Tommy Kent

Tommy Kent

Tommy Kent (* 21. August 1942 in München; eigentlich Guntram Kühbeck) ist ein deutscher Rock ’n’ Roll- und Schlagersänger, Schauspieler, Maler sowie Architekt.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Obgleich Guntram Kühbeck, Sohn eines musisch interessierten Arztes, schon als Kind Gesangsunterricht bei einem Opernsänger erhielt, begeisterte er sich ab Mitte der 1950er Jahre zunehmend für die aktuellen amerikanischen Hits von Elvis Presley, Gene Vincent oder Pat Boone, die er auf AFN hörte. Um sein Architekturstudium zu finanzieren, trat er nach seiner Schulzeit als Sänger in verschiedenen Schwabinger Künstlerkneipen auf.

Seine ersten beiden Plattenaufnahmen erschienen 1958 auf verschiedenen Schallfolien, unter anderem unter den Pseudonymen Jonny Keller und Achim-Beier-Singers. Im gleichen Jahr wurden die Schlagertexter Walter Brandin und Hans R. Beierlein auf den talentierten Kühbeck aufmerksam. Sie vermittelten ihm Kontakte zum Studio Nord des erfolgreichen Plattenlabels Polydor in Hamburg, wo erste Probeaufnahmen folgten. Im Oktober 1958 nahm der Produzent Bert Kaempfert mit dem Nachwuchssänger eine Single mit der deutschsprachigen Cover-Version des Robin-Luke-Hits Susie Darlin’, auf. Mit Kaempfert erfand Kühbeck auch das Pseudonym Tommy Kent.

Single Susie Darlin’, 1958

Die Schallplatte entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu einem Hit und landete im Juni 1959 auf dem vierten Platz der deutschen Hitparade. Ein Vertrag mit der Polydor, weitere Singles sowie Auftritte in Schlagersendungen und -filmen folgten. Kent avancierte nach Peter Kraus und Ted Herold zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Rock'n'Roll-Interpreten. Sein Repertoire bestand zu einem großen Teil aus deutschen Coverversionen zumeist US-amerikanischer Hits von Gary Paxton, Elvis Presley, Lloyd Price, Cliff Richard, Ritchie Valens und anderen. Daneben finden sich auch Kompositionen von Kaempfert und Peter Moesser.

Die Verkaufszahlen der Schallplatten von Tommy Kent erreichte in den frühen 1960er Jahren nicht mehr den Erfolg des Debüts. Die Zusammenarbeit mit Kaempfert endet, nachdem Polydor die von Kent aufgenommene Version des Titels "Corinna, Corinna" (Original von Ray Peterson) nicht veröffentlichte und stattdessen das Label Fontana mit dem Sänger Peter Beil damit einen großen Erfolg verbuchen konnte. Der 1961 noch bei Polydor erschienene Titel Sweet Baby Sweet (Original Sweets For My Sweets von The Drifters) wurde 1963 wiederveröffentlicht, nachdem The Searchers damit in die deutsche Hitparade kamen. Kents deutsche Coverversion entwickelte sich postum zu einem Achtungserfolg.

Von 1962 bis 1964 war Kent bei der Plattenfirma Ariola unter Vertrag, bei der er bis 1964 insgesamt vier Singles veröffentlichte. Unter den Aufnahmen befinden sich auch Coverversionen von Roy Orbison und Duane Eddy sowie zwei Eigenkompositionen. Anschließend wechselte Kent zur Plattenfirma Metronome, wo sich sein ebenfalls selbst geschriebener Beat-Schlager Sag endlich ja zu einem Achtungserfolg entwickelte.

Obwohl die Metronome 1966 den Vertrag mit Kent nicht verlängerte, endete dessen Schlagerkarriere nicht. Für Billiglabels wie Tempo sang er bis 1969 unter den verschiedensten Pseudonymen bekannte Hits nationaler und internationaler Stars wie Peter Alexander, Harry Belafonte, Graham Bonney, Roy Black, Drafi Deutscher, Georgie Fame, Rex Gildo, Tom Jones, Udo Jürgens und Cliff Richard. Außerdem trat Kent in verschiedenen Clubs auf der Hamburger Reeperbahn auf. Anfang der 1970er Jahre nahm er als Tommy Kent bei Intercord nochmals zwei Titel auf. Dieser und weitere Comebackversuche in den 1970er Jahren scheiterten jedoch. 1975 erschien bei Teldec eine Single unter dem Namen Guntram Kühbeck mit zwei Titeln auf Bairisch. 1981, inmitten des Fünfziger-Jahre-Revivals, erschien die Single Donner, Blitz und Rock'n'Roll.

Es zahlte sich nunmehr aus, dass Tommy Kent alias Guntram Kühbeck, trotz der anfänglichen Schlagererfolge, sein Architekturstudium (unter anderem in Los Angeles) abgeschlossen und sein Diplom absolviert hat. Als Architekt sorgte er vor allem mit dem Bau des Spanischen Konsulats in München für Furore. Hier war er auch mehrfach an vorbildlichen Rekonstruktionen historischer Fassaden beteiligt. Als Tommy Kent-Kühbeck machte er sich außerdem als eigenwilliger Maler einen Namen. Seine Werke wurden unter anderem in New York ausgestellt. 2008 entwarf er den Karl-Valentin-Orden des Münchner Karnevalsvereins Narrhalla. Ateliers und Werkstätten befanden bzw. befinden sich in Pfronten im Allgäu, in München und auf Menorca.

Diskografie (Auswahl)

Chartplatzierungen Erklärung der Daten
Singles
Susie Darlin’
  DE 4 13.06.1959 (12 Wo.) [1]
Sweet Baby Sweet
  DE 52 26.08.1963 (5 Wo.) [2]

[1]

[2]

Singles

Label der Schallfolie Hula Baby, 1958
Label der Single Morgen sollst du nicht mehr weinen, 1962
Label der Single Elisa, 1970
  • Hula-Baby / Liebe war das noch nicht (1958; Roxy, Ton-Bild) (auch als Jonny Keller, Achim-Beier-Singers)
  • Susie Darlin’ / Ein anderer stahl mir dein Herz (Polydor 23853 *1958*)
  • Ich brauche dich dazu / Wie keine andere (Oh Mona) (Polydor 24035 *1959*)
  • My Baby Doll / Das bin ich (Polydor 24160 *1959*)
  • Irgendwer / Alle Nächte (Polydor 24223 *1960*)
  • Denn ich lebe sehr gefährlich / Muß das sein? (Polydor 24363 *1960*)
  • Ein Mann, der nicht nein sagen kann / Oh Mister Tip Top (Polydor 24539 *1961*)
  • Sweet Baby Sweet / Heute Nacht im Mondschein (Polydor 24750 *1961*)
  • Morgen sollst du nicht mehr weinen / Napoleon (1962; Ariola)
  • Tennessee Rose / Keinen Cent und keinen Penny (1962; Ariola)
  • In deiner Plattenbar, da fehlt ein Slop / Angela (1963; Ariola)
  • Sweet Baby Sweet / Muß das sein? (Polydor 52151 *1963*)
  • Hey Sunny / Sheila (1964; Ariola)
  • Mimi möchte tanzen / Clap Hand Beat (Metronome M437 *1964*)
  • Sag endlich ja / Honey Girl (Metronome M492 *1965*)
  • Höher als die höchsten Berge / Kleine Mitsiko (Metronome M838 *1966*)
  • Zu früh / Ganz egal (Metronome M912 *1966*)
  • Elisa / Glücklich sein (1970; Intercord)
  • Du bist das Licht der Welt / Ich singe vor Freude (ca. 1970; Neue Stadt) (als Tomy Kent)
  • Himmel, Herrschaft, Sackel Zement / A Spatz is in mei Bier neigfalln (1975; Teldec) (als Guntram Kühbeck)
  • Donner, Blitz und Rock ’n’ Roll / Sweet Susi Blue (1981; Philips)

EPs

  • Susie Darlin’ / Ein anderer stahl mir dein Herz / Ich brauche dich dazu / Wie keine andere (Oh Mona) (1959; Polydor)
  • Denn ich lebe sehr gefährlich / Lach nicht über mich / Donna / Muß das sein? (1960; Polydor)

Weitere Titel

Zwischen 1966 bis 1969 nahm Tommy Kent unter verschiedenen Pseudonymen Coverversionen für diverse Billiglabels auf. Die Aufnahmen erschienen zumeist mit Titeln anderer Interpreten auf Singles und EPs.

  • The Ballad of Bonnie & Clyde (1968; Starlet, auch Baccarola) (als Boy Cliff, Johnny Warner)
  • Cinderella Rockefella (1968; Baccarola) (als Judy & Jack)
  • Delilah (1968; Baccarola)
  • Ein Girl wie du (1968; Tempo) (als Tommy Shame)
  • Glaube daran (1968; Tempo) (als Tommy Shane)
  • Hey Little Lady (1969; Baccarola)
  • Ich hab dich gefunden (1966; Starlet, auch Universum Records) (als Boy Cliff)
  • Immer wieder geht die Sonne auf (1967; Starlet, auch Baccarola) (als Fred Karmann, Rainer Marc)
  • Man gratuliert mir (1968; Starlet, auch Baccarola) (als Boy Cliff, Fred Kersten)
  • Matilda (1968; Baccarola)
  • Meine Liebe zu dir (1967; Baccarola) (als Rolf Gunnar)
  • Der Mond hat seine Schuldigkeit getan (1968; Tempo) (als Tommy Shane)
  • Nimm mich so wie ich bin (1966; Top Hit) (als Elliott Beach)
  • Party / Down by the Riverside / When the Saints Go Marching In (1966; Starlet) (als Boy Cliff)
  • Sommerblau (1967; Baccarola) (als Tommy Kersten)
  • Zehn Pfund Speck müssen weg (1968; Tempo)

LPs

CDs

  • Susie Darlin' (1989; Bear Family Records)
  • Man gratuliert mir (2002; Bear Family Records)

Filmografie (Auswahl)

  • Der Schleier fiel (1960)
  • O sole mio (1960)
  • Kleiner Mann was tun (1982)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Hitbilanz. Deutsche Chart Singles 1956-1980. Taurus Press, 1990; ISBN 3-922542-41-7
  2. a b Chartplatzierungen von Tommy Kent

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