Bannerod

Bannerod
Bannerod
Gemeinde Grebenhain
Koordinaten: 50° 30′ N, 9° 23′ O50.5016666666679.3886111111111415Koordinaten: 50° 30′ 6″ N, 9° 23′ 19″ O
Höhe: 415 m ü. NN
Fläche: 3,48 km²
Einwohner: 128
Eingemeindung: 1. Jan. 1972
Postleitzahl: 36355
Vorwahl: 06644

Bannerod ist ein Ortsteil von Grebenhain im Vogelsbergkreis, Hessen, mit rund 130 ständigen Einwohnern.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Bannerod liegt auf dem Ostplateau des hohen Vogelsberges in einer Höhe von 415 m über NN. Durch das Dorf fließt die Lüder, in deren Tal es sich befindet.

Geschichte

Entstanden ist Bannerod vermutlich zwischen 1000 und 1200 im Zusammenhang mit der zunehmenden Rodung und dem Landesausbau im Vogelsberggebiet während des hohen Mittelalters. Es gehörte zum Besitz des Klosters Fulda und gelangte als Lehen im Spätmittelalter in den Besitz der benachbarten Rittergeschlechter wie der Grafen von Schlitz und ab 1428 der Riedesel. Bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und der Mediatisierung im Jahr 1806 war Bannerod Teil des reichsfreien Ritterschaftsstaates der Riedesel und gehörte zum Gericht Schlechtenwegen.

Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird Bannerod in einem Weistum des Gerichts Schlechtenwegen von 1418 über Fischereirechte in der Lüder als Benrode.

Die Banneröder Kinder besuchten zunächst die 1540 entstandene Pfarrschule in Nieder-Moos, bevor zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine eigene Schule eingerichtet wurde. Das noch heute erhaltene alte Schulhaus in Fachwerkbauweise wurde 1808 erbaut.

1680 wurde der Sitz des für Bannerod zuständigen riedeselischen Gerichts Schlechtenwegen nach Altenschlirf verlegt.

Nach Jahrhunderten riedeselischer Herrschaft kam Bannerod 1806 zum Großherzogtum Hessen. Bis zur Revolution von 1848 verblieben den Riedeseln jedoch als Standesherren noch die Gerichts- und Polizeihoheit sowie die Aufsicht über Kirche und Schule. 1817 wurde das Banneröder Flurbuch aufgestellt. Nach dem Inkrafttreten der neuen hessischen Gemeindeordnung 1821 wurde die überkommene riedeselische Gerichtsorganisation abgeschafft und das Gericht Altenschlirf aufgelöst. An die Stelle des bisherigen Schultheißen trat ein gewählter Bürgermeister. Die Gemeinde Bannerod bildete mit den Nachbargemeinden Nösberts, Weidmoos und Vaitshain einen Bürgermeistereiverband mit einem gemeinsamen Bürgermeister. Dieser bestand bis 1908, als alle genannten Gemeinden einen eigenen Bürgermeister erhielten.

Verwaltungsmäßig gehörte Bannerod zunächst zum Amt Altenschlirf und ab zum 1821 Landratsbezirk Herbstein, welcher 1825 in Landratsbezirk Lauterbach umbenannt wurde. 1848 wurde Bannerod vorübergehend in den Regierungsbezirk Alsfeld eingegliedert und gehörte seit 1852 zum Landkreis Lauterbach.

Im 19. Jahrhundert war das Leben in Bannerod zeitweise von großer Armut geprägt, da die häusliche Leinweberei aufgrund der industriellen Konkurrenz zusammengebrochen und die Landwirtschaft vom Kleinbauerntum geprägt war. Vor allem aufgrund der Auswanderung nach Nordamerika ging die Bevölkerung nach 1850 von 195 auf 152 und damit um mehr als ein Fünftel zurück.

1911 erfolgte der Bau der Wasserleitung, 1923 der Anschluss an das Stromnetz des oberhessischen Überlandwerks. 1967 wurde ein neuer Hochbehälter erbaut und 1969 in der Gemarkung Bannerod eine Flurbereinigung durchgeführt.

Im Ersten Weltkrieg hatte Bannerod 11 Gefallene und 3 Vermisste zu beklagen. Im Zweiten Weltkrieg fielen 8 gebürtige Banneröder als Soldaten. Die nach dem Krieg nach Bannerod gekommenen Evakuierten Heimatvertriebenen verloren zwei Angehörige als Gefallene.

Aufgrund der Gebietsreform in Hessen musste sich die Gemeinde Bannerod zum 1. Januar 1972 der neugebildeten Großgemeinde Grebenhain anschließen und gehört seitdem zum Vogelsbergkreis. Die einklassige Volksschule im Ort musste 1966 zugunsten der Mittelpunktschule in Grebenhain geschlossen werden.

Nach der Angliederung an Grebenhain erfolgten 1976 der Bau des Feuerwehrhauses und 1986 der Bau einer Kläranlage.

Religionen

Ursprünglich gehörte Bannerod zu dem 1012 erstmals erwähnten Kirchspiel Crainfeld. 1524 wurden die im Gebiet der Riedesel zu Eisenbach gelegenen Dörfer um Nieder-Moos von der auf hessischem Gebiet stehenden Mutterkirche in Crainfeld abgetrennt und ein eigenständiges Kirchspiel Nieder-Moos gebildet. Zu ihm gehört Bannerod bis heute. 1528 führten die Riedesel im Kirchspiel Nieder-Moos die Reformation ein. Bis 1945 war Bannerod daher rein evangelisch. Eine eigene Kirche besaß das Dorf nie.

Politik

Ortsvorsteher von Bannerod ist Kurt Schmelz (Stand 2011).

Vereine

In Bannerod existieren folgende Vereine (Gründungsjahre in Klammern):

  • Obst- und Gartenbauverein Bannerod (1897)
  • Freiwillige Feuerwehr Bannerod (1934)
  • Club 13 Bannerod (1981)

Wirtschaft

Noch bis zum Zweiten Weltkrieg war Bannerod, wie die meisten anderen Vogelsbergdörfer, ein vorwiegend von der Landwirtschaft und vom Handwerk geprägtes Dorf. Noch im Jahr 1959 gliederte sich die wirtschaftliche Struktur der Ortsbevölkerung zu 85% in den Bereich Land- und Forstwirtschaft, zu 10,8% in den Bereich Industrie und Handwerk und zu 4,2% in den Bereich Handel und Verkehr. Bis 1849 hatte Bannerod eine Gemeindewirtschaft. Erst danach war der Betrieb privater Gastwirtschaften gestattet. Noch in den 1970er Jahren hatte Bannerod zwei Gasthäuser. Seit den 1950er-Jahren wandelte sich Bannerod zunehmend zu einem fast reinen Arbeitspendler-Wohnort. Im Zuge eines extremen Strukturwandels in der Landwirtschaft gaben nach und nach fast alle landwirtschaftlichen Betriebe auf. Die Ortseinwohner pendeln heute zu Arbeitsplätzen in Grebenhain oder benachbarten Gemeinden, zum Teil bis ins Rhein-Main-Gebiet.

Verkehr

Bannerod besaß niemals Bahnanschluss und liegt auch an keiner überregionalen Fernstraße. Über die Kreisstraße 91 besteht Verbindung zur Bundesstraße 275.

Fachwerkhaus Lüdertalstraße 1

Baudenkmäler

Wie nahezu alle Vogelsbergdörfer bis in die Zeit des Wirtschaftswunders war Bannerod ausschließlich durch Fachwerk-Bauernhäuser in der Form des regionaltypischen Vogelsberger Einhauses geprägt. Diese wurden jedoch seither größtenteils modern überformt oder durch Neubauten ersetzt.

Hervorzuheben ist das wahrscheinlich um 1700 erbaute Fachwerkhaus Lüdertalstraße 1. Ebenfalls ein Fachwerkbau ist die 1808 erbaute ehemalige Dorfschule, deren Glockenturm jedoch nach Ende des Schulbetriebs entfernt wurde.

Literatur

  • Karl-Heinz Winter: Dorfchronik von Bannerod, Bannerod 1990

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