- Willi Graf
-
Willi Graf (* 2. Januar 1918 in Euskirchen-Kuchenheim; † 12. Oktober 1943 in München-Stadelheim) war Mitglied der Widerstandsgruppe Weiße Rose.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Grafs Vater war kaufmännischer Geschäftsführer, er hatte noch zwei Schwestern. Die Familie zog 1922 nach Saarbrücken, wo er nach der Volksschule das Ludwigsgymnasium besuchte. Graf war Messdiener in der Basilika St. Johann in Saarbrücken.
Schon bald trat er in den katholischen Verband für Jungen höherer Schulen ein, den Bund Neudeutschland (ND). Dieser wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verboten. 1934 schloss er sich dem Grauen Orden an, einem verbotenen Jugendbund, der sich auf Grund des Verbots vieler bündischer Jugendverbände gebildet hatte. Nach dem Abitur 1937 absolvierte Graf den Reichsarbeitsdienst und begann danach in Bonn ein Medizinstudium. 1938 wurde er mit anderen Mitgliedern des Grauen Ordens inhaftiert und wegen bündischer Umtriebe angeklagt. 1940 bis 1942 nahm Graf als Sanitäter an verschiedenen Kriegseinsätzen teil. 1942 kam er als Mitglied einer Studentenkompanie in München mit der Weißen Rose in Kontakt. Graf wurde aktives Mitglied der Widerstandsgruppe.
Am 18. Februar 1943 wurde Graf zusammen mit seiner Schwester Anneliese in München festgenommen. Er wurde am 19. April 1943 wegen Hochverrats, Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung vom Volksgerichtshof unter Vorsitz Roland Freislers zum Tode verurteilt. Die Gestapo versuchte noch monatelang, Namen aus ihm herauszupressen. Graf wurde am 12. Oktober 1943 im Gefängnis Stadelheim mit dem Fallbeil enthauptet[1][2] und auf dem Friedhof am Perlacher Forst bestattet. 1946 wurden seine sterblichen Überreste nach Saarbrücken überführt und am 4. November auf dem Alten Friedhof St. Johann beigesetzt.
Ehrungen
- Nach seinem Namen wurden mehrere Schulen in Deutschland benannt, u. a.:
- das Willi-Graf-Gymnasium in München,
- das Willi-Graf-Gymnasium in Berlin-Lichterfelde,
- die Willi-Graf-Realschule in Euskirchen,
- die Willi-Graf-Realschule in Willich,
- das Willi-Graf-Gymnasium bzw. Realschule in Saarbrücken-St. Johann
- die Willi-Graf-Grundschule in Koblenz-Neuendorf
- die Willi-Graf-Schule St. Ingbert
- sowie ein Studentenwohnheim in München und eine Familienbildungsstätte in Neuss (das Willi-Graf-Haus).
- Am Münsteraner Geschwister-Scholl-Gymnasium wird jährlich der von Anneliese Knoop-Graf ins Leben gerufene Willi-Graf-Preis an besonders zuverlässige und engagierte Abiturienten verliehen.
- 2003 wurde ihm an seinem 60. Todestag postum die Ehrenbürgerwürde von Saarbrücken verliehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte sich seine Schwester, Anneliese Knoop-Graf, die bis zu seiner Verhaftung nichts von seiner Tätigkeit in der Weißen Rose wusste, intensiv mit seinem Leben, seinem Wirken und seinen Motiven und wertete dabei unter anderem seine Tagebücher aus. Für ihre lebenslange Beschäftigung mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus bekam Knoop-Graf am 26. April 2006 die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Karlsruhe verliehen.
Literatur
- Tatjana Blaha: Willi Graf und die weiße Rose. Eine Rezeptionsgeschichte. Saur, München 2003, ISBN 3-598-11654-3
- „Weitertragen“. Studien zur „Weißen Rose“. Festschrift für Anneliese Knoop-Graf zum 80. Geburtstag. Herausgegeben von Michael Kißener und Bernhard Schäfers; UVK: Konstanz 2001 ISBN 3-87940-727-4
- Hans-Josef Gebel: Konsequent - von der Schulbank bis zum Schafott. In: Gedenkschrift zum 50. Jahrestag der Hinrichtung des Saarbrücker Widerstandskämpfer Willi Graf, Stadtverwaltung, Saarbrücken, S. 28-37
- Hans-Josef Gebel: Willi Graf, ein Lebensbild. Zum 40. Jahrestag seiner Hinrichtung am 12. Oktober 1943. in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend Jg. 31 (1983)
- Theo Heinrichs: Willi Graf, Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. In: Gerg G. Koenig (Hrsg.): Cuchenheim 1084-1984. Euskirchen 1984, S. 153-163
- Hans-Dieter Arntz: Widerstand gegen die nationalsozialistische Rassenpolitik. In: JUDAICA - Juden in der Voreifel. Euskirchen, 1983, S. 451-456
- Anneliese Knoop-Graf, Inge Jens (Hrsg.): Willi Graf. Briefe und Aufzeichnungen. Fischer, Frankfurt/M. 1994, ISBN 3-5961-2367-4.
- Helmut Moll: Den Widerstand mit dem blutigen Tod bezahlt. Katholiken unter Hitlers Terror im Euskirchener Raum. In: Euskirchen im 20. Jahrhundert, Stadtverwaltung, Euskirchen 2002, S. 239-260
- Klaus Vielhaber u. a. (Hrsg.): Gewalt und Gewissen. Willi Graf und die „Weiße Rose“. Eine Dokumentation. Herder, Freiburg/B. 1964
- Hildegard Vieregg u. a. (Hrsg.): Willi Grafs Jugend im Nationalsozialismus im Spiegel von Briefen. Gruppe Willi Graf im Bund Neudeutschland, München 1984
- Klaus Vielhaber: Willi Graf. Von den Wurzeln der „Weißen Rose.“ In: Hirschberg Jg. 10 (1983)
- Inge Aicher-Scholl: Die Weiße Rose (Fischer Verlag) ISBN 3596118026
- Peter Goergen: Willi Graf - Ein Weg in den Widerstand. Röhrig Verlag, St. Ingbert 2009, ISBN 978-3-86110-458-2.
Film
- Die weiße Rose, deutscher Spielfilm von 1982, Regie: Michael Verhoeven (mit Ulrich Tukur als Willi Graf)
- Sophie Scholl – Die letzten Tage, deutscher Spielfilm von 2005, Regie: Marc Rothemund (mit Maximilian Brückner als Willi Graf)
Weblinks
Commons: Willi Graf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Willi Graf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie, Bilder, Literaturverzeichnis auf der Seite der Willi-Graf-Realschule in Euskirchen
- Lebenslauf auf der Seite des Studentenwohnheims Willi Graf e.V. in München
- Biographie auf der Seite des Willi-Graf-Gymnasium München
- Widerstandskämpfer Willi Graf
- Vorbehalte gegen einen ausgelobten „Willi-Graf-Preis“ in Euskirchen: „Willi Graf spielte in ganz anderer Liga“
- Willi Graf in den Saarländischen Biografien
- Literatur über Willi Graf in der Saarländischen Bibliographie
Einzelnachweise
- ↑ http://www.gdw-berlin.de/bio/ausgabe_mit.php?id=303
- ↑ Kirsten Schulz: Biographie Willi Graf - Bundeszentrale für politische Bildung
- Nach seinem Namen wurden mehrere Schulen in Deutschland benannt, u. a.:
Wikimedia Foundation.