- Seifenblasenwirtschaft
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Unter einer Bubble Economy (zu Deutsch: Blasen-Wirtschaft) versteht man eine Volkswirtschaft, die (zunächst) durch eine Spekulationsblase profitiert (und nach dem Platzen der Blase darunter leidet).
Die Überwertung von Geldanlagen (insbesondere Aktien und Immobilien) führt zu erhöhtem Konsum und gleichzeitig zu erhöhten Investitionen.
Grund für die Konsumerhöhung ist, dass die Wertsteigerungen zu Vermögenserhöhungen der Bürger führen, von denen ein Teil in den Konsum fließt. Grund für die Erhöhung der Investitionen ist, dass die Aktiengesellschaften Kapital zu einer niedrigen Verzinsung erhalten. Hierdurch erscheinen Investitionen, die nur eine geringe Rentabilität haben, attraktiv.
Bedingt durch diese positiven Wirkungen kommt es zu zusätzlichem Wirtschaftswachstum und damit zu einer positiven Rückkopplung. Sobald die Blase jedoch platzt, sind die volkswirtschaftlichen Wirkungen genau umgekehrt: Konsum und Investitionen müssen spürbar reduziert werden. Dies führt zu einer Wirtschaftskrise.
Aktien- und Immobilienmarkt in Japan
Das bekannteste Beispiel für eine Bubble Economy ist der japanische Aktien- und Immobilienmarkt der zweiten Hälfte der 1980er Jahre.
Im Plaza-Abkommen 1985 vereinbarten die G5 (USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich) eine Abwertung des US-Dollar gegenüber den Währungen der anderen vier Länder. Insbesondere der Yen machte gegenüber dem Dollar innerhalb von zwei Jahren eine kontrollierte Wertsteigerung um 100%, der durch Spekulationen weiter angeheizt wurde. Internationale Investoren und die Japaner selbst kauften alles, was seinen Wert in Yen hatte, zum einen Yen selbst, aber auch japanische Aktien und Immobilien, um von der Wertsteigerung des Yen zu profitieren. Durch die Nachfrage wurden Börse und Immobilienmarkt weiter angeheizt, und eine Spirale nach oben begann.
Im Louvre-Abkommen sollte nun gegengesteuert und der Dollar wieder aufgewertet werden, aber die Spirale in Japan drehte sich weiter. Auf dem Höhepunkt der Blase war der Park des Kaiserpalastes im Zentrum von Tokio nach Schätzungen genauso viel wert wie alles Land in Kalifornien zusammen, und fast 2/3 des gesamten Weltimmobilienwertes war in der Tokyoter City konzentriert.
Strenge japanische Auflagen, die gegenseitige Unterstützung in der Wirtschaft und der schiere Preis der Unternehmen verhinderten dabei, dass ein japanisches Unternehmen übernommen wurde. Die japanischen Unternehmen selbst profitierten von dem (im Vergleich zur USA) gestiegenen Wert ihrer Aktien und Grundstücke und gingen in den USA auf Einkaufs- und Übernahmetour. Dass der gestiegene Wert des Yen auch die Arbeitskosten in Japan relativ zum Rest der Welt erhöhte, glichen die japanischen Unternehmen dadurch aus, dass sie Produktion weiter ins Ausland verlagerten, insbesondere nach Südostasien.
Die Situation wurde riskant, als japanische Banken begannen, durch die überbewerteten Immobilien gegenfinanzierte Kredite auszugeben. Im Jahr 1990 platzte die Blase. Der Wert der Immobilien sank innerhalb kurzer Zeit auf ein Viertel zurück und der Aktienmarkt implodierte. Die Banken blieben auf ihren Krediten sitzen. Mehrere große japanische Banken und Lebensversicherer mussten Konkurs anmelden, andere konnten von der Regierung gerettet werden. Da viele der Verantwortlichen in den betreffenden Unternehmen Selbstmord begingen, wurden die Insolvenzverfahren zusätzlich verkompliziert.
Mehrere Jahre konnte sich die japanische Wirtschaft nicht davon erholen, diese Zeit wird in Japan auch als das „Verlorene Jahrzehnt“ bezeichnet. Diese Zeit war geprägt von Deflation und Nullwachstum (siehe auch Kakaku Hakai). Nur langsam konnte der Bankensektor saniert werden, und die Staatsverschuldung stieg durch immer wieder verpuffende Konjunkturprogramme auf über 150% des BIP. Das lange erfolgreiche japanische Prinzip, viele Bereiche der Sozialversicherung durch die lebenslange Unternehmenszugehörigkeit zu ersetzen, wurde durch die zahlreichen Insolvenzen und Krisen in seinen Grundfesten erschüttert. Andererseits herrschte während des „Verlorenen Jahrzehnts“ ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von mehr als einem Prozent, weshalb der Begriff unter Umständen irreführend ist.
Auf die wirtschaftliche Krise folgte auch die politische Krise. In der heißen Phase der Bubble Economy ließen sich viele Politiker wohlwollend am Geldüberfluß der Wirtschaft beteiligen, die Korruption grassierte. Im Jahr 1993 war die gesamte LDP-Führung in Skandale verwickelt. Sie verlor die Unterhauswahlen und stellte zum ersten Mal seit den 1950er Jahren nicht die Mehrheit im Kabinett.
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