Stürtzel

Stürtzel
Konrad Stürzel, Ausschnitt aus dem Glasfenster im Freiburger Münster (Kopie)
Konrad Stürzel, Ausschnitt aus dem Glasfenster im Augustinermuseum (Original)

Konrad Stür(t)zel (Connrat Stürczel, Sturzl[1]) (* um 1435 in Kitzingen am Main; † 2. März 1509 in Freiburg i. Br.) war Doktor des Kirchenrechts, Ritter und Hofkanzler Kaiser Maximilians I.

Konrad Stürtzel kam aus bürgerlichem Haus. Über seine Schulzeit ist nichts bekannt, es ist aber anzunehmen, dass er die Lateinschule seiner Vaterstadt besuchte. 1453 schrieb er sich an der Universität Heidelberg ein, die er 1458 als Magister artium verließ. 1460 wurde er einer der ersten Lehrer an der Artistenfakultät der noch jungen Universität Freiburg i. Br. Noch als Artisten-Magister wurde Stürtzel 1469 zum ersten Mal Rektor der Universität. Gleichzeitig studierte er auch Kirchenrecht und promovierte in diesem Fach. 1478 wurde er ein weiteres Mal zum Rektor gewählt. 1476 wurde „Meister Connrat Stürczel“ in einen neunköpfigen Untersuchungsausschuss der Stadt Freiburg zur Neuordnung von Haushalt und Verwaltung berufen.[2]

Parallel zu seinen akademischen Aufgaben war Stürtzel seit 1475 Ratgeber Siegmunds. 1481 trat Stürtzel dann in den Dienst des Erzherzogs, 1486 wurde er dessen Kanzler. Als die Tiroler Stände, unzufrieden mit der Misswirtschaft ihres Landesherren, diesen drängten, die Herrschaft über seine Länder an König Maximilian abzugeben, war Stürtzel maßgeblich an dem Zustandekommen des Abkommens beteiligt. Es war wohl Stürtzels größter politischer Erfolg. Als Tiroler Kanzler war er nun in den Diensten des deutschen Königs. Wohl als Dank für seine Dienste während der Verhandlungen mit Siegmund wurde er am 4. Juli 1491 in Nürnberg von Maximilian als Sturzl von Buchen in den erblichen Adelstand erhoben.

Maximilian betraute in der Folge die Innsbrucker Hofkanzlei nicht nur mit den Angelegenheiten seiner Erblande, sondern auch immer mehr mit denen des römisch-deutschen Reichs, was die politische Bedeutung des Hofkanzlers Stürtzel erhöhte. Unter anderem verhandelte er als Gesandter Maximilians mit dem Herzog von Mailand, mit Geldern, Friesland und den Eidgenossen. Maximilians Plan, mit Hilfe von Stürtzel die Hofkanzlei zu einer Reichskanzlei auszubauen, traf auf den erbitterten Widerstand des Erzbischofs Bethold, als Kurfürst Erzkanzler des Reichsteiles Deutschland, der gleiche Ziele verfolgte. Dem daraus folgenden Verfassungsstreit zwischen Hofkanzlei, Erzkanzlei und den Reichsständen war Stürtzel nicht gewachsen. Er war gewohnt, mit den Waffen der Diplomatie zu kämpfen, geheime Gesprächsrunden, lange und zähe Verhandlungen, Überzeugungskunst. Die offene und öffentliche Auseinandersetzung mit direkten, harten Wortgefechten wich er aus. Bei öffentlichen Anlässen, wie dem Reichstag zu Lindau 1496-97 und dem 1500 zu Augsburg zog er den Kürzeren. Als die Augsburger Ordnung im Jahre 1500 der Hofkanzlei alle Reichsangelegenheiten entzog, gab Stürtzel auf. Auf eigene Bitte wurde er im gleichen Jahr in Ehren aus dem Amt entlassen, mit dem Recht, den Titel eines Hofkanzlers (neben anderen Titeln) bis an sein Lebensende zu behalten. Auch wurde er nach seinem Ausscheiden noch mehrmals mit diplomatischen Missionen beauftragt. Bei der Beurteilung von Stürtzels Wirken als Hofkanzler Siegmunds und Maximilians liegt der Schluss nahe, dass er wohl mehr Beamter als Politiker war.

Während seiner Tätigkeit am Hof gelang es Stürtzel, ein beträchtliches Vermögen anzusammeln. Einerseits war die Stellung des Hofkanzlers sehr hoch dotiert, andererseits verstand er es, seine Gelder gewinnbringend anzulegen, wobei dem seine Stellung und sein Einfluss mit Sicherheit nicht im Wege standen. So lieh er dem öfters klammen Maximilian beträchtliche Summen. Als Stürtzel 1509 starb, schuldete ihm der Kaiser 10 000 Gulden, immerhin das 25-fache von Stürtzels Jahresgehalt am Ende seiner Kanzlerschaft. 1491 kaufte er die Dörfer Buchheim, Holzhausen und Hugstetten im Breisgau von David von Landeck mit Land, Gebäuden, Rechten, Menschen und Tieren. In den 1480er Jahren hatte er in Freiburg nahe dem Münster sieben benachbarte Häuser gekauft, die er zu einem Gebäudekomplex als seinem Wohnhaus verband (seinerzeit der größte Privatbesitz). Dieser war ab 1587 als Basler Hof im Besitz des Baseler Domkapitels und nach 1651 der Sitz der vorderösterreichischen Regierung , wurde im 2. Weltkrieg am 29. November 1944 zerstört und 1950/51 wieder aufgebaut und ist seit 1953 Sitz des Regierungspräsidiums Südbaden.

Für seinen Wohnsitz ließ er 1505 von Hans Wydyz den Drei-Königs-Altar anfertigen, der heute im Freiburger Münster steht. Im selben Jahr ließ er wie viele andere wohlhabende Bürger der Stadt eine Familienkapelle (Stürtzelkapelle) im Münsterchor für das Totenvermächtnis seiner Familie errichten[3]. Die zwei farbigen Fenster in der Kapelle zeigen Konrad Stürtzel und seine sechs Söhne und seine zwei Töchter (nicht aber seine Frau). Sie wurden von Hans Baldung Grien entworfen und 1528 von der Ropstein Werkstatt fertiggestellt. Die ist das einzige bekannte Bildnis des Kanzlers, der 1509 starb. Die originalen Fenster befinden sich in einem schlechten Zustand und sind heute im Augustiner Museum in Freiburg. Sie wurden 1910 durch Kopien von Fritz Geiges ersetzt.

Während seiner Amtszeit war Stürtzel ein warmer Förderer der Freiburger Universität und – dem Brauch der damaligen Zeit entsprechend – seiner Verwandtschaft. Seine Vaterstadt Kitzingen ehrte ihn, indem sie eine Straße nach ihm benannte. Auch in March-Buchheim (Breisgau) wurde an der Kirche eine Straße nach Konrad Stürtzel benannt.

Nach seinem Tod erhielt die Familie den 5. Teil des Zolls der Falkensteige (1525) und wenig später auch die Belehnung mit dem früheren Ankenreuterschen Lehen mit Gütern zu Wittnau, Uffhausen, Haslach und Merdingen (1528). Weitere Erwerbungen waren Lehenstücke und Zinse in Feldkirch als Lehen von den Markgrafen in Bötzingen-Oberschaffhausen, Munzingen und Neuershausen, sowie ein Anteil am Dorf Hugstetten mit dem Kirchensatz, wo im 18. Jh. ein Condominat der Stürzel mit den Freiherren von Speidel bestand. Freiherr Ludwig von Schakmin, General der Kavallerie, erhielt 1764 die Anwartschaft auf die stürzelschen Lehen, die er 1791 empfing, nachdem im Jahr zuvor der letzte Stürzel von Buchheim, der Freiburger Deutschordenskomtur Carl Alexander, gestorben war.[4]

Einzelnachweise

  1. Adelsbrief von König Maximilian I. von 1491 Juli 4, Tiroler Landesarchiv Innsbruck
  2. Tom Scott, Die Freiburger Enquete von 1476, Verlag Stadtarchiv Freiburg, 1986
  3. Stiftungsinschrift der Glasfenster: CONRAT STÜRZEL VON BUOCHEIM ERBSCHENK DER LANTGROFSCHAFT ELLSES [Elsaß] RITTER DOCTOR R. K. M. [Regiae Majestatis] HOFKANTZLER UND SIN GEMACHEL FRAUW URSULA GEBORNE LOUCHERIN DENEN GOTT GENOD. ANNO XV UND IM FINFTEN. [1505]
  4. Freiburg im Breisgau, Amtliche Kreisbeschreibung, Band I, Erster Halbband, 1965, S. 308 f, Stürzel von Buchheim

Literatur

  • Dieter Mertens: Konrad Stürtzel. In: Freiburger Universitätsblätter. Heft 137, 1997, S. 45-48
  • Ernst Kemmeter, Archivar der Stadt Kitzingen: Ein Gang durch die Geschichte der Stadt Kitzingen. Verlag der Bücherstube Högner, Kitzingen 1968
  • Dagmar Kraus: Archiv der Freiherren von Mentzingen - Schlossarchiv Hugstetten: Urkundenregesten 1357-1827. Kohlhammer, Stuttgart 1999. Darin u.a. Urkunden der Familien Stürzel von Buchheim, Andlau-Birseck und verwandter Familien.
  • Fritz Geiges: Der Mittelalterliche Fensterschmuck des Freiburger Münsters, Seine Geschichte, die Ursachen seines Zerfalles und die Maßnahmen zu seiner Wiederherstellung; zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Baues selbst, Breisgau-Verein Schau-ins-Land, 1931, S. 141, S. 153 - 158
  • Heinz Erich Walter: Das Buch von Buchheim. 769-1969. Das Ortsbuch von Buchheim i.d. March (Kreis Freiburg i. Br.). Walter-Ortsbuch, Nr. 10. H.E. Walter, Ludwigsburg 1969.
  • Joseph Schlippe: Der Basler Hof in Freiburg. Sonderdruck aus der Zeitschrift Schau-ins-Land, 84./85. Jahresheft des Breisgau Geschichtsvereins, Freiburg 1966/67
  • Jürgen Bücking: Das Geschlecht Stürtzel von Buchheim (1491-1790). Ein Versuch zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Breisgauer Adels in der frühen Neuzeit, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Bd. 118 (NF 79), 1970, S. 239-278

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