- Siedlung Ludwigsfeld
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Die Siedlung Ludwigsfeld ist ein Teil des Stadtbezirkes Feldmoching-Hasenbergl von München.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Siedlung Ludwigsfeld war ursprünglich als Außenlager Allach Teil eines weit verzweigten Systems von Außenkommandos des KZ Dachau. Auf dem knapp 14 Ha großen Gelände wurden außerdem Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter für die kriegswichtige Produktion (u.a. von Flugzeugmotoren bei BMW) untergebracht.
Das KZ Dachau wurde am 29. April 1945 von vorrückenden US-Soldaten befreit, einen Tag später erreichten sie das Außenlager bei Allach. Die Alliierten nutzten das Lager nach Kriegsende zur Unterbringung von Displaced Persons, also Menschen, die sich aufgrund der Kriegswirren fern ihrer Heimat befanden und nach und nach dorthin zurückgeführt werden sollten. Dies erwies sich jedoch mit Beginn der Ost-West-Konfrontation rasch als zunehmend schwierig, da viele Menschen in ihre nun kommunistischen Herkunftsländer nicht mehr zurückkehren konnten oder wollten.
Daher wurde ab 1952 im Ostteil des Lagers mit Geldern aus dem Marshall-Plan eine dauerhafte Siedlung für etwa 3800 Bewohner errichtet. Die Straßen wurden nach Edelsteinen benannt, was der Siedlung auch den Beinamen Kristall- oder Diamantsiedlung gab. Die Bebauung bestand aus 1-2-geschossigen Wohnblocks, wie sie für die 50er- und 60er-Jahre typisch sind. In den für die damalige Zeit durchaus komfortablen Wohnungen, aber ohne Heizung und Bad, fanden über 3000 Heimatvertriebene, ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus 22 Nationen ein neues Zuhause. Die Wohnungen reichten beiweitem nicht für alle aus, sodass man die 3-Zimmer Wohnungen zum Teil auch noch untervermieten musste. Der Rest der Emigranten wurde in den sich am Rand der Siedlung gelegenen Baracken untergebracht. Da sich die Siedlung auf der Gemarkung des Dorfes Ludwigsfeld befand, schoss dessen Einwohnerzahl in kurzer Zeit von etwa 400 auf 4000 in die Höhe. Bei einem Vorschlag an den 24. Münchner Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl von einem ehemaligen Bewohner der Siedlung im Jahre 1996 die Rubinstraße als Einbahnstraße auszuweisen, wurde festgestellt, dass die Siedlung vom Bezirksausschuss vollkommen vergessen wurde. Die damalige SPD Mitarbeiterin im Bezirksausschuss, Frau Katharina Adam, kümmerte sich sofort darum, dass die Siedlung wieder dem 24. Münchner Stadtbezirk zugeordnet wurde.
Auf der Westfassade des einzigen übriggebliebenen Gebäudes in der Granatstraße 8 (heute das Vereinsheim des TSV Ludwigsfeld) wurde im Mai 1997 auf Initiative der Interessengemeinschaft Ludwigsfeld eine Gedenktafel als Erinnerungsstätte eingeweiht.
Im Jahre 1952 wurde gleichzeitig mit dem Siedlungsbau die Ukrainisch Orthodoxe St. Petrus und Paulus Kirche gegründet, deren Mitglieder hauptsächlich ehemalige Häftlinge des KZ-Aussenlagers Allach-Karlsfeld waren. Den Innenraum schmücken viele Ikonen die von den ehemaligen Zwangsarbeitern aus der Ukraine eigenhändig gefertigt wurden. Die historische Kirche wird heute von vielen Touristen, aber auch von interessierten Münchnern besucht.
Am 22. Juli 2007 besuchte die St. Petrus und Paulus Kirche der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko.
Die Kirche befindet sich in der Granatstraße 1.
Die Siedlung heute
Noch heute leben in der Siedlung etwa 20 Nationalitäten zusammen, darunter 140 ehemalige Zwangsarbeiter, sowie viele ihrer Nachkommen. Die Siedlung Ludwigsfeld gilt daher über München hinaus als Beispiel gelungener Integration. Am 22. Juli 2007 wurde die Siedlung gar Schauplatz der internationalen Politik; der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko kam zu Besuch und suchte das Gespräch mit ehemaligen ukrainischen Zwangsarbeitern. Der Hintergrund dieses Besuches war, dass sein Vater während des Krieges in diesem Lager als Zwangsarbeiter untergebracht war. Zur selben Zeit war der spätere Papst Benedikt XVI. als 16-jähriger Flak-Helfer dort eingesetzt.
Privatisierung
Seit 1. Januar 2005 steht die Siedlung Ludwigsfeld im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Die niedrigen Monatsmieten (im Durchschnitt 2,61 EUR/m² Wohnfläche und Monat) reichten nach Auffassung der BImA zum wirtschaftlichen Betrieb der insgesamt 680 Wohneinheiten nicht aus. Die Wohnungen gelten darüber hinaus als für Wohnungsfürsorgezwecke des Bundes ungeeignet. Aus diesen Gründen entschloss man sich gemäß §1 Abs. 1 BImA-Errichtungsgesetz zu deren Veräußerung im Bieterverfahren.
Die zunächst mit der Stadt München geführten Verkaufsverhandlungen scheiterten. Grund dafür war letztlich die fehlende Bereitschaft der Stadt, für die Liegenschaft den Verkehrswert (voller Wert im Sinn der Bundeshaushaltsordnung) zu bezahlen.[1] Einzelheiten der Verhandlungen mit anderen Kaufinteressenten wurden aus Gründen der Vertraulichkeit zum Schutz von Unternehmensinterna nicht bekannt. Am 1. Juni 2007 wurde schließlich der Verkauf der Siedlung für 10,5 Mio € an die Augsburger Patrizia AG bekanntgegeben.[2] Bei den Vertragsverhandlungen wurde Wert auf den Schutz der Bewohner gelegt: Die Patrizia AG musste im Gegenzug lebenslangen Kündigungsschutz für die jetzigen Mieter gewähren.
Die Nachricht vom Verkauf wurde von den Bewohnern mit gemischten Gefühlen aufgenommen: Einerseits herrschte Erleichterung darüber, dass die jahrelange Diskussion um den Verkauf und die damit einhergehende Unsicherheit beendet war. Andererseits werden die vertraglich vereinbarten Maßnahmen zum Mieterschutz mit Skepsis betrachtet.
Einzelnachweise
- ↑ Erläuterungen des Oberbürgermeisters Christian Ude zum Verkauf der Siedlung Ludwigsfeld
- ↑ Pressemitteilung der Stadt München vom 1. Juni 2007
Weblinks
- http://www.siedlung-ludwigsfeld.de
- Die vereinten Völker von Ludwigsfeld, Freitag, Die Ost-West Wochenzeitung (17. November 2000)
Literatur
- Rozalija Sokola (Herausgeber): 30. April 1945 - Ende und Anfang: Vom KZ-Aussenlager Allach zur Siedlung München-Ludwigsfeld (Geb.), Geschichtswerkstatt Neuhausen (2005), ISBN 3931231151
48.21615191388911.489467622222Koordinaten: 48° 13′ N, 11° 29′ OKategorien:- Siedlung in München
- KZ Dachau
- Feldmoching
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