Siebenbergen

Siebenbergen
Blick auf den Küchengraben

Die 1,50 km² große Karlsaue ist eine öffentliche, ursprünglich barocke und innerstädtische Parkanlage in Kassel (Nordhessen, Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Karlsaue befindet sich in der Kasseler Fulda-Niederung direkt südöstlich bzw. unterhalb der Innenstadt, wo sie bis an den Friedrichsplatz heranreicht. Am westlichen Fuldaufer breitet sie sich bei durchschnittlich 138,5 m ü. NN ausschließlich im Bereich des Stadtteils Südstadt aus, an dessen bebaute Gebiete sie im Westen stößt. Im Norden grenzt sie an den Stadtteil Mitte. Jenseits der Fulda stößt sie im Nordosten an die Unterneustadt und im Osten, Südosten und Süden an die Fuldaaue, die im Bereich von Kassel-Waldau liegt. Im Südwesten grenzt die Karlsaue an das Kasseler Sportzentrum, in dem sich unter anderen das Auestadion und eine Eissporthalle befinden.

Überblick

Skulptur an der Karlswiese, um 1700, unbekannter Künstler, Raub der Proserpina durch Pluto

Als historisch beeindruckende Parkanlage, die fast ausschließlich auf flachem Gelände angelegt wurde, beinhaltet sie zahlreiche künstlich angelegte Stillgewässer wie Teiche und kanalartige Wassergräben, die ausschließlich der Entfaltung von Flora und Fauna dienen. In der Karlsaue befinden sich die Orangerie mit dem Astronomisch-Physikalischen Kabinett und dem Marmorbad und die Blumeninsel Siebenbergen. Auf gut ausgebauten Wegen kann man die Parkanlage durchwandern. Über Fußgängerbrücken (Schwimmbad- und Gärtnerplatzbrücke) gelangt man in die benachbarte Fuldaaue. An der Orangerie beginnt der Planetenwanderweg Karlsaue.

Zusammen mit der östlich bzw. am anderen Ufer der Fulda liegenden Fuldaaue bildet die Karlsaue eine der größten innerstädtischen Parkanlagen und eines der weitläufigsten parkartigen Naherholungsgebiete Deutschlands, in dem 1955 (Karlsaue) und 1981 (Karls- und Fuldaaue) jeweils eine Bundesgartenschau stattfand.

Geschichte

Ausschnitt aus dem Stadtplan Merians von 1648. Moritzaue zur Zeit Wilhelm VI, heute Gelände der Hessenkampfbahn.
Hirschjagd in der Karlsaue im 18. Jahrhundert, Gemälde von Tischbein
Hessenkampfbahn

Ursprünglich wurde das Gebiet der heutigen Karlsaue noch im Rahmen eines Binnendeltas zu beiden Seiten von der Fulda umflossen. Der westliche Flussarm hieß Kleine Fulda. Mit der weiteren Entwicklung bzw. Gestaltung der Parkanlagen im Mittelalter wurde dieser Arm teilweise zugeschüttet und im ehemaligen Flussbett der Kleinen Fulda der oben erwähnte Küchengraben angelegt. Das nördliche Ende des Arms ist nach wie vor – kanalisiert – als Bachunterlauf der Drusel erhalten und heißt weiterhin Kleine Fulda. Bereits ab 1568 ließ Landgraf Wilhelm IV nur auf der Spitze der sumpfigen Flussinsel zwischen den eben erwähnten Fulda-Armen im Bereich der heutigen Orangerie und Hessenkampfbahn einen Renaissancegarten anlegen, was im Vergleich zur heutigen Karlsaue deutlich kleineren Abmessungen entspricht. Landgraf Moritz erweiterte den Park, der fortan Moritzaue genannt wurde.

Die heutige Karlsaue geht auf barocke Planungen aus der Regierungszeit von Landgraf Karl zurück. Karl, der auch den Bau des Kasseler Wahrzeichens Herkules veranlasst hat, ist der Namensgeber der Karlsaue. Deren anfangs streng geometrisch-barocke Gestaltung, mit der man ab 1680 begann, wurde Ende des 18. Jahrhunderts aufgegeben. Die Umgestaltung entsprach der damals aufkommenden Mode des Englischen Landschaftsgartens, dennoch ist die ursprüngliche Konzeption gut zu erkennen.

Von 1703 bis 1710 wurde die Orangerie erbaut. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Blumeninsel Siebenbergen künstlich aufgeschüttet, auf der seltene Pflanzen angepflanzt wurden.

Durch die Drahtbrücke, die als Hängebrücke über der Fulda errichtet wurde und am 1. November 1870 dem Fußgängerverkehr übergeben wurde, erhält der Auedamm am Nordende der Parkanlage eine andauernde Anbindung an die damals dicht bebaute Unterneustadt. 1926 wurde im Bereich der bis dato oftmals als Ausstellungsgelände genutzten Voraue, ein kleiner Teil der ehemaligen Moritzaue, die Hessenkampfbahn errichtet, ein damals modernes aber kleines Stadion (eigentlich nur ein Sportplatz mit ein paar Tribünen), das am 2. Mai des gleichen Jahres im Rahmen eines Sportfests und im Beisein von 10.000 Sportlern und vielen Zuschauern feierlich eingeweiht wurde und seither einen Fremdkörper in der barocken Parkanlage darstellt.

Im 2. Weltkrieg wurde die Karlsaue von zahlreichen Bomben getroffen, so dass auch die Orangerie schwer beschädigt wurde. Seit 1955, als in der Karlsaue erstmals in Kassel eine Bundesgartenschau stattfand, dient sie alle fünf Jahre als Standort für Freiluftobjekte der documenta. Für die Gartenausstellung wurde der Rosenhang, der zwischen der Stadt und dem Park liegt, völlig neu gestaltet. 1981 fand in der Karlsaue zum zweiten Mal in Kassel eine Bundesgartenschau statt, wobei das Ausstellungsgelände um die eigens dafür errichtete Fuldaaue jenseits der Fulda erweitert wurde; dieses Buga-Gelände ist seitdem ein viel genutzter Volkspark. Von der documenta 7 blieb am Rand der Karlsaue noch die Spitzhacke (1982) von Claes Oldenburg erhalten. Ab 1996 wurde ein an der Orangerie beginnender und über das Gebiet der Karlsaue hinausgehender Planetenwanderweg Karlsaue im Maßstab 1:495 Millionen angelegt.

Seit 1997 sind der südliche Teil der Karlswiese und ein Großteil des Auedamms jeweils Veranstaltungsort des Kasseler Zissels.

Landschaftsbild

Orangerie

Den Ausgangspunkt des Parks bildet die Orangerie, von der ursprünglich fünf Wegachsen strahlenförmig ausgingen. Die Mittelachse führt zum Aueteich, der auch Großes Bassin genannt wird, ein großer Teich im Süden der Karlsaue, in dessen Mitte ein kleiner klassizistischer Tempel auf der Schwaneninsel steht. Die zwei äußeren Wegachsen sind von Kanälen bzw. sehr langgestreckten Teichen durchzogen (links bzw. westlich: Küchengraben, rechts bzw. östlich: Hirschgraben), wovon der Küchengraben hinter dem Aueteich in ein weiteres, ringförmiges Wasserbecken mündet. In der Mitte dieses Beckens befindet sich die Blumeninsel Siebenbergen.

Der Orangerie vorgelagert befindet das weitläufige Bowlinggreen, Karlswiese genannt. Sie ist von verschiedenen klassizistischen Skulpturen umgeben, darunter zwei Rossbändiger-Gruppen (1767) von Johann August Nahl (dem Älteren). Für die 2007 stattfindende Kunstausstellung documenta 12 wurde ein Großteil der Karlswiese mit einer riesigen Ausstellungshalle nach Plänen der französischen Architekten Lacaton & Vassal überbaut.

Literatur

  • Michael Rohde, Horst Becker, Jörn Langhorst, Michael Karkosch, Staatspark Karlsaue Kassel, Parkpflegewerk, Bad Homburg v. d. Höhe, 2004, ISBN 3-7954-1532-2
  • Bernd Modrow, Claudia Gröschel, Fürstliches Vergnügen. 400 Jahre Gartenkultur in Hessen. Verlag Schnell + Steiner, Regensburg 2002, ISBN 3-7954-1487-3

Weblinks

51.3019444444449.49333333333337Koordinaten: 51° 18′ 7″ N, 9° 29′ 36″ O


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