- Ulf Poschardt
-
Ulf Poschardt (* 25. März 1967 in Nürnberg) ist ein deutscher Journalist und Buchautor.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Von 1987 bis 1991 studierte Poschardt Journalistik an der Universität München und der Deutschen Journalistenschule.
Er arbeitete als Chefredakteur des Magazins der Süddeutschen Zeitung von 1996 bis 2000. Im Skandal um Tom Kummer kam heraus, dass Poschardt gefälschte Interviews und Stories publiziert hatte.[1][2] Daraufhin wurde er von der SZ gekündigt und im Januar 2001 als Berater der Chefredaktion der Welt am Sonntag angestellt.[2] Im Juli 2001 wurde er dort zum "Creative Director" ernannt.[3]
2000 erhielt Poschardt den Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis.
Vor der Bundestagswahl 2005 löste sein Wahlaufruf für die FDP eine feuilletonistische Debatte aus: Die mehrheitlich eher links orientierte Subkultur sollte Poschardt zufolge eine CDU/CSU/FDP-Regierung unter Merkel und Westerwelle als neues, revolutionäres Projekt begreifen. Kritiker unterstellten ihm, dass es bei der entfachten Diskussion weniger um die politische Dimension von Pop und Kultur gehe, als um die Figur Poschardt und seine Rolle in der Aufmerksamkeitsökonomie. In dieser Zeit schrieb Poschardt regelmäßig eine Auto-Kolumne für die Schweizer Wochenzeitung Die Weltwoche sowie gelegentlich im politischen Teil der Wochenzeitung Die Zeit.
Poschardt war von Februar 2007 bis Januar 2008 Chefredakteur der im Februar 2007 erstmals erschienenen, deutschen Ausgabe von Vanity Fair, welche jedoch nur schlechte Absatzzahlen erreichte. Nach rund 12 Monaten als Chefredakteur verließ Poschardt das Magazin [4] und wechselte als stellvertretender Chefredakteur zur Welt am Sonntag.[5]
Im Juli 2009 wurde Poschardt vom Axel Springer Verlag zum Herausgeber der Musikmagazine Rolling Stone (deutsche Lizenzausgabe), Musikexpress und Metal Hammer ernannt, die seit dem Umzug der Musikzeitschriften von München nach Berlin im Januar 2010 in der Axel Springer Mediahouse Berlin GmbH erscheinen. [6]
Publizistisches Wirken
Bekannt wurde Poschardt 1995 durch seine von Friedrich Kittler betreute Doktorarbeit DJ Culture, die eine Kulturgeschichte des Diskjockeys von 1904 bis in die Gegenwart behandelt. Das Buch traf ein zu dieser Zeit populäres Thema und wurde ins Englische, Französische und Japanische übersetzt. Wissenschaftlich wurde es jedoch kritisiert; so zeigte sich der von Poschardt als Gutachter gefragte Diedrich Diederichsen eher amüsiert über Poschardts Interpretation von Hegel. In zahlreichen weiteren Büchern befasst Poschardt sich sozialpsychologisch mit Themen der Gegenwartskultur.
Werke
- DJ Culture, 1995, Dissertation der Humboldt-Universität zu Berlin; Überarb. und erw. Neuausg. bei Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 3-8077-0334-9
- Anpassen, 1998, ISBN 3-8077-0184-2
- Cool, 2000, ISBN 3-8077-0152-4
- Über Sportwagen, Berlin: Merve Verlag. 2002, ISBN 3-88396-172-8
- Einsamkeit. Die Entdeckung eines Lebensgefühls, 2006, ISBN 3-8225-0673-7
- Geschmacksbürgertum. Berlin: Merve Verlag. 2008. ISBN 978-3-88396-257-3.
Weblinks
- Literatur von und über Ulf Poschardt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Links und Kommentare zu Poschardt bei Single-Generation.de
- „Kummer über Kummer“, Telepolis, 31. Mai 2000
- Poschardt: „Wir müssen reden“, die tageszeitung vom 30. September 2005 und die Antworten von Diedrich Diederichsen: „Neoliberal ist Cool“, SZ vom 21. Oktober 2005 und Mark Terkessidis: „Ich will nicht reden müssen“, taz vom 8. Oktober 2005
- „Von der FDP zum Dialerkönig. Der Poschardt, der Pop und die Peinlichkeit“, Telepolis vom 19. Februar 2006
- „Laß es nicht hart, sondern edel erscheinen“, FAZ vom 6. Oktober 2006
- „Poschardt, die Bauchredner-Puppe“, Hartmut El Kurdi in der taz vom 22. Februar 2007
- „Die DJ-Revolution frisst ihre Kinder“ in der Welt am 20.Februar 2011
Einzelnachweise
- ↑ "Frei erfunden, nie geführt", focus.de vom 15. Mai 2000
- ↑ a b Kummer über Kummer. Die Süddeutsche Zeitung bangt um ihren Ruf, oder: Wahr ist, was dem Publikum den größten Kick verschafft, heise.de vom 31. Mai 2000
- ↑ Personalie: Ulf Poschardt wird zum 1. Juli 2001 zum Creative Director der WELT am SONNTAG berufen, Pressemeldung der Axel Springer AG vom 18. Juni 2001
- ↑ „Medien: Ulf Poschardt verlässt den Vanity Fair“ Die Welt vom 11. Januar 2008
- ↑ http://debatte.welt.de/mitglieder/4808/Ulf%2BPoschardt
- ↑ [1]
Wikimedia Foundation.