- Stressmanagement
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Stressmanagement (Synonyme: „Coping“, „Stressbewältigung“) ist ein Sammelbegriff für 'Stressmanagementmethoden', also für Methoden, um psychisch belastenden Stress zu verringern oder ganz abzubauen.
Stressmanagementmethoden können hilfreich sein, wenn Resilienz und Selbstheilungskräfte des Menschen aufgrund innerer und äußerer Belastungen zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit oder der Gesundheit nicht ausreichen. Die Stressbelastung insbesondere bei der berufstätigen Bevölkerung in Deutschland [1] nimmt in den letzten Jahren stark zu; ebenso der von berufstätigen Menschen mit Kindern.
Stressmanagement kann man lernen
- aus Büchern oder anderen Medien
- im Einzelunterricht oder im Gruppenunterricht.
Unterricht geben Psychotherapeuten und Lehrende aller Art (Lebensberatung, Coaches, Unternehmensberater, Volkshochschulreferenten und andere).
Solchen Maßnahmen streben häufig als Ziele an
- ein inneres im Fluss sein (Flow)
- Aufgehen in einer Tätigkeit, ohne Stress durch Über- oder Unterforderung
- work-life-balance
Zur Vermeidung einer posttraumatischen Belastungsstörung werden Methoden der Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen gelehrt.
Schritte im Rahmen des Stressmanagement sind
- Aufklärung und Enttabuisierung in Bezug auf psychische Stressbelastung,
- Förderung der individuellen Ressourcen und der Stressbewältigungskompetenz.[2]
Zur Selbsthilfe werden neben sportlicher Betätigung und gesunder Ernährung häufig Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen sowie Zeitmanagement empfohlen.
Inhaltsverzeichnis
Bekannte Stressmodelle
Hauptartikel: Stress
Die Bewältigungsmodelle bauen auf unterschiedlichen Stressmodellen bzw. -theorien auf:
- die „Notfallreaktion“/Fight-or-flight nach Walter Cannon (1914, 1932)[3],
- „Allgemeines Adaptationssyndrom“ nach Hans Selye (1936)[4] [5],
- „Stressmodell von Henry“[6],
- „Transaktionales (beziehungsweise kognitives) Stressmodell“/Stressmodell von Lazarus nach Lazarus (1974)[7]
- „Theorie der Ressourcenerhaltung“ nach Stevan Hobfoll (1988, 1998; Hobfoll & Buchwald, 2004)[8].
Ausrichtung von Stressmanagement
Bewältigungsstrategien befassen sich mit Herangehensweisen zum Erhalt und Förderung von Ressourcen und dem Management der gedanklichen/kognitiven, gefühlsmässigen/emotionalen und körperlichen/physiologischen (hier muskulären und auf die Neurotransmitter und Nervenbahnen bezogenen/neuronalen) Aspekte zu diesem Thema.
Stressmanagement- und Stressbewältigungsmethoden
Zum Stressmanagement setzt man verschiedene Formen oder Bestandteile von Psychotherapie sowie diverse Trainingsmethoden ein. Beispielsweise finden Anwendung die
- Kognitive Therapie,
- Systematische Desensibilisierung,
- neuroemotionale Integration mit EMDR,
- Focusing-orientierte Psychotherapie[9][10][11],
- Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion nach Jon Kabat-Zinn,
- Selbstmanagement,
- Zürcher Ressourcen Modell,
- Stressmodell von Lazarus als Problemorientiertes und Emotionsregulierendes Coping,
- Theorie der Ressourcenerhaltung multiaxiales Copingmodell,
- Konfliktmanagement,
- Coaching,
- Zeitmanagement,
- DIN A6 Informationssystem,
- Getting Things Done,
- Simplify your life,
- Selbstmanagement-Therapie,
- Selbstregulation (Psychologie),
- Floating (Starksolebadanwendungen).
Erholung durch Urlaub kann kurzfristig zum Abbau von Stress beitragen, beeinflusst aber nicht gezielt die grundlegende Problematik.
Im Kontext der Stressbewältigung bei Kindern und Jugendlichen wird beispielsweise die Stressbelastung durch ein höheres Arbeitspensum im Rahmen des achtjährigen Gymnasiums G8 kritisiert ("Turbo-Abitur"). Stress-Symptome wie Bauchschmerzen oder Angst vor Prüfungen treten laut aktuellen Untersuchungen bei jedem fünften Kind auf, häufig begleitet von Konzentrationsschwäche und Leistungsstörungen, wobei diese Symptome als Hilferufe einzustufen sind. Zur Stressbewältigung eignen sich Gespräche mit dem Kind und eine ausgewogene Balance zwischen Schule und Freizeit. Verstärkte Leistungsanforderungen an die Kinder durch die Eltern erweisen sich als kontraproduktiv.[12]
Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen
Neurobiologisch betrachtet ist der wesentliche Bestandteil eines sinnvollen Stressmanagements die innere, speziell die vegetative „Aktivität“ herabzusetzen. Geeignete Verfahren dazu sind Übungen zur Achtsamkeit (PME und MBSR), passiv Badeanwendungen und fast jede Art von Massagen oder aktiv jede Form von körperlicher, beispielsweise „sportlicher“ Lockerung, weiterhin bekannte Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Meditation, Yoga, Atementspannung und Herzkohärenz; auch Techniken des Biofeedback werden hier eingesetzt, wie beispielsweise die Entspannungsliege: AlphaSphere.
Stressmanagement mit Biofeedback-Training
Die direkte Biofeedback-Messung der Respiratorischen Sinusarrhythmie (Abstimmung von Atmung und Herzschlag) gibt Auskunft über die Herzratenvariabilität (HRV), die eine messbare, biologische Bezugsgröße für Stresstoleranz und Funktionstüchtigkeit darstellt und über die Qualität des Flow-Zustandes Auskunft gibt.[13]
Ausdauersport
Moderates Ausdauertraining dient dem Stressabbau und fördert ebenfalls die neuronale Umstrukturierung in Richtung einer Neurotransmitter- Ausschüttung, die Ausgeglichenheit und Entspannung bewirkt. Geeignete Formen von Ausdauersport sind zum Beispiel Joggen, Walking, Schwimmsport oder Fahrradfahren.
Kritische Betrachtung
Der Begriff Stressmanagement oder Stressbewältigung ist mit der Ausrichtung auf den Zustand (Stress) formuliert, von dem es sich zu entfernen gilt. Er ist somit negativ formuliert, wenn von der Orientierung auf das Ziel ausgegangen wird. Bewegt sich der Mensch weg vom Stress, nähert er sich den eigenen Ressourcen an, dem Flowzustand oder dem Wohlgefühl, was dann eine positive Zieldefinition darstellen würde. Eine Positiv-Definition in diesem Sinne wäre beispielsweise der Begriff „Ressourcenmanagement“, welcher neben Stressmanagement ein gängiger Begriff geworden ist. (siehe auch Theorie der Ressourcenerhaltung)
Befolgt der Mensch eine Trainingsanleitung mit negativ formulierter Zielformulierung, wird er das Negative im Blick behalten, darauf ausgerichtet, weiterhin daran orientiert sein. Als unerwünschte Auswirkung bleibt der Mensch möglicherweise auf das Negative fixiert, zumindest erschwert der Begriff die Ausrichtung auf das Positive, das eigentlich angestrebte Ziel.
Jeder Mensch ist unterschiedlich, das betrifft auch die Auswahl der für ihn individuell geeignetsten Form der Stressbewältigung.[14] Möglicherweise berücksichtigen Untersuchungen zur Wirksamkeit verschiedener Stressbewältigungsverfahren diesen Aspekt (noch) nicht genügend, sondern gehen von gleichen Voraussetzungen aller beteiligten Testpersonen aus.
Siehe auch
- Stress Abschnitt: Stressbewältigung
- Bewältigungsstrategie (Coping)
- Stressmodell von Lazarus Abschnitt: Arten des Coping (Stressbewältigung)
- Theorie der Ressourcenerhaltung Abschnitt: Individuelle und gemeinsame Stressbewältigung, (Das multiaxiale Copingmodell)
Literatur
- David Servan-Schreiber: Die Neue Medizin der Emotionen. Stress, Angst, Depression:Gesund werden ohne Medikamente. Goldmann, München 2006, ISBN 3442153530 (Übersetzer: Inge Leipold, Ursel Schäfer).
- Angelika Wagner-Link: Verhaltenstraining zur Streßbewältigung. Arbeitsbuch für Therapeuten und Trainer. 4 Auflage. Klett-Cotta, 2005, ISBN 3608890130 (überarbeitete, erweiterte Ausgabe).
- Jon Kabat-Zinn: Stressbewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit [Audiobook]. Arbor-Verlag, 1999, ISBN 3924195579 (überarbeitete, erweiterte Ausgabe).
- Gert Kaluza: Stressbewältigung – Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. 3. Auflage. Springer, Berlin 2004, ISBN 3540008683 (Nachdruck).
- Paul M. Lehrer (Hrsg.), Robert L. Woolfolk (Hrsg.), Wesley E. Sime (Hrsg.): Principles and Practice of Stress Management. 3 Auflage. Guilford Publications, 2007, ISBN 159385000X (Sprache: Englisch).
- George S. Everly, Jeffrey T. Mitchell: Critical Incident Stress Management – Stressmanagement nach kritischen Ereignissen. Facultas-Univ.-Verl., Wien 2002, ISBN 3-85076-560-1
Einzelnachweise
- ↑ uni-goettingen/Vortrag Reiner Wieland, Würzburg 2005, Folie 3
- ↑ Eva Bamberg, Christine Busch, Antje Ducki: Stress- und Ressourcenmanagement. Strategien und Methoden für die neue Arbeitswelt. 1 Auflage. Huber, Bern 2003, ISBN 3456839693.
- ↑ Walter B. Cannon Wut, Hunger, Angst und Schmerz : eine Physiologie der Emotionen / aus d. Engl. übers. von Helmut Junker. Hrsg. von Thure von Uexküll, Verfasser: Cannon, Walter B., Verleger: München, Berlin, Wien: Urban und Schwarzenberg 1975, Erste engl. Ausgabe 1915
- ↑ Hans Selye The Physiology and Pathology of Exposure to STRESS, ACTA. INC. Medical Publishers, 1950
- ↑ Hans Selye Einführung in die Lehre vom Adaptationssyndrom (deutsch 1953)
- ↑ Hermann Faller; Herrmann Lang: Medizinische Psychologie und Soziologie. Heidelberg: Springer 2006, ISBN 3540299955
- ↑ Lazarus, R. S. (1991). Emotion and Adaptation. London: Oxford University Press.
- ↑ Hobfoll, Stevan & Buchwald, Petra: „Die Theorie der Ressourcenerhaltung und das multiaxiale Copingmodell – eine innovative Stresstheorie“. In: P. Buchwald, C. Schwarzer & S.E. Hobfoll (Hrsg.): „Stress gemeinsam bewältigen – Ressourcenmanagement und multi-axiales Coping“. Hogrefe, Göttingen 2004, S. 11-26. ISBN 3-8017-1679-1
- ↑ Focusing achieved desensitization as effectively as the use of behavior therapy and Focusing was equivalent to RET in successful stress management. From: Hendricks, M.N. (2001). Research Basis of Focusing-Oriented/Experiential Psychotherapy In: In Cain, David and Seeman, Jules (Eds.) Humanistic Psychotherapy: Handbook of Research and Practice, American Psychological Association, 2001
- ↑ Weld, S. E. (1992). Stress Management Outcome: Prediction of Differential Outcome by Personality Characteristics. Dissertation Abstracts International.
- ↑ Klagsbrun, J., Lennox, Susan L., Summer, L (2010). Effect of “Clearing a Space” on Quality of Life in Women with Breast Cancer, In: USABPJ Vol. 9, No. 2, 2010
- ↑ Weg-mit-stress.de: Stressbewältigung bei Kindern
- ↑ Dr. Dr. med. Herbert Mück (Köln) und Prof. Dr. Michael Mück-Weymann (Universitäten: Hall, Erlangen und Dresden 2007 Herzratenvariabilität Zusammenhang von Flow und Herzratenvariabilität
- ↑ stress-kurs.de
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