Andrei Sokolov

Andrei Sokolov
Andrei Sokolov, 2008

Andrei Sokolov (ursprünglich russisch Андрей Юрьевич Соколов/ Andrei Jurjewitsch Sokolow, wiss. Transliteration Andrej Jur'evič Sokolov; * 20. März 1963 in Workuta) ist ein französischer Schachmeister russischer Herkunft.

Leben

Schach erlernte Sokolov als 6-Jähriger von seinem Vater. Er trat als Zwölfjähriger einer Moskauer Schachschule bei und erhielt Wladimir Jurkow als ersten Trainer. 1981 gewann er die Meisterschaft von Moskau, 1982 in Kopenhagen die Jugendweltmeisterschaft. Im gleichen Jahr verlieh ihm die FIDE den Titel Internationaler Meister. 1984 gewann Sokolov die UdSSR-Meisterschaft in Lwiw und wurde Großmeister. Er gewann mit der UdSSR-Auswahl Goldmedaillen bei den Schacholympiaden in Thessaloniki 1984 und in Dubai 1986, sowie bei der erstmals ausgespielten Mannschaftsweltmeisterschaft in Luzern 1985.

Beim sowjetischen Zonenturnier in Riga 1985 teilte Sokolow den 4.-6. Platz und qualifizierte sich für das Interzonenturnier, das im gleichen Jahr in Biel stattfand. Sein dritter Platz bedeutete die Qualifikation zum Kandidatenturnier in Montpellier 1985, das für Sokolov erneut ein großer Erfolg wurde: er teilte sich mit Rafael Vaganian und Artur Jussupow Platz Eins und gelangte somit in das Halbfinale der Kandidatenkämpfe. Vaganian war in Minsk 1986 der erste Gegner, den Sokolov mit 6-2 (+4, -0, =4) besiegte und ins Finale vorstieß, das 1986 in Riga ausgerichtet wurde. Sokolov siegte in einem dramatischen Endspurt mit 7,5-6,5 (+4, -3, =7) gegen seinen Landsmann Artur Jussupow. Jussupow führte zwar nach 10 Partien mit 6-4, doch gewann Sokolov die Partien 11 bis 13, während Jussupow bloß ein Remis in der letzten Partie gelang. Im Frühjahr 1987 musste Sokolov dann in Linares gegen Anatoli Karpow, der im Jahr zuvor seinen Weltmeisterschaftskampf gegen Garri Kasparow verloren hatte, zum Superfinale antreten. Sokolov unterlag deutlich mit 3,5-7,5 (+0, -4, =7), was die Qualifikation für Karpow zum WM-Kampf in Sevilla 1987 bedeutete.

Nach diesem kraftraubenden Anlauf zur Weltmeisterschaft gelang Sokolov kein weiterer großer Erfolg mehr. Seinen sportlichen Höhepunkt hatte er in den Jahren 1987/1988, als er den dritten Platz auf der Weltrangliste hinter Garri Kasparow und Anatoli Karpow einnahm. Bei den Kandidatenkämpfen 1988 in Saint John unterlag er dem Kanadier Kevin Spraggett bereits in der ersten Runde (nach Turnierpartien 3-3, nach Schnellschach 5,5-6,5). Ende der 1990er Jahre zog Sokolov nach Frankreich und beteiligte sich 2001 erstmals an der Französischen Meisterschaft, 2002 spielte er erstmals für seine neue Heimat an der Schacholympiade in Bled. Bei der Französischen Meisterschaft 2003 in Aix les Bains gelangte Sokolov zunächst gemeinsam mit Joël Lautier und Étienne Bacrot auf den geteilten 1.-3. Platz, wonach ein Stichkampf zu entscheiden hatte: Bacrot setzte sich durch, Sokolov wurde Dritter. Bei der Französischen Meisterschaft 2005 in Chartres wurde Sokolov Vize-Meister hinter Joël Lautier.

Andrei Sokolov spielte in der deutschen Schachbundesliga für den TV Tegernsee, in der Schweiz spielt er für Reichenstein SF, in Frankreich für Philidor Mulhouse. Seine aktuelle Elo-Zahl beträgt 2572 (Stand: November 2009), damit liegt er auf Platz 11 der französischen Rangliste. Seine bisher höchste Elo-Zahl von 2645 hatte er im Januar 1987.

Als seine beste Partie kommentierte er in der Schachzeitschrift Europe Échecs (Nr. 589, Juni 2009, S. 29) den Schwarzsieg gegen Ara Minasian aus dem Open von Linares 1999:

1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. b3 Sc6 4. Lb2 d6 5. Lb5 Ld7 6. O-O Sf6 7. Te1 Le7 8. c3 O-O 9. Sa3 a6 10. Lf1 b5 11. Sc2 Db6 12. d4 d5 13. e5 Se4 14. Ld3 f5 15. exf6 Sxf6 16. Tb1 c4 17. Lf1 Dc7 18. Dc1 Se4 19. bxc4 bxc4 20. Se3? Sxf2 21. Kxf2 Dxh2 22. Ke2 Txf3! 23. Sg4 Taf8! 24. Sxh2 Sxd4+! 0-1

Weblinks

 Commons: Andrei Sokolov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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