Kloster Hasungen

Kloster Hasungen
Kloster Hasungen: Grundmauern des Turms mit Gedenktafel

Das Kloster Hasungen, auch Burghasunger Kloster, war ein Benediktinerkloster auf dem Plateau des Burghasunger Bergs (früher: Hasunger Berg; 479,7 m ü. NN), der sich im Naturpark Habichtswald direkt östlich vom Zierenberger Stadtteil Burghasungen im nordhessischen Landkreis Kassel erhebt.

Auf dem Berg wirkte der heilige Heimerad. Das seit 1080/81 bestehende Kloster zählte lange zu den reichsten und schönsten Klöstern in Hessen. Im Mittelalter war es eine bekannte Pilgerstätte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wanderprediger Heimerad

Die Geschichte des Klosters Hasungen beginnt mit dem schwäbischen Wanderprediger Heimerad, der über Memleben, Kirchberg und Kirchditmold zum Hasunger Berg zog. Auf dem Berg kümmerte er sich um die dortige Michaelskapelle und wurde als wundertätiger Mann überregional bekannt. Nach dem Tod Heimerads 1019 ließ Erzbischof Aribo von Mainz 1021 eine Kapelle auf seinem Grab errichten.

Klostergründung und Blüte

Informationstafel an der Stelle des ehem. Klosters Hasungen

1074 stiftete Erzbischof Siegfried I. von Mainz ein Kanoniker- und Chorherrenstift auf dem Hasunger Berg, das 1080/81 in ein Benediktinerkloster der Hirsauer Observanz umgewandelt wurde. Erster Abt des aus Hirsau berufenen Konvents wurde der Chronist Lampert von Hersfeld, obwohl er Erzbischof Siegfried als Gegner Hersfelds im "Thüringer Zehnstreit" scharf angegriffen hatte. Dieses unplausible Vorgehen im Investiturstreit erklärt sich daraus, dass sich Siegfried die Feindschaft König Heinrichs IV. zugezogen hatte und 1077 seine Metropole Mainz verloren hatte. Zudem erreichte Siegfried von Mainz, dass sich Hasungen für die clunyazensische Reform öffnete, indem er das Kloster mit Hirsauer Mönchen besetzte.

Nach dem Tod Lamperts 1081 wurde Gieselbert dessen Nachfolger, konnte aber seine Stellung als Abt nur bis zum Tod des Erzbischofs Siegfried von Mainz im Jahre 1084 ausüben, da dessen Nachfolger, Erzbischof Wezilo, dem deutschen König unbedingt ergeben war. Wezilo erzwang 1085 Gieselberts Verzicht auf die Abtwürde und bestellte einen kaisertreuen Abt und ein hessisches Mönchskonvent.

Der hessische Gaugraf Werner IV., Vogt von Kaufungen und von Fritzlar, vereinigte 1113 alle Gerichtsrechte der Klöster Hasungen und Breitenau, des St.-Petri-Stifts Fritzlar und der Abtei Kaufungen. Das Kloster erwarb Eigentum in zahlreichen umliegenden Orten und es entstand ein Streit um Besitzansprüche zwischen der Stadt Zierenberg und dem Kloster Hasungen. Die Wernerschen Besitzungen und Rechte im Hessengau gingen nach dem Tod Werners IV. zunächst an die Gisonen und dann an die Ludowinger.

Nach dem Tod von Heinrich Raspe, dem letzten Ludowinger Landgrafen Thüringens, im Jahr 1247, kam es zum thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg zwischen Heinrich III. von Meißen einerseits und Sophie von Brabant und ihrem noch unmündigen Sohn Heinrich I. (dem Kind) andererseits. Der Krieg endete schließlich mit der Abspaltung, unter Heinrich I., der neuen Landgrafschaft Hessen von Thüringen. Erzbischof Werner von Mainz beschuldigte Sophie und ihren Sohn Heinrich, ihm die nach dem Tode von Heinrich Raspe zustehenden Lehen vorzuenthalten. 1263 wurde im Frieden von Langsdorf das strittige mainzische Lehen der Klostervogtei dem hessischen Landgrafen zugeteilt.

1330 brannten Zierenberger Bürger das Kloster nieder, mussten dieses jedoch bis 1336 wieder aufbauen. Im 14. Jahrhundert bestellte Kloster Hasungen die Stadtschule Wolfhagen, die auch der Chronist und Verfasser der Limburger Chronik, Tilemann Elhen von Wolfhagen, besuchte.

1494 wurde das Kloster reformiert. 1505 trat es der Bursfelder Kongregation bei. Unruhe-Meldungen im Bauernkrieg gab es 1525 aus den umliegenden Dörfern.

Reformation und Untergang

Die Turmruine kurz nach dem Blitzeinschlag 1876

1527 wurde das Kloster im Zuge der Reformation aufgehoben und die Mönche wurden abgefunden. Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Klosteranlagen schwer beschädigt. Landgraf Moritz der Gelehrte erwog, die verbliebenen Gebäude zum Bau eines Schlosses zu verwenden. Er skizzierte für dieses Vorhaben eigenhändig einen Umbauplan, verwarf den Plan jedoch wieder. Zahlreiche Steine wurden später unter anderem zum Bau des Schlosses Wilhelmstal bei Calden verwendet.

Die Klosterkirche wurde erst im Zuge eines Kirchenneubaus im Jahre 1795-1800 abgerissen. Am 1. Juli 1876 spaltete ein Blitzschlag den noch erhaltenen Glockenturm, und 1896 stürzte er schließlich vollkommen ein. Schon 1839 wurde die Weihschrift und ein aus rotem Sandstein geschaffenes gotisches Bruchstück eines Grabsteins aus dem Jahr 1320 auf dem Hasunger Berg entdeckt. Diese Fundstücke wurden an der neuen klassizistische Burghasunger Kirche als Spolien angebracht.

Heute erinnern am und auf dem Burghasunger Berg nur noch das Klostermuseum Hasungen[1] im Dorfgemeinschaftshaus, einige Steinhaufen, Turmreste und zwei Gedenktafeln an das Kloster.

Museum

Einzelne archäologische Fundstücke werden in dem „Klostermuseum Hasungen“ einer Außenstelle des „Regionalmuseum Wolfhager Land“ in Burghasungen gezeigt. Bis 2011 soll im Ort ein neues Museumsgebäude entstehen.

Einzelnachweise

  1. Klostermuseum Hasungen auf regionalmuseum-wolfhagen.de

Literatur

  • Magnus Backes (Bearb.), Hessen. Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler (München, Berlin 1966) 111.
  • Eckhart G. Franz (Hrsg.): Die Chronik Hessens. Chronik Verlag, Dortmund 1991, S. 43-45, 120.
  • Karl E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen. Johannes Stauda Verlag, Kassel 1981, S. 168, 171, 185, 219, 318 u. 355.
  • Kassius Hallinger: Cluniacensis SS. Religionis Ordinem Elegimus. Zur Rechtslage der Anfänge des Klosters Hasungen. In: JbBistumMainz 8, 1958/60, S. 224-272.
  • Karl Hassenpflug, Kloster Hasungen. Heimatjahrbuch für das Wolfhager Land 1, 1958
  • Erhard Heidrich, Viel Volk verehrte Heimerad. Am Grab des Asketen befand sich Kloster Hasungen. Almanach. Kalender für das Bistum Limburg, 1994, 124-127.
  • Walter Heinemeyer, Die Urkundenfälschungen des Klosters Hasungen. Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde 4, 1958, 226-263.
  • Walter Heinemeyer, Burghasungen (Kr. Wolfhagen). In: Georg Wilhelm Sante (Hg.), Hessen. Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 4. Kröners Taschenausgabe 274 (Stuttgart 1960) 64f.
  • Walter Heinemeyer, Heimerad und Hasungen – Mainz und Paderborn. In: Aus Reichsgeschichte und nordischer Geschichte. Karl Jordan zum 65. Geburtstag (Stuttgart 1972) 112-130.
  • Georg Hildebrand, Das Kloster Hasungen in der Reichs- und Landesgeschichte. Jahrbuch Landkreis Kassel, 1975, 107-111.
  • Bruno Jacob, Zur Geschichte des Klosters Hasungen. Heimatkalender Wolfhagen, 1955.
  • Irene Kappel, Vor- und frühgeschichtliche Geländedenkmäler des Stadt- und Landkreises Kassel. Jahrbuch Landkreis Kassel 1978, 1977, 31.
  • Klostermuseum Hasungen. Führer zur Außenstelle des Wolfhager Museums im Dorfgemeinschaftshaus Burghasungen (Wolfhagen 1987).
  • Volker Knöppel, Der Hasunger Berg und die Christianisierung des Wolfhager Landes. Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung 52, 2001, 53-65.
  • Volker Knöppel, Der Hasunger Berg – Überlegungen zur Christianisierung des Wolfhager Landes. Jahrbuch Landkreis Kassel, 2002, 107-110.
  • Karl Heinrich Rexroth/ Gerhard Seib (Hg.), Burghasungen 1074-1974 (Zierenberg 1974).
  • Karl Heinrich Rexroth, Der heilige Heimerad und Hasungen. Zur Geschichte des Klosters im 11. Jh. und zu seiner Stellung zwischen Hersfeld und Hirsau. In: Baunatal. Chronik der Stadt Baunatal (Baunatal 2'1995) 159-186.
  • Franz Bernh. Schlereth, Das Kloster Hasungen. Zeitschrift für hessische Geschichte 3, 1843, 137-159.
  • Gerhard Seib, 925 Jahre Kloster Hasungen. Jahrbuch Landkreis Kassel, 2001, 113f. è GD 4 JAH
  • Jos. Semmler, Lampert von Hersfeld und Giselbert von Hasungen. Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 66, 1956.
  • Armin Sieburg, Stadtarchiv Zierenberg (Marburg 2001).
  • Edm. E. Stengel, Lampert von Hersfeld der erste Abt von Hasungen. Zugleich ein Beitrag zur Frühgeschichte der Hirsauer Klosterreform. In: Aus Verfassungs- und Landesgeschichte. Festschrift für Th. Meyer 2 (1955).
  • W. Stock, Die Ruine der Kirche des ehemaligen Benediktiner-Klosters zu Burghasungen. In: Die mittelalterlichen Baudenkmäler Niedersachsens 1 (Hannover 1861) 130-132.
  • Tilman Struve, Hersfeld, Hasungen und die vita Haimeradi. Archiv für Kulturgeschichte 51, 1969, 210-233.
  • Heiner Wittekindt, Der Hasunger Berg und sein Kloster. Jahrbuch Landkreis Kassel, 1982, 68-74.
  • Klaus Sippel : Das closter [...] mag wohl dabevor einer der aller vornemsten gebeu in Hessen undt benachbarnten landen gewesen seyn, Denkmalpflege & Kulturgeschichte (Wiesbaden, Hessen), 4-2009, S. 27-32

Weblinks

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