Tetischeri-Pyramide

Tetischeri-Pyramide
Ahmose-Pyramide
Daten
Ort Abydos
Erbauer Ahmose
Bauzeit 18. Dynastie
(1550 - 1525 v. Chr.)[A 1]
Typ Pyramide
Baumaterial Geröll und Sand mit Kalksteinverkleidung
Basismaß 52,5 m
Höhe (ursprünglich) 45 m
Höhe (heute) 10 m
Neigung 60°
Kultpyramide Nein
Königinnenpyramiden 1

Die Ahmose-Pyramide ist eine Kenotaph-Pyramide in Abydos. Das von Ahmose als Teil seines Tempel-Komplexes zwischen 1550 und 1525 v. Chr.[A 1] errichtete Bauwerk war die letzte große Königspyramide eines altägyptischen Herrschers, auch wenn diese als einzige der Königspyramiden von Beginn an als Kenotaph und nicht als Grabmal geplant war. Sie ist heute eine stark zerstörte Ruine.

Inhaltsverzeichnis

Erforschung

Der Komplex wurde erstmals von Arthur Mace und Charles T. Currelly zwischen 1899 und 1902 im Auftrag des Egypt Exploration Fund untersucht, wobei die Pyramide identifiziert wurde. Die Arbeiten blieben jedoch rudimentär und lieferten nur einen groben Überblick über die Anlage und ihre Strukturen. Ausgrabungen konzentrierten sich auf den Pyramidentempel. Mace grub zudem einen Tunnel unter die Pyramide, um einen eventuell vorhandenen Unterbau zu finden. Currelly forschte auf dem Areal bis 1904 weiter.

Seit 1993 unternahm Stephen P. Harvey neue Ausgrabungen auf dem Komplex, die unter anderem eine Vielzahl von Relieffragmenten ergab und die Natur der Tetischeri-Kapelle als Pyramide klären konnte.

Bauumstände

Ahmose erlangte nach seinem Sieg über die Hyksos, die über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren in Ägypten geherrscht hatten, die vollständige Herrschaft über das ganze Land und begründete so das neue Reich. Treibende Kraft hinter den Anstrengungen zur Reichseinigung scheint Ahmoses Großmutter Tetischeri gewesen zu sein.

Das eigentliche ursprüngliche Grab Ahmoses lag vermutlich in Dra Abu el-Naga, ist jedoch bislang nicht lokalisiert. Seine Mumie fand sich in der Cachette von Deir el-Bahari (DB/TT 320), wohin sie in der 22. Dynastie verbracht wurde.

Pyramide

Ahmose-Pyramide, Tempel und Reste der Baurampe (rötlich)

Die Pyramide hatte eine Basislänge von 52,5 m (entspricht 100 Königsellen) und bestand aus einem Geröll- und Sandkern, der mit einer Verkleidung aus feinem Kalkstein versehen war. Mace fand bei Ausgrabungen noch zwei Lagen der Verkleidungssteine, aus denen ein Neigungswinkel von etwa 60° abgeleitet werden konnte, womit sie deutlich steiler war als die Pyramiden des alten und mittleren Reichs. So erreichte die Pyramide ein Höhe von 45 m.[1]

Nachdem die Verkleidungsschicht in späteren Zeiten ein Opfer des Steinraubs wurde, verlor der lose Kern seinen Zusammenhalt und sackte zu dem heute nur noch 10 m hohen Schuttkegel zusammen. Das Kernmaterial stammte möglicherweise aus dem Abraum des unterirdischen Osiris-Grabs im südlichen Bereich des Komplexes.

Eine halbmondförmige Lehmziegel-Struktur zwischen der Nordseite der Pyramide und dem Pyramidentempel konnte durch Harveys Arbeiten als Überreste einer Baurampe identifiziert werden.[2]

Die Pyramide weist als einzige der größeren Pyramiden keine Substruktur auf, womit die Funktion als Grabbau ausgeschlossen werden kann. Mace trieb 1902 vergeblich einen Tunnel von der Nordseite in die Ruine, um verborgene Gänge aufzuspüren. Auch spätere Untersuchungen konnten keine Substruktur unter der Pyramide entdecken. Gänge im Pyramidenkorpus können aufgrund der Geröll- und Sandbauweise des Kerns ausgeschlossen werden.

Komplex

Lage der Pyramide im Tempelkomplex des Ahmose
Rot: imaginäre Orientierungslinie

Der gesamte Komplex unterscheidet sich deutlich von denen früherer Pyramiden. Die lang gestreckte Anlage erinnert im Aufbau an das Osiris-Grab, das Sesostris III. in Abydos anlegen ließ. Die Pyramide und ihr Tempel liegen am talseitigen Ende des Komplexes nahe der Überflutungsgrenze des Nils. Die übrigen Komponenten sind entlang einer Linie angeordnet und waren vermutlich über eine gerade Straße verbunden.

Tempel

Der Pyramidentempel befand sich auf der Nordseite der Pyramide, grenzte aber nicht an diese. Das Bauwerk besaß dicke Mauern und einen Durchgang zu einem in der Mitte gelegenen Hof, an dessen Rückseite sich eine Säulenkolonnade befunden haben könnte. Neben dem Eingang fanden sich zwei Gruben, die möglicherweise mit jeweils einem Baum bepflanzt waren. Harvey fand im Tempelbereich über 2000 bemalte Relieffragmente. Diese zierten den Tempel und zeigen Motive aus dem Kampf Ahmoses gegen die Hyksos. Auf den Abbildungen finden sich die ältesten Darstellungen von Pferden mit Streitwagen in Ägypten.

Ein weiterer kleiner Tempel („Tempel A“) befand sich an der Nordostecke und diente zur Verehrung von Ahmose sowie seiner Gattin und Schwester Ahmose-Nefertari. Dieses Bauwerk wurde von einigen Forschern auf Grund der Lage fälschlich für eine Kultpyramide gehalten. Direkt östlich davon sind die Überreste eines weiteren Tempels zu finden („Tempel B“), der Ahmose zugeordnet wird. Ein größerer Tempel („Tempel C“) befindet sich nördlich davon und grenzt an den Pyramidentempel. Dieser wird Ahmose-Nefertari zugerechnet. Im Osten angrenzend befinden sich die Ruinen eines Wirtschafts- oder Verwaltungsgebäudes.[3]

Pyramide der Tetischeri

Auf halbem Weg zwischen der Ahmose-Pyramide und dem Terrassentempel befinden sich die Überreste einer Ziegel-Struktur mit den Basismaßen 21 m × 23 m die aufgrund von dort gefundenen Inschriften ursprünglich als Schrein von Ahmoses Großmutter Tetischeri identifiziert wurde. Dort wurde 1902 eine Stele gefunden, die auf die Pyramide und den Tempel Tetischeris verweist. Auf den darauf befindlichen Inschriften teilt Ahmose seiner Frau die Pläne zur Errichtung einer Gedenkpyramide für seine in Theben bestattete Großmutter mit.[A 2] Laut der Inschrift befand sich bei der Pyramide ein Garten und ein künstlich angelegter See.[1]

Neuere Arbeiten von Harvey konnten nachweisen, dass es sich bei dem Bauwerk tatsächlich um eine Pyramide handelt. Ungewöhnlich ist jedoch, dass diese auf einem Fundament aus mit Geröll gefüllten Lehmziegel-Kasematten errichtet wurde. Ein Gang reicht bis in die Mitte dieses Kasemattenfundaments. Bei diesen Ausgrabungen wurden auch Fragmente des Pyramidions gefunden, womit ein ähnlicher Neigungswinkel wie bei der Ahmose-Pyramide nachgewiesen wurde. Zudem wurden auch eine aus Lehmziegeln bestehende Einfriedung von 90 m × 70 m um die kleine Pyramide gefunden, womit die Interpretation der Texte auf der oben erwähnten Stele möglich wurde. Innerhalb der Einfriedung befanden sich mehrere kleine Gebäude, deren Zweck noch nicht geklärt ist.[2][3]

Osirisgrab

Im südlichen Viertel des Komplexes befand sich Ahmoses symbolisches Osirisgrab. Dieses war in der Art dem des Sesostris III. ähnlich, aber sehr nachlässig ausgeführt. Der Eingang war sehr unscheinbar und unterschied sich kaum von einem Grab eines gewöhnlichen Bürgers. Der gewundene unterirdische Gang war grob aus dem Felsen des Untergrunds gehauen. Kurz nach dem Eingang folgten zwei kleine seitliche Kammern. In der Mitte des Verlaufs erreichte der Gang eine Halle mit 18 aus dem Felsen stehen gelassenen Pfeilern, die jedoch in der Höhe nur der des Gangs entsprach. Hinter der Halle führte der Gang zu einer einfachen Grotte.[1]

Terrassentempel

Am südlichen Ende befand sich vor der Steilwand der Klippen ein Terrassentempel. An diesem Tempel wurden vergrabene Votivgaben in Form von Keramikgefäßen, Modellen von Booten und Steinvasen gefunden. Der Tempel war über einen aus mehreren Treppen und trapezförmigen Räume bestehenden Aufstieg zu betreten. Oben führte ein Korridor nach Süden zu einer kleinen Kammer, die auf einem Podest vermutlich eine Herrscherstatue enthielt.[1]

Bedeutung

Mit der Ahmose-Pyramide endete das Zeitalter der Königspyramiden in Ägypten. Lediglich die nubischen Könige, die in der 25. Dynastie über Ägypten herrschten, bauten noch Gräber in Pyramidenform. Diese waren jedoch außerhalb des traditionell zu Ägypten zählenden Reichsgebiets gelegen. In Ägypten selbst wurden im neuen Reich Privatgräber mit kleinen pyramidenförmigen Aufbauten versehen.

Literatur

  • Mark Lehner: Geheimnis der Pyramiden. ECON-Verlag, Düsseldorf 1997, S. 190 ff, ISBN 3-572-01039-X

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Mark Lehner: Geheimnis der Pyramiden, S. 190 ff Ahmose in Abydos
  2. a b Stephen P. Harvey: Pyramid Construction at Abydos, in Tenth International Congress of Egyptologists, University of the Aegean, Rhodes, 22-29 May 2008
  3. a b Stephen P. Harvey: Abydos

Anmerkungen

  1. a b Datierung nach Jürgen von Beckerath, ältere Untersuchungen setzten ihn 1530 bis 1504 v. Chr. (Helck) oder 1539 bis 1514 v. Chr. (Krauss) an
  2. Catalogue Général 34002, Ägyptisches Museum, Kairo

26.17571731.9377827Koordinaten: 26° 10′ 33″ N, 31° 56′ 16″ O


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