St. Trudpert

St. Trudpert
Kloster St. Trudpert

St. Trudpert war ein Benediktinerkloster im Südschwarzwald, entstanden im beginnenden 9. Jahrhundert, säkularisiert 1806. Heute ist das zur Gemeinde Münstertal/Schwarzwald gehörende Kloster Ordenshaus der Kongregation der Schwestern vom Heiligen Josef zu Saint Marc.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Kloster St. Trudpert geht mittelalterlicher Überlieferung zufolge auf den heiligen Trudpert, einen im Südschwarzwald missionierenden Iren und Märtyrer (7. Jahrhundert, 1. Hälfte), zurück. Er errichtete im Münstertal im Südschwarzwald eine Einsiedelei, die wohl erst im (beginnenden?) 9. Jahrhundert zu einem Kloster umgestaltet wurde. Die Mönchsgemeinschaft ist spätestens um 900 von der oberelsässischen Adelsfamilie der Liutfride unterstützt worden, für 901 und kurz nach 965 sind Translationen von Trudpertreliquien bezeugt. Wohl in dieser Zeit vorhandene eigenkirchliche Bindungen an das Straßburger Bistum spiegeln sich noch im 13. Jahrhundert in Patronatsrechten der Bischöfe wider. Kirchenreform und Investiturstreit scheinen in St. Trudpert keine Spuren hinterlassen zu haben, die Grundherrschaft dehnte sich hauptsächlich im Münstertal, im Breisgau, in der Ortenau und im Elsass aus, wobei im späten Mittelalter eine gewisse Besitzkonzentration eintrat und so das Kloster z.B. in Tunsel, am Ausgang des Münstertals, die Ortsherrschaft erlangte. Hinzu kamen als Kirchenbesitz die Pfarreien in Münstertal, Grunern, Krozingen, Tunsel, Laufen, Biengen u.a. Auch der im Hochmittelalter aufkommende Silberbergbau konnte von der geistlichen Gemeinschaft genutzt werden. Es entwickelte sich auf Grund des Bergbaus das Städtchen Münster unterhalb der Abtei, das 1346 zusammen mit der Burg Scharfenstein der Herren von Staufen von Freiburger Bewaffneten zerstört wurde und infolge dieses Angriffs und einer Bachüberschwemmung, die einen Teil dieses Städtchens mitriss, einging. Den wirtschaftlichen Niedergang in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts überwand das Kloster augenscheinlich während des Abbatiats Pauls I. (1435–1455). 1525 wurde beim Bauernkrieg St. Trudpert durch Plünderungen in Mitleidenschaft gezogen.

Gegen 1200 gewannen die Herren von Staufen, Ministeriale der Herzöge von Zähringen, Vogtrechte über St. Trudpert. Klösterliche Urkundenfälschungen waren die Folge, eine Obervogtei der Grafen (bzw. Herzöge) von Habsburg ist zu 1277 erstmals belegt, so dass die Herren von Staufen bis zu ihrem Aussterben (1602) als habsburgische Untervögte fungierten. Die habsburgische Obervogtei bedeutete auch, dass das Kloster Teil der vorderösterreichischen Landesherrschaft wurde und somit habsburgisches Prälatenkloster. Als solches machte es die Säkularisation des Jahres 1806 mit und gelangte damals an das Großherzogtum Baden.

Mehrere mittelalterliche Klosteranlagen/-kirchen sind bezeugt, so eine Erneuerung des Klosters 902 und dann wieder – nach einem Ungarneinfall im beginnenden 10. Jahrhundert? – vor 962. Die dreischiffige Basilika wurde um 1100 um ein Westwerk erweitert, im 15. Jahrhundert entstanden neue Klausurgebäude und ein gotischer Langchor. Der Zerstörung der Klostergebäude durch die Schweden im Jahr 1632 folgte ein zunächst provisorischer Wiederaufbau, der 1712/1716 dem barocken Kirchenneubau weichen musste. Die Fresken stammen von Francesco Antonio Giorgioli. Zwei Kreuze in Niellotechnik aus dem 13. Jahrhundert sind erhalten geblieben. Aus der Klosterbibliothek stammt eine Handschrift der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die das „St. Trudperter Hohelied“, das „erste Buch der deutschen Mystik“, einen niederalemannischen Text des 12. Jahrhunderts, enthält.

Die noch heute bestehende Kongregation der Schwestern vom Heiligen Josef zu Saint Marc ist einer der Gesellschafter der im Jahr 2000 gegründeten Regionalverbund kirchlicher Krankenhäuser gGmbH. Die Schwestern der Kongregation sind u.a. in der Heidelberger Klinik Sankt Elisabeth und in der REHA-Klinik St. Marien in Bad Bellingen tätig.

Äbte von St.Trudpert

Die folgende Aufstellung stützt sich hauptsächlich auf die Studien von Willibald Strohmeyer[1]

  • Erchenbald (815)
  • Humbertus (Propst?, Abt?) (833 o. 878?)
  • Walderich (Abt) (902)
  • Adalbero (Propst) (968)
  • Eberhard (Abt) (1144–1156)
  • R. (1181)
  • Hugo (1184–1189?)
  • Heinrich I. (1186–1215)
  • Konrad (1216–1242)
  • Absolon (1242)
  • Werner I. (1246–1288)
  • Werner II. (1288–1302)

14. Jahrhundert

  • Bertold (1302–1310)
  • Heinrich II. (1310–1319)
  • Werner III. (1319–1354?)
  • Nikolaus I. (1363?-1384)
  • Diethelm von Staufen (1384–1410)

15. Jahrhundert

  • Ulrich (1411)
  • Konrad Löser (1412–1432)
  • Paul I. (1435–1455)
  • Nikolaus II. Zeller (1455–1483)
  • Rudolf Schmidlin (1484–1487)
  • Othmar Arnold (1487–1505)

16. Jahrhundert

  • Ägidius (1505–1510)
  • Martin I. Gyr (1510–1526)
  • Martin II. Löffler (1529–1543)
  • Melchior Rebstock (1543-1565
  • Georg Helle (1567-1573)
  • Jakob Watterdinger (1573-1594)
  • Georg Heilgard (1594-1596)
  • Johannes Erhard (1596-1598)
  • Thomas Füchslin ((1598-1604)

17. Jahrhundert

  • Jakob Daigger (1604-1624)
  • Johannes Rösch (1628-1633)
  • Georg Garnet (1633-1665)
  • Roman Edel (1665-1694)
  • Augustin Sengler (1694-1731)

18. Jahrhundert

  • Franz Herrmann (1731-1737)
  • Cölestin Herrmann (1738-1749)
  • Columbanus Blonsche (1749-1757)
  • Paul Ehrhard (1757-1780)
  • Columban Christian (1780-1806)

Literatur

  • Werner Sebert: Die Benediktinerabtei St. Trudpert im Münstertal. Karlsruhe, Technische Hochschule, Dissertation, 1962
  • Werner Sebert: Die Benediktinerabtei St. Trudpert im Münstertal - Ihre Bau- und Kunstgeschichte, in: Freiburger Diözesan Archiv Band 82/83 (1962/63), S. 7-126
  • Michael Buhlmann: Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald. Ein Lexikon. Vortrag beim Schwarzwaldverein St. Georgen e. V., St. Georgen im Schwarzwald, 10. November 2004, Tl. 1: A-M, Tl. 2: N-Z (= Vertex Alemanniae, H.10/1-2), St. Georgen 2004, S. 84f
  • Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg, bearb. v. Franz Quarthal (= Germania Benedictina, Bd. 5), Ottobeuren 1976, S. 606-613
  • Das Kreuz aus St. Trudpert in Münstertal, Schwarzwald in der Staatlichen Ermitage St. Petersburg. Hrsg. von Klaus Mangold. München: Hirmer 2003. ISBN 3-7774-9910-2.
  • Willibald Strohmeyer: Die politischen Schicksale des Klosters und der Herrschaft St.Trudpert im Laufe der Jahrhunderte, in: Freiburger Diözesan Archiv Band 60 (1932), S. 168-238
  • Theodor Kurrus: St. Tudpert/Münstertal, Pfarrkirche St. Peter und Paul und St. Trudpert, Kleine Kunstführer, Nr.1081, 14. Auflage 2003, Verlag Schnell und Steiner Regensburg, ISBN 3-7954-4807-7
  • Strohmeyer, Willibald: Der heilige Trudpert und die ersten Anfänge des Klosters St. Trudpert, in: Freiburger Diözesan Archiv Band 53 (1925)
  • Willibald Strohmeyer: Die Stifter und Vögte des Klosters St. Trudpert. Die mittelalterlichen Urkundenfälschungen, in: Freiburger Diözesan Archiv Band (1926)
  • Willibald Strohmeyer: Die Äbte des Klosters St. Trudpert, in: Freiburger Diözesan Archiv Band 61 (1933)
  • Willibald Strohmeyer: Die Äbte des Klosters St. Trudpert - Fortsetzung, in: Freiburger Diözesan Archiv Band 63 (1935)
  • Willibald Strohmeyer: Die Aufhebung der Klosters St. Trudbert im Jahre 1806, in: Freiburger Diözesan Archiv Band 64 (1936)
  • Willibald Strohmeyer: Die Konventualen des Klosters St. Trudpert, in: Freiburger Diözesan Archiv Band 67 (1940)

Einzelnachweise/Anmerkungen

  1. Die Äbte des Klosters St.Trudpert, in: Freiburger Diözesan Archiv Band 61 (1933), S. 53-117

Weblinks

 Commons: Kloster St. Trudpert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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