Störmthal

Störmthal
Störmthal
Gemeinde Großpösna
Koordinaten: 51° 15′ N, 12° 28′ O51.24777777777812.470555555556Koordinaten: 51° 14′ 52″ N, 12° 28′ 14″ O
Einwohner: 532 (2004)
Eingemeindung: 1. Jan. 1996
Störmthal am Nordostufer des Störmthaler Sees (2008)

Störmthal ist ein zur Gemeinde Großpösna im Landkreis Leipzig in Sachsen gehöriges Dorf südöstlich von Leipzig. Der Ort hat 532 Einwohner (2004) und liegt an der Schlumper, sowie am nordöstlichen Ufer des Störmthaler Sees, einem Restloch des ehemaligen Braunkohletagebaus Espenhain.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Im Osten wird die Störmthaler Flur durch das Waldgebiet Oberholz vom drei Kilometer entfernten Großpösna getrennt, unmittelbar nordwestlich liegen Güldengossa und zwei Kilometer in nördlicher Richtung Liebertwolkwitz. Zwischen diesem Leipziger Ortsteil und Störmthal verläuft die Bundesautobahn 38. Am Nordrand des Ortes befindet sich ein Gewerbegebiet. Bekanntestes dort ansässiges Unternehmen ist die Piano-Fabrik Blüthner.

Störmthal ist ein Straßendorf und wird wesentlich durch große sächsische Vierseitenhöfe geprägt, die heute (2007) zum größten Teil renoviert sind. Das Schloss der ehemaligen Gutsbesitzer ist dagegen noch nicht erneuert worden. Ein Teil des zugehörigen Parks ist zusammen mit dem ehemaligen Ortsteil Rödgen dem Tagebau Espenhain zum Opfer gefallen.

Geschichte

Historische Ansicht des Schlosses in Störmthal
Kirche in Störmthal
Die Hildebrandt-Orgel

Die Gegend südlich von Leipzig wurde im Zuge der deutschen Ostsiedlung ab der Mitte des 11. Jahrhunderts dichter besiedelt. Störmthal zählt zu den deutschen Ortsgründungen jener Zeit. Die erste schriftliche Erwähnung erfolgte 1306 in einem Zinsregister des Klosters Pegau, dem Störmthal damals untertan war. Seit 1350 war der Ort aber im Besitz verschiedener Adelsfamilien.

Eine positive Entwicklung erfuhr Störmthal seit 1675 unter der Herrschaft von Statz Friedrich von Fullen, der als kurfürstlich sächsischer Kriegsrat eine einflussreiche Position am Dresdner Hof bekleidete. Der Adlige sorgte dafür, dass der Ort 1690 eine eigenständige Kirchengemeinde wurde. Ein Jahr später ließ er die erste Schule des Dorfes eröffnen. 1693 begann von Fullen mit dem Bau des Schlosses, das er mit einem weitläufigen Park umgeben ließ. Dazu gehörten auch ein Tiergehege und sieben Fischteiche.

1722 wurde die alte baufällige Kirche teilweise abgerissen und im Barockstil neu aufgebaut. Auch der Innenraum mit Patronatsloge und dem Kanzelaltar erfuhr eine einheitliche barocke Ausgestaltung. An der Südseite im Altarraum befindet sich ein Ölporträt Statz Friedrichs von Fullens. Von der älteren Ausstattung ist nur ein Kruzifix erhalten, das auf den Beginn des 16. Jahrhunderts datiert wird. 1723 wurde die von Zacharias Hildebrandt gebaute Orgel durch Johann Sebastian Bach mit der für diesen Anlass geschaffenen Kantate Höchsterwünschtes Freudenfest (BWV 194) eingeweiht. Sie ist eines der wenigen weitgehend im Originalzustand erhaltenen Instrumente, auf denen Bach gespielt hat. Bach selbst schrieb über diese Orgel ein Gutachten, und lobte es über alle Maßen. Deshalb ist die Störmthaler Kirche ein wichtiger Ort der Bachpflege.

Während der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) lag Störmthal im Kampfgebiet und erlitt große Schäden durch Artilleriebeschuss, Brände und Plünderungen. Nach Abschaffung der Grundherrschaft wählten die Störmthaler 1839 ihren ersten Gemeindevorstand.

1903 wurde ein Turnverein und 1930 die Freiwillige Feuerwehr des Ortes gegründet. Am 21. April 1945 wurde Störmthal von US-amerikanischen Truppen eingenommen. Im Zuge der Bodenreform erhielten einheimische Landarbeiter und zugezogene Flüchtlinge das Land des Ritterguts. 1953 wurde die erste LPG gegründet; bis 1960 erfolgte dann die vollständige Kollektivierung der Landwirtschaft. Im Störmthaler Schloss war von 1951 bis 1991 das Kinderheim untergebracht. Seit 2007 befindet sich das Schloss Störmthal in Privatbesitz und erfährt nun eine behutsame Sanierung.

Anfang der 1980er Jahre plante das Energieministerium der DDR die Abbaggerung Störmthals für die Erweiterung des Tagebaus Espenhain. Deshalb wurde ein Bauverbot erlassen und der Ort verfiel zusehends. Im Zuge der politischen Wende von 1989 wurde dann auf die Devastierung Störmthals verzichtet und der Ort belebte sich wieder. Viele Bauernhöfe und die Kirche sind seitdem restauriert worden.

Zum 1. Januar 1996 wurde Störmthal nach Großpösna eingemeindet.

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

  • Störmthal. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 11. Band, Zwickau 1824, S. 400–404.
  • Cornelius Gurlitt: Störmthal. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 16. Heft: Amtshauptmannschaft Leipzig (Leipzig Land). C. C. Meinhold, Dresden 1894, S. 117.

Weblinks

  • Störmthal im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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