Bermuthshain

Bermuthshain
Bermuthshain
Gemeinde Grebenhain
Koordinaten: 50° 28′ N, 9° 19′ O50.4722222222229.3166666666667455Koordinaten: 50° 28′ 20″ N, 9° 19′ 0″ O
Höhe: 455 m ü. NN
Fläche: 8,50 km²
Einwohner: 659
Eingemeindung: 1. Jan. 1972
Postleitzahl: 36355
Vorwahl: 06644

Bermuthshain ist ein Ortsteil von Grebenhain im Vogelsbergkreis, Hessen, mit etwas über 600 ständigen Einwohnern.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Bermuthshain liegt am südöstlichen Rand des hohen Vogelsberges in einer Höhe von 455 m über NN. Die Gemarkung von Bermuthshain hat eine Größe von 850 ha und erstreckt sich über eine Höhe von 450 bis 600 m über NN. Von ihr sind heute noch 590 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche, davon 472 ha Wiesen und 118 ha Ackerland. Die Waldflächen betragen 203 ha, die Ortslage 30 ha und sonstige Flächen wie Wege, Gewässer und überörtliche Straßen 60 ha. In der Nähe von Bermuthshain entspringt die Lüder, die am Ortsrand vorbei fließt und nach 40 km bei Lüdermünd im benachbarten Landkreis Fulda in die Fulda mündet. Bermuthshain liegt einer leichten Talmulde, die von mehreren Hügelzügen eingerahmt wird, darunter dem 575 m hohen Höllerich.

Blick auf Bermuthshain vom Höllerich, 2004

Klima

Die klimatischen Begebenheiten sind, wie im gesamten Vogelsberggebiet, sehr rau. Mit durchschnittlicher Jahrestemperatur von 6 °C und einer Niederschlägen von rund 1.000 mm pro m² im Jahr ist die landwirtschaftliche Nutzungsperiode in Bermuthshain eher kurz. Die durchschnittliche Temperatur von Mai bis Juli erreicht 14,5 °C, Spätfröste können bis Ende Mai auftreten. Der hohe Vogelsberg wird aufgrund dieser Tatsachen im Volksmund auch Hessisch-Sibirien genannt.

Geschichte

Entstanden ist Bermuthshain vermutlich um 1000 im Zusammenhang mit der zunehmenden Rodung und dem Landesausbau im Vogelsberggebiet während des hohen Mittelalters. Es gehörte zum Besitz des Klosters Fulda in der Wetterau, der im Hochmittelalter von den Grafen von Nidda als dessen Vögten verwaltet wurde. Nach dem Erlöschen des Niddaer Grafenhauses 1206 kam es an die Grafen von Ziegenhain und noch vor deren Aussterben 1434 an die Landgrafen von Hessen. In althessischer Zeit gehörte Bermuthshain stets zum Oberamt Nidda und zum Gericht Crainfeld. Nach den verschiedenen hessischen Landesteilungen im 16. Jahrhundert gehörte es ab 1604 zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt.

Ersterwähnungsurkunde vom 29. Dezember 1012

Erwähnt wird der Ort erstmalig in einer Urkunde vom 29. Dezember 1012, in der König Heinrich II. der Abtei Fulda den Forst Zundernhart schenkt. Neben Warmuntessneida (Bermuthshain) werden in dieser Schenkungsurkunde unter anderem Iliuuineshusun (Ilbeshausen), ufe Creginfelt (Crainfeld), Widenaho (Weidenau) und Calbaho (Kalbach) als Grenzpunkte des geschenkten Gebietes genannt.

In einer Urkunde vom 23. Juli 1377 trat Metze von Bleichenbach, die Ehefrau Wilhelms von Fronhausen, das Dorf Berumechan, uff dem Fogilsberge gelegin an Konrad von Hutten ab. 1489 wird Bermetzhene in einem Verzeichnis der den Brüdern Walter, Philipp und Daniel von Fischborn in verschiedenen Dörfern zustehenden Gülten und Zinsen genannt. Gemäß einem zwischen Landgraf Wilhelm II. von Hessen und dem Gericht Crainfeld 1493 geschlossenen Abkommen hatten die Männer der Dörfer Kreyenfelt und Bernhartsheim jährlich 100 Viertel Hafer aus dem Amt Nidda auf das Marburger Schloss zu führen.

In zwei Verzeichnissen von Personen, die ein Furstgelt (Abgabe für Bau- und Brennholz) entrichtet haben, werden 1549 alle insgesamt 21 zahlungspflichtigen Personen aus Bermuthshain genannt, das damals 47 Hausvorstände zählt. Dies ist die erste Nennung einer größeren Zahl von Bermuthshainer Familiennamen. Das 1556 folgende Salbuch des Amtes Nidda nennt dann alle Hausvorstände.

Während des Dreißigjährigen Krieges zogen die Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig auf ihrem Weg zur Pfalz am 1. Juni 1622 durch das Gericht Crainfeld, das vollständig ausgeplündert wird. Ein Reiterregiment unter dem Grafen Wolfgang Ernst von Büdingen brannte Crainfeld fast vollständig nieder. In Bermuthshain wurden zahlreiche Häuser zum Oberwald sowie zum Böhl hin zerstört. 23 Familien wurden geschädigt und 7 Einwohner misshandelt oder ermordet. Die Schadenssumme in Bermuthshain betrug 1806 Reichstaler. 1635 lagen kroatische Söldnertruppen in Bermuthshain und tyrannisieren die Bevölkerung mit „Schlägen, Wassereingießen und Plünderung“. Noch in den letzten Kriegsjahren waren nacheinander kaiserliche, bayerische, schwedische und hessische Truppen in Bermuthshain einquartiert. Das Dorf war nach Kriegsende vollständig verarmt, die wirtschaftliche Erholung dauerte mehrere Jahrzehnte.

Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) lagerten abwechselnd französische und alliierte Truppen in Bermuthshain und erzwingen umfangreiche „Fouragierungen“.

Am 30. Mai 1768 erteilte Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt der Gemeinde Bermuthshain das Privileg zur Abhaltung eines Vieh- und Krammarktes am Dienstag und Mittwoch nach Jakobi. Er findet bis heute jährlich als Krammarkt mit Kirmes statt.

1818 wurde das erste Bermuthshainer Brandkataster aufgestellt, 1820 ein Verzeichnis aller Grund-Riße der Hofraithen und daran liegenden Gärten. Nach dem Inkrafttreten der neuen hessischen Gemeindeordnung 1821 wurde die aus dem Mittelalter überkommene Gerichtsorganisation abgeschafft und das Gericht Crainfeld aufgelöst. An die Stelle des bisherigen Schultheißen trat ein gewählter Bürgermeister. 1832 wurde Bermuthshain in den Kreis Nidda eingegliedert, 1848 in den Regierungsbezirk Nidda. Seit 1852 gehörte es zum Landkreis Lauterbach.

Parzellhandriss von 1832

Im 19. Jahrhundert war das Leben in Bermuthshain zeitweise von großer Armut geprägt, da die häusliche Leinweberei aufgrund der industriellen Konkurrenz zusammengebrochen und die Landwirtschaft vom Kleinbauerntum geprägt war. Zwischen 1821 und 1894 sind mehr als 23 Ortsbürger, zum Teil mit ihren Familien, nach Nordamerika ausgewandert. Von den 102 Wohnhäusern werden in dieser Zeit 28 abgebrochen. Die wirtschaftliche Lage entspannte sich erst durch den Bau der Vogelsbergbahn zwischen Stockheim und Lauterbach (Hessen), nach deren Vollendung 1906 Bermuthshain eine eigene Bahnstation erhielt. Die Nebenbahnstrecke blieb bis 1975 für den Personenverkehr in Betrieb. Der Abbau erfolgte 1997.

1830 wurde die Alte Schule im Ortskern fertiggestellt, ein Fachwerkbau, der heute das Wahrzeichen des Ortes ist. Die Glocke im Turm wurde 1749 von den Frankfurter Glockengießern Benjamin und Johann Georg Scheidewind gegossen und hing vorher im Dachreiter des Hirtenhauses, das an der Stelle der alten Schule stand.

1886 ließ der Bermuthshainer Revierförster Wilhelm Dillemuth bei dem örtlichen Holzdreher Friedrich Jost die ersten Skier („Schneeschuhe“) im Vogelsberg anfertigen. Friedrich Jost nahm im folgenden Jahr die Fertigung von Schneeschuhen zu Verkaufszwecken auf. Hieraus ging die heute noch im Besitz seiner Nachfahren befindliche ortsansässige Firma Ski Luft hervor.

Postkartenansicht um 1900

Unter dem bedeutenden Bürgermeister Friedrich Jost, der 1921-1931 auch dem hessischen Landtag angehörte, erfolgte 1909-1910 der Bau der Wasserleitung, nachdem noch 1898 die Kreisstraße nach Ober-Moos und Crainfeld sowie die Ortsdurchfahrt in der nunmehrigen Hauptstraße ausgebaut worden waren. In den Jahren 1910 bis 1928 wurde in Bermuthshain als erstem Ort im hohen Vogelsberg (neben Volkartshain) eine Flurbereinigung durchgeführt. Seit 1921 wird Bermuthshain vom elektrischen Strom versorgt. 1934 wurden die erste Skisprungschanze auf dem Höllerich und 1938 die Volkshalle am Marktplatz als erstes frühes Dorfgemeinschaftshaus erbaut.

Im Ersten Weltkrieg hatte Bermuthshain 20 Gefallene und 2 Vermisste zu beklagen. Beim Rückmarsch der deutschen Truppen von der Westfront nach Abschluss des Waffenstillstandes am 9. November 1918 wurde Bermuthshain vom Durchmarsch einzelner Truppenteile berührt und erhielt Einquartierung.

Etwa seit 1890 war Bermuthshain, wie nahezu die gesamte Vogelsbergregion, durch die antisemitische Bewegung geprägt. In den 1920er Jahren dominierte bei den Wahlen zunächst der Hessische Bauernbund, bevor die Region zu einer Hochburg des Nationalsozialismus wurde. 1930 wurde in Bermuthshain eine Ortsgruppe der NSDAP gegründet.

Im Zweiten Weltkrieg fielen 27 gebürtige Bermuthshainer als Soldaten und mindestens 5 aus Bermuthshain stammende Zivilisten starben bei Luftangriffen, Erschießungen oder in Konzentrationslagern. Die während oder nach dem Krieg nach Bermuthshain gekommenen Evakuierten und Heimatvertriebenen verloren 10 Angehörige als Gefallene. Von 1943 bis 1945 existierte am Marktplatz ein Barackenlager für ukrainische Zwangsarbeiterinnen, die in der benachbarten Luftmunitionsanstalt Hartmannshain (Muna) arbeiten mussten.

Dorfgemeinschaftshaus Bermuthshain (ehem. Neue Schule)

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1950 das neue Feuerwehrhaus errichtet und mit dem Bau des schon 1913 geplanten neuen Schulhauses begonnen, das 1952 eingeweiht werden konnte. Seit Ende der 1950er Jahre wurde durch die Gemeinde Bermuthshain in bis dahin nie gekanntem Ausmaß in die Modernisierung der Infrastruktur investiert. So wurden 1960-1963 die Ortskanalisation, 1965 das Gefrierhaus, 1968 die Friedhofskapelle und 1970 die Skisprungschanze auf dem Höllerich fertig gestellt. Noch in der Zeit der Selbstständigkeit wurden ab 1963 nach und nach alle Ortsstraßen geteert und die Ortsdurchfahrt ausgebaut.

Aufgrund der Gebietsreform in Hessen musste sich die Gemeinde Bermuthshain zum 1. Januar 1972 der neugebildeten Großgemeinde Grebenhain anschließen und gehört seitdem zum Vogelsbergkreis. Die zweiklassige Volksschule im Ort musste 1969 zugunsten der Mittelpunktschule in Grebenhain geschlossen werden.

Nach der Angliederung an Grebenhain erfolgten 1975-1977 der Umbau der leerstehenden neuen Schule zum Dorfgemeinschaftshaus, 1978-1996 die zweite Flurbereinigung, 1984 der Bau des Festplatzes, 1987 der Bau der Kläranlage, 1988 die unterirdische Verlegung des Ortsnetzes und 1995 der Neubau des Feuerwehrhauses. 1999 erfolgte die Aufnahme von Bermuthshain in das hessische Dorferneuerungsprogramm, in dessen Rahmen das Dorf bis 2011 gefördert wurde. Im Jahr 2006 erfolgte die Einweihung des im Rahmen der Dorferneuerung sanierten Dorfgemeinschaftshauses und der neuen Aussichtsplattform auf dem Höllerich. Ebenfalls im Rahmen der Dorferneuerung wurde 2010 die Feierscheune am Marktplatz ihrer Bestimmung übergeben. Am 8. Mai 2011 wurde das Muna-Museum Grebenhain in der sanierten Alten Schule eröffnet.

Die 1000-Jahr-Feier der urkundlichen Ersterwähnung von Bermuthshain wird mit mehreren Veranstaltungen am 11. und 12. August sowie am 19. August 2012 stattfinden.

Religionen

Von Beginn an gehörte Bermuthshain zu dem 1011 gegründeten Kirchspiel Crainfeld, in dem 1527 die Reformation eingeführt wurde. Bis 1945 war Bermuthshain, mit Ausnahme einiger gelegentlich ansässiger Katholiken und einer jüdischen Familie, nahezu rein evangelisch. 1946 kamen zahlreiche katholische Heimatvertriebene aus dem Sudetenland in das Dorf. Bermuthshain hatte nie eine eigene Kirche, besitzt jedoch einen Betsaal in der 1830 erbauten Alten Schule.

Einwohnerentwicklung

Im Februar 1586 ließ der Niddaer Rentmeister Caspar Ziegenmenger ein vollständiges Verzeichnis aller Einwohner des Amtes Nidda, darunter des Gerichts Crainfeld, anfertigen. In Bermuthshain lebten auf 53 Hofstellen insgesamt 285 Menschen, davon 94 Erwachsene und 191 Kinder. Seit 1825 lässt sich die Einwohnerentwicklung von Bermuthshain kontinuierlich nachvollziehen.

Jahr/Datum Einwohner
1825 520
3. Dezember 1834 522
3. Dezember 1840 520
3. Dezember 1846 521
3. Dezember 1852 495
3. Dezember 1858 478
3. Dezember 1864 478
1. Dezember 1871 437
1. Dezember 1875 433
1. Dezember 1885 501
2. Dezember 1895 461
1. Dezember 1905 458
Datum Einwohner
1. Dezember 1910 486
16. Juni 1925 505
16. Juni 1933 476
17. Mai 1939 463
29. Oktober 1946 692
13. September 1950 667
25. September 1956 596
6. Juni 1961 545
30. Juni 1967 514
1. Januar 1987 562
31. August 2003 617

Politik

Ortsvorsteher von Bermuthshain ist Herbert Nies (Stand 2011).

Vereine

Bermuthshain verfügt über ein sehr reichhaltiges Vereinsleben mit insgesamt zehn Vereinen und Vereinigungen (Gründungsjahr in Klammern):

Wirtschaft

Noch bis zum Zweiten Weltkrieg war Bermuthshain, wie die meisten anderen Vogelsbergdörfer, ein vorwiegend von der Landwirtschaft und vom Handwerk geprägtes Dorf. Im Jahr 1933 gliederte sich die wirtschaftliche Struktur der Ortsbevölkerung mit ihren 476 Einwohnern zu 70,3% in den Bereich Land- und Forstwirtschaft, zu 20,1% in den Bereich Industrie und Handwerk und zu 2,5% in den Bereich Handel und Verkehr. Nahezu jeder Ortsbürger bewirtschaftete seinen eigenen Bauernhof, der häufig noch mit einem kleinen Handwerksbetrieb, einem Handelsgeschäft oder auch einem Gasthaus verbunden war. Nahezu alle Bauernhöfe waren Fachwerkhäuser in der Form des regionaltypischen Vogelsberger Einhauses. Bermuthshain war in dieser Hinsicht durchaus als typisches Dorf im hohen Vogelsberg anzusehen.

Ehemaliges Gasthaus Zur Krone

Um 1910 bestanden in Bermuthshain nicht weniger als sechs Gastwirtschaften. Davon besteht seit 2007 nur noch der 1857 gegründete Landgasthof Zum Deutschen Haus, der seit 1882 in Familienbesitz ist. Zu ihm gehört die im Jahr 2000 eröffnete Kulturscheune. Das letzte Ladengeschäft im Ort wurde 1993 geschlossen. Von 1902 bis 1937 existierte in Bermuthshain sogar eine private Molkerei. Außerdem bestand von 1919 bis etwa 1980 auch ein Sägewerk am Bahnhof des Ortes. Die letzte von einstmals vier durch die Lüder angetriebenen Mühlen stellte 1939 ihren Betrieb ein. Weit verbreitet war auch die Herstellung von Holzgegenständen als Heimgewerbe. Bis 1980 stellte die örtliche Firma Ski Luft noch Skier im Eigenbau her.

Seit den 1950er-Jahren wandelte sich Bermuthshain zunehmend zu einem fast reinen Arbeitspendler-Wohnort. Im Zuge eines extremen Strukturwandels in der Landwirtschaft gaben nach und nach fast alle landwirtschaftlichen Betriebe auf. Auch die meisten Handwerksbetriebe verschwanden. Heute bestehen noch eine Gastwirtschaft, ein Sportartikelfachgeschäft, ein Getränkehandel, eine Metzgerei sowie zwei Kleinunternehmen im Bereich IT-Dienstleistungen. Die Mehrheit der Ortseinwohner pendelt heute zu Arbeitsplätzen in Grebenhain oder benachbarten Gemeinden, zum Teil bis ins Rhein-Main-Gebiet.

Verkehr

Bermuthshain ist leicht von der nahen Bundesstraße 275 aus zu erreichen. Seit dem Jahr 2000 ist auf der Trasse der ehemaligen Vogelsbergbahn der Vulkanradweg entstanden.

Baudenkmäler

Alte Schule

Die denkmalgeschützte Alte Schule befindet sich in etwa in der Ortsmitte und ist ein ortsbildprägendes Wahrzeichen von Bermuthshain. Sie wurde 1829-1830 ganz in Fachwerkbauweise anstelle eines Hirtenhauses als Schul- und Gemeindehaus erbaut und verfügt über ein Krüppelwalmdach. In dem in der Form eines Zwiebelturmes gehaltenen verschieferten Dachreiter befindet sich eine 1749 von den Frankfurter Glockengießern Benjamin und Johann Georg Scheidewind gegossene Glocke, die sehr wahrscheinlich vom Vorgängerbau übernommen wurde.

Alte Schule (Muna-Museum Grebenhain), 2011

Bis zur Einweihung der Neuen Schule, dem heutigen DGH, 1952 diente das Gebäude als Schulhaus für die örtliche zweiklassige Volksschule. Anschließend wurde es als evangelischer Betsaal sowie als Sozialwohnung genutzt. Vor allem in den 1970er Jahren wurde die alte Schule baulich entstellt und verwahrloste äußerlich zunehmend. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde das Gebäude 2008-2011 saniert und nach altem Vorbild wiederhergestellt. Es beherbergt seither das Muna-Museum Grebenhain zur Geschichte der Luftmunitionsanstalt im benachbarten Oberwald, das nach Abschluß der Sanierung am 8. Mai 2011 eröffnet wurde.

Skisprungschanze

Weithin sichtbar befindet sich auf dem Höllerich oberhalb von Bermuthshain eine Sprungschanze, die ab 1965 geplant und schließlich 1970 unter dem Namen Wilhelm-Dillemuth-Schanze eingeweiht wurde. Sie gilt als eine der letzten in Deutschland gebauten hölzernen Skisprungschanzen und wurde 2003 unter Denkmalschutz gestellt. Die Sprungschanze wurde vorwiegend von Sportvereinen aus der Region und vom Hessischen Skiverband für Training und Wettkämpfe genutzt, war aber ursprünglich auch zur Förderung des Fremdenverkehrs in der damals noch selbstständigen Gemeinde Bermuthshain gedacht. Seit den 1980er Jahren fand jedoch kein Skispringen mehr auf der Schanze statt, die anschließend sich selbst überlassen wurde und heute schon sehr stark verfallen wirkt. Im Jahr 2006 wurde direkt unterhalb der Schanze eine Aussichtsplattform gebaut.

Bereits 1934 war neben der heutigen Schanze eine erste kleine Skisprungschanze, damals noch Skibahn genannt, angelegt worden. Eine weitere, ebenfalls noch sehr kleine Sprungschanze, wurde 1953 in Privatinitiative einiger Ortseinwohner gebaut.

Historischer Fachwerk-Ortskern

Als historischer Ortskern von Bermuthshain ist der Siedlungsbereich ohne die seit Anfang der 1950er entstandenen Neubaugebiete zu verstehen. Wie die meisten Orte der Region weist Bermuthshain die Form eines Haufendorfes auf. Der Ortskern bestand noch um 1950 ausschließlich aus Fachwerkhäusern aus dem späten 17. bis frühen 20. Jahrhundert, unter denen die regionale Hausform des Vogelsberger Einhauses überwog. Ein Großteil dieser Häuser wurde seit den 1960er Jahren stark verändert oder ganz abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Trotzdem findet man auch heute noch einige gut erhaltene Fachwerkhäuser in Bermuthshain.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

Friedrich Jost, 1902-1926 Bürgermeister von Bermuthshain und 1921-1931 Abgeordneter im Landtag des Volksstaates Hessen für den Hessischen Bauernbund.

Literatur

  • Carsten Eigner: Bermuthshain. Ortsgeschichte in alten Bildern, Bermuthshain 2010

Weblinks


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