- UdSSR gegen den Rest der Welt
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UdSSR gegen den Rest der Welt war ein Mannschaftswettkampf im Schach, bei dem die besten Spieler der dominierenden Schachnation Sowjetunion gegen eine Weltauswahl antraten. Der erste Wettkampf fand 1970 in Belgrad statt, eine Revanche 1984 in London. Es wurden an 10 Brettern jeweils vier Partien gespielt.
Inhaltsverzeichnis
Erster Wettkampf 1970
Das Match wurde auf dem FIDE-Kongress 1969 von der Jugoslawischen Schachföderation vorgeschlagen. Das Budget der Veranstaltung, die dann vom 29. März bis 5. April 1970 in Belgrad stattfand, betrug 100.000 US-Dollar, für die damalige Zeit eine Rekordsumme.
Die sowjetische Schachföderation nahm den Wettkampf sehr ernst. Jeder Spieler erhielt ein umfangreiches Dossier zur Vorbereitung, außerdem wurde ein Trainingslager in der Nähe von Moskau abgehalten. Über die Brettreihenfolge kam es zu Verstimmungen zwischen den Spielern. Exweltmeister Michail Botwinnik wollte am 4. Brett spielen, erhielt aber nur Brett 8 zugesprochen. Boris Spasski bemerkte später, dass die Hälfte der sowjetischen Teammitglieder nicht mehr miteinander sprachen und er selbst sich wegen des auf ihm lastenden Drucks sehr unwohl fühlte. Der Altersschnitt der 10 Spieler betrug 43 Jahre, einige hatten ihre beste Zeit bereits hinter sich. Trotzdem galt die sowjetischen Mannschaft, die fünf Weltmeister aufbieten konnte, als klarer Favorit.
Der Teamchef der Weltauswahl, Exweltmeister Max Euwe, konnte nach zähen Verhandlungen Robert James Fischer zur Teilnahme überreden, der zur allgemeinen Überraschung dann sogar zugunsten von Bent Larsen auf das Spitzenbrett verzichtete, obwohl Fischer zu dieser Zeit die höhere Elo-Zahl aufwies. Larsen rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen durch ein 2,5-1,5 an Brett 1, obwohl er in der 2. Runde eine drastische Niederlage gegen Spasski hinnehmen musste. Fischer fertigte an Brett 2 in überzeugender Manier Exweltmeister Tigran Petrosjan mit 3-1 ab. Trotzdem gelang der sowjetischen Mannschaft durch Erfolge an den mittleren und hinteren Brettern ein knapper Gesamtsieg mit 20,5-19,5.
Brett UdSSR Rest der Welt Runde 1 Runde 2 Runde 3 Runde 4 Gesamtergebnis 1 Boris Spasski Runde 4: Leonid Stein
Bent Larsen ( Dänemark) ½-½ 1-0 0-1 0-1 1,5-2,5 2 Tigran Petrosjan Robert James Fischer ( USA) 0-1 0-1 ½-½ ½-½ 1-3 3 Viktor Kortschnoi Lajos Portisch ( Ungarn) ½-½ ½-½ 0-1 ½-½ 1,5-2,5 4 Lew Polugajewski Vlastimil Hort ( Tschechoslowakei) 0-1 ½-½ ½-½ ½-½ 1,5-2,5 5 Efim Geller Svetozar Gligorić ( Jugoslawien) 1-0 ½-½ ½-½ ½-½ 2,5-1,5 6 Wassili Smyslow Samuel Reshevsky ( USA) (Runde 4: Friðrik Ólafsson ( Island)
½-½ 1-0 0-1 1-0 2,5-1,5 7 Mark Taimanow Wolfgang Uhlmann ( Deutsche Demokratische Republik) 1-0 1-0 ½-½ 0-1 2,5-1,5 8 Michail Botwinnik Milan Matulović ( Jugoslawien) 1-0 ½-½ ½-½ ½-½ 2,5-1,5 9 Michail Tal Miguel Najdorf ( Argentinien) ½-½ 0-1 1-0 ½-½ 2-2 10 Paul Keres Borislav Ivkov ( Jugoslawien) ½-½ 1-0 ½-½ 1-0 3-1 Zweiter Wettkampf 1984
Der zweite Wettkampf fand vom 24. bis 29. Juni 1984 in London statt. Ursprünglich sollte auch dieser Wettkampf in Belgrad stattfinden, musste aber kurzfristig verlegt werden. Auf sowjetischer Seite waren aus der Mannschaft von 1970 Polugajewski, Smyslow und Tal immer noch dabei, seitens der Weltauswahl Larsen als Reservespieler und der mittlerweile für die Schweiz spielende Kortschnoi. Petrosjan konnte wegen Krankheit nicht teilnehmen, Portisch sagte seine Teilnahme ab, weil er nur an Brett 7 spielen sollte. An den Spitzenbrettern hatten die sowjetischen Spieler diesmal Vorteile, Weltmeister Anatoli Karpow und sein späterer Nachfolger Garri Kasparow gewannen jeweils 2,5-1,5. Das beste Ergebnis aller Spieler erzielte jedoch Alexander Beliavsky mit einem 3,5-0,5 an Brett 6. Insgesamt gewann die Sowjetunion, die diesmal an den hinteren Brettern Schwächen zeigte, abermals knapp mit 21-19.
Russland gegen den Rest der Welt 2002
Nach dem Zerfall der Sowjetunion kam es 2002 zu einem Wettkampf Russland gegen den Rest der Welt. Dieser unterschied sich von den vorherigen zwei Wettkampfen auch dadurch, dass pro Spieler 10 Schnellschachpartien nach Scheveninger System gespielt wurden, anstatt vier Partien mit Turnierbedenkzeit. Einige Spieler aus der früheren Sowjetunion, wie Wladimir Hakobjan, Wassyl Iwantschuk, Boris Gelfand und Alexei Schirow, traten diesmal für den Rest der Welt an. Die russische Mannschaft musste sich mit 48-52 geschlagen geben, obwohl sie ihre Stars Garri Kasparow und Wladimir Kramnik aufbot.
Literatur
- Andrew Soltis: Soviet chess 1917 - 1991. McFarland, Jefferson 2000.
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