- Sophie Hunger
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Sophie Hunger (* 31. März 1983 in Bern; eigentlich Emilie Jeanne-Sophie Welti)[1] ist eine Schweizer Sängerin, Songwriterin und Filmkomponistin, die auch Gitarre und Klavier spielt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sophie Hunger wuchs mit zwei älteren Geschwistern in Bern, London, Bonn und Zürich auf. In Zürich bestand sie am Literargymnasium Rämibühl[2] im Herbst 2002 die Matura.[1] Im Anschluss begann Hunger ein Studium mit den Fächern Germanistik und Anglistik.[3]
Sophie Hunger ist die Enkelin von Arthur Welti, Grossnichte 2. Grades von Albert J. Welti und Urgrossnichte von Albert Welti.
Werdegang
Als Kind hatte Sophie Hunger für einige Zeit Klavierunterricht.[1][4] Ihr Vater hörte viel Jazz[4] und Punk[5], so dass sie früh mit diesen Musikrichtungen in Berührung kam.[4] Über ihre Mutter lernte sie diverse Volkslieder kennen.[5] Hunger selbst hatte wechselnde Vorlieben, zunächst begeisterte sie sich als Jugendliche für Hip-Hop und Rhythm and Blues, anschliessend hörte sie Rockmusik und entdeckte als junge Erwachsene Country, Bluegrass und Folk.[4]
Zwischen 2002 und 2006 war Hunger Gastsängerin bei dem Projekt Superterz, sie ist auch auf dem 2006 veröffentlichten Album Standards zu hören.[6] Ab 2004 war Hunger zudem als Sängerin Mitglied in der Indie-Rock-Band Fisher, die sich 2007 auflöste.[1][7][8]
Im September 2006 veröffentlichte Sophie Hunger im Eigenvertrieb ihre erste CD Sketches on Sea, die sie selbst zu Hause aufgenommen hatte.[8] Für diese Veröffentlichung wählte sie erstmals den Künstlernamen Sophie Hunger, der aus ihrem zweiten Vornamen sowie dem Geburtsnamen ihrer Mutter zusammengesetzt ist.[1] Die Aufnahme fand bald grosse Beachtung, bereits im Mai 2007 spielte Hunger als Vorband von Stephan Eicher[1] im Bataclan in Paris und trat im Juli am Schweizer Montreux Jazz Festival als Gast mit Raphelson und John Parish auf. Im August und September folgten internationale Konzert-Tourneen mit dem Erik Truffaz Quartett[1] und der Band The Young Gods. Begleitet wurde sie dabei von Michael Flury (Posaune), Christan Prader (Flöte, Klavier, Gitarre) und Evelinn Trouble (Chor).[8]
Bereits vor Veröffentlichung ihres ersten Albums wurde Hunger von Regisseur Micha Lewinsky angeboten, eine Rolle in seinem Film Der Freund anzunehmen. Sie lehnte zunächst ab, bot aber an, die Filmmusik zu komponieren. Lewinsky nahm das Angebot an, Hunger schrieb zusammen mit Michael Vaid (Superterz) den Soundtrack, im Gegenzug übernahm Hunger die von ihm vorgeschlagene Nebenrolle. Der Freund wurde im Januar 2008 veröffentlicht.[3][8][1]
Hunger gewann den SwissAward 2010 in der Kategorie Show.
Durchbruch mit Monday's Ghost
Zwischen Januar und Mai 2008 nahm Sophie Hunger ihr erstes Studioalbum Monday’s Ghost in den ICP-Studios in Brüssel und im Studio du Flon in Lausanne auf. Produziert wurde dieses Album von Marcello Giuliani (unter anderem Erik Truffaz Quartett), der auch den Bass-Part übernahm.[8] Massgeblich beteiligt waren ausserdem Posaunist Michael Flury, Multi-Instrumentalist Christian Prader und Schlagzeuger Alberto Malo.[9] Im Juni 2008 nahm die französische Abteilung von Universal Music Jazz Sophie Hunger unter Vertrag.[1]
Mit ihrer Band, die bis auf Balz Bachmann, der Giuliani am Bass ersetzte, der Studiobesetzung entsprach, spielte Hunger am 6. Juli 2008 beim Schweizer Montreux Jazz Festival in der ausverkauften Miles Davis Hall.[10][1]
Am 10. Oktober 2008 wurde Monday’s Ghost über den kleinen Vertrieb Irascible in der Schweiz veröffentlicht, das auf Anhieb Platz 1 der Schweizer Hitparade erstürmte. Später wurde das Album mit Platin ausgezeichnet.[11] Im Februar 2009 erschien das Album über Universal Jazz in Frankreich, Deutschland und Österreich.
Im Herbst 2008 verliess Schlagzeuger Albert Malo die Band, er wurde durch Julian Sartorius ersetzt, welcher 2010 die Band wieder verliess um sich kleineren Projekten zu widmen. 2010 gehörte der Musiker Dominik Chansorn zur Band, dies aber nur für wenige Konzerte. 2011 ist Alberto Malo zur Sophie Hunger Band zurückgekehrt.
1983
Im August 2009 begann Hunger in Paris mit der Arbeit an ihrem zweiten Studioalbum "1983",[12], welches sie mit Hilfe von Toningenieur Stéphane Alf Briat (u.a. Phoenix, Air) selbst produzierte. Zu den Highlights der 1983-er Tournée 2010 gehörte die Einladung ans Glastonbury Festival, wo Hunger als erste Schweizer Band der Festival-Geschichte auftrat. Von Bedeutung sind überdies die Einladung ans Montreal Jazz Festival. Hungers Auftritt vor vollem Haus in der Cigale in Paris und ein abermals ausverkauftes Konzert in der Miles Davis Hall beim Schweizer Montreux Jazz Festival. Auch 1983 war in der Schweiz sofort auf Platz 1 der Charts – in Deutschland und in Österreich platzierte sich das Album im hinteren Mittelfeld der Top 100. Die Auskoppelung "Le vent nous portera" (Cover der französischen Band "Noir desir") wurde 2011 im Kinofilm "Terraferma" als Soundtrack verwendet. [13]
Literatur
Neben ihrer musikalischen Tätigkeit tritt Hunger auch schreibend in Erscheinung. Sie verfasste unter anderem für Die Zeit im Jahre 2009 Kolumnen, bei denen sie sich in Christian Seraphin Jenny verwandelte, der in der Zeitung steckt und die Welt daraus erblickte. Für etliches Aufsehen sorgte ihr fiktionaler Bericht über die Salzburger Festspiele 2010, den sie in Form eines Briefes an den verstorbenen Thomas Bernhard gestaltete und der in der Folge kontrovers kommentiert und diskutiert wurde. In der ZEIT ONLINE berichtete Sophie Hunger über ihre Amerika Tour die sie Ende Oktober 2011 startete.
Diskografie
Chartplatzierungen Erklärung der Daten Alben Monday's Ghost CH 1 26.10.2008 (46 Wo.) 1983 CH 1 11.04.2010 (23 Wo.) DE 62 03.05.2010 (1 Wo.) AT 74 30.04.2010 (1 Wo.) Als Emilie Welti:
- Fisher: Fisher (kuenschtli.ch, 2006)
- Superterz: Standards (2006)
Als Sophie Hunger:
- Sketches on Sea (Erstveröffentlichung im Eigenvertrieb, 2006. 2008 auf Gentlemen Records wiederveröffentlicht)
- Where Has The Love Gone auf dem Album Beauty Queen von Serpentine (kuenschtli.ch, 2007)
- Monday's Ghost (Two Gentleman Records, 2008)
- Biberräis auf dem Album Und Jetz...was Hät Das Mit Mir Z Tue von Big Zis (Nation Music, 2009)
- 1983 (Two Gentleman Records, 2010)
- Let Me Go und Dirge auf dem Album In Between von Erik Truffaz (Blue Note Records, 2010)
Filmmusik:
- Der Freund (mit Marcel Vaid) (2008)
- Zimmer 202 (2010)[14]
Filmografie
Als Emilie Welti:
- Der Freund (2008)
Weblinks
- Offizielle Website
- Sophie Hunger bei Allmusic (englisch)
- Sophie Hunger in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Pop-Hoffnung Sophie Hunger: „Ich habe permanent schlechte Laune“ Interview mit Spiegel Online, 30. September 2010
- „Ich bin sicher pessimistisch“ als Audiobeitrag Portrait, Deutschlandradio Kultur, 27. Juli 2011
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j Sophie Hunger bei Laut.de. Abgerufen am 23. Mai 2010.
- ↑ LG Rämibühl: Maturaarbeiten Schuljahr 2001/02 Abgerufen am 23. Mai 2010.
- ↑ a b Erik Brandt Hoege: „Man braucht irgendeine Bewusstlosigkeit“ Interview für jetzt.de, veröffentlicht am 28. Dezember 2008, Abgerufen am 21. Mai 2010.
- ↑ a b c d Jakob Buhre: „Ich glaube, das Ganze ist ein Zufall.“ Veröffentlicht am 3. März 2009. Abgerufen am 21. Mai 2010.
- ↑ a b Martin Fischer: Man sollte diese Leute ohrfeigen Interview für 20 Minuten Online, veröffentlicht am 9. April 2010. Abgerufen am 12. September 2010.
- ↑ Standards auf der Homepage von Superterz. Abgerufen am 21. Mai 2010.
- ↑ Fisher bei kuenschtli.ch. Abgerufen am 7. Juli 2011.
- ↑ a b c d e Tobi Müller: Sophies Welt (Archivversion vom 23. November 2010). Veröffentlicht am 14. Dezember 2007. Erschienen in: Das Magazin, Nummer 50/2007.
- ↑ Monday´s Ghost bei Discogs. Abgerufen am 21. Mai 2010.
- ↑ Sophie Hunger am Montreux Jazz Festival am 6. Juli 2008
- ↑ Rabea Weihser: Sophie Hunger: Die Unbekümmerte Erschienen am 29. April 2010 in Die Zeit, Ausgabe 18/2010
- ↑ Brigitte Kleine: Rückschau: Sophies Stimme - Der neue Exportschlager aus der Schweiz Beitrag aus der Sendung ttt – titel, thesen, temperamente. Veröffentlicht am 30. August 2009. Abgerufen am 17. Mai 2010.
- ↑ a b Chartplatzierungen: AT CH DE
- ↑ Zimmer 202 – Info Abgerufen am 21. Mai 2010.
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