Stamboliski

Stamboliski
Aleksandar Stambolijski.

Aleksandar Stoimenow Stambolijski (bulgarisch Александър Стоименов Стамболийски (* 1. März 1879 in Slawowiza, Pasardshik; † 14. Juni 1923 ebendort) war von Oktober 1919 bis zu seinem Tod Ministerpräsident von Bulgarien. Nach ihm wurden mehrere Ortschaften in Bulgarien benannt.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Stambolijski wuchs auf dem von Agrarwirtschaft geprägten Land auf und besuchte von 1893 bis 1895 zunächst die Landwirtschaftsschule in Sadovo und von 1895 bis 1897 die Hochschule für Weinbau in Plewen. Dort lernt er den Janko Sabunow, einen Politiker der Bauernbewegung kennen. Stambolijski, der die sozialen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Landwirte ja kannte, konnte sich mit den linken und teils kommunistischen Ideen der Bauernbewegung identifizieren und trat der Bewegung bei. Dort lernte er auch seine spätere Frau Milena Daskalowa kennen. 1900 ging Stambolijski für ein Studium der Philosophie an der Universität Halle nach Deutschland. 1901 ging er nach München, wo er sich nochmal dem Landwirtschaftsstudium widmete.

Die ersten Jahre als Politiker

Das Philosophiestudium schärfte seine Sinne für die Politik, der er sich nach seiner Rückkehr nach Bulgarien im Jahr 1902 nun verschrieb. 1905 wurde er Vorsitzender des Bauernvolksbundes und 1908 als Abgeordneter in die Nationalversammlung gewählt. Dort vertrat er die Interessen der Bauern und wurde 1911 wiedergewählt. Der Bauernvolksbund war mittlerweile die stärkste Partei in der Opposition. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs zeichnete sich ab, dass Bulgarien auf Drängen der nationalistischen Führung an der Seite der Mittelmächte in den Krieg eintreten würde. Stambolijski, der bereits in den beiden Balkankriegen Positionen vertreten hatte, die im Gegensatz zu deren der bulgarischen Machtelite standen, opponierte offen gegen die Bestrebungen König Ferdinands und forderte die Unterstützung der Entente. Daraufhin wurde Stambolijski noch 1915 inhaftiert .

Stambolijski als neuer Ministerpräsident

Als gegen Kriegsende König Ferdinand auf Betreiben der Entente abdanken musste, trat sein Sohn Boris die Thronfolge an, der Stambolijski begnadigte und aus der Haft entließ. Bei den Wahlen zur Nationalversammlung 1919 wurde der Bauernvolksbund stärkste Partei und Stambolijski Ministerpräsident. In dieser Funktion nahm er als Gesandter Bulgariens an den Verhandlungen teil, die zum Abschluss des Vertrag von Neuilly-sur-Seine führten, in dem die Verluste wesentlicher Gebiete an Rumänien, Griechenland und Jugoslawien bestätigt wurden. Obwohl unpopulär, musste Stambolijski die scheinbar ohnehin unabwendbare Maßnahme ergreifen und den Friedensvertrag unterzeichnen. Der friedliche Ausgleich vor allem mit Serbien und Griechenland war für ihn elementar, um sich der durch den Krieg verursachten katastrophalen sozialen und wirtschaftlichen Lage im Land annehmen zu können. Damit eckte er bei nationalistischen Kreisen an.

Die Jahre als Reformer

Bei den erneuten Wahlen zur Nationalversammlung im Mai 1920 wurde der Bauernvolksbund mit Abstand stärkste Partei. Stambolijski konnte nun alleine regieren und sein ehrgeiziges Reformprogramm umsetzen, dessen bedeutendste Punkte die Enteignung von Großgrundbesitz und die straffe staatliche Organisation der Landwirtschaft waren. Stambolijski regierte das Land mit eiserner Hand, seine politischen Gegner und bürgerliche Kreise warfen ihm vor, das Land in eine "Bauerndiktatur" geführt zu haben. Er begann spätestens ab 1922, gegen Oppositionelle mit Verhaftungen und Zensur vorzugehen.

Die Monate bis zu seinem Tod

Denkmal von Alexandar Stambolijski in Sofia.

Mit Serbien betrieb Stambolijski eine Politik der Annäherung. Im März 1923 unterzeichnete er mit Jugoslawien das Abkommen von Nis, in dem sich die beiden Staaten dazu verpflichteten, Maßnahmen zum gegenseitigen Schutz an der Staatsgrenze zu treffen. Damit traf Stambolijski den Nerv der IMRO, die nunmehr nicht mehr ungehindert von Bulgarien aus im serbischen Teil Makedoniens operieren konnte. Die IMRO, die die Annäherung an den serbischen Erzfeind der Organisation ohnehin missbilligte, begab sich nun daran, mit nationalistischen Offizieren unter dem stillschweigenden Einverständnis des Königs einen Putsch zu organisieren, bei dem Stambolijski abgesetzt werden sollte. Als sich Stambolijski im Urlaub befand, putschten die Nationalisten am 9. Juni 1923 unter Führung von Aleksandar Zankow, übernahmen noch am selben Tag die Befehlsgewalt über Militär und Polizei und erklärten Stambolijski für abgesetzt. Er versteckte sich in seinem Heimatdorf, wo er am 14. Juni von Mitgliedern der IMRO aufgespürt und erschossen wurde. Der Juniputsch wurde zum Auslöser des kommunistischen Septemberaufstandes.

Ehrungen

Zwei Gemeinden in Bulgarien sind nach Aleksandar Stambolijski benannt worden:

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Alejandro Stamboliski — Primer Ministro de Bulgaria …   Wikipedia Español

  • Unión Popular Agraria Búlgara "Alejandro Stamboliski\ — Saltar a navegación, búsqueda La Unión Popular Agraria Búlgara Alejandro Stamboliski (Balgarski Zemedelski Naroden Sajuz Alexander Stambolijski )es un partido político agrario progresista de Bulgaria. Forma parte de la Coalición por Bulgaria, una …   Wikipedia Español

  • Unión Popular Agraria Búlgara "Alejandro Stamboliski" — La Unión Popular Agraria Búlgara Alejandro Stamboliski (Balgarski Zemedelski Naroden Sajuz Alexander Stambolijski )es un partido político agrario progresista de Bulgaria. Forma parte de la Coalición por Bulgaria, una alianza liderada por el… …   Wikipedia Español

  • Aleksandr Stamboliski — Alexander Stambuliski (1879 1923) was a Bulgarian politician and a leader of the Peasants party. By 1911 he had become head of the opposition to Czar Ferdinand of Bulgaria …   Wikipedia

  • Bulgarian Agrarian National Union — The Bulgarian Agrarian National Union (BANU) ( bg. Българският земеделски народен съюз; БЗНС ) is a political party devoted to representing the causes of the Bulgarian peasantry. It was most powerful between 1900 and 1923. In practice, it… …   Wikipedia

  • Alejandro Tsankov — Este artículo o sección necesita referencias que aparezcan en una publicación acreditada, como revistas especializadas, monografías, prensa diaria o páginas de Internet fidedignas. Puedes añadirlas así o avisar …   Wikipedia Español

  • Vlado Bučkovski — ( mk. Владо Бучковски) (born December 2 1962 in Skopje) is a former prime minister of the Republic of Macedonia, elected by parliament on December 15 2004. He was previously the defense minister of Macedonia from May 2001 to November 2001 and… …   Wikipedia

  • Boris III — Saltar a navegación, búsqueda Boris III de Bulgaria Zar de Bulgaria Boris III de Bulgaria en 1933. Reinado 4 de octubre de 191 …   Wikipedia Español

  • Historia de Bulgaria — La historia de Bulgaria como país independiente comenzó en el siglo VII con la llegada de los búlgaros, y la fundación del Primer Imperio Búlgaro, reconocido en 681 por el Imperio bizantino. Contenido 1 Prehistoria y Edad Antigua 1.1 Prehistoria… …   Wikipedia Español

  • Konstantin Muraviev — Primer Ministro de Bulgaria …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”