- Thingbewegung
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Im frühen 20. Jahrhundert fanden bei manchen Verbänden (Quickborn-Arbeitskreis) der Jugendbewegung Großversammlungen statt, welche unter dem Begriff Thing abgehalten wurden, zum Beispiel die Jahresversammlung des ganzen Verbandes. Darin sollte ihre Abkehr von den abgelehnten Formen der Wilhelminischen Epoche und die Rückbesinnung auf eine vermeintlich bessere Zeit der tugendhaften Ahnen zum Ausdruck kommen. Es war üblich, die Gesamtversammlungen mit Darbietungen eigener Kunst zu beleben: Trachten, Tanz, Gesang, Dichtung, Laienspiel.
Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 sollten auch außerhalb der Jugendverbände, aber nach ihrem Vorbild, solche Großereignisse gestaltet werden. Diesem Zweck widmete sich der "Reichsbund der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele e. V.". Auf Vorschlag des Theaterwissenschaftlers Carl Niessen wählte man für die geplanten Veranstaltungen die Bezeichnung "Thingspiel". Die Nationalsozialisten eigneten sich das neue Medienformat sofort nach der Machtübernahme an, der Reichsbund wurde "gleichgeschaltet". Aber der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda lenkte den Reichsbund nur etwa zwei Jahre lang. Danach, ohne seine Förderung, schlief die Thingbewegung ein. Andere Medienformate erwiesen sich als wirksamer.
Siehe auch
Literatur
- Emanuel Gebauer: Fritz Schaller. Der Architekt und sein Beitrag zum Sakralbau im 20. Jahrhundert. (= Stadtspuren - Denkmäler in Köln; Bd. 28). Bachem, Köln 2000, ISBN 3-7616-1355-5 (zugl. Dissertation, Universität Mainz 1994 unter dem Titel: Das Thing und der Kirchenbau. Fritz Schaller und die Moderne 1933–1974), enthält Kapitel über den Bau der Thingstätten zu Beginn des Nationalsozialismus
- Rainer Stommer: Die inszenierte Volksgemeinschaft: Die "Thing-Bewegung" im Dritten Reich. Jonas, Marburg 1985, ISBN 3-922561-31-4.
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