- Ulla Hahn
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Ulla Hahn (* 30. April 1946 in Brachthausen, heute Kirchhundem im Sauerland) ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie schreibt Lyrik, Romane und Erzählungen.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Ulla Hahn wuchs in Monheim auf [1] und begann nach ihrem Realschulabschluss eine Bürolehre, die sie abbrach und 1964 auf dem Zweiten Bildungsweg ihr Abitur nachholte. Sie studierte danach Germanistik, Soziologie und Geschichte an der Universität Köln. Nach ihrer Promotion im Jahr 1978 über das Dissertationsthema Die Entwicklungstendenzen in der westdeutschen und sozialistischen Literatur der sechziger Jahre arbeitete Ulla Hahn zunächst als Lehrbeauftragte an den Universitäten Hamburg, Oldenburg und Bremen, später als Literaturredakteurin bei Radio Bremen, bevor sie schließlich freie Autorin wurde.
Als Lyrikerin wurde sie nicht zuletzt dadurch bekannt, dass sie schon früh von Marcel Reich-Ranicki gefördert wurde, der mehrere Gedichte der bis dahin fast unbekannten Ulla Hahn in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) veröffentlichte und positiv rezensierte. 1981 erschien ihr erster Gedichtband Herz über Kopf, der zu einem der seltenen lyrischen Bestseller in Deutschland wurde. Für ihr weiteres dichterisches Werk – sie veröffentlichte bis heute neun weitere Gedichtbände – ist sie mehrfach ausgezeichnet worden. Für die von ihr verehrte Kollegin Hilde Domin hielt sie 1992 eine viel beachtete Laudatio, als jene mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis bedacht wurde.
An der Universität Heidelberg übernahm Ulla Hahn 1994 eine Poetik-Professur. Ihre 2006 im Essay-Band Dichter in der Welt. Mein Schreiben und Lesen veröffentlichten Heidelberger Poetikvorlesungen bestechen laut FAZ „durch ihre Kenntnis der europäischen Lyrik und Lyrik-Theorie“.[2] Einen Namen machte sie sich auch als Herausgeberin mehrerer Lyrik-Anthologien sowie als für das Werk der im Vernichtungslager Auschwitz 1943 verschollenen jüdischen Dichterin Gertrud Kolmar Engagierte.
1991 legte sie ihren ersten Roman Ein Mann im Haus vor, der in einer katholischen Kleinstadt im Rheinland spielt. Im Mittelpunkt steht die junge Goldschmiedin Maria. Jahrelang von ihrem Geliebten, dem Küster und Chordirigenten des Ortes gedemütigt, sucht sie nun einen Weg, sich zu rächen.
Ein Erfolg (mit einer Auflage von mittlerweile 500.000 Exemplaren) wurde Hahns zweiter Roman Das verborgene Wort, in dem sie die Nachkriegszeit im katholisch geprägten Rheinland aus der Sicht eines Mädchens erzählt, das aus der geistigen Enge seines Elternhauses in die Welt der Bücher und Wörter flieht. Das Buch, für das Ulla Hahn 2002 den Deutschen Bücherpreis erhielt, wurde im Winter 2006/2007 von Hermine Huntgeburth unter dem Titel Teufelsbraten verfilmt.
Im Herbst 2009 erschien, als zweiter Teil ihrer Romantrilogie über den Lebensweg der jungen Heldin Hildegard Palm, Aufbruch, die Fortsetzung von Das verborgene Wort. Am 17. September 2010 erhielt Ulla Hahn den Ida-Dehmel-Literaturpreis.
Heute lebt Hahn in Hamburg und ist mit Klaus von Dohnanyi verheiratet. Sie arbeitet am dritten Teil ihrer Trilogie, will aber zunächst einen weiteren Lyrikband veröffentlichen.[3]
Werk
Lyrik
Ulla Hahns Lyrik wird im Allgemeinen zur „Lyrik der neuen Subjektivität“ gezählt.
- Herz über Kopf (1981), ISBN 3-421-06073-8
- Spielende (1983), ISBN 3-421-06155-6
- Freudenfeuer (1985), ISBN 3-421-06277-3
- Unerhörte Nähe (1988), (darin: „Nie mehr“) ISBN 3-421-06310-9
- Liebesgedichte (1993), ISBN 3-421-06655-8
- Epikurs Garten (1995), ISBN 3-421-05009-0
- Galileo und zwei Frauen (1997), ISBN 3-421-05073-2
- Bildlich gesprochen (1999, Hörbuch), ISBN 3-89584-728-3
- Süßapfel rot (2003), ISBN 3-15-018249-2
- So offen die Welt (2004), ISBN 3-421-05816-4
- Wiederworte (2011), ISBN 978-3-421-04524-9
Prosa
- Ein Mann im Haus [Roman], DVA, Stuttgart 1991, ISBN 3-421-06603-5 (Taschenbuchausgabe: dtv 12745, München 2000, ISBN 3-423-12745-7).
- Das verborgene Wort (2001), ISBN 3-423-13089-X
- Unscharfe Bilder (2003), ISBN 3-423-13320-1
- Aufbruch (2009) ISBN 3-421-04263-2 (DVA München)
- Erzählungen und weitere Veröffentlichungen
- Liebesarten (2006), ISBN 3-421-05953-5
- Dichter in der Welt. Mein Schreiben und Lesen. München: Deutsche Verlags-Anstalt, 2006. ISBN 978-3-421-05951-2. (Essays, Reden, Kritiken, Überlegungen zum Schreiben und Lesen von Gedichten und zur Rolle des Schriftstellers in der Gesellschaft.)
Herausgeberschaft
- Stechäpfel – Gedichte von Frauen aus drei Jahrtausenden. Reclam, Ditzingen 1995, ISBN 3-15-058841-3.
- Gedichte fürs Gedächtnis – Zum Inwendig-Lernen und Auswendig-Sagen. Mit einem Nachwort von Klaus von Dohnanyi. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, 11. Aufl. 2001, ISBN 3-421-05147-X.
- In meinem Turm in den Wolken – Ein Else Lasker-Schüler-Almanach. zusammen mit Hajo Jahn. Hammer, Wuppertal 2002, ISBN 3-87294-921-7.
- Stimmen im Kanon – Deutsche Gedichte. Reclam, Ditzingen 2003, ISBN 3-15-010536-6.
Literatur
- Susanne Baackmann: Erklär mir Liebe. Weibliche Schreibweisen von Liebe in der Gegenwartsliteratur. In: Argument, Sonderband N.F. AS 237, Argument, Hamburg / Berlin 1995, ISBN 3-88619-237-7.
Ehrungen (Auswahl)
- 1981: Leonce-und-Lena-Preis
- 1985: Friedrich-Hölderlin-Preis der StadtBad Homburg
- 1986: Roswitha-Preis
- 1987–1988: Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim
- 1994: Cicero-Rednerpreis
- 2002: Deutscher Bücherpreis
- 2006: Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis
- 2006: Hertha-Koenig-Literaturpreis
- 2010: Ida-Dehmel-Literaturpreis
Sonstiges
- Ulla Hahn unterzeichnete den sog. „Appell der 33“, der von der Zeitschrift EMMA elf Tage nach der Bundestagswahl 2005 initiiert wurde und kundtun sollte, dass CDU/CSU diese gewonnen hätten, weshalb Gerhard Schröder zugunsten Angela Merkels auf die Kanzlerschaft verzichten müsse.
- Ulla Hahn ist seit 1987 Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg
Weblinks
- Literatur von und über Ulla Hahn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Rezensionen zu Werken von Ulla Hahn bei perlentaucher.de
- Ulla Hahn, deutsche Dichterin Mediathek Bayern 2 Eins zu Eins. Der Talk vom 8. November 2009, abgerufen am 10. November 2009
- »Wenn ich keinen Zettel bei mir hab, dann fühle ich mich, als hätte ich kein Taschentuch bei mir« Ulla Hahn im Interview auf literaturcafe.de
- Wörter als Schutzschild. Ulla Hahns vorzüglicher Roman „Das verborgene Wort“. In: Rezensionsforum literaturkritik.de. 20. November 2003 (Stand: 12. März 2008).
Einzelnachweise
- ↑ Der Spiegel 39/09, S. 144
- ↑ Vgl. Ulla Hahn zum Sechzigsten – Nirgends seßhaft außer im Wort. FAZ, 6. April 2006
- ↑ Aussage der Autorin Ulla Hahn während einer Diskussion im Anschluss an eine Lesung ihres Romans Aufbruch am 11. November 2010 in Bielefeld.
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