Studentenkompanie

Studentenkompanie

Eine Studentenkompanie war ein im Nationalsozialismus bestehender militärischer Verband der Wehrmacht, dem Studenten deutscher Universitäten sowohl im Kriegseinsatz als auch im Zivilleben verpflichtend angehören mussten. Es wurden, parallel zum Studium, häufige Appelle und Übungen in Uniform durchgeführt. Mitglieder der Studentenkompanie konnten normal studieren, aber sie gehörten der Wehrmacht an und wurden in den Sommer- bzw. Semesterferien an die Front abkommandiert.

Inhaltsverzeichnis

Militärhistorische Vorgänger

Schon ab 1703 waren in Deutschland und Österreich Studentenkompanien als patriotische Milizverbände aufgestellt worden. Diese waren jedoch meist Freiwilligenverbände und ihre Geschichte war mit jener des Corpsstudententums verbunden. So gab es im Habsburgerreich Studentenkompanien im Jahre 1848, 1859 und 1866. Studentenhistoriker bezeichnen die Studentenkompanien sogar als den Ursprung des Corpsstudententums in Tirol seit 1809 (siehe auch Corps Athesia Innsbruck).

Mitglieder der Weißen Rose in der Studentenkompanie

Die 2. Studentenkompanie der Medizinstudenten in der »Bergmannschule« (Kaserne in der Volksschule an der Bergmannstraße im Münchener Stadtteil Westend) war die Wehrmachtseinheit, in dem die bekannten Mitglieder des Widerstandskreises Weiße Rose ihren Militärdienst leisten mussten. In der Bergmannschule waren insgesamt vier derartige Studentenkompanien stationiert.

Angehörige der 2. Studentenkompanie waren u.a.

Weitere bekannte Kompanieangehörige waren Raimund Samüller, Hellmut Hartret, Wolf Jaeger, Otmar Hammerstein, Xaver Kuhn (Schreiber der 1. Kompanie) und Feldwebel Lermer (die Papier, einen Vervielfältigungsapparat, Reisegenehmigungen und Urlaubsscheine für Aktionen der Weißen Rose beschafften), der Kompaniechef im Range eines Hauptmanns, Oberstabsarzt Dr. Paul Buhl, sowie Anton Wagner (der Schmorell einen kaum funktionierenden russischen Revolver für Hans Scholl übergab, welcher bei den nächtlichen Wandparolen-Aktionen der Weißen Rose im Februar 1943 mitgeführt wurde).

Mitte Mai 1942 bis zur Abkommandierung zur Feld-Famulatur in die Sowjetunion Ende Juli 1942 verfassten Scholl und Schmorell die ersten Flugblätter der Weißen Rose. Im Juli 1942 begann die Verlegung der Studentenkompanie an die Ostfront. Dort hatte sie u.a. am 7. August 1942 einen Einsatz bei der 252. Infanterie-Division in Gshatsk, am Verbandsplatz etwa 10 Kilometer hinter der Front.

Am 6. November 1942 fand die Rückkehr nach München zum Wintersemester 1942/1943 statt.

Im Januar 1943 wurden Flugblätter auch anonym in den vier Kompanien der Bergmannschule in Umlauf gebracht (vermutlich durch Hans Scholl mit Hilfe von Xaver Kuhn).

Am 20./21. Januar 1943 tarnte Willi Graf eine Anwerbungsreise für die Weiße Rose zu Freunden nach Bonn, insbesondere Karl Bisa, vorgeblich mit der Planung eines Fechtturniers zwischen Bonner und Münchner Studentenkompanien, das in der Fechtschule von Meister Knapen in München stattfinden sollte.

Am 19. Februar 1943 blieb Alexander Schmorell, nach der Verhaftung der Geschwister Scholl, dem Appell an diesem Vormittag fern. Daher löste Kompaniechef Buhl (dessen Tochter Hertha später die Frau von Alexander Schmorells Halbbruder Erich Schmorell wurde) die Fahndung aus. Gegen die im Zuge der Gestapo-Verfolgung auf Plakaten und Zeitungsanzeigen erfolgte Abstempelung zum Kriminellen protestierte jedoch selbst Buhl, gemeinsam mit Wolf Jaeger, da Straftaten von Soldaten dem Gesetz nach nur von zuständigen Wehrmachtsstellen (Feldjäger) geahndet werden durften.

Christoph Probst hingegen gehörte nicht der gleichen Kompanie an, sondern der Studentenkompanie der Medizinstudenten der Luftwaffe. Diese war 1941/1942 in Straßburg, im Sommersemester 1942 in München und ab Winter 1942 in Innsbruck stationiert.

Literatur

  • Achim Anderer: Die bittere Arznei der Zeit II. Studentenkompanie, Knoedler Verlag, Reutlingen 1971. ISBN 3-874210-19-7
  • Wolfgang Bugs: Unternehmen Aesculap. Die Studentenkompanien der Wehrmacht 1939-1945, Biblio-Verlag. ISBN 3-764824-42-5
  • Lilo Fürst-Ramdohr: Freundschaften in der Weißen Rose, Verlag Geschichtswerkstatt Neuhausen, München 1995. ISBN 3-931231-00-3
  • Anneliese Knoop-Graf, Inge Jens (Hrsg.): Willi Graf. Briefe und Aufzeichnungen, Fischer, Frankfurt/M. 1994. S. 282, ISBN 3-5961-2367-4

Weblinks


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