Deutscher Juristentag

Deutscher Juristentag

Der Deutsche Juristentag ist ein eingetragener und als gemeinnützig anerkannter Verein, dessen Mitglieder Juristen sind. Allgemein wird als Deutscher Juristentag auch dessen alle zwei Jahre stattfindende Mitgliederversammlung bezeichnet, die als rechtspolitischer Kongress durchgeführt wird.

Der erste Deutsche Juristentag fand 1860 in Berlin statt. Während des Ersten Weltkrieges war die regelmäßige Folge unterbrochen. Der für den Herbst 1933 vorgesehene Juristentag wurde nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten von der Ständigen Deputation bis auf weiteres abgesagt. 1937 wurde der Verein zwangsweise aufgelöst. 1949 wurde die veranstaltende Organisation wieder als Verein unter dem Namen Deutscher Juristentag e. V. verfasst. Er tritt alle zwei Jahre in einer anderen deutschen Stadt zusammen. Der 68. Deutsche Juristentag, während dessen auch das 150jährigen Bestehen des Vereins ferierlich begangen wurde, fand vom 21. bis 24. September 2010 in Berlin statt.

Ziel des Juristentages ist die Fortentwicklung des Rechts, indem wissenschaftlich die Notwendigkeit der Änderung der Rechtsordnung untersucht wird, öffentliche Vorschläge für Rechtsänderungen unterbreitet werden und auf von Deutschen Juristentag als solche angesehene Missstände im Recht hingewiesen wird. Es gilt unter Juristen als große akademische Ehre, vor diesem Forum zu seinem Fachbereich Stellung nehmen zu dürfen.

Der Verein hat derzeit (2006) über 8.000 Mitglieder. Mitglied kann werden, wer mindestens eine juristische Staatsprüfung abgelegt hat oder Student der Rechtswissenschaft ist. Organe des Vereins sind die alle zwei Jahre zusammentretende Mitgliederversammlung und die Ständige Deputation. Die Mitglieder der Ständigen Deputation werden von der Mitgliederversammlung auf sechs Jahre gewählt. Es ist nur einmalige Wiederwahl zulässig. Die Ständige Deputation wählt aus ihrer Mitte den Geschäftsführenden Ausschuss (Vorsitzender, Stellvertreter und Schatzmeister), die den Vorstand im Sinne von § 26 BGB bilden. Der Vorsitzende (seit September 2006 Martin Henssler) leitet als Präsident die Kongresse des Deutschen Juristentags. Diese werden jeweils durch einen Ortsausschuss vorbereitet. Die Geschäfte des Deutschen Juristentages führt ein Generalsekretär.

Bisherige Juristentage

# Jahr Ort Präsident
01 1860 Berlin Karl Georg von Wächter
02 1861 Dresden Johann Caspar Bluntschli
03 1862 Wien Karl Georg von Wächter
04 1863 Mainz Karl Georg von Wächter
05 1864 Braunschweig Karl Georg von Wächter
06 1867 München Karl Georg von Wächter
07 1868 Hamburg Rudolf von Gneist
08 1869 Heidelberg Johann Caspar Bluntschli
09 1871 Stuttgart Rudolf von Gneist
10 1872 Frankfurt am Main Rudolf von Gneist
11 1873 Hannover Rudolf von Gneist
12 1875 Nürnberg Rudolf von Gneist
13 1876 Salzburg Rudolf von Gneist
14 1878 Jena Rudolf von Gneist
15 1880 Leipzig August Drechsler
16 1882 Kassel Rudolf von Gneist
17 1884 Würzburg Rudolf von Gneist
18 1886 Wiesbaden Rudolf von Gneist
19 1888 Stettin August Drechsler
20 1889 Straßburg Rudolf von Gneist
21 1891 Köln August Drechlser
22 1893 Augsburg Rudolf von Gneist
23 1895 Bremen August Drechsler
24 1898 Posen Melchior Stenglein
25 1900 Bamberg von Stoesser
26 1902 Berlin Heinrich Brunner
27 1904 Innsbruck Heinrich Brunner
28 1906 Kiel Olshausen
29 1908 Karlsruhe Heinrich Brunner
30 1910 Danzig Heinrich Brunner
31 1912 Wien Heinrich Brunner
32 1921 Bamberg  ???
33 1924 Heidelberg Wilhelm Kahl
34 1926 Köln Wilhelm Kahl
35 1928 Salzburg Wilhelm Kahl
36 1931 Lübeck Wildhagen
37 1949 Köln Ernst Wolff
38 1950 Frankfurt am Main Ernst Wolff
39 1951 Stuttgart Ernst Wolff
40 1953 Hamburg Herbert Ruscheweyh
41 1955 Berlin Herbert Ruscheweyh
42 1957 Düsseldorf Herbert Ruscheweyh
43 1960 München Herbert Ruscheweyh
44 1962 Hannover Ernst Friesenhahn
45 1964 Karlsruhe Ernst Friesenhahn
46 1966 Essen Ernst Friesenhahn
47 1968 Nürnberg Konrad Redeker
48 1970 Bonn Konrad Redeker
49 1972 Düsseldorf Wilhelm Röhl
50 1974 Hamburg Wilhelm Röhl
51 1976 Stuttgart Wilhelm Röhl
52 1978 Wiesbaden Günther Weinmann
53 1980 Berlin Günther Weinmann
54 1982 Nürnberg Günther Weinmann
55 1984 Hamburg Marcus Lutter
56 1986 Berlin Marcus Lutter
57 1988 Mainz Marcus Lutter
58 1990 München Hans-Harald Franzki
59 1992 Hannover Hans-Harald Franzki
60 1994 Münster (Westfalen) Hans-Jürgen Rabe
61 1996 Karlsruhe Hans-Jürgen Rabe
62 1998 Bremen Hans-Jürgen Rabe
63 2000 Leipzig Reinhard Böttcher
64 2002 Berlin Reinhard Böttcher
65 2004 Bonn Paul Kirchhof
66 2006 Stuttgart Paul Kirchhof
67 2008 Erfurt Martin Henssler
68 2010 Berlin Martin Henssler

Literatur

  • Hermann Conrad, Gerhard Dilcher, Hans-Joachim Kurland: Der Deutsche Juristentag: 1860–1994. Beck, München 1997, ISBN 3-406-40552-5.
  • Stefan Freuding: Der Deutsche Juristentag 1960 bis 2004. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54552-1.
  • Peter Landau: Die deutschen Juristen und der nationalsozialistische Deutsche Juristentag in Leipzig 1933. In: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte. Jg. 1993/1994, S. 373–390.
  • Rainer Maria Kiesow: Die Tage der Juristen. Der Deutsche Juristentag wird 150 Jahre alt In: myops Nr. 10 (2010), 4–18 (Auszug S. 4-7).

Weblinks


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