten Nobel prägen, der sich bis Ende des 14. Jahrhunderts als Leitmünze im Nord- und Ostseehandel durchsetzte.

Inhaltsverzeichnis

Wahl des Schlachtortes

Die Seeschlacht von Sluis war eine der zwei Schlachten, die Eduard III. persönlich kommandierte (die andere war die Seeschlacht vor L'Espagnols sur Mer). Die Wahl des Angriffsortes war für den englischen König nicht leicht. Er benötigte eine Reede oder eine geschützte kleine Bucht mit weiter Öffnung, die jedoch ausreichend groß genug war, um die riesige Kriegsflotte zu beherbergen, die er plante unterzubringen. Seine Wahl fiel auf die Bucht von Sluis (frz: l’Écluse, flm:Sluys)), einen breiten Flussarm zwischen Westflandern und Zeeland.

Kommandos und Truppenstärken

Philipp VI. bekam Notiz davon, dass Edward III. eine große Invasion auf Frankreich plante. Möglicherweise fing er einen Brief des englischen Königs an seinen Sohn Edward ab, in dem dieser angab, eine angriffslustige Flotte von 200 Schiffen zusammengestellt zu haben. Der französische König zog daraufhin selbst Schiffe aus allen Häfen der französischen Kanal- und Atlantikküste zusammen und stellte diese Flotte unter das Kommando seines Admirals Hugues Quiéret und seines Schatzmeisters Nicolás Béhucet. Der wichtigste Teil der französischen Flotte bestand aus Genueser Galeeren unter dem Kommando des Italieners Egidio Boccanegra, besser bekannt als ’’Barbanegra’’. Die französische Besatzung bestand zum Großteil aus Genueser Armbrustschützen, die von Bogenschützen aus der Picardie unterstützt wurden.

Wenn auch die Größe der englischen Flotte aus dem oben genannten Brief bestätigt ist, wird die tatsächliche Anzahl von einigen Historikern noch immer diskutiert. Viele sind der Meinung, dass Edwards Flotte den Franzosen zahlenmäßig unterlegen war. Sicher ist, dass Edward mindestens 200 Schiffen hatte, als er am 22. Juni im Hafen von Orwell in der Themsemündung die Anker lichtete. Vor der belgischen Küste Flanderns schlossen sich ihm noch mindestens 50 weitere Schiffe unter dem Kommando seines Admirals der Nordsee Sir Robert Morley an.

Nicht alle englischen Schiffe waren dabei Kriegsschiffe. Unter ihnen befanden sich auch einige gute Transportschiffe unbekannter Anzahl. Auf ihnen befand sich der Hausstand seiner Frau Philippa von Hennegau, etliche englische Gräfinnen, Baronessen und zahlreiche Ehefrauen der Ritter, die an dieser Seeschlacht teilnehmen sollten. Aus englischen Quellen weiß man, dass Edward III. aus Sorge auf diese Boote spezielle Abteilungen von 300 Kriegern und 600 englischen Langbogenschützen verbrachte, um diese zu beschützen. Aus der Tatsache heraus, dass eine der Hofdamen der Königin getötet wurde, ist zu schließen, dass wohl alle Schiffe am Kampf teilnahmen.

Schlachtvorbereitungen

Am Nachmittag des 23. Juni 1340 ankerte die englische Flotte vor Blankenberge. Der König schickte einen kleinen Spähtrupp aus um das Gebiet weitläufig aufzuklären. Bei der Rückkehr berichteten diese, dass in der angestrebten Bucht so viele Schiffe lägen, dass deren Maste ’’einem unendlichen Wald ähnlich waren’’. Unter den französischen Schiffen konnte der Kapitän der englischen Flotte eine Menge normannischer Schiffe ausmachen, von denen einige den Hafen von Southampton zerstört und dabei das vorherige englische Flaggschiff ’’Christopher’’ gekapert hatten. Edward soll daraufhin gesagt haben: ’’Ich habe lange Zeit gewünscht sie wiederzufinden, jetzt werden wir an Gottes Stelle und im Namen St. Georgs kämpfen. Sie haben mir großen Schmerz zugefügt und wenn es möglich ist, werde ich versuchen, mich an ihnen zu rächen.’’

Währenddessen empfahl der Genueser ’’Boccanegra’’ dem französischen Kommandanten mit der Flotte aufs Meer zu segeln, um zu vermeiden, in der engen Bucht eingeschlossen zu werden. Béhucet, im Rang eines Konstabel, dem höchsten militärischen Rang auf französischer Seite vor Ort, lehnte den Rat, die Anker zu lichten, jedoch ab. Es ist möglich, dass er vorhatte, diesen Küstenabschnitt zu schützen, um so den direkten Weg nach Brügge zu blockieren.

Die französischen Schiffe wurden in der im Mittelalter üblichen Formation für Seeschlachten aufgestellt: formiert in drei oder vier parallelen Linien, bei dem jedes Schiff über Seile mit den Nachbarn beider Seiten verbunden ist. Die größeren Schiffe des Verbandes wurden in den vorderen Reihen untergebracht, um die kleineren Schiffe zu schützen, die weiter hinten lagen.

Schlachtbeginn

Edward erreichte die Bucht am Morgen des 24. Juni. Er befahl sofort, die Schiffe in zwei Linien zu manövrieren, um seine Schiffe in den Wind zu stellen. Sobald er in Stellung war, ließ er die Segel einholen, damit die hinter ihm stehende Sonne seine Feinde blendete, und befahl den Angriff.

Das erste Ziel der Engländer bestand darin, die von den Franzosen ein Jahr zuvor gekaperte ’’Christopher’’ wieder zu erobern. Diese benahm sich wie das Flaggschiff der französischen Flotte und segelte direkt auf ihn zu, sobald es die Standarte von Edward III. erblickte. Sie wurde rasch zurückerobert, und die darauf befindlichen Soldaten wurden massakriert. Edward ließ daraufhin sein Trompeterkorps auf die ’’Christopher’’ umladen.

Die erste englische Linie wurde als Avantgarde tätig und griff die ihr ähnliche erste Linie der Franzosen an, während sich die zweite Linie in zwei Gruppen spaltete, welche dann die zweite und dritte feindliche Linie von der Flanke angriffen. Genauso wie die Franzosen hatte der englische König seine stärksten Schiffe an die Spitze gesetzt. Bogenschützen befanden sich zusätzlich in den Segeln, um einen besseren Blick auf die feindlichen Schiffe zu haben. Zwischen jedem Kriegsschiff befand sich ein voll mit Bewaffneten besetztes Truppentransportschiff. Der Rest der Bogenschützen befand sich als Reserve in Schiffen der Nachhut.

Der Kampf bestand, wie so üblich bei Seeschlachten in dieser Zeit, aus einem ständigen gegenseitigen Entern mit wechselseitigem Nahkampf auf dem Deck. Der Kampf war grausam und mörderisch. Edward schreibt in einem Brief an seinen Sohn, dass sich der Feind ’’während dieses ganzen Tages und der nächsten Nacht tapfer verteidigt hat’’.

Schlachtende

Obwohl die Flamen vermutlich Verbündete der Engländer waren, existiert keine englische Dokumentation, die ihr direktes Mitwirken an der Schlacht bestätigt. Der englische König gibt an, dass sie nicht helfen konnten, da sie nicht kommen konnten. Nach Angaben von französischen Chronisten schlossen sie sich der Schlacht bei Anbruch der Nacht an, als die diese bereits am Abklingen war.

Die Schlacht endete mit der Vernichtung der gesamten französischen Flotte und einer großen Anzahl an Toten. In der Literatur finden sich dazu meist voneinander abweichende Angaben, angelsächsische Quellen sprechen von 20.000 bis 30.000 Toten. Den Angaben weiterer englischer Quellen zufolge wurde Hugues Quiéret im Kampf getötet, während Béhucet an der höchsten Rahe im Auftrag Edwards gehängt wurde. Dem italienischen Seeräuber Boccanegra gelang es jedoch mit einer nicht unbeachtlichen Beute in die offene See zu entkommen – er soll zwei englische, mit Schätzen beladene Schiffe gekapert haben.

In der Frühe des 25. Juni befahl Edward, größere Truppen auszuschicken, um den französischen Überlebenden nachzujagen und sie zu vernichten. Es sollen nur einige wenige Normannen der Verfolgung lebend entkommen sein.

Folgen

Nach dem Sieg blieben die englischen Schiffe noch einige Tage vor Anker, was die Vermutung nahe legt, dass die englischen Verluste größer sind, als die Quellen glauben machen wollen. Nach diesen Quellen waren die materiellen und menschlichen Verluste nur sehr gering gegenüber den französischen Verlusten.

Die praktische Vernichtung der gesamten französischen Kräfte bei Sluis führte zu zwei weiteren wichtigen Siegen der Engländer, die die Schwäche der Franzosen ausnutzten: Crécy (1346) und Maupertuis (1356). Bei letzterer wurde der französische König gefangen genommen, wodurch Frankreich sich verpflichtete den Frieden von Brétigny (1360) zu unterzeichnen.

Auf der anderen Seite lernten die französischen Generäle und Admiräle aus der Katastrophe vor Sluis. Sie kopierten die Taktik Edwards und wandten sie ihrerseits in ähnlicher Weise an der englischen Küste an. Von 1360 bis mindestens 1401 verwüsteten die französischen Flotten immer wieder die englische Südküste mit enormen Schäden und Opfern unter der Zivilbevölkerung.

Literatur

  • M. Mollat: Seeschlacht von Sluis, in: Lexikon des Mittelalters, Band 7: Kern bis Linie, München 2003, S. 2010–2011.
  • Norman Davies: Europe: A History, Oxford University Press 1996. ISBN 0-19-820171-0
  • Dunan, Marcel; Mosca, Roberto; et. al (dir): Historia Universal, Tº II, Noguer, Rizzolli, Larousse. Ed. Cast.: ANESA, Barcelona, 1974. ISBN 84-279-6646-6.
  • Keen, Maurice: Historia de la guerra en la Edad Media, Machado, Madrid, 2005. ISBN 84-7774-239-1.
  • Townson, Duncan: Breve historia de Inglaterra, Alianza, Madrid, 2004. ISBN 84-206-5814-6.

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