Tom A. Rapoport

Tom A. Rapoport

Tom Abraham Rapoport (* 17. Juni 1947 in Cincinnati, Ohio, USA) ist ein deutsch-amerikanischer Biochemiker. Von 1985 bis zum Ende des Jahres 1994 war er Professor am Zentralinstitut für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Buch beziehungsweise an dessen Nachfolgeeinrichtung, dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin. Seit Januar 1995 ist er Professor für Zellbiologie an der Medizinischen Fakultät der Harvard University in Boston. Seine Forschungsaktivitäten betreffen insbesondere die Differenzierung von Organellen in biologischen Zellen sowie die für diese Prozesse relevanten Signalwege.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Tom Rapoport wurde 1947 in Cincinnati als Sohn der Kinderärztin Ingeborg Rapoport geb. Syllm und des jüdischstämmigen Biochemikers Samuel Mitja Rapoport geboren, zu seinen Geschwistern zählt der 1992 mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis ausgezeichnete Mathematiker Michael Rapoport. Sein Vater war 1937 mit einem einjährigen Stipendium von Österreich in die Vereinigten Staaten gegangen und später nicht nach Europa zurückgekehrt, seine Mutter floh ein Jahr später aus Deutschland in die USA. Sie lernten sich 1944 in Cincinnati kennen und heirateten ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Kurz nach der Geburt von Tom Rapoport ging die Familie nach Österreich, da sein Vater wegen seiner kommunistischen Überzeugungen eine Verfolgung in den USA aufgrund der antikommunistischen Bestrebungen während der McCarthy-Ära befürchtete. Nachdem eine Bewerbung auf eine Professur in Wien erfolglos blieb, ließ er sich 1952 mit seiner Familie in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nieder und nahm eine Stelle an der Charité in Berlin an. Samuel Mitja Rapoport wurde in den folgenden Jahrzehnten in der DDR zu einem der bekanntesten Biochemiker, seine Frau erhielt einen Lehrstuhl für Neonatologie an der Charité.

Tom Rapoport studierte von 1965 bis 1966 Mathematik und Naturwissenschaften sowie von 1966 bis 1972 Chemie und Biochemie an der Humboldt-Universität zu Berlin, an der er 1972 promovierte. Seine auf drei Fachartikeln beruhende Dissertationsschrift zum Reaktionsmechanismus der Pyrophosphatase aus Bäckerhefe reichte er dabei als Gemeinschaftsarbeit zusammen mit Wolfgang Höhne ein, der seit 1990 Leiter der Abteilung Proteinstrukturforschung und seit 1994 Professor für Biochemie an der Humboldt-Universität ist. Nach dem Ende seines Studiums war Tom Rapoport am Zentralinstitut für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Buch als wissenschaftlicher Assistent tätig. Während dieser Zeit klonierte er unter anderem das Gen für das Insulin von Karpfen. Er war damit der erste Wissenschaftler in der DDR, der die Nukleotidsequenz eines Gens sowie die Aminosäuresequenz eines Proteins entschlüsselte. Im Jahr 1977 wurde er an der Humboldt-Universität habilitiert.

Im Jahr 1982 arbeitete er für einige Monate im Labor des späteren Nobelpreisträgers Günter Blobel an der Rockefeller University in New York. Drei Jahre später wurde er Professor für Zellbiologie am Zentralinstitut für Molekularbiologie und leitete damit eine eigene Forschungsgruppe, 1986 wurde er Abteilungsleiter. 1992 entstand aus dem Institut das zur Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren gehörende Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin. Im Januar 1995 wechselte Tom Rapoport auf eine Professur für Zellbiologie an die Abteilung für Zellbiologie der Medizinischen Fakultät der Harvard University. Darüber hinaus wurde er im Juli 1997 zum HHMI Investigator am Howard Hughes Medical Institute ernannt.

Wissenschaftliches Wirken

Schwerpunkte der Forschung von Tom Rapoport sind die Aufklärung der strukturellen und biochemischen Differenzierung der verschiedenen Organellen in biologischen Zellen sowie die Untersuchung der Steuerung dieser Differenzierungsprozesse durch Signalwege in den Zellen. Insbesondere erforscht seine Arbeitsgruppe, wie Proteine aufgrund von Signalsequenzen durch die Zelle transportiert und in biologischen Membranen eingebaut werden. Er hat bisher über 180 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, darunter etwa 20 Publikationen im Journal Cell und insgesamt rund 20 in den Zeitschriften Nature, Science und Proceedings of the National Academy of Sciences.

Auszeichnungen

Tom Rapoport war ab 1988 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR. Seit 2003 gehört er der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und seit 2005 der amerikanischen National Academy of Sciences sowie der American Academy of Arts and Sciences an. Er ist darüber hinaus Mitglied der Academia Europaea sowie der European Molecular Biology Organization und erhielt für seine Forschung verschiedene Preise. Hierzu zählen beispielsweise der Johannes-Müller-Preis für Experimentelle Medizin, der Rudolf-Virchow-Preis, die Otto-Warburg-Medaille der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie, die Max-Delbrück-Medaille sowie die Sir-Hans-Krebs-Medaille der Federation of European Biochemical Societies.

Literatur

  • Rapoport, Tom. In: Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften: Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990. Akademie-Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-05-002153-5, S. 290
  • Tinsley H. Davis: Profile of Tom A. Rapoport. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 102(40)/2005. United States National Academy of Sciences, S. 14129–14131, ISSN 1091-6490

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tom Abraham Rapoport — (* 17. Juni 1947 in Cincinnati, Ohio, USA) ist ein deutsch amerikanischer Biochemiker. Von 1985 bis zum Ende des Jahres 1994 war er Professor am Zentralinstitut für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin Buch… …   Deutsch Wikipedia

  • Tom Rapoport — Tom Abraham Rapoport (* 17. Juni 1947 in Cincinnati, Ohio, USA) ist ein deutsch amerikanischer Biochemiker. Von 1985 bis zum Ende des Jahres 1994 war er Professor am Zentralinstitut für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften der… …   Deutsch Wikipedia

  • Rapoport — ist der Familienname folgender Personen: Abraham Rapoport (1584–1651), jüdisch polnischer Gelehrter des Talmud Amos Rapoport (* 1929), polnischer Psychologe Anatol Rapoport (1911–2007), zentraler Vordenker der Systemwissenschaften Ingeborg… …   Deutsch Wikipedia

  • Tom Dreesen — (born September 11, 1942) is an American stand up comedian.Dreesen grew up in Harvey, Illinois, south of Chicago. His family was one of the few white families in a largely African American community.Kathy O Malley. Crazy white boy; Tom Dreesen… …   Wikipedia

  • Rapoport-Luebering-Shunt — Strukturformel von 2,3 DPG, dem Intermediat des Rapoport Luebering Zyklus Der Rapoport Luebering Zyklus, auch als Rapoport Luebering Shunt, Rapoport Luebering Shuttle, Phosphoglyceratzyklus oder 2,3 DPG Zyklus bezeichnet, ist in der Biochemie ein …   Deutsch Wikipedia

  • Rapoport-Luebering-Shuttle — Strukturformel von 2,3 DPG, dem Intermediat des Rapoport Luebering Zyklus Der Rapoport Luebering Zyklus, auch als Rapoport Luebering Shunt, Rapoport Luebering Shuttle, Phosphoglyceratzyklus oder 2,3 DPG Zyklus bezeichnet, ist in der Biochemie ein …   Deutsch Wikipedia

  • Rapoport-Luebering-Zyklus — Strukturformel von 2,3 Bisphosphoglycerat, dem Intermediat des Rapoport Luebering Zyklus Der Rapoport Luebering Zyklus, auch als Rapoport Luebering Shunt, Rapoport Luebering Shuttle, Phosphoglyceratzyklus oder 2,3 BPG Zyklus bezeichnet, ist in… …   Deutsch Wikipedia

  • Samuel Mitja Rapoport — 1953 bei einer Tagung in Leipzig Samuel Mitja Rapoport (* 14. Novemberjul./ 27. November 1912greg. in …   Deutsch Wikipedia

  • Samuel Mitja Rapoport — (* 27 November 1912 Volochysk, in the Russian Austrian border region, now Ukraine; † 7 July 2004 Berlin). Prominent physician, biochemist, European Jewish émigré, and Communist who fled McCarthyitepersecution in the United States. Biography… …   Wikipedia

  • Ingeborg Rapoport — (* 2. September 1912 in Kribi, Kamerun) ist eine deutsche Ärztin. Sie zählte in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), in der sie wesentlich zur Etablierung des Fachgebiets Neugeborenenheilkunde beitrug, zu den renommiertesten… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”