- Sudetendeutsche Landsmannschaft
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Die Sudetendeutsche Landsmannschaft Bundesverband e.V. (SL) ist ein deutscher Vertriebenenverband, der mit dem Ziel gegründet wurde, die Interessen der Sudetendeutschen, die aus dem Sudetenland im heutigen Tschechien 1945/1946 vertrieben wurden, zu vertreten. Bundesvorsitzender ist Franz Pany, Sprecher ist Bernd Posselt. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft ist Mitglied im Bund der Vertriebenen (BdV).
Inhaltsverzeichnis
Organisation
Die Sudetendeutsche Landsmannschaft ist zum einen nach der Herkunft ihrer Mitglieder in „Heimatlandschaften“ und „Heimatkreise“ gegliedert, zum anderen nach dem heutigen Wohnort in Landes-, Kreis- und Ortsgruppen. Gemeinsam mit den sudetendeutschen Heimatvereinigungen vertritt die Landsmannschaft nach eigenen Angaben die Interessen von 250.000 Mitgliedern. Die SL erhebt den Anspruch, für alle sudetendeutschen Heimatvertriebenen zu sprechen und versucht, anderen sudetendeutschen Organisationen im Sudetendeutschen Rat vorzustehen. Die Mitglieder der SL werden heute in Erlebnis- (vor 1945 Geborene) und Bekenntnisgeneration (nach 1945 Geborene) eingeteilt.
Jährlich wird seit 1958 der „Europäische Karlspreis“ vergeben, der (im Unterschied zum Karlspreis der Stadt Aachen) nach dem böhmischen König und römisch-deutschen Kaiser Karl IV. benannt ist.
Geschichte
Nachdem Vertriebene aus Böhmen bereits 1948 eine Kreisgruppe in München und 1949 eine Landesgruppe für Bayern gebildet hatten, gründete sich 1950 die Sudetendeutsche Landsmannschaft als Bundesverband. Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs begann eine zögerliche Annäherung an die alte Heimat, die 2003 mit der Gründung eines sudetendeutschen Büros in der tschechischen Hauptstadt Prag gipfelte.
Mehrere Jahrzehnte wurden die Vorsitzenden der Sudetendeutschen Landsmannschaft von Mitgliedern des rechtsextremistischen Witiko-Bundes gestellt, der sich als „nationale Gesinnungsgemeinschaft der Sudetendeutschen“ versteht.
Jedes Jahr zu Pfingsten veranstaltet die SL in Nürnberg oder Augsburg den Sudetendeutschen Tag.
Im August 2009 lehnte das tschechische Innenministerium die Registrierung einer „Bürgervereinigung Sudetendeutsche Landsmannschaft in Böhmen, Mähren und Schlesien“ ab mit der Begründung, die Ziele der Landsmannschaft verstießen gegen die tschechische Verfassung.[1] Die Initiative für den Antrag ging nicht von der Sudetendeutschen Landsmannschaft in München, sondern von tschechischen Bürgern aus.[2] Die Bürgervereinigung identifiziere sich mit den Zielen der Sudetendeutschen Landsmannschaften in Deutschland und Österreich, der Durchsetzung des Rechts auf Heimat (Rückkehranspruch) sowie dem Rechtsanspruch auf Restitution ehemaliger Besitztümer und auf Entschädigung. Dies widerspreche dem Potsdamer Abkommen sowie dem Vertrag zur Regelung aus Krieg und Besatzung entstandener Fragen von 1954, der das Geltendmachen von Besitzansprüchen gegenüber den Kriegsgegnern Deutschlands, zu denen auch die Tschechoslowakei gehört habe, untersage. Die Satzung der verbotenen Bürgervereinigung sah außerdem vor:
- das Recht auf Erwerb der tschechischen Staatsbürgerschaft für Vertriebene
- die Aufhebung der Beneš-Dekrete
- Kriegsverbrecherprozesse gegen die Verantwortlichen für die Vertreibung der Sudetendeutschen
Politische Bedeutung
Traditionell ist die SL personell und programmatisch eng mit der CSU verwoben. Wie andere deutsche Vertriebenenverbände positionierte sich die SL deutlich gegen die Ostpolitik von Willy Brandt und den Verzicht auf deutsche Gebietsansprüche im Zuge der Verhandlungen zur deutschen Einheit. Im Zuge des EU-Beitritts von Tschechien versuchte die SL vergeblich, eine Aufnahme der Tschechischen Republik davon abhängig zu machen, ob die tschechische Regierung die seit 1945 geltenden Beneš-Dekrete aufhebe.
Vertretung
Die SL hat ihren Sitz in München im Sudetendeutschen Haus an der Hochstraße, in dem auch andere Verbände und Gruppen (etwa der Adalbert-Stifter-Verein) ihren Sitz haben.
Führung
Sprecher
- 1950-1959 Rudolf Lodgman von Auen
- 1959-1967 Hans-Christoph Seebohm, DP und CDU
- 1968-1982 Walter Becher, Deutsche Gemeinschaft, GB/BHE, GDP, CSU
- 1982-2000 Franz Neubauer, CSU
- 2000-2008 Johann Böhm, CSU
- seit 2008 Bernd Posselt, CSU
Bundesvorsitzende
- 1954-1959 Frank Seiboth, GB/BHE, ab 1961 GDP, ab 1967 SPD
- 1959-1975 Franz Böhm, CDU
- 1976-1982 Walter Becher, GB/BHE, GDP, CSU
- 1982-1987 Jörg Kudlich
- 1987-2000 Franz Neubauer, CSU
- 2000-2008 Bernd Posselt, CSU
- seit 2008 Franz Pany
Siehe auch
- Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich
- Sudetendeutsche Stiftung
- Adalbert-Stifter-Medaille
- Sudetendeutscher Rat
Einzelnachweise
- ↑ Bescheid des tschechischen Innenministeriums zur Registrierung der Bürgervereinigung Sudetendeutsche Landsmannschaft in Böhmen, Mähren und Schlesien, abgerufen am 16. Oktober 2009
- ↑ Website von Radio Prag am 2. September 2009, abgerufen am 23. September 2009
Weblinks
Kategorien:- Vertriebenenorganisation
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