Sikawild

Sikawild
Sikahirsch
Dybowski-Sikahirsch Cervus nippon hortulorum

Dybowski-Sikahirsch Cervus nippon hortulorum

Systematik
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirsche (Cervidae)
Unterfamilie: Echte Hirsche (Cervinae)
Gattung: Cervus
Art: Sikahirsch
Wissenschaftlicher Name
Cervus nippon
Temminck, 1838
Weibliche Sikahirsche
Dybowskihirsche im Winterkleid
Taiwan-Sika (Cervus nippon taiouanus)
Gruppe Vietnamesische Sikahirsche; ebenfalls im Bild: zwei junge Hirschziegenantilopen

Der Sikahirsch (Cervus nippon) ist ein aus Ostasien stammender Hirsch, der durch Einbürgerungen heute in vielen Gegenden der Welt vorkommt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Mit einer Kopfrumpflänge von 100 - 150 cm, einer Schulterhöhe von 75 - 110 cm und einem Gewicht von 40 - 80 kg ist der Sikahirsch deutlich kleiner als ein Rothirsch und etwa so groß wie ein Damhirsch. Das Fell ist braun und trägt zahlreiche weiße Flecken, die in sieben bis acht Längsreihen angeordnet sind. Im Winter verblassen diese Flecken und sind manchmal kaum auszumachen, während sie im Sommer in einem deutlichen Kontrast zur übrigen Fellfarbe stehen. Vom ebenfalls gefleckten Damhirsch ist der Sikahirsch leicht durch das Geweih zu unterscheiden, das keine Schaufeln bildet und je Stange nur zwei bis fünf Enden hat. Im Winter bildet sich bei beiden Geschlechtern eine dichte Halsmähne.

Verbreitung

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Sikahirsches umfasste den Ostteil der Volksrepublik China, Südost-Sibirien, Korea, Japan, Taiwan und den äußersten Norden Vietnams (Einzelheiten siehe Unterarten). Mit Ausnahme der Japanischen Inseln sind sie fast überall in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet bedroht.

Durch den Menschen sind Sikahirsche in zahlreichen Gegenden der Welt eingeführt worden, so in Europa, Marokko, der Nordmongolei bei Süchbaatar, Neuengland, Texas, Australien, Madagaskar und Neuseeland.

In Deutschland ist der Sikahirsch ein Neozoon: 1893 wurden die ersten Sikahirsche als Parkwild eingeführt. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich aus entflohenen und ausgesetzten Tieren wild lebende Populationen von Sikahirschen entwickelt, die sich auf die folgenden fünf Gebiete konzentrieren:

Das Vorkommen am Hochrhein (Kreis Waldshut) hat sich auch in die Schweiz ausgedehnt und besiedelt dort die Gebiete Südranden und Rafzerfeld in den Kantonen Schaffhausen und Zürich.

Lebensweise

Ausgewachsene Männchen sind für die meiste Zeit des Jahres Einzelgänger, während Weibchen und Jungtiere sich zu Verbänden von zwei bis zehn, selten fünfzig Tieren zusammenfinden. Im Frühherbst werden die Männchen territorial und beginnen, einen Harem von durchschnittlich zwölf Weibchen um sich zu sammeln. Gelangen andere Männchen in das Revier, werden sie vertrieben, wobei es zu heftigen Kämpfen kommen kann. Sikahirsche bevorzugen als Lebensraum dichte, unterholzreiche Wälder, doch kommen die anpassungsfähigen Tieren auch in Sumpf- und Graslandschaften vor. Sie äsen Kräuter, Blätter und Gräser, verzehren aber nicht so rohfaserige Kost wie etwa Rothirsche. Ihre natürlichen Feinde sind Wölfe, Asiatische Wildhunde, Tiger und Leoparden.

Unterarten

In seiner ostasiatischen Heimat unterscheidet man zahlreiche Unterarten des Sikahirsches. In Europa lässt sich meistens nicht mehr feststellen, welcher Unterart die eingeführten Sikahirsche angehörten; die meisten gehen auf Japanische Sikahirsche zurück, doch häufig dürften sich verschiedene Unterarten miteinander vermischt haben, und mancherorts kommt es sogar zu interspezifischen Kreuzungen mit Rothirschen. Man unterscheidet die folgenden Unterarten:

  • Japanischer Sikahirsch (Cervus nippon nippon), japanische Hauptinseln Honshū (Südteil), Kyūshū, Shikoku
  • Cervus nippon aplodontus, im Norden von Honshū
  • Hokkaido-Sikahirsch (Cervus nippon yesoensis), Hokkaidō
  • Cervus nippon centralis, Honshū
  • Nordchinesischer Sikahirsch (Cervus nippon mandarinus), nordöstliches China, vom Aussterben bedroht, möglicherweise bereits ausgestorben
  • Südchinesischer Sikahirsch (Cervus nippon kopschi), östliches Zentralchina und südöstliches China, stark gefährdet
  • Vietnamesischer Sikahirsch (Cervus nippon pseudaxis), nördliches Vietnam; von der IUCN als vom Aussterben bedroht geführt, heute überall ausgerottet bis auf den Cuc-Phuong-Nationalpark
  • Shanxi-Sikahirsch (Cervus nippon grassianus), Shanxi, vom Aussterben bedroht, möglicherweise bereits ausgestorben
  • Sichuan-Sikahirsch (Cervus nippon sichuanicus), Sichuan, Gansu, stark gefährdet
  • Mandschurischer Sikahirsch (Cervus nippon mantchuricus), Mandschurei, Korea
  • Dybowski-Hirsch (Cervus nippon hortulorum), östlichstes Sibirien (Primorje), weniger als 2000 wildlebende Tiere
  • Taiwan-Sikahirsch (Cervus nippon taiouanus), Taiwan, vom Aussterben bedroht, nur noch in wenigen Wildgehegen erhalten
  • Kerama-Hirsch (Cervus nippon keramae), Ryūkyū-Inseln, heute nur noch auf drei unbewohnten Inseln zu Hause; vom Aussterben bedroht
  • Tsushima-Hirsch (Cervus nippon pulchellus), Tsushima
  • Jolo-Sikahirsch (Cervus nippon soloensis), Jolo; diese Unterart lebt auf einer südlich der Philippinen gelegenen Insel so weit abseits des Verbreitungsgebiets der anderen Unterarten, dass man einen vor Jahrhunderten durch menschliche Einführung verursachten Ursprung vermutet

Der Südchinesische Sikahirsch (C. n. kopschi) wird oft zum Vietnamesischen (C. n. pseudaxis) und der Shanxi-Sikahirsch (C. n. grassianus) zum Mandschurischen Sikahirsch (C. n. mantchuricus) gerechnet.

Literatur

  • Erhard Ueckermann: Das Sikawild. Vorkommen, Naturgeschichte und Bejagung. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Schriftenreihe der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung des Landes Nordrhein-Westfalen, Heft 7. Parey, Hamburg und Berlin 1992, 103 S., ISBN 3-490-08812-3
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0-8018-5789-9
  • Detlef Schilling u. a.: BLV Bestimmungsbuch Säugetiere, BLV Verlagsgesellschaft, 1983 ISBN 3-405-12846-3
  • Werner Trense: Die Hirsche der Welt. Eine Bestandsaufnahme der Arten und Unterarten - ein Katalog zur Dauerausstellung im Jagdschloss Granitz in Binz auf Rügen (Broschiert). Parey verlag. ISBN 3-8263-8514-4

Weblinks


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