Corps Athesia Innsbruck

Corps Athesia Innsbruck
Mensur zwischen einem Athesen und einem Rhaetier im Sommersemester 1863

Das Corps Athesia Innsbruck ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint heute Studenten und ehemalige Studenten der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck sowie der Medizinischen Universität Innsbruck.

Inhaltsverzeichnis

Tiroler Landescorps

Athesis ist die lateinische Bezeichnung des Südtiroler Flusses Etsch. So verweist der Name des 1861 von Tiroler Studenten gegründeten Corps auf die regional-landsmannschaftlichen Ursprünge der Verbindung und steht zugleich für die – bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts reichende – enge Verknüpfung der Corpsgeschichte mit der Geschichte Tirols.

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rekrutierte sich die Athesia aus angesehenen Tiroler Familien sowie aus den Reihen des tirolischen Adels und des Bozner und Innsbrucker Bürgertums. Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert stellten Mitglieder der Athesia eine Reihe von Abgeordneten zum Tiroler Landtag und nahmen als solche entscheidenden Einfluss auf die Landesgeschichte.

Beispielhaft hierfür ist der Athese Paul von Sternbach, der 1919 Delegierter der österreichischen Friedenskommission zur Unterzeichnung des Friedensvertrags von Saint-Germain-en-Laye war und ab 1924 als Abgeordneter Südtirols im italienischen Parlament saß.

Geschichte

Gründungszeit 1861 bis 1900

Das Corps Athesia wurde am 5. November 1861 von neun Südtiroler und Innsbrucker Studenten der Universität Innsbruck gegründet. Das Couleur der Athesen besteht aus einem Band in den Farben vergissmeinnichtblau-weiß-schwarz und einer vergissmeinnichtblauen Mütze. Die Füchse tragen ein Fuchsenband in vergissmeinnichtblau-schwarz. Der Wahlspruch lautet „Furchtlos und treu“, der Waffenspruch „Gladius ultor noster!“ (dt: „Das Schwert sei unser Rächer“.) Im linken unteren Feld ist das Wappen der Fürsten von Trient erkennbar – der Bezug zur Südtiroler Heimat der Gründer.

Damit war es das zweite von insgesamt vier Corps, die in Innsbruck gegründet wurden und Bestand hatten. Ihnen vorausgegangen waren fünf andere Corps 1848, die bereits 1852 wieder suspendierten. Die anderen vier Corps waren und sind die am 1. April 1859 gegründete Chinesia, später in Chattia umbenannt, 1863 aufgelöst und 1914 in Rhaetia aufgegangen, welche am 30. Dezember 1859 gegründet wurde. Außerdem existiert in Innsbruck noch heute Gothia, gegründet 1870.

Als studentische Gemeinschaft ist Athesia aber älter als die anderen drei. Sie bestand seit 1848 als Tischrunde von Bozner Studenten, die sich Bozner Vergißmeinnicht nannte. Diese auf landsmannschaftlicher Grundlage basierende Vereinigung junger Südtiroler konstituierte sich als Athesia (lat. athesis = Etsch, Hauptfluss in Südtirol). Die Farben der Athesia lassen äußerlich die Traditionsfortsetzung des Bozner Vergißmeinnichts erkennen.

Wappen der Athesia

Die Öffentlichkeit nahm schnell von den jungen Corps Notiz, wie ein Artikel der „Tiroler Stimmen“ vom Juli 1865, der sich mit dem ersten von Rhaetia und Athesia veranstalteten SC-Kommers beschäftigte (bei dem Adolf Pichler, der bekannte Tiroler Dichter und Gelehrte, die Festrede hielt), erkennen lässt. Der Name Athesia, die etschländische Heimat der meisten Gründer und die Wahl des schwarzen Adlers des Fürstentums Trient im Wappen des Corps lassen landsmannschaftliche Tendenzen erkennen. Doch betonte schon am Gründungskommers der Präses in seiner Ansprache: „Der Name Athesia soll durchaus nichts Exklusives bezeichnen. Jeder Akademiker hat Zutritt.“

1862 wurde die Annahme der bei Corps üblichen Bezeichnungen für die Vorstandsmitglieder Senior, Consenior und Subsenior beschlossen. Im selben Jahr begann Athesia mit der Einführung des akademischen Fechtens mit scharfen Waffen, der so genannten Mensur. Zunächst wurden auch Duelle und Forderungen mit Säbel und Pistole ausgetragen. In Folge wurde Athesia von Rhaetia auch als Corps anerkannt und ein Senioren-Convent gebildet, wie ein örtlicher Zusammenschluss von Corps genannt wird.

Bei Ausbruch des Krieges gegen Sardinien und Preußen waren die Innsbrucker Corps die Initiatoren zur Bildung einer Studentenkompanie, sie erließen den Aufruf an die Studentenschaft. Die Innsbrucker Studenten folgten damit einer langen Tradition. Schon 1703 war eine Studentenkompanie gegen die Bayern aufgestellt worden, Kommandeur war Oberst von Cles gewesen, Ahnherr eines späteren Mitglieds der Athesia. Die Geschichte der Innsbrucker Corps ist auch eng verknüpft mit der Geschichte der Studentenkompanien der Jahre 1859 und 1866. Nicht zuletzt war der Text zum Kaiserjägermarsch von einem Innsbrucker Corpsstudenten, dem Rhaetier Max Depolo, verfasst worden.

1848 zogen zwei Studentenkompanien gegen Süden. Einer davon, der 59er Kompanie, gehörten zehn spätere Athesen an; 1866 bildeten sie sogar einen eigenen sogenannten Athesenzug mit ihrem Kommandanten Leutnant von An der Lan. Der Auszug der Kompanie gestaltete sich zu einem Volksfest. Die Universität gab ein Abschiedsfest, zu dem auch der Erzherzog erschien. Von der jubelnden Bürgerschaft verabschiedet zog die Kompanie nach Süden. Studentenhistoriker bezeichnen die Studentenkompanien als den Ursprung des Corpsstudententums in Tirol seit 1809. Diese Betrachtungsweise ist entscheidend für die geistige Haltung der Tiroler Corps, die nicht revolutionären sondern patriotischen Ursprungs sind.

Bis gegen Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts war Athesia stark an Aktiven, die aus den besten Tiroler Familien kamen. Die Familien des tirolischen Adels und des Bozner und Innsbrucker Bürgertums bilden eine stolze Reihe und auch von den Kartellcorps aus anderen Universitätsstädten stießen weitere Corpsstudenten zu Athesia.

1868 schließlich wurde mit Saxonia Wien und Teutonia Graz sowie Austria Prag das sogenannte Blaue Kartell abgeschlossen, das bis zum Eintritt Athesias in den KSCV 1902 Bestand hatte. Diesem Kartell gesellte sich ein Freundschaftsverhältnis mit Rheno-Palatia hinzu (von 1888 bis 1902).

„Nobelcorps“ 1901 bis 1918

In Deutschland hatte sich 1848 der Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) gegründet, der Dachverband der ältesten Corps und gleichzeitig der älteste Dachverband von Studentenverbindungen im deutschsprachigen Raum. In der Zeit des deutschen Kaiserreichs entwickelten sich die Corps dieses Dachverbandes zur Ausbildungsstätte der gesellschaftlichen, akademischen Oberschicht Deutschlands, was auch durch den Eintritt von Söhnen einiger wichtiger Herrscherfamilien in besonders vornehme Corps gefördert wurde. Spätestens als 1877 der preußische Kronprinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm II., Kösener Corpsstudent wurde, war der Corpsstudent – ähnlich wie der preußische Leutnant – das Leitbild eines jungen Mannes der wilhelminischen Epoche.

Obwohl die österreichischen Corps einen anderen historischen Hintergrund und eine andere Kultur als die deutschen Corps hatten, wurde der Beitritt zum KSCV aufgrund des hohen gesellschaftlichen Renommees eine wichtige Angelegenheit.

Am 8. Februar 1902 wurde schließlich das Corps Athesia im KSCV aufgenommen, als zweites österreichisches Corps nach Gothia Innsbruck. Die Athesen von damals glaubten, dass die Zugehörigkeit zum Kösener SC-Verband sie zu besonders vornehmem Auftreten verpflichtete und passten ihre Lebensweise an. Man änderte das Mützenformat, aß gemeinsam auf der Stadtsaalterrasse und ließ sich auf Silber servieren, hatte im Tiroler Landestheater nahe der Bühne eine ständige Parterreloge, die geradezu Athesenloge hieß.

Man verkehrte jetzt mit dem Offizierskorps der Tiroler Kaiserjäger und die Erzherzöge grüßten das Corps bei Veranstaltungen. Wenn ein öffentliches Militärkonzert gegeben wurde, gehörte es zur Gewohnheit des Regimentskommandeurs, bei Anwesenheit des Corps den Athesenmarsch spielen zu lassen, den der Vertoner des Kaiserjägermarsches, Mühlberger, komponiert hatte. Beim Spielen desselben trank das Offizierskorps dem Corps geschlossen zu. Das gesellschaftliche Leben im Corps spiegelte sich in den Damenveranstaltungen: Tanzabende wurden der unverheirateten Teilnehmerinnen wegen salopp als Millionenkränzchen bezeichnet. An Prunk wurde nicht gespart. Bezeichnend war der damals in die Statuten eingefügte Passus „Recipiert wird, wer im eigenen Frack erscheint“.

Den Höhepunkt des feudalen Treibens erreichte man im Mai 1907, als man sich entschloss, weiße Seidenstürmer zu tragen. So heißt es in der Chronik:

Jeder einzelne hat durch standesgemäßes Auftreten [...] das seinige getan. Stets waren wir bemüht, durch taktvolles Benehmen uns die Achtung der ganzen Studentenschaft, des Professorenkollegiums, der Gesellschaft, des Offizierskorps, ja selbst unserer Gegner zu erwerben und glauben, auch hierin einen Erfolg erzielt zu haben.

Das Corps dominierte in der Gesellschaft. Aufsehen erregte zum Beispiel die Auffahrt zum k.k. Statthalter, durch welche das Corps dem greisen Monarchen anlässlich seines Regierungsjubiläums die Glückwünsche übermittelte. Nach einigen Wochen ließ der Kaiser dem Corps den allerhöchsten Dank übermitteln. Besonders prunkvoll wurde dann auch 1911 das 50. Stiftungsfest begangen, bei dem neben dem Innsbrucker Bürgermeister auch der Statthalter des Kaisers anwesend war.

Als dann der Krieg über Europa hereinbrach, standen 60 Corpsbrüder unter Waffen, 42 zeichneten sich aus, 9 fielen.

Zwischenkriegszeit 1919 bis 1938

Nach der Wiedereröffnung des Corpsbetriebes war Athesia im Wintersemester 1919 erstmals der stärkste Bund am Ort. Der Corpsbetrieb war gekennzeichnet durch die Hungerjahre nach dem Krieg, die das Corpsleben beeinträchtigten. Man betrieb erneut die Aufstellung einer Studentenkompanie, die sich am Kärntner Abwehrkampf beteiligen sollte, was sich aber durch die Einstellung der Kämpfe als überflüssig erwies.

In dieser Zeit erfolgte auch die Aufnahme in das Süddeutsche Kartell. Im Sommersemester 1921 wurden die Alten Herren Knapp I und Menardi I zum Freikorps Oberland nach Oberschlesien beurlaubt, in dessen Verband sie zusammen mit zahlreichen Innsbrucker Corpsstudenten gegen die Polen kämpften.

Zum 65. Stiftungsfest gab es 1926 sogar eine Festvorstellung im Theater, ein einmaliges Ereignis für Innsbruck. In sämtlichen Logen saßen die Festteilnehmer in Farben mit ihren Damen, unten im Parterre das übrige Publikum, darunter die Beobachter der anderen Korporationen.

Erstmals wurde 1927 die Kartellskiwoche abgehalten, die sich in der Folgezeit als ständige von Athesia durchgeführte Veranstaltung bewährte.

1928 stellte Athesia mit Gottfried Balzer den Erlanger Vorortsprecher.

Der schwungvolle Betrieb auf der Kneipe zog auch viele Alte Herren an, die dabei wieder jung wurden. Dabei seien die Alten Herren Fink, Hörmann und General Eccher genannt, welcher, wenn ihn der Hafer stach, ein Bierglas zerbiss und verspeiste.

Das hochschulpolitische Leben war seit 1933 gekennzeichnet durch das Hochkommen des Nationalsozialismus, der die akademische Jugend genauso wie das übrige Volk erfasste. Auch im Corps schlug die Politik hohe Wellen, was zu hitzigen Auseinandersetzungen führte und das Corpsprinzip ernstlich in Frage stellte. Die Politik griff erstmals nach dem Corps. Auf der Hochschule herrschte genauso wie sonst im öffentlichen Leben die politische Intoleranz. Es gab viele Raufereien, viel Beschnüffelung durch die Behörden und häufiges Eingesperrtsein der Studenten. Athesia verlor zwei Corpsbrüder durch Relegation, was durch den sonstigen Mangel an Aktiven verschlimmert wurde.

1938 kam der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und damit die Einstellung des Corpsbetriebes.

Zeit des Nationalsozialismus

Das Jahr 1938 stellte das Corps vor die Wahl, entweder den Betrieb ganz einzustellen, oder in Gestalt einer Kameradschaft des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes weiterzubestehen.

Man entschloss sich zu letzterem und schloss sich, da nicht jedem Corps eine Kameradschaft zugebilligt wurde, mit Gothia zu einer Kameradschaft Arthur Seeber zusammen, benannt nach dem im Straßenkampf gefallenen Gothen Dr. Seeber. Rhaetia verzichtete auf ein Weiterbestehen, da man ihr keine eigene Kameradschaft zugestand. Als Heim wurde der Kameradschaft das Haus der CV-Verbindung Leopoldina zugewiesen, die gleich den anderen CV-Verbindungen restlos in der Versenkung verschwinden musste.

Die Alten Herren ließen sich teilweise in die NS-Altherrenschaft überführen. Die jungen Leute, die sich in der Kameradschaft einfanden, hatten nicht die Spur von dem, was man von einem Studenten, geschweige denn von einem Corpsstudenten bis dahin erwartet hatte. Diese Verlegenheitsgeburt war kein freudiges Ereignis für die Athesen. Zu ihrer Ehre muss es gesagt werden, dass sie von vornherein nur wenig Begeisterung für diese Notlösung empfanden, die nur deswegen gewählt werden musste, um für den weiteren Zusammenhalt der Corpsbrüder eine legale Basis zu haben.

Das 80. Stiftungsfest 1941 wurde noch gefeiert; dann aber dauerte es viele Jahre, ehe sich die Corpsbrüder wieder trafen, die verwundet oder in Kriegsgefangenschaft waren oder zumindest den wirtschaftlichen Zusammenbruch erlebt hatten.

Neun waren gefallen, einige wurden auch durch das Regime eingekerkert und zwei getötet. Da alle in Not waren, ergab sich keine Möglichkeit, sich gegenseitig zu helfen. Nichts verdeutlicht besser die trostlose Situation als die Tatsache, dass sich erst am Stiftungstag des Jahres 1949 wieder ganze drei Corpsbrüder zusammenfanden um einen Erinnerungstrunk für die gute alte Athesia zu tun.

Rekonstitution 1951 bis Suspension 1981

Aber schon ein Jahr später, 1950, fand ein gut besuchtes Stiftungsfest statt. 1951 konnte sich dann der Altherrenverband rekonstituieren, der Verband Alter Athesen genannt wurde. Selbst die Corpsschwestern (die Ehefrauen, Töchter oder Schwestern der Corpsbrüder) wurden organisiert und dem Verband angegliedert. Am 10. November 1951 konnten drei Füchse aufgenommen werden – das Eis war gebrochen und der Corpsbetrieb wurde im alten Geiste wieder aufgenommen. Auch Gothia konnte mit dem Zutun der Athesen wieder eröffnen.

Die Corps in Österreich schlossen sich zu einer Interessengemeinschaft der Kösener Corps zusammen (heute AGOeC, ArbeitsGemeinschaft Österreichischer Corps genannt) und so stieg das Corpsstudententum zwar etwas zerzaust und mitgenommen aber eingedenk der großen Vergangenheit die ihm Kraft gibt und der es verpflichtet ist, wieder auf.

Obwohl es sich anfangs für die schlagenden Verbindungen schwierig gestaltete, von den Behörden eine Vereinskonzession zu erhalten, konnte man sich mit Unterstützung des Rektors wieder konstituieren. Dieser Rektor, der Jesuit und Theologe Hugo Rahner, der Bruder Karl Rahners und selbst Mitglied einiger ÖCV-Verbindungen, erklärte den Alten Herren gegenüber, er würde die Wiedereröffnung Athesias begrüßen, weil er nichts davon halte, wenn der ÖCV allein in Erscheinung trete.

Das akademische Leben Innsbrucks normalisierte sich zusehends. Der Hochschulkommers wurde wieder zur alljährlichen Tradition, ebenso der Hochschulball. Als neue offizielle Einrichtung bürgerte sich bei Athesia der Heringsschmaus am Aschermittwoch ein, der auch von Studenten stets gut besucht wurde. Im März 1953 wurde in Gerlos wieder die traditionelle Kartellskiwoche durchgeführt.

Zu dieser Zeit wurde im KSCV heftig darüber diskutiert, wie man sich zum Prinzip der unbedingten Satisfaktion stellen sollte. Schließlich beschloss man, dies wäre nicht mehr zeitgemäß. In Österreich war aber schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts die Auffassung Franz von Bolgárs (der 1903 einen Ehrencomment verfasst hatte) vorherrschend, wonach jedem ehrenhaften Mann, der sich auf ehrliche Weise sein Geld verdient – auch dem Nichtakademiker – das Recht auf Genugtuung mit der Waffe zustehe. Außerdem wurden Duellangelegenheiten zwischen zwei Personen (korporiert oder nicht) als Privatsache angesehen. Das Bekenntnis der österreichischen Corps zu diesen Prinzipien stieß im Kösener auf wenig Verständnis. Allerdings wurde kein Duellverbot beschlossen, sondern es kam letztendlich nur zur Aufhebung des Duellzwangs im KSCV. Das war ein Grund für die Innsbrucker Corps, ihre traditionelle Ehrauffassung in den Statuten zu verankern.

Im Sommersemester 1959 beteiligten sich die Innsbrucker Corps führend am Fackelzug der Heimatverbände anlässlich des Andreas-Hofer-Jahres. An den Feierlichkeiten waren auch der Leobner und der Münchner SC beteiligt. So bekannten sich die Corps erneut zu ihrer Tiroler Heimat.

1961 wurde schließlich mit großen Feierlichkeiten das 100. Stiftungsfest gefeiert, an dem auch der Rektor, der Innsbrucker Bürgermeister, der Tiroler Landeshauptmann und nicht zuletzt Vertreter der Innsbrucker Bevölkerung teilnahmen. Das Athesenblau dominierte die Straßen und so mancher Bürger rief den Chargierten ein „Heil Athesia!“ zu.

„Waren auch diese Jahre gekennzeichnet durch ein dauerndes Ringen um den Bestand des Corps, waren die Aktivenzahlen auch nicht ermutigend, der zähe Lebenswille Athesias blieb, denn sie war es längst gewohnt, auf steinigem Boden wurzelnd, spärliche aber erlesene Frucht zu tragen und das, was nicht gerade wachsen wollte auch dann auszumerzen, wenn ertragsarme Jahre waren, getreu dem Ausleseprinzip, das dem Corps innewohnt.“

Fritz Ranzi, 1961

Diese Auslese führte aber letztendlich dazu, dass immer weniger Studenten sich bei Athesia hielten. 1981 musste man schließlich einen Schlussstrich ziehen und die Suspension erklären.

1972 war Athesia präsidierendes Vorortcorps im KSCV und stellte den Vorsitzenden des oKC.

Zweite Rekonstitution 1995 bis heute

Die folgenden vierzehn Jahre waren eine Belastungsprobe für die Innsbrucker Corps im Allgemeinen und für die Alten Herren Athesias im Besonderen. Kurze Zeit nach Athesia musste auch Rhaetia suspendieren. Ihr sollte es nicht vergönnt sein, auf Innsbrucker Boden weiterzubestehen.

Bei Athesia wurde die Tradition durch den Verband Alter Athesen aufrechterhalten. Und nun zeigte sich, wie wertvoll die Beziehungen zum Süddeutschen Kartell waren. Im Wintersemester 1995 konnte man schließlich Athesia mit der Unterstützung durch Makaria wieder auftun.

Auch das 140. Stiftungsfest 2001 konnte wieder wie früher als großes gesellschaftliches Ereignis gefeiert werden. Sowohl die politische Führung Tirols wie auch die Innsbrucker Universität sandten Grußadressen und Athesias Fahne wehte vom Innsbrucker Stadtturm.

Im Wintersemester 2002 konnte schließlich Rhaetia mit der Unterstützung des WSC in Augsburg wiedereröffnen. Auch sie hat ihre Tiroler Tradition bis heute bewahrt. Zur Unterstützung derselben wurde im Juni 2007 ein Traditionsverhältnis zwischen Rhaetia und Athesia abgeschlossen.

Corpshaus Schöneck

Corpshaus Schöneck in Innsbruck

Das Corpshaus der Athesia liegt an den Hängen der Nordkette an der mittelalterlichen Landstraße von Innsbruck in das Unterinntal. Es steht auf den Grundmauern eines alten Zollhauses, das die Gemeinden Innsbruck und Mühlau (einem heutigen Stadtteil von Innsbruck) noch im 18. Jahrhundert trennte.

Der heutige – aufgrund seiner Aussicht auf Innsbruck Schöneck genannte – Neubau wurde 1854 fertiggestellt und war ursprünglich zur Nutzung als kaiserliche Jagdresidenz vorgesehen. Später wurde das Gebäude von Alten Herren der Athesia gekauft und instandgesetzt.

Seit 1899 wurde das Haus durchgehend bewirtschaftet und stand nach dem Tod des letzten Pächters ab 1962 leer. Als der Gasthof Breinößl in der Maria-Theriesien-Straße, in dem Athesia seit ihrer Gründung fast ununterbrochen Hausrecht genossen hatte, in eine Filiale der Wienerwald-Kette umgewandelt wurde, kauft das Corps 1969 das Haus Schöneck an. Ab 1981 wurden das Erdgeschoss und das in den Hang gebaute Souterrain nebst Garten wieder an einen Wirt verpachtet. Die Studentenzimmer im ersten Stock mit der Kneipe sowie das Dachgeschoss verblieben beim Corps.

Der derzeitige Wirt und Pächter ist der österreichweit bekannte Nobelgastronom und Träger zweier Hauben des Gault Millau und eines Sterns des Guide Michelin, Alfred Miller, der den Namen Schöneck über die Grenzen Österreichs hinaus bekanntmachte.

Athesia im KSCV

Seit 1924 bildet das Corps Athesia mit den Corps Bavaria Erlangen, Makaria München, Joannea Graz, Franconia Würzburg und Schacht Leoben das Süddeutsche Kartell innerhalb des KSCV. Darüber hinaus gibt es ein Kartell mit Saxonia Wien und ein Vorstellungsverhältnis mit Borussia Berlin. Seit 2007 besteht auch ein Traditionsverhältnis mit Rhaetia. Athesia gehört zum Süddeutschen Kartell.

Berühmte Corpsmitglieder

Abgeordnete zum Tiroler Landtag

Weitere Corpsmitglieder

Literatur

Quellen

  • Grundbuch des Corps Athesia, Teil 1: 1861 bis 1954
  • Standliste der freiwilligen Schützenkompagnie von Innsbruck, ausgerückt am 21. Juni 1859. Für die Mitglieder derselben veröffentlicht aus Anlaß der 35jährigen Erinnerungsfeier, Innsbruck 1894
  • Kösener Corpslisten (1996)

Darstellungen

  • Fritz Ranzi: Die Geschichte des akademischen Corps Athesia zu Innsbruck, Innsbruck 1961
  • Leopold von Pfaundler: Geschichte der Innsbrucker Studentenkompagnie 1859 und 1866, Innsbruck 1917
  • Leopold von Pfaundler: Rhaetierchronik
  • Wilhelm Fabricius: Geschichte und Chronik des Kösener SC-Verbandes nach den Akten, Marburg/Lahn 1907

Weblinks

Siehe auch:


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