Spyros Simitis

Spyros Simitis
Spiros Simitis
Spyros Simitis im Jahr 2008

Spiros Simitis (griechisch Σπύρος Σημίτης; * 1934 in Athen) ist ein international renommierter Jurist und Datenschutzexperte. Er ist der Bruder des ehemaligen griechischen Ministerpräsidenten Konstantinos Simitis.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Spiros Simitis kam nach dem Schulbesuch in Athen wie auch sein Bruder Konstantinos zum Studium in die Bundesrepublik Deutschland. Beide studierten an der Philipps-Universität in Marburg, Spiros Simitis von 1952 bis 1956 Rechtswissenschaften. Nach dem Studium promovierte er über die „Faktischen Vertragsverhältnisse“ und war dann bis 1962 als wissenschaftlicher Assistent an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main tätig, wo er sich anschließend habilitierte.

Von 1964 bis 1969 war Spiros Simitis Professor für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht sowie Internationales Privatrecht an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seit 1969 ist er Professor für Arbeitsrecht, Bürgerliches Recht und Rechtsinformatik mit einem Schwerpunkt auf dem Thema Datenschutz an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Außerdem ist Spiros Simitis Direktor der Forschungsstelle für Datenschutz an der Universität Frankfurt und Gastprofessor u. a. an den Universitäten Yale (seit 1980) und Paris (seit 1990). Er war von 1975 bis 1991 hessischer Landesbeauftragter für den Datenschutz.

1977 war Simitis als Anwärter für das neu geschaffene Amt des Bundesdatenschutzbeauftragten (BfD) im Gespräch. Auf Grund seiner Erfahrungen als hessischer Datenschutzbeauftragter galt er als ideale Besetzung. Simitis lehnte den Ruf nach Bonn jedoch ab. Seiner Meinung nach war die BfD-Dienststelle personell unzureichend ausgestattet und zudem zu eng mit dem Bundesinnenministerium verbunden.[1] Daraufhin wurde das Amt dem Juristen Hans Peter Bull übertragen.

Mitgliedschaften und Kommissionen

Seit 1966 ist Spiros Simitis Mitglied des Deutschen Rates für Internationales Privatrecht. Von 1966 bis 1980 war er Generalsekretär der Internationalen Zivilstandskommission und von 1975 bis 1991 Hessischer Landesbeauftragter für den Datenschutz. Außerdem war er von 1979 bis 1982 Mitglied der Deputation des Deutschen Juristentages und von 1982 bis 1986 Vorsitzender der Expertenkommission für Datenschutzfragen des Europarats. Seit 1988 ist er ständiger Berater der EG-Kommission in Datenschutzfragen. Von 1990 bis 1996 war er Mitglied des Forschungsrates des Europäischen Hochschulinstituts in Florenz, 1994 Berater des Internationalen Arbeitsamtes für die Ausarbeitung einer Regelung des Arbeitnehmerdatenschutzes, von 1998 bis 1999 Vorsitzender der High-Level-Experten-Kommission der EG-Kommission zur Grundrechtecharta, von 1999 bis 2001 Mitglied der Strategiekommission zur weiteren Entwicklung des Europäischen Hochschulinstituts Florenz und 2001 folgte durch Beschluss des Bundeskabinetts die Berufung zum Mitglied des Nationalen Ethikrates, zu dessen Vorsitzenden er anschließend gewählt wurde. Diese Funktion hatte Simitis bis 2005 inne.

In seiner beruflichen Laufbahn erhielt Spiros Simitis eine Reihe von Ehrungen durch internationale Kommissionen und Universitäten. So ist er seit 1992 Ehrendoktor der Universität Thrakien und seit 2003 Ehrendoktor der Universität Athen, außerdem seit 2002 Ehrenmitglied der Deputation des Deutschen Juristentages und seit 2003 Korrespondierendes Mitglied der Akademie von Athen.

Publikationen (Auswahl)

  • Kommentar zum Bundesdatenschutzgesetz. Nomos, 6. Auflage, Baden-Baden 2006, ISBN 3-8329-1376-9
  • EG-Datenschutzrichtlinie, Kommentar; zusammen mit U. Dammann (1997)
  • Zur Verrechtlichung der Arbeitsbeziehungen; in: Zacher/Kübler u. a. (Hrsg.): Verrechtlichung von Wirtschaft, Arbeit und sozialer Solidarität, (1984) 73 ff.
  • Kindschaftsrecht – Elemente einer Theorie des Familienrechts; in: Festschrift für W. Müller-Freienfels (1987), 329 ff.
  • Die verordnete Sprachlosigkeit: das Arbeitsverhältnis als Kommunikationsbarriere; in: Festschrift für H. Simon (1987), 329 ff.
  • Lob der Unvollständigkeit: Zur Dialektik der Transparenz personenbezogener Informationen; in: Festschrift für G. Mahrenholz (1994), 573 ff.
  • Internet oder der entzauberte Mythos vom „freien Markt der Meinungen“; in: Freundesgabe für F. Kübler (1997), 285 ff.
  • Auf dem Weg zu einem neuen Datenschutzkonzept; Datenschutz und Datensicherheit (2000), 714 ff.
  • Data Protection in the European Union – The Quest for Common Rules; in: Collected Courses of the Academy of European Law Vol. VIII, 1 (2001), 95 ff.
  • Der Streit um die Stasi-Akten oder die fortschreitende Enthistorisierung des Interpretationsprozesses; in: Festschrift für K. Lüderssen (2002), 141 ff.

Weblinks

Quellen

  1. DER SPIEGEL Nr. 47/1977, S. 100.

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