Siegfried I. (Mainz)

Siegfried I. (Mainz)

Siegfried I. von Mainz (* unbekannt; † 16. Februar 1084 in Kloster Hasungen) war von 1058 bis 1060 Abt des Klosters Fulda und von 1060 bis 1084 Erzbischof von Mainz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Erzbischof Siegfried I. von Mainz entstammte dem mittelrheinisch-fränkischen Adelsgeschlecht der Reginbodonen. Nahe Angehörige Siegfrieds waren Grafen im Königssondergau, Burggrafen und Erzstiftsvögte von Mainz und Hochvögte des Klosters Fulda. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Gestorben ist er am 16. Februar 1084 in Hasungen, wo er auch begraben wurde.

Kirchliche Karriere

Siegfried wurde im Kloster Fulda erzogen, wurde dort Mönch und am 25. Dezember 1058 Abt. Am 6. Januar 1060 ernannte Kaiserin Agnes ihn schließlich zum Erzbischof von Mainz.

Im Winter 1064/1065 unternahm er eine Pilgerreise nach Jerusalem. Er wurde dabei begleitet von den Bischöfen von Bamberg, Regensburg und Utrecht sowie etwa 7.000 Pilgern. Die Gesellschaft wurde in den gebirgsschluchten Palästinas überfallen und ausgeraubt. Insgesamt fanden etwa 5.000 Pilger den Tod[1].

Wenig später, 1070, wollte Siegfried im Zuge einer Romreise zu Papst Alexander II. sein Amt als Erzbischof freiwillig niederlegen, doch der Papst untersagte diesen Schritt. Gemeinsam mit Erzbischof Anno von Köln wandelte er 1071 das Stift Saalfeld in ein Benediktinerkloster um.

Nachdem er Abt Hugo von Cluny kennengelernt hatte, begab er sich 1072, unter dem Vorwand, eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela unternehmen zu wollen, in dessen Kloster Cluny, die Mainzer Bevölkerung erreichte aber seine Rückkehr in die heimische Diözese. Seither war er der Cluniazensischen Reformbewegung zugetan, was u.a. in den Stiftsgründungen von Ravengiersburg und Hasungen im Jahr 1074 gipfelte.

Nach seiner Abkehr vom König (s.u.) wurde er von den königstreuen Mainzer Bürgern aus seinem Erzbistum vertrieben. Nach 1081 tritt er bis zu seinem Tod 1084 nicht mehr in Erscheinung.

Politisches Wirken

Siegfried betrat die politische Bühne im Frühjahr 1062 als führendes Mitglied der Gruppe um Erzbischof Anno von Köln, die bei der Entführung von Kaiserswerth König Heinrich IV. und damit die Staatsmacht in ihre Gewalt brachten. Er besaß dennoch nie den politischen Einfluss Annos oder Adalberts von Bremen, sondern blieb immer “dritte Kraft”.

Im Investiturstreit befand sich Siegfried zunächst eindeutig auf Seiten des Königs. So stand er 1076 an der Spitze der Bischöfe, die Gregor VII. für abgesetzt erklärten. Gregors Bann gegen Heinrich ließ Siegfried dann aber schnell umschwenken.

Den Fürstentag in Trebur im Oktober 1076, auf der erstmals über die Ernennung eines Gegenkönigs beraten wurde, soll er militärisch gegen Heinrich IV. abgeschirmt haben. Am 25. März 1077 krönte er dann Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig. Auch der zweite Gegenkönig, Hermann von Salm, wurde am 26. Dezember 1081 in Goslar von Siegfried gesalbt.

Einzelnachweise

  1. Wernicke (1854), S. 186.

Literatur

  • Theodor Lindner: Sigfrid (Erzbischof von Mainz). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 258 f.
  • Siegfried I. In: Lexikon des Mittelalters. Band VII, Sp.1865.
  • Max Herrmann: Siegfried I., Erzbischof von Mainz. 1060–1084. Beitrag zur Geschichte König Heinrichs IV. Leipzig 1889 (Diss.).
  • Eugen Hannach: Erzbischof Siegfried I. von Mainz als persönlicher und politischer Charakter. Rostock 1900 (Diss.).
  • Gustav Schmidt: Erzbischof Siegfried I. von Mainz. Ein Beitrag zur Geschichte der Mainzer Politik im 11. Jahrhundert. Ebering, Berlin 1917 (Diss.).
  • Rainer Rudolph: Erzbischof Siegfried von Mainz (1060–1084). Ein Beitrag zur Geschichte der Mainzer Erzbischöfe im Investiturstreit. Frankfurt 1973 (Diss.).
  • C. Wernicke: Die Geschichte des Mittelalters. Berlin: Duncker 1854.
  • Sigrid Duchhardt-Bösken: Siegfried I. (Mainz). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 10, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-062-X, Sp. 101–102.
Vorgänger Amt Nachfolger
Egbert Abt von Fulda
1058–1060
Widerad von Eppenstein
Luitpold I. Erzbischof von Mainz
1060–1084
Wezilo

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Siegfried I. von Mainz — (* unbekannt; † 16. Februar 1084 in Hasungen) war von 1058 bis 1060 Abt des Klosters Fulda und von 1060 bis 1084 Erzbischof von Mainz. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Kirchliche Karriere 1.2 Politisches Wirken 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Siegfried I (Archbishop of Mainz) — Siegfried I (died 16 February 1084) was the Abbot of Fulda from 25 December 1058 until he became Archbishop of Mainz in 6 January 1060. Siegfried was a member of the Frankish Reginbodonen family of the Rhineland. His family furnished counts in… …   Wikipedia

  • Siegfried I. (Spanheim) — Siegfried I. (* um 1010; † 7. Februar 1065) gilt als Ahnherr des Adelsgeschlechtes der Spanheimer und all ihrer Seitenzweige, der Grafen von Lebenau und der Grafen von Ortenburg. Ursprünglich kam er aus Rheinfranken, wo er auf der Burg Sponheim… …   Deutsch Wikipedia

  • Siegfried II. von Eppstein — (* um 1165; † 9. September 1230 in Erfurt) aus dem Geschlecht der Herren von Eppstein war Erzbischof von Mainz und somit auch Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches. Siegfried wurde als zweiter Sohn Gerhards I. von Eppstein geboren und schlug… …   Deutsch Wikipedia

  • Siegfried Lowitz — (* 22. September 1914 als Siegfried Wodolowitz in Berlin; † 27. Juni 1999 in München) war ein deutscher Schauspieler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filmografie 3 Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

  • Mainz — • German town and bishopric in Hesse; formerly the seat of an archbishop and elector Catholic Encyclopedia. Kevin Knight. 2006. Mainz     Mainz      …   Catholic encyclopedia

  • Mainz Cathedral — (Der Hohe Dom zu Mainz) Mainz Cathedral from the southwest General information Architectural style Romanesque …   Wikipedia

  • Siegfried Kauder — (* 20. November 1950 in Eigeltingen im Landkreis Konstanz) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er ist seit November 2009 Vorsitzender des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages (17. Wahlperiode). Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Ausbildung und… …   Deutsch Wikipedia

  • Siegfried-Lowitz-Preis — Siegfried Lowitz (* 22. September 1914 als Siegfried Wodolowitz in Berlin; † 27. Juni 1999 in München) war ein deutscher Schauspieler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filmografie 3 Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

  • Siegfried Wodolowitz — Siegfried Lowitz (* 22. September 1914 als Siegfried Wodolowitz in Berlin; † 27. Juni 1999 in München) war ein deutscher Schauspieler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filmografie 3 Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”