Ulrich Hans Walter

Ulrich Hans Walter
Ulrich Walter
Ulrich Walter


Land (Behörde): Deutschland (DLR)
Datum der Auswahl: 3. August 1987
Anzahl der Raumflüge: 1
Start erster Raumflug: 26. April 1993
Landung letzter Raumflug: 6. Mai 1993
Gesamtdauer: 9d 23h 40min
Ausgeschieden: Mai 1993
Raumflüge

Ulrich Hans Walter (* 9. Februar 1954 in Iserlohn, Nordrhein-Westfalen) ist ein deutscher Physiker, ehemaliger Wissenschaftsastronaut und derzeitiger Inhaber des Lehrstuhls für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und wissenschaftlicher Werdegang

Walter wuchs in Iserlohn im Sauerland auf. Nach vier Jahren Volksschule wechselte er 1964 auf das Märkische Gymnasium in Iserlohn. Die Abiturprüfung legte er im Jahr 1972 mit Erfolg ab und meldete sich dann freiwillig zum Wehrdienst. Von den zwei Jahren bei der Bundeswehr war er die letzten zwölf Monate Ausbilder an der Heeresflugabwehrschule in Rendsburg (Schleswig-Holstein). Er schied im Rang eines Leutnants aus.

1974 begann Walter an der Universität Köln Physik zu studieren. Nach vier Semestern legte er das Vordiplom ab und beendete 1980 sein Studium im Fach Experimentalphysik (Spezialgebiet Festkörperphysik). Während er danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter am II. Physikalischen Institut der Uni Köln tätig war, arbeitete er an seiner Doktorarbeit („Neutronenstreuung an zwischenvalenten Systemen“). Er promovierte im Jahr 1985.

Unterstützt durch Stipendien absolvierte Walter einen zweijährigen Forschungsaufenthalt in den Vereinigten Staaten, um sein festkörperphysikalisches Wissen zu vertiefen. Im ersten Jahr war er an der Materials Science and Technology Division des Argonne National Laboratory unweit von Chicago (Illinois) angestellt. Danach forschte er bis zum Sommer 1987 an der University of California in Berkeley.

Raumfahrertätigkeit

Im August 1986 hatte die damalige Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR) – Vorgängerin des heutigen Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt – im Auftrag des Bundesforschungsministeriums in allen großen Tageszeitungen nach Wissenschaftsastronauten für den zweiten deutschen Spacelab-Flug (D-2) gesucht. Gefordert wurde ein abgeschlossenes Hochschulstudium in Physik, Chemie, Biologie, Medizin, oder Ingenieurwissenschaften sowie eine mehrjährige Forschungstätigkeit. Darüber hinaus war ein Doktorgrad in den genannten Bereichen von Vorteil. Ein guter psychischer und physischer Allgemeinzustand sowie ausgezeichnete Englischkenntnisse verbunden mit einer Altershöchstgrenze von 35 Jahren wurden vorausgesetzt.

Auf den Aufruf meldeten sich 1.799 nationale Interessenten, von denen aber nur 40 Prozent die geforderten Kriterien erfüllten. 312 Bewerber kamen in die engere Wahl. Nach der ersten medizinischen Befragung nach erblichen und allergischen Erkrankungen oder Fehlsichtigkeit mussten weitere 76 aufgeben. Die verbleibenden 236 Bewerber wurden den unterschiedlichsten Wissens- und psychologischen Prüfungen unterzogen. Nur 9,7 Prozent (23) blieben übrig. Die anschließenden Gesundheitstests (Gleichgewicht, Kreislauf) ließen weitere zehn Kandidaten scheitern. Am Ende hatten sich 13 Personen (neun Männer und vier Frauen) durchgesetzt. Eine Jury, der auch die drei Alt-Astronauten Merbold, Furrer und Messerschmid angehörte, siebte schließlich die fünf Anwärter aus.

Der damalige Forschungsminister Riesenhuber stellte die fünf Finalisten im August 1987 der Öffentlichkeit vor. Neben Walter verstärkten die Lehrerin und Meteorologin Renate Brümmer, die Ärztin Heike Walpot sowie die Physiker Gerhard Thiele und Hans Schlegel das deutsche Astronautenkorps.

Die fünf Raumfluganwärter begannen im März 1988 am Sitz der DFVLR in Köln mit dem eigentlichen Astronautentraining (erste „Schnupperkurse“ gab es bereits vorher, so unternahm die Gruppe Ende 1987 in den USA ihre ersten Parabelflüge). 1990 kamen mit Ausnahme von Walpot alle als Nutzlastspezialisten für den zweiten deutschen Spacelab-Flug (D-2) in die engere Wahl. Seitdem trainierten die vier Deutschen abwechselnd in Köln sowie in Huntsville am Marshall-Raumflugzentrum und dem Johnson Space Center in Houston. Ein Jahr vor dem Flug fiel die endgültige Wahl auf Walter und Schlegel.

Die zwei deutschen Physiker brachen zusammen mit fünf US-amerikanischen Astronauten Ende April 1993 an Bord des Orbiters Columbia in Richtung Erdumlaufbahn auf. Rund 90 Experimente betreuten Schlegel und Walter während des zehntägigen Fluges, wobei die meisten aus den Sparten Biologie und Materialwissenschaften stammten. Dabei arbeiteten sie im europäischen Raumlabor Spacelab, das zum siebenten Mal im Frachtraum einer US-Raumfähre flog.

Während Walter dem deutschen Astronautenkorps angehörte, war er gleichzeitig Mitarbeiter an zwei Hochschulen: er gehörte der Arbeitsgruppe „Neutronenstreuung“ der Uni Köln an und war Leiter der Arbeitsgruppe „Tunnelspektroskopie“ der TH Darmstadt.

Nach dem Raumflug

Nach seinem Flug schied Walter aus dem deutschen Raumfahrerkader aus und leitete vier Jahre lang das Satellitenbildarchiv des DLR im bayerischen Oberpfaffenhofen. Dort baute er eine deutsche Zentrale für Satellitenbilder auf, um diese einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Ab 1998 war er Program Manager bei IBM Deutschland und arbeitete an digitalen Medienlösungen, später war er technischer Berater im Entwicklungslabor in Böblingen. Seit März 2003 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München.

Sonstiges

Walter hat mehr als vierzig Schriften zum Thema Weltraum und Raumfahrt veröffentlicht. Er schreibt regelmäßig Kolumnen und Artikel für Zeitschriften und moderierte zwischen 1998 und 2003 die zweiwöchentlich ausgestrahlte Wissenschaftssendung „MaxQ – Lust auf Wissen“ im Bayerischen Fernsehen.

Walter ist Mitglied im Kuratorium des Deutschen Museums München und des Science- und Technologie-Centers „x-world“ in Freiburg. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse und der Wernher-von-Braun-Medaille.

Ulrich Walter lebt mit Frau und zwei Töchtern bei München.

Werke

  • Ulrich Walter: In 90 Minuten um die Erde. Stürtz-Verlag, Würzburg 1997. ISBN 3-8003-0876-2
  • Ulrich Walter: Zivilisationen im All - Sind wir allein im Universum? Spektrum Akademie Verlag, Heidelberg 1999. ISBN 3-8274-0486-X
  • Ulrich Walter: Astronautics. Wiley-VCH, Berlin 2007. ISBN 3-527-40685-9

Siehe auch

Weblinks

Belege


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hans-Walter Stork — (* 1960) ist ein deutscher Kunsthistoriker und Diplom Theologe. Er ist Handschriftenbibliothekar an der Staats und Universitätsbibliothek Hamburg. Stork studierte katholische Theologie, Philosophie, christliche Archäologie und Kunstgeschichte in… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Walter Schmidt — (Breslau, 19 de abril de 1912 – probablemente Fráncfort del Meno,[1] 1 ó 2 de julio de 1934) fue un oficial de las SA y víctima de la Noche de los cuchillos largos. Contenido 1 Vida 1.1 …   Wikipedia Español

  • Hans Walter Schmidt — (* 19. April 1912 in Breslau; † 1. oder 2. Juli 1934, wahrscheinlich bei Frankfurt am Main[1]) war ein deutscher SA Führer und eines der Opfer des sogenannten Röhm Putsches. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Adjutant von Edmund Hei …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Walter — Land (Organisation): Deutschland (DLR) Datum der Auswahl: 3. August 1987 Anzahl der Raumflüge: 1 Start erster Raumflug …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Walter — Pour les articles homonymes, voir Walter. Ulrich Walter Nationalité …   Wikipédia en Français

  • Ulrich Walter — Infobox Astronaut name =Ulrich Hans Walter type =DFVLR Astronaut nationality =German date birth =February 9, 1954 place birth =Iserlohn, Germany occupation =Physicist selection =1987 German Group time =9d 23h 40m mission =STS 55 insignia =|Ulrich …   Wikipedia

  • Walter (Familienname) — Walter ist der 37. häufigste Familienname in Deutschland. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Killer-Hodel — Hans Killer Hans Killer (* 1948 in Turgi) ist ein Schweizer Politiker (SVP), Nationalrat und Vizepräsident der SVP Aargau. Inhaltsverzeichnis 1 Politische Laufbahn …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Gerber (Bildhauer und Collagist) — Hans Gerber (* 15. Februar 1910 in Steffisburg; † 14. März 1978 in Buchillon) war ein Schweizer Bildhauer, Collagist und Zeichner. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Künstlerfreunde …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Giezendanner — Mandats Conseiller national …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”