Serotoninsyndrom

Serotoninsyndrom

Das Serotonin-Syndrom (seltener auch serotonerges Syndrom) tritt durch einen Serotonin-Überschuss im Gehirn auf, welcher in der Regel durch die Einnahme (besonders in Kombination) von MAO-Hemmern, SSRI, trizyklischen Antidepressiva und Johanniskraut ausgelöst wird.

Meist tritt das Serotonin-Syndrom vier bis sechs Wochen nach Beginn der Medikamenteneinnahme auf.

Inhaltsverzeichnis

Definition und Diagnose

Die Kriterien für die Definition des Serotoninsyndroms wurden erstmals von Sternbach beschrieben.[1] Danach erfordert die Diagnose eines Serotoninsyndroms das Auftreten von mindestens drei der vom Autor beschriebenen Symptome entweder in Folge der primären Gabe eines Medikamentes, das den Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen kann, dann als Folge einer weiteren Dosiserhöhung eines solchen Medikamentes oder aber schließlich als Folge der zusätzlichen Kombination mit einem weiteren Medikament (einer anderen Substanzklasse), von dem ebenfalls eine Erhöhung des Serotoninspiegels zu erwarten ist.

Symptome eines Serotoninsyndroms :
autonom vegetative Symptome
Pulsanstieg Blutdruckanstieg
Schwitzen „Grippegefühl“
Übelkeit (akutes) Erbrechen
Durchfall Kopfschmerzen
schnelle Atmung Pupillenerweiterung
Symptome einer zentralnervösen Erregung
Unruhe Akathisie
Halluzinationen Hypomanie
Störungen des Bewusstseins Koordinationsstörungen
neuromuskuläre Symptome
Tremor gesteigerte Reflexe
Myoklonie pathologische Reflexe
Krämpfe Anfälle

Die von Sternbach beschriebenen Symptome werden heute zu drei Gruppen von Symptomen zusammengefasst (siehe Tabelle rechts).

Durch das Serotoninsyndrom lassen sich z. B. paradoxe Unruhe- oder gar Angstzustände erklären, die manchmal zu Beginn z. B. einer Therapie mit einem Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI auftreten können, vor allem, wenn ein solches Medikament zu rasch aufdosiert wird. Auch das Auftreten von suizidalen Gedanken wird in Verbindung gebracht mit dem Serotoninsyndrom (Akathisie).

Aufgrund der häufigen Verordnung von Medikamenten aus der SSRI-Gruppe besteht eine große Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Serotoninsyndroms als Folge von problematischen Wechselwirkungen bei Kombination dieser Medikamente mit anderen Medikamenten, die ebenfalls den Serotoninspiegel beeinflussen können. Zu solchen Medikamenten gehören beispielsweise bestimmte Schmerzmittel wie Tramadol, aber auch Mittel gegen Migräne bzw. Kopfschmerzen wie die Triptane, also Mittel, die von Betroffenen mit depressiven Beschwerden relativ häufig zusätzlich in Kombination zu einem SSRI eingenommen werden.

Differenzialdiagnose

Diagnostisch kann sich die Abgrenzung zu dem sogenannten malignen neuroleptischen Syndrom als schwierig erweisen. Das Serotoninsyndrom kann wegen der grippeähnlichen Symptome unter Umständen auch als Virusinfekt und bei Auftreten der zentralnervösen Symptomatik insbesondere als Meningoencephalitis[2] verkannt werden.

Auch psychische Erkrankungen - insbesondere Depressionen mit einer Angstsymptomatik - gehen oft mit einer Unruhe (Agitiertheit) einher, die sich als vegetativ-körperliche Beschwerdesymptomatik äußern kann. Die Abgrenzung eines Serotoninsyndroms von solchen Syndromen ist deshalb auch für den Arzt nicht immer einfach.

Zielführend für die Diagnose eines Serotoninsyndroms sind - neben der sorgfältigen Medikamentenanamnese - vor allem die neuromuskulären Symptome wie der Tremor bis hin zu den pathologisch gesteigerten Reflexen. Die allgemeine Erhöhung der Erregung der Muskulatur kann schließlich über eine Einbeziehung auch der Atemmuskulatur zu lebensbedrohlichen Zuständen bis hin zum Tode führen.

Auslöser

Klasse Wirkstoffe
Antidepressiva MAOIs, TCAs, SSRIs, Mirtazapin, Venlafaxin
Opioide Tramadol, Pethidin
ZNS Stimulanzien Phentermin, Diethylpropion, Amphetamin, Sibutramin, MDMA, Kokain
5-HT1 Agonisten Triptane
Andere Selegilin, Tryptophan, Buspiron, Lithium, Linezolid, Dextromethorphan
Reference: Rossi, 2005

Behandlung

Die Therapie ist rein symptomatisch. Ein spezifisches Antidot ist bislang nicht bekannt. Die SSRI können vorsichtig in kleinen Schritten abgesetzt werden, wenn sie der Grund für das serotonerge Syndrom sind. Auch während des Absetzens der SSRI, insbesondere Paroxetin, muss man mit Symptomen rechnen, die einer Entzugssymptomatik ähneln. (Schwitzen, Frösteln, Übelkeit, etc.) Siehe auch: Absetzsymptome SSRI.

Literatur

  • S. Rossi (Hrsg.): Australian Medicines Handbook 2005. Australian Medicines Handbook, Adelaide 2005, ISBN 0-9578521-9-3.

Referenzen

  1. Sternbach H. (1991): The serotonin syndrome. In: Am. J. Psychiatry. 148: 705-13. PMID 2035713
  2. [1] Serotonin-Syndrom bei Mirtazapin - Monotherapie; Schweiz Med Forum 2005;5:859–861
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