Seeteufel (U-Boot)

Seeteufel (U-Boot)
Kleinst-U-Boot Seeteufel
Vereinfachtes Seitenprofil des Seeteufel

Vereinfachtes Seitenprofil des Seeteufel

p1
Schiffsdaten
Flagge Deutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge) Deutsches Reich
Schiffstyp Kleinst-U-Boot
Verbleib Prototyp gesprengt
Ab 1944
Länge
13,5 m (Lüa)
Breite 2 m
Tiefgang max. 2,1 m
Verdrängung 20 t
 
Besatzung 2
Maschine
Maschine Überwasserfahrt: Diesel-Otto-Motor
Maschinen-
leistung
80 PS (59 kW)
Geschwindigkeit max. 10 kn / 10 km/h Land
Propeller 1
Maschine
Maschine AEG E-Motor (aus Seehund)
Maschinen-
leistung
25 PS (18 kW)
Geschwindigkeit max. 8 kn
Propeller 1
Einsatzdaten U-Boot
Tauchtiefe, max. 25 m

Das Kleinst-U-Boot Seeteufel, auch Elefant oder kurz Projekt Lödige genannt, war ein Projekt der deutschen Kriegsmarine gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. Mit einer gleichlautenden Bezeichnung, war bereits 1856 ein U-Boot von Wilhelm Bauer konzipiert worden, dessen Boot jedoch nichts mit der 1944 geschaffenen Version gemeinsam hat.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Ziel des Projektes war es, ein Kleinst-U-Boot zu entwerfen, das sowohl die reguläre Möglichkeit zum Tauchen besaß, als auch amphibische Fähigkeiten aufweisen sollte. Dies wurde die Anbringung von zwei Gleisketten erreicht, die beidseits des Unterbodens angebracht waren. Dies erlaubte es dem Seeteufel, direkt von einem 35-t-Standard-Panzertiefladeanhänger mit eigener Kraft ins Wasser zu fahren. Durch die Geländetauglichkeit konnte zudem jeder flache Meerzugang genutzt werden, ohne auf die üblichen Hilfsmittel (Kranschiffe, Eisenbahn- oder Hafenkräne, Hafenanlagen) zurückzugreifen zu müssen. Weiterer Vorteil der Gleisketten war, dass der Seeteufel sicher am Meeresboden entlangfahren bzw. dort verharren konnte. Gleichzeitig wurde damit auch erreicht, dass die operative Einsatzplanung frei in der Wahl des Einsatzortes des Seeteufel blieb.

Das Konzept des Seeteufel geht dabei auf den Diplom-Ingenieur Alois Lödige zurück, der im Sommer 1944 in der Torpedoversuchsanstalt Eckernförde mit seinem Planungsstab nur vier Monate benötigte, um von der Risszeichnung zum einem Prototypen zu gelangen. Die anschließende Erprobung in der Eckernförder Bucht erfolgte durch das Versuchskommando 456 der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine.

Die Seeerprobungen zeigten auf, dass der Seeteufel, trotz seines Gewichtes von 18 t, (Einsatzgewicht 20 t) grundsätzlich die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllte. Er war im Wasser äußerst wendig und gut manövrierbar. Sein Tiefenruder hatte eine schnelle Reaktion, was eine einfache Tiefensteuerung ermöglichte sowie ein dynamisches Ab- und Auftauchen. Zusätzlich verfügte das Besatzungsmitglied über einen Magnetkompass, der im Schnorchelmast befestigt war und durch Spiegel in der Zentrale ablesbar war. Zudem besaß der Seeteufel einen Steuerknüppel wie im Flugzeug, der das Boot in alle Richtungen fahren ließ. Revolutionär war neben diesen Spezifikationen auch ein Wellenbrecher aus Plexiglas um für den Piloten eine optimale Sicht zu gewährleisten. Die Primärbewaffnung bestand aus zwei Torpedos des G7 oder alternativ vier Seeminen, die seitlich des Bootes angebracht waren. Der Seeteufel war dabei das einzige Kleinst-U-Boot, das diese Torpedos mit voller Reichweite (1,8 km T-5, 3 km G7e, 3–12,5 km G7a) verwenden konnte, da er über Untertriebszellen zum Ausgleich des Untertriebes[1] der Torpedos von je 300 kp pro Torpedo (zusammen 600 kp) verfügte.

Als Eigenschutz diente ein Maschinengewehr oder Flammenwerfer. In einer weiteren Probefahrt erreichte der Seeteufel eine Tauchtiefe von 21 Metern, obwohl seine Maximaltauchtiefe in der Eckernförder Bucht nie gänzlich getestet werden konnte. Das Kleinst-U-Boot hatte jedoch nicht nur Stärken. Zentraler Schwachpunkt war seine zu schwache Motorisierung. Da jedoch keine anderen Motoren, außer der 80-PS-Diesel- und 24-PS-Elektromotor zur Verfügung standen, musste er mit diesen Manko leben. Geplant war dennoch ein 200 PS starker Otto-Diesel-Motor und ein 100-PS-Elektromotor für die Unterwasserfahrt. Weiterer Schwachpunkt waren seine zu schmalen Gleisketten. Durch den dadurch erhöhten Bodendruck sank der Seeteufel bei nassen Schlamm oder Sand am Meerzugang ein, was ihn noch langsamer machte. Es bestand sogar die Gefahr eines Festlaufens. Dies wollte man durch breitere Gleisketten, die den Bodendruck verringern sollten, vermeiden. Letztes Hauptproblem betraf das enorme Gewicht des Seeteufels, der ihn den Beinamen Elefant einbrachte. Da Lödige und sein Team keine Marinetechniker im engeren Sinne waren, geriet das Boot zu schwer, obwohl das OKM durchaus Gewichtseinsparungen erkannte.

All diese Probleme sollte vor der Serienfertigung behoben werden, die in den Borgwardwerken in Bremen erfolgen sollte. Zunächst wurden drei Boote in Auftrag gegeben und weitere zwanzig mit verstärktem Antrieb. Bis Kriegsende wurde jedoch kein einziges Boot fertig gestellt. Das Versuchsboot wurde kurz vor Kriegsende von Einheiten der K-Verbände nach Lübeck-Schlutup (Deckname Blaukoppel) gebracht und dort bei Kriegsende gesprengt.[1] Weitere Versionen für drahtgesteuerte Torpedos (Typ Grille) und Kampftauchereinsätze waren geplant, wurden jedoch nicht mehr umgesetzt.

Literatur

  • Eberhard Rössler: Geschichte des deutschen U-Bootbaues. 2. Auflage. Bernhard & Graefe Verlag, Bonn 1996, ISBN 3-86047-153-8.
  • Richard Lakowski: Deutsche U-Boote geheim 1935–1942. Mit 200 bisher unveröffentlichten Dokumenten aus den Akten des Amtes Kriegsschiffbau 3. Auflage. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1997, ISBN 3-89488-030-9.
  • Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien, ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Mundus Verlag, Ratingen 1995, ISBN 3-88385-028-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Harald Fock, Marine-Kleinkampfmittel, Nikol Verlagsvertretungen, 1997, Seite 80–85, ISBN 978-3930656349

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