Hecht (U-Boot)

Hecht (U-Boot)
Kleinst-U-Boot Hecht
Darstellung des Hecht

Darstellung des Hecht

p1
Schiffsdaten
Flagge Deutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge) Deutsches Reich
Schiffstyp Kleinst-U-Boot
Bauwerft Germaniawerft
Stapellauf 1944
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
10,39 m (Lüa)
Breite 1,7 m
Verdrängung 11,83dep1
 
Besatzung 2
Ab 1944
Maschine Elektromotor AEG-AV 76 / 1300 U/min
Maschinen-
leistung
13 PS (10 kW)
Geschwindigkeit max. 5.7 kn (über Wasser) / 4 kn (unter Wasser)
Propeller 1
Einsatzdaten U-Boot
Aktionsradius 38 (mit Minenkopf) / 69 (mit Batteriekopf) sm
Tauchtiefe, max. 50 m

Der Hecht, (Projektbezeichnung Typ XXVII A) war ein während des Zweiten Weltkrieges für die Kleinkampfverbände der deutschen Kriegsmarine in Serie produziertes Kleinst-U-Boot. Sein unbefriedigendes Seeverhalten führte dazu, dass der Hecht nicht zum Fronteinsatz herangezogen wurde. Er fungierte stattdessen als Lehr- und Übungsboot für die künftigen Besatzungen des Kleinst-U-Boots Seehund. Er ist auch nicht identisch mit dem Steinhuder Hecht.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Der Hecht entstand als Amtsentwurf des U-Boot-Konstruktionsbüros des OKM vor dem Hintergrund des erfolgreichen britischen Angriffs auf die Tirpitz Ende 1943. Bei diesem Angriff gelangten zwei britische Kleinst-U-Boote des Typs X-Craft durch die Netzsperren der vor Anker liegenden Tirpitz und platzierten zwei Grundminen, die große Schäden am Schlachtschiff verursachten. Dieser Angriff, sowie der Verlust der Scharnhorst am 26. Dezember 1943, führten zur kritischen Prüfung von Einsatzmöglichkeiten und Erfolgschancen hinsichtlich maritimer Kleinkampfmittel seitens der deutschen Kriegsmarine.

Für die Entwicklung des Hecht erarbeitete das OKM eine Forderungsliste mit den Eigenschaften des Kleinst-U-Bootes. So sollte das Boot, bei einer Verdrängung von 7 Tonnen, eine Reichweite von etwa 90 Seemeilen besitzen und eine Haftmine an einem hinter einer Netzsperre vor Anker liegenden Schiff anbringen können. Darüber hinaus sollte es folgende Eigenschaften besitzen:

  • Verzicht auf eine für die Überwasserfahrt geeignete Form
  • Verzicht auf Tauchzellen; der Abtrieb sollte allein durch das Fluten der Regelzellen erzielt werden
  • kleiner Turmaufbau
  • einziehbares Seerohr mit Abweiser
  • Kreiselkompass mit Umformer

Aufgrund dieser Spezifikationen entstand in der Germaniawerft in Kiel ein erster Prototyp. Dessen Entwurf musste jedoch schon bald an die geänderten Anforderungen des OKM angepasst werden. Dieses forderte nun, dass neben der Attackierung von vor Anker liegenden Schiffen auch eine Bekämpfung fahrender Seeziele auf offener See möglich sein sollte. Dazu sollte das Boot auch für Überwasserfahrten konzipiert werden. Statt des Minenkopfes sollte wahlweise auch ein Torpedo angebracht werden können. Alternativ sollte der Minenkopf auch mit zusätzlichen Batterien ausgestattet werden, um die Reichweite des Bootes zu erhöhen. Der Hecht sollte auch nicht mehr, wie zunächst geplant, von größeren Marineeinheiten in sein Operationsgebiet gebracht werden, sondern selbstständig von jeder offenen Küste aus operieren können.

Der so entstandene Urtyp des Hecht bekam eine zweiköpfige Besatzung. Primärbewaffnung war ein 53,3-cm Torpedo des Typs G 7e, der mittig unter dem Kiel des Bootes angehängt wurde. Die Haftmine im Bug des Bootes konnte von der Zentrale aus gelöst werden. Versuche mit Sonderteilen, die eine Beförderung von zwei Kampfschwimmern nebst Ausrüstung möglich gemacht hätten, wurden nicht realisiert.

Der Prototyp wurden von der Schiffsbau-Versuchsanstalt in Hamburg einer Seeerprobung und diversen Schleppversuchen herangezogen. Im Gesamturteil wurde festgestellt, dass der Hecht zwar eine befriedigende Unterwasserform aufwies, aber weder mit noch ohne Bugkopf gute Überwasserfahreigenschaften besaß. Veränderte und verlängerte Bugnasen sowie eine profilgünstigere Turmverkleidung brachten keine nennenswerten Verbesserungen.

Serienfertigung

Obwohl man sich im OKM über die Schwächen des Hecht im Klaren war, erteilte man der Germaniawerft den Bauauftrag für 50 Boote. Dies war auch der Tatsache geschuldet, dass zu diesem Zeitpunkt mit Ausnahme des Molch und Biber, keine anderen baufertigen Konstruktionen von Kleinst-U-Booten vorlagen. Der Hecht sollte allerdings von vornherein nur als Übungsboot fungieren. Die erste beiden Boote (U 2111 und U 2112) wurden im Mai 1944 ausgeliefert; im Juni folgte U 2113. Nur diese drei waren mit einem Minenkopf ausgerüstet. Im Juli 1944 wurden sieben Boote und im August 1944 weitere 42 geliefert. Danach wurde die Serienproduktion eingestellt, so dass der Gesamtbestand aus 53 Booten bestand.

Wertung

Seine Einstufung erhielt das Kleinst-U-Boot schon während der Bauzeit. Der Hecht war ein plumpes, schlechtes und unmanövrierbares Boot mit katastrophalen See- und Taucheigenschaften. Es wurde zu keiner Zeit seinen Anforderungen gerecht und diente daher nur als Schulungsboot. Seine Weiterentwicklung ebnete den Weg zum Seehund (Typ XXVII B).

Literatur

  • Harald Fock: Marine-Kleinkampfmittel. Bemannte Torpedos, Klein-U-Boote, Kleine Schnellboote, Sprengboote gestern – heute – morgen. Nikol, Hamburg 1996, ISBN 3-930656-34-5, S. 63–65.
  • Eberhard Rössler: Geschichte des deutschen U-Bootbaues. 2. Auflage. Bernhard & Graefe Verlag, Bonn 1996, ISBN 3-86047-153-8.
  • Richard Lakowski: Deutsche U-Boote geheim 1935–1942. Mit 200 bisher unveröffentlichten Dokumenten aus den Akten des Amtes Kriegsschiffbau. 3. Auflage. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1997, ISBN 3-89488-030-9.
  • Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien, ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Mundus Verlag, Ratingen 1995, ISBN 3-88385-028-4.

Weblinks

 Commons: Kleinst-U-Boot Hecht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hecht (Begriffsklärung) — Hecht steht für: Hecht, ein Raubfisch Hecht, (1944) Deckname für ein Außenlager des KZ Buchenwald in Holsten bei Eschershausen Hecht (U Boot), deutsches Kleinst U Boot aus dem Zweiten Weltkrieg Hecht (1953), ein Omnibusboot auf dem Bodensee Hecht …   Deutsch Wikipedia

  • Hecht (1993) — Hecht p1 …   Deutsch Wikipedia

  • Hecht klopfen — Hechtschlagen, auch Hechtklopfen genannt (pl.: Hechteschlagen oder Hechteklopfen) ist die Erbeutung von Hechten durch Erschlagen mit einem schweren Gegenstand. Diese Technik setzt voraus, dass die Tiere im flachen Wasser oder unter Blankeis… …   Deutsch Wikipedia

  • Hecht schlagen — Hechtschlagen, auch Hechtklopfen genannt (pl.: Hechteschlagen oder Hechteklopfen) ist die Erbeutung von Hechten durch Erschlagen mit einem schweren Gegenstand. Diese Technik setzt voraus, dass die Tiere im flachen Wasser oder unter Blankeis… …   Deutsch Wikipedia

  • Klein-U-Boot — Der Begriff Kleinst U Boot bezeichnet einen militärischen Schiffstyp, der im Gegensatz zu üblichen Flotten U Booten sehr klein ist und mit geringer Seeausdauer, Besatzung und Bewaffnung nur Einsätze von taktischer Bedeutung fahren kann.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Kleinst-U-Boot-Typen bis 1945 — Der Begriff Kleinst U Boot bezeichnet einen militärischen Schiffstyp, der im Gegensatz zu üblichen Flotten U Booten sehr klein ist und mit geringer Seeausdauer, Besatzung und Bewaffnung nur Einsätze von taktischer Bedeutung fahren kann.… …   Deutsch Wikipedia

  • U-Boot-Klasse XXIII — Übersicht Typ U Boot Einheiten 61 Auslieferung 27. Juni 1944 – 22. März 1945 Dienstzeit Kriegsmarine 27. Juni 1944 – 8. Ma …   Deutsch Wikipedia

  • U-Boot — U Boot, abreviatura del alemán Unterseeboot, «nave submarina», en plural U Boote, es la denominación dada a los sumergibles y submarinos alemanes desde la Primera Guerra Mundial. El principal escenario donde actuaron fue el Océano Atlántico y el… …   Wikipedia Español

  • U-Boot-Waffe — USS Grayling 1909 Modernes konventionelles U Boot (Klasse 212) Ein U Boot (kurz für Unterseeboot; im …   Deutsch Wikipedia

  • U-boot — USS Grayling 1909 Modernes konventionelles U Boot (Klasse 212) Ein U Boot (kurz für Unterseeboot; im …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”