Berliner Waldbühne

Berliner Waldbühne
Barbara Streisand, 2007

Die Waldbühne in Berlin (in der Zeit des Nationalsozialismus: Dietrich-Eckart-Freilichtbühne, benannt nach Dietrich Eckart, einem frühen Anhänger des Nationalsozialismus und Ideengeber Adolf Hitlers) gilt als eine der schönsten Freilichtbühnen Europas. Sie liegt am westlichen Ende des Olympiapark Berlin im Ortsteil Westend des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf und bietet Platz für 22.000 Zuschauer. Sie wurde in Spitzenzeiten jährlich von über 500.000 Menschen besucht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Dritten Reich

Die Dietrich-Eckart-Freilichtbühne, 1939

Die Berliner Waldbühne wurde im Zuge der Baumaßnahmen für die Olympischen Spiele von 1936 nordwestlich des damaligen Reichssportfelds in einer Ausbuchtung der Murellenschlucht am Südende der Fließwiese Ruhleben unter Leitung des Architekten Werner March nach Plänen von Konrad Robert Heidenreich errichtet. Heidenreich gehörte zu dieser Zeit zum Mitarbeiterstab von Werner March und hatte für den Entwurf der Waldbühne Studien unter anderem in Italien durchgeführt. Die Schlucht bildet einen natürlichen Talkessel am Murellenberg, an dessen Hang die Zuschauerränge hochgebaut wurden. Die Anlage als sogenannte „Thing-Bühne“ orientiert sich an dem antiken griechischen Theater in Epidauros. Wie in antiken Arenen steigen die Sitzränge mit der Entfernung von der Bühne zunehmend an, was der Akustik zugute kommt. Östlich der Bühne schließen sich die zum Olympiapark Berlin gehörenden Gebäude des Maifelds, der Langemarckhalle und des Glockenturms an.

Die ursprüngliche Planung bot auf Verlangen von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels Platz für 100.000 Zuschauer. Während der Olympischen Spiele 1936 fanden dort mehrere Aufführungen statt, unter anderem wurden die Oper Herakles und das Thingspiel Frankenburger Würfelspiel gezeigt. Außerdem war die Bühne Austragungsort der olympischen Wettbewerbe im Geräteturnen.

Nachkriegsära und 1960er Jahre

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Bühne den Namen Waldbühne. Zunächst diente sie als Freilichtkino (u. a. Spielort der Berlinale), dann wurde sie für Boxkämpfe genutzt. In den 1960er Jahren wurden Kriegsschäden beseitigt. Ab 1961 wurde sie vor allem für Rockkonzerte genutzt.

Am 15. September 1965 kam es nach einem Konzert der Rolling Stones zu Krawallen: Konzertbesucher, die von der kurzen Dauer des Konzerts enttäuscht waren, demolierten die Sitzbänke und lieferten sich über vier Stunden lang Schlägereien mit der Polizei, die auch Wasserwerfer einsetzte. Der Sachschaden belief sich auf rund 400.000 DM, darüber hinaus wurden auch S-Bahn-Wagen beschädigt.[1] Die Waldbühne wurde erst sieben Jahre später wieder instandgesetzt, anschließend aber kaum noch genutzt, weil Konzertveranstalter geschlossene Hallen vorzogen, da sie wettersicher waren. Die Krawalle wurden in der DDR kritisch kommentiert und führten zusammen mit der Leipziger Beatdemo zu weitgehenden Beschränkungen der Beatbewegung und damit der Jugendkultur in der DDR.[2][3]

Gegenwart

Berliner Waldbühne, Blick vom Glockenturm

Im März 1981 erwarben die Konzertveranstalter Peter Schwenkow und Jochen Zanke mit ihrer damaligen Firma concert concept die exklusiven Nutzungsrechte der Waldbühne und nahmen sie wieder in Betrieb. 1982 wurde die heutige Zeltkonstruktion über der Bühne installiert.

Inzwischen ist die Bühne in den Monaten Mai bis September ein populärer Platz für Rock-, Pop- und klassische Konzerte. Saisonaler Höhepunkt ist jedes Jahr der Monate im voraus ausverkaufte Auftritt der Berliner Philharmoniker. Kultstatus besaßen die Filmvorführungen („Kino in der Waldbühne“) der Blues Brothers und der Rocky Horror Picture Show, zu denen jährlich tausende Fans in Verkleidung zum lautstarken Mitsingen kamen. Seit einigen Jahren finden diese Kino-Veranstaltungen aber nicht mehr statt, mit einer schlecht besuchten Ausnahme im Jahr 2006.

Im Zuge einer neuen Ausschreibung durch den Berliner Senat hat im September 2008 das börsennotierte Unternehmen CTS Eventim AG den Zuschlag für die Berliner Open-Air-Bühne erhalten und wird die Waldbühne ab 2009 und mindestens bis Ende 2012 betreiben.[4] Durch die Partnerschaft des Betreibers mit dem in der Nachbarschaft ansässigen Fußball-Bundesliga-Verein Hertha BSC kam es am 10. April 2010 zu einem Novum: Erstmals wurde in der Geschichte der Waldbühne ein Bundesliga-Spiel (Hertha BSC–VfB Stuttgart) aus dem benachbarten Olympiastadion live in die Waldbühne übertragen.

Weblinks

 Commons: Berliner Waldbühne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Rolling Stones Konzert in der West-Berliner Waldbühne. In: Blickpunkt Nr. 143 vom November 1965.
  2. Christin Nax: Ist Musikkultur lenkbar? auf NDR Online. 22. September 2008.
  3. Bekannt wurde Walter Ulbrichts Aussage: „Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nu kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.“ (WAV-Datei)
  4. Waldbühne bekommt neuen Pächter. In: Der Tagesspiegel vom 9. September 2008.
    CTS EVENTIM erhält Zuschlag für Waldbühne Berlin. In: Handelsblatt vom 9. September 2008.
52.515713.229173

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Berliner Philharmoniker — Berliner Philharmonie, Haupteingang Die Berliner Philharmoniker (frühere Bezeichnung: Berliner Philharmonisches Orchester) sind ein Sinfonieorchester. Sie gelten als eines der weltweit führenden Ensembles. Das Orchester ist seit 2002 als Stiftung …   Deutsch Wikipedia

  • Waldbühne Schwarzenberg — Die Waldbühne Schwarzenberg im Rockelmannpark in Schwarzenberg ist mit 15.000 Plätzen die größte Freilichtbühne Sachsens und die zweitgrößte Freiluftbühne Deutschlands. Sie wurde in den 1930er Jahren im Stil eines Amphitheaters aus Granitstein… …   Deutsch Wikipedia

  • Berliner Sehenswürdigkeiten — Berlin ist gewachsen aus dem historischen Stadtkern, dem Nikolaiviertel, der Schwesterstadt Cölln, den kurfürstlichen Stadtgründungen, wie z. B. der Dorotheenstadt oder der Friedrichstadt und letztlich der Bildung von Groß Berlin im Jahre 1920,… …   Deutsch Wikipedia

  • Berliner Olympiastadion — Olympiastadion Daten Klassifikation …   Deutsch Wikipedia

  • Waldbühne — Es gibt verschiedene Bühnen, die den Namen Waldbühne tragen. Die Berliner Waldbühne dürfte wohl die berühmteste sein. Weitere Bühnen desselben Namens: Waldbühne Ahmsen Waldbühne Bischofswerda Waldbühne Hardt Waldbühne Heessen Waldbühne Heldritt… …   Deutsch Wikipedia

  • Berliner Congreß Centrum — Das Internationale Congress Centrum Das Internationale Congress Centrum Berlin (ICC Berlin) im Ortsteil Westend des Berliner Bezirks Charlottenburg Wilmersdorf ist eines der größten Kongresshäuser der Welt. Das 320 Meter lange, 80 Meter breite… …   Deutsch Wikipedia

  • Berliner Luft (Militärmarsch) — Der Begriff Berliner Luft wurde durch das gleichnamige Stück des Komponisten Paul Lincke bekannt. In seiner Operette Frau Luna machte er ihn 1899 zu einem Synonym eines freien Lebensgefühls in Berlin und Vorbild für Nichtberliner. Gleich zu… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Berliner U-Bahnhöfe — Liniennetzplan des Berliner U Bahn Netzes Diese Liste behandelt die U Bahnhöfe der U Bahn Berlin; aufgelistet sind alle derzeit bestehenden Bahnhöfe, die 1945 beziehungsweise 1959 aufgegebenen Stationen Osthafen und Nürnberger Platz sowie die… …   Deutsch Wikipedia

  • Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordeten der NS-Militärjustiz am Murellenberg — Murellenberge, Murellenschlucht und Schanzenwald Murellenberg und Schanzenwald Höhe 62 m Lage …   Deutsch Wikipedia

  • Elsgraben — Murellenberge, Murellenschlucht und Schanzenwald Murellenberg und Schanzenwald Höhe 62 m Lage …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”