Sparrenberg

Sparrenberg
Sparrenburg
Burgansicht

Burgansicht

Alternativname(n): Burg und Festung Sparrenberg
Entstehungszeit: vor 1250
Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: Erhalten
Ständische Stellung: Hoher Adel
Ort: Bielefeld
Geographische Lage 52° 0′ 53,8″ N, 8° 31′ 36,4″ O52.0149305555568.5267694444445180Koordinaten: 52° 0′ 53,8″ N, 8° 31′ 36,4″ O
Höhe: 180 m ü. NN
Sparrenburg (Nordrhein-Westfalen)
DEC
Sparrenburg

Die Sparrenburg (eigentlich: Burg und Festung Sparrenberg) ist eine restaurierte Festungsanlage im Bielefelder Stadtbezirk Mitte. Sie liegt auf dem 180 m hohen Sparrenberg im Teutoburger Wald und überragt das nahe Stadtzentrum um gut 60 m. Ihr heutiges Aussehen geht im wesentlichen auf das 16. und 19. Jahrhundert zurück. Die Sparrenburg gilt als ein Wahrzeichen Bielefelds.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die ersten Jahrhunderte

Die Sparrenburg wurde als Burg deutlich vor 1250 durch die Grafen von Ravensberg erbaut. Sie diente der Sicherung des Bielefelder Passes über den Teutoburger Wald, als Herrschersitz der Grafen von Ravensberg und dem Schutz der wohl um 1200 gegründeten Stadt Bielefeld. Da in der Regel die Anlage einer schützenden Burg einer Stadtgründung vorausgeht, wird neuerdings gemutmaßt, dass es noch einen älteren Vorgängerbau gegeben habe. Erstmalig wird die Burg urkundlich 1256 erwähnt.

1346 stirbt Bernhard Graf von Ravensberg kinderlos. Damit stirbt das Haus Calvelage-Ravensberg aus. Die Burg fällt nun durch Heirat an Graf Gerhard I. von Jülich-Berg, der seit 1338 mit Bernhards Nichte Margarete verheiratet ist. Die Funktion eines Herrschersitzes entfällt. Am 18. November 1377 übernachtet Kaiser Karl IV. auf der Burg. Von 1410 bis 1428 dient die Sparrenburg ein letztes Mal als Herrschersitz für Graf Wilhelm II. von Ravensberg, der aus der das Herzogtum Berg regierenden Linie des Hauses Jülich stammt. 1511 wechselt die Sparrenburg erneut den Besitzer: Herzog Wilhelm von Jülich-Berg, der auch Graf von Ravensberg ist, stirbt, und Grafschaft und Burg fallen an seinen Schwiegersohn Herzog Johann von Jülich-Kleve-Berg.

Umwandlung zur Festung

Baugeschichte der Sparrenburg

Als neue Grafen von Ravensberg und Besitzer der Sparrenburg veranlassen die Herzöge von Kleve den Ausbau. Die Burg soll den neuen militärischen Gegebenheiten angepasst werden und den immer effektiveren Belagerungsgeschützen standhalten können.

Mitte des 15. Jahrhunderts wurde westlich eine nur durch eine Brücke mit der eigentlichen Burg verbundene Rundbastion davorgesetzt, von der man mit Geschützen den Bielefelder Pass kontrollieren konnte.

Nach Vorarbeiten ab 1535 leiten von 1556 an der italienische Festungsbaumeister Alessandro Pasqualini und sein Sohn den Umbau, der 1578 abgeschlossen wird und die größte Festung in Westfalen hervorgebracht hat. Die alte Burg war nun ringsherum von einer von hohen Festungsmauern gestützten Terrasse umgeben, so dass die Burggebäude nicht mehr aus der Nähe beschossen werden konnten. Außer dem Mühlenrondell, das nun zu einer Vorwölbung der Terrasse wurde, erhielten auch die übrigen drei Ecken der Anlage Rundbastionen, das Kiekstadtrondell im Nordwesten sowie das Marienrondell nördlich und das Schusterrondell südlich des dem Kammweg zugewandten Burgtores. Um die Kontrolle über den Bielefelder Pass weiter zu verbessern, wurde der Südwestecke der Burg außerdem eine etwas niedrigere Spitzbastion vorgelagert, der „Scherpentiner“.

Der Begriff Scherpentiner lässt sich nur bei der Sparrenburg nachweisen, seine Herkunft geht auf die Serpentinen (Serpentin = ital. Schlange, deutscher Begriff: Feldschlange), leichte Artilleriegeschütze des 15. und 16. Jahrhunderts, zurück.

Bewährungsproben

1609 stirbt mit Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg der letzte Herzog aus dem Hause Jülich ohne männlichen Nachfahren. Die von den Haupterben Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg 1609 vereinbarte Gemeinschaftsregierung scheitert und gipfelt im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit. 1612 wird die Burg durch ein Erdbeben beschädigt. Durch den 1614 geschlossenen Vertrag von Xanten, der den Erbfolgestreit beendet, fällt die Burg an Brandenburg-Preußen, das zunächst seinen holländischen Verbündeten das Besatzungsrecht einräumt. Die holländische Besatzung trifft im November 1615 ein.

Teil der Festung Sparrenberg mit dem Scherpentiner

Im Zuge des 1618 ausgebrochenen Dreißigjährigen Krieges müssen die Holländer sich 1623 vor den übermächtig anrückenden Spaniern zurückziehen, die von Graf Johann von Rietberg angeführt wurden. 1625 versucht der brandenburgische Oberst Gent vergeblich, mit Hilfe der ravensbergischen Bauern die Sparrenburg zurückzuerobern. 1636 belagern Schweden und Hessen fast ein Jahr lang die Spanier, bevor diese 1637 die Festung übergeben müssen. 1642 wird die Sparrenburg den verbündeten Franzosen überlassen.

Der Westfälische Frieden 1648 bestätigt die Zugehörigkeit zu Brandenburg-Preußen. In der Folgezeit hält sich der Große Kurfürst mehrfach auf der Festung auf, zwei seiner Kinder werden hier geboren.

Im Französisch-Niederländischen Krieg widersteht die Sparrenburg erfolgreich ihren letzten Belagerungen, 1673 gegen münstersche und 1679 gegen französische Truppen.

Verfall und romantische Erneuerung

Mit Ende des 17. Jahrhunderts genügt die Sparrenburg den militärischen Erfordernissen nicht mehr. Sie wird daher teils als Gefängnis genutzt, teils dem Verfall preisgegeben. Die Außenmauern wie auch Gebäude auf der Burg werden abgetragen und die Steine verkauft. Auf Veranlassung König Friedrichs II. wird daraus unter anderem in den 1770er Jahren die noch heute an der Hans-Sachs-Straße vorhandenen 55er-Kaserne erbaut.

Im Zuge der Burgenromantik des 19. Jahrhunderts gründet sich in Bielefeld das „Comité zur Wiederherstellung des Thurmes auf dem Sparenberge“ und betreibt den Wiederaufbau des Turmes, der 1842/43 erfolgt.

In Jahr 1879 konnte die Stadt Bielefeld die Anlage für einen Preis von 8.934,90 Mark vom preußischen Staat erwerben, obwohl der ursprüngliche Wert auf 70.000,00 Mark taxiert wurde. Nach Plänen des Architekten E. Hillebrand wurde nach langen Diskussionen über die Gestaltung des Bauwerks 1886 mit der Errichtung das neuen Palasgebäudes begonnen. Am 24. April 1888 übergab man das im gotischen Stil ausgeführte Bauwerk mit Festsaal, Restaurant und Museumsräumen.

Im Innenhof wird 1900 im Beisein Kaiser Wilhelms II., des (nominell) letzten Grafen zu Ravensberg, ein von Fritz Schaper geschaffenes Denkmal des Großen Kurfürsten aufgestellt.

Kriegszerstörungen und Restaurierungen

Ausgrabungsstelle am Kiekstattrondell

Während des Zweiten Weltkrieges als Flakstellung genutzt, wird die Sparrenburg beim Luftangriff auf Bielefeld am 30. September 1944 schwer beschädigt, nur der Turm bleibt unversehrt.

Von 1948 bis 1987 liefen fast durchgängig Aufräum- und Restaurierungsarbeiten. Von 1955 bis 1982 war im wieder aufgebauten Wirtschaftsgebäude das Deutsche Spielkartenmuseum untergebracht.

Bei den Sanierungsarbeiten seit 2007 hat man auf dem nördlichen Kiekstattrondell einen früheren Fußboden der Verteidigungsanlage freigelegt. Er befindet sich drei Meter unter dem jetzigen Niveau. Ferner wurde eine Treppe entdeckt, die hinunter in die Kasematten führt.[1]

2008 wurden von den Archäologen im Bereich der Hauptburg der Grundriss eines großen, rechteckigen Gebäudes freigelegt. Das nach den Architekturformen (Sockelschrägen, Türgewände) wohl um 1500 errichtete Gebäude teilte sich in fünf Räume auf.

Im Juni 2008 wurden zwei seltsame, nebeneinander liegende Lüftungsschächte nahe der Außenmauer zwischen Kiekstatt und Windmühlenrondell gefunden, die mehr als acht Meter in die Tiefe führen. Während der eine Schacht in dieser Tiefe eine sichtbare Öffnung in der Außenmauer besitzt, führt der andere Schacht in ein bisher unbekanntes Gewölbe, das seinen Boden in zwölf Metern Tiefe hat und recht dicht unter dem bisher bekannten Gangsystem liegt. Die Funktion dieser Schächte und des darunter liegenden Raumes ist weitgehend unklar.

Besichtigung, Veranstaltungen und Aktionen

Sparrenburg bei Nacht

Der oberirdische Teil der Sparrenburg kann ganzjährlich besichtigt werden, ein Eintritt wird nicht erhoben. Zur späten Nachtstunde wird das Brückengitter verschlossen. Die weiteren Anlagen der Sparrenburg können von April bis Oktober täglich besichtigt werden, einschließlich Besteigung des 37 Meter hohen Turms und Begehung des südöstlichen Teils der 285 Meter langen unterirdischen Gänge (Kasematten). Der nordwestliche Teil der unterirdischen Gänge ist mit Ausnahme dreier Führungen pro Jahr nicht zugänglich, da dort Fledermäuse ihren Unterschlupf haben.[2]

Eine Attraktion ist das jährlich am letzten Juli-Wochenende stattfindende Sparrenburgfest, bei dem Schausteller und Händler das Leben im Mittelalter nachstellen.

Um den Erhalt und die Sanierung der Anlage finanziell zu sichern, wurde die Aktion Ein Stein für die Burg ins Leben gerufen, bei der für Geldspenden die Patenschaft für einen Stein in der Burgmauer übernommen werden konnte. Bei höheren Spendensummen war eine persönliche Gravur des Steins möglich. Insgesamt wurden 3.100 Patenschaften übernommen. Die Möglichkeit der Übernahme einer derartigen Patenschaft besteht seit Ende 2006 nicht mehr, weil mit den gravierten Steinen ausschließlich die Rondelle der Burg gepflastert wurden und die Anzahl der Patenschaften somit begrenzt war. Angesichts der geschätzten Sanierungskosten von 7,5 Millionen Euro sucht die Bielefelder Bürgerstiftung auch nach Ende der Patenschaftsaktion nach weiteren Spenden.

Literatur

  • Hochmann, Carmen: Sparrenburg. Geschichte(n) für Kinder. tpk-Regionalverlag, Bielefeld 2004, ISBN 978-3936359046.
  • Kamm, Andreas: Sparrenburg. Burg - Festung - Wahrzeichen. tpk-Regionalverlag, Bielefeld 2007. ISBN 978-3-936359-27-5.
  • Wessing, Michael: Die Sparrenburg. Vom Wehrbau zum Wahrzeichen. Westfalen Verlag, Bielefeld 2000, ISBN 978-3889180780.

Einzelnachweise

  1. Neue Westfälische, Lokalteil Bielefeld, 11. Oktober 2007
  2. Andreas Kamm: Sparrenburg. Burg - Festung - Wahrzeichen. Kiper, Bielefeld 2007, S. 53.

Weblinks


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