Konrad Stürtzel

Konrad Stürtzel
Konrad Stürzel, Ausschnitt aus dem Glasfenster im Freiburger Münster (Kopie 1910)
Konrad Stürzel, Ausschnitt aus dem Glasfenster im Augustinermuseum (Original 1528)

Konrad Stür(t)zel von Buchheim (auch Stirtzel, Sterczel[1], Sturzl) (* um 1435 in Kitzingen am Main; † 2. März 1509 in Freiburg i. Br.) war Doktor des Kirchenrechts, Ritter und Hofkanzler Kaiser Maximilians I.

Konrad Stürtzel kam aus bürgerlichem Haus. Über seine Schulzeit ist nichts bekannt, es ist aber anzunehmen, dass er die Lateinschule seiner Vaterstadt besuchte. 1453 schrieb er sich an der Universität Heidelberg ein, die er 1458 als Magister artium verließ. Im Jahre 1460 wurde Stürzel einer der ersten Lehrer an der Artistenfakultät der jungen Universität Freiburg i. Br. und 1469, obgleich nur Magister, zum ersten Mal Rektor der Universität. Neben seinen Unterrichtsverpflichtungen studierte er Kirchenrecht, ein Fach, in dem er dann promovierte. 1478 wählten seine Kollegen ihn ein weiteres Mal zum Rektor. Im Jahre 1476 berief die Stadt Freiburg „Meister Connrat Stürczel“ in einen neunköpfigen Untersuchungsausschuss zur Neuordnung von Haushalt und Verwaltung.[2]

Neben seinen akademischen Aufgaben war Stürtzel seit 1474 Ratgeber Erzherzog Siegmunds, in dessen Dienste er 1481 trat, und der ihn 1486 zu seinem Kanzler machte. Als die Tiroler Stände, unzufrieden mit der Misswirtschaft ihres Landesherren, diesen drängten, die Herrschaft über seine Länder an König Maximilian abzugeben, war Stürtzel maßgeblich an dem Zustandekommen des Abkommens beteiligt, welches wohl sein größter politischer Erfolg war. Der Tiroler Kanzler war nun in den Diensten des deutschen Königs. Wohl als Dank für seine Dienste während der Verhandlungen mit Siegmund erhob ihn Kaiser Friedrich III. 1488 als Sturzl von Buchen in den erblichen Adelstand[3], was sein Sohn König Maximilian 1491 in einem zweiten Adelsbrief bestätigte[4].

Maximilian betraute in der Folge die Innsbrucker Hofkanzlei nicht nur mit den Angelegenheiten seiner Erblande, sondern auch immer häufiger mit denen des römisch-deutschen Reichs, was die politische Bedeutung des Hofkanzlers erhöhte. Unter anderem verhandelte Stürtzel als Gesandter Maximilians mit dem Herzog von Mailand, mit den Regierenden von Geldern und Friesland sowie den Eidgenossen. Maximilians Plan, mit Hilfe seines Kanzlers die Hofkanzlei zu einer Reichskanzlei auszubauen, traf auf den erbitterten Widerstand des Erzbischofs von Mainz Berthold von Henneberg, der als Kurfürst und Erzkanzler des Reichsteiles Deutschland, dasselbe Ziel verfolgte. Dem daraus folgenden Verfassungsstreit zwischen dem römischen König und den Reichsständen über die Befugnisse von Hofkanzlei und Erzkanzlei war Stürtzel nicht gewachsen. Er war gewohnt, mit den Waffen der Diplomatie zu kämpfen wie geheimen Gesprächsrunden, langen und zähen Verhandlungen und der Kunst zu Überzeugen. Offenen und öffentlichen Auseinandersetzungen mit direkten, harten Wortgefechten wich er aus. Bei öffentlichen Auftritten, wie auf dem Reichstag zu Lindau 1496-97 und dem zu Augsburg 1500 zog er den Kürzeren. Als die Augsburger Ordnung im Jahre 1500 der Hofkanzlei alle Reichsangelegenheiten entzog, resignierte Stürtzel. Auf eigene Bitte entließ Maximilian ihn im gleichen Jahr in Ehren aus dem Amt, mit dem Recht, den Titel eines Hofkanzlers (neben anderen Titeln) bis an sein Lebensende zu führen. Nach seinem Ausscheiden beauftragte Maximilian ihn noch häufig mit diplomatischen Missionen. Bei der Beurteilung von Stürtzels Wirken als Hofkanzler Siegmunds und Maximilians liegt der Schluss nahe, dass er wohl mehr Beamter als Politiker war.

Während seiner Tätigkeit am Hof gelang es Stürtzel, ein beträchtliches Vermögen anzusammeln. Einerseits war die Stellung des Hofkanzlers hoch dotiert, andererseits verstand er es, seine Gelder gewinnbringend anzulegen, wobei ihm seine Stellung und sein Einfluss halfen. So lieh er dem immer klammen Maximilian beträchtliche Summen. Als Stürtzel 1509 starb, schuldete ihm der Kaiser 10 000 Gulden, immerhin das 25-fache von Stürtzels Jahresgehalt am Ende seiner Kanzlerschaft. Ein Großteil seines Geldes investierte Stürtzel in Immobilien. In den 1480er Jahren hatte er in Freiburg nahe dem Münster sieben benachbarte Häuser gekauft, die er zu einem Gebäudekomplex verband. Dieses Wohnhaus war seinerzeit der größte Profanbau Freiburgs. Ab 1587 war das Gebäude dann als Basler Hof im Besitz des Basler Domkapitels und nach 1651 der Sitz der vorderösterreichischen Regierung. In den Jahren 1933-41 war es Sitz der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Im 2. Weltkrieg am 27. November 1944 beim Luftangriff auf Freiburg weitgehend zerstört wurde der Basler Hof 1950/51 wieder aufgebaut und beherbergt seit 1953 das Regierungspräsidium Südbaden bzw. das Regierungspräsidium Freiburg. Neben seinem Stadthaus kaufte Stürtzel 1491 David von Landeck die Dörfer Buchheim, Holzhausen und Hugstetten im Breisgau mit Land, Gebäuden, Rechten, Tieren und Menschen ab. Während seiner Amtszeit war Stürtzel ein warmherziger Förderer der Freiburger Universität und seiner Familie.

Fenster der Stürtzel-Kapelle im Freiburger Münster

Für sein Stadthaus ließ Stürtzel 1505 von Hans Wydyz den Drei-Königs-Altar anfertigen, der heute im Freiburger Münster steht. Im selben Jahr ließ er wie viele andere wohlhabende Bürger der Stadt eine Familienkapelle (Stürtzelkapelle) im Münsterchor für das Totenvermächtnis seiner Familie errichten[5]. Die zwei farbigen Fenster in der Kapelle zeigen Konrad Stürtzel, seine sechs Söhne, seine zwei Töchter und seine zweite Ehefrau Ursula Loucher. Dies ist das einzige bekannte Bildnis des Kanzlers, der 1509 starb. Hans Baldung Grien hatte die Personen mehrere Jahre nach Konrads Tod skizziert, die Ropstein-Werkstatt die Gläser 1528 fertiggestellt. Die originalen Fenster sind in einem schlechten Zustand und befinden sich heute im Augustinermuseum in Freiburg. Sie wurden 1910 durch Kopien von Fritz Geiges ersetzt.

Seine Vaterstadt Kitzingen ehrte ihn, indem sie eine Straße nach ihm benannte, ebenso wie die Stadt Freiburg. Auch in Buchheim (March), wo Konrad und seine Nachkommen lange Zeit Grundherren waren, wurde an der Kirche eine Straße nach ihm benannt.

Nach seinem Tod erhielt die Familie den fünften Teil des Zolls der Falkensteige (1525) und wenig später auch die Belehnung mit dem früheren Ankenreuterschen Lehen mit Gütern zu Wittnau, Uffhausen, Haslach und Merdingen (1528). Weitere Erwerbungen waren Lehenstücke und Zinse in Feldkirch als Lehen von den Markgrafen in Bötzingen-Oberschaffhausen, Munzingen und Neuershausen, sowie ein Anteil am Dorf Hugstetten mit dem Kirchensatz, wo im 18. Jahrhundert ein Kondominat der Stürzel mit den Freiherren von Speidel bestand. Freiherr Ludwig von Schakmin, General der Kavallerie, erhielt 1764 die Anwartschaft auf die stürzelschen Lehen, die er 1791 empfing, nachdem im Jahr zuvor der letzte Stürzel von Buchheim, der Freiburger Deutschordenskomtur Carl Alexander, gestorben war.[6]

Literatur

  • Dieter Mertens: Konrad Stürtzel. In: Freiburger Universitätsblätter. Heft 137, 1997, S. 45-48
  • Jürgen Bücking: Das Geschlecht Stürtzel von Buchheim (1491–1790). Ein Versuch zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Breisgauer Adels in der frühen Neuzeit. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Bd. 118 (NF 79), 1970, S. 239-278
  • Ernst Kemmeter, Archivar der Stadt Kitzingen: Ein Gang durch die Geschichte der Stadt Kitzingen. Verlag der Bücherstube Högner, Kitzingen 1968
  • Dagmar Kraus: Archiv der Freiherren von Mentzingen - Schlossarchiv Hugstetten: Urkundenregesten 1357–1827. Kohlhammer, Stuttgart 1999. Darin u.a. Urkunden der Familien Stürzel von Buchheim, Andlau-Birseck und verwandter Familien.
  • Freiburger Münsterbauverein (Hrsg.): Das Freiburger Münster. Schnell + Steiner, Regensburg 2011. S. 169 + 248
  • Fritz Geiges: Der Mittelalterliche Fensterschmuck des Freiburger Münsters, Seine Geschichte, die Ursachen seines Zerfalles und die Maßnahmen zu seiner Wiederherstellung; zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Baues selbst. Breisgau-Verein Schau-ins-Land, 1931, S. 141, S. 153–158
  • Heinz Erich Walter: Das Buch von Buchheim. 769-1969. Das Ortsbuch von Buchheim i.d. March (Kreis Freiburg i. Br.). Walter-Ortsbuch, Nr. 10. H.E. Walter, Ludwigsburg 1969.
  • Joseph Schlippe: Der Basler Hof in Freiburg. Sonderdruck aus der Zeitschrift Schau-ins-Land. 84./85. Jahresheft des Breisgau Geschichtsvereins, Freiburg 1966/67
  • Cora Dietl: Die Dramen Jacob Lochers und die frühe Humanistenbühne im süddeutschen Raum. Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte, 37 = (271). Berlin: de Gruyter 2004. online bei books.google.de

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Immatrikulation 1453 an der Universität Heidelberg
  2. Tom Scott, Die Freiburger Enquete von 1476, Verlag Stadtarchiv Freiburg, 1986
  3. Adelsbrief vom 24. Januar 1488, Staatsarchiv Freiburg, Archiv der Freiherren von Mentzingen – Herrschaft Hugstetten Urkunden, Signatur U100/2
  4. Adelsbrief vom 4. Juli 1491, Tiroler Landesarchiv Innsbruck
  5. Stiftungsinschrift der Glasfenster: CONRAT STÜRZEL VON BUOCHEIM ERBSCHENK DER LANTGROFSCHAFT ELLSES [Elsaß] RITTER DOCTOR R. K. M. [Römisch Kaiserlicher Majestät] HOFKANTZLER UND SIN GEMACHEL FRAUW URSULA GEBORNE LOUCHERIN DENEN GOTT GENOD. ANNO XV UND IM FINFTEN. [1505]
  6. Freiburg im Breisgau, Amtliche Kreisbeschreibung, Band I, Erster Halbband, 1965, S. 308 f, Stürzel von Buchheim

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