- Undinen
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Undine (auch Undene, lat. unda = Welle) (oder auch französisch Ondine = Nixe) ist ein weiblicher, jungfräulicher Wassergeist. Sie gehört zu den so genannten halbgöttlichen Elementargeistern.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Nach Paracelsus handelt es sich um ein Elementarwesen, welches der mythologischen Gattung Nymphe angehört und das Element Wasser verkörpert. Nach ihm kann sie gewöhnlich in Waldseen oder Wasserfällen entdeckt werden.
Undinen und ähnliche Wesen, die im slawischen Raum als Rusálka oder Russalka bezeichnet werden, bzw. Wassernymphen im Allgemeinen haben, wie etwa auch die eigentlich vogelgestaltigen Sirenen, bezaubernde Stimmen, welche gelegentlich über dem Wasser vernommen werden können. Der Wassergesang verbindet Undinen aber auch mit solchen Zauberwesen wie der Loreley oder der nachts auf dem Meer mit Glocken singenden Tochter des Königs der im Meer versunkenen Stadt Is. Vergleichbares findet sich auch in den Geschehnissen um die magische Stadt Vineta, die ebenfalls wie Is aus Hochmut im Meer versank.
Meist treten Undinen jedoch wie Nymphen als dienende Begleiterinnen von Göttern in Erscheinung. Seenymphen ertränken ihre Geliebten (z. B. Quellnymphen Herakles' Liebling Hylas). Sie ziehen sich aber selbstständig ins Wasser zurück, wenn man sie in einem Boot auf einem beliebigen Gewässer erzürnt, welches daraufhin auch nicht mehr aus eigener Kraft auf das Land zurückkehren kann. Der gleiche Effekt wird auch erzielt, wenn man eine Undine ins Wasser wirft.
Einige Aspekte der Undine gehen aber auch auf Gedankenbilder der griechischen Mythologie zurück, die in diesem Kontext u. a. von der Amphitrite oder den Nereiden gestaltet werden. Manche Nixenschönheit evoziert aber auch das Bild der aus dem Meer aufsteigenden schaumgeborenen Uranustochter Aphrodite - allerdings ist eine ähnliche Vollendung dieser Göttlichkeit einer Undine nicht erreichbar, wohl aber verbinden sich hier die Nähe zum Wasser und die Schönheit.
Die Undine bekommt erst dann eine Seele, wenn sie sich mit einem Menschen vermählt. Wie alle Nymphen ist sie zwar nicht unsterblich, hat aber eine höhere Lebenserwartung als gewöhnliche Sterbliche. Gebiert die Undine aus einer Ehe mit einem Sterblichen ein Kind, erhält sie mit diesem eine Seele und verliert ihre Unsterblichkeit. Dieser Aspekt führte zu dem populären Motiv, das häufig in der Romantik und tragischen Literatur Verwendung fand.
Einem untreuen Gatten bringt die Undine den Tod. (In dem Stück von Jean Giraudoux lassen die Wassergeister, die sie kennen, ihren Gatten Hans sterben, und sie kann sich später nicht mehr an ihn erinnern.)
Literatur
Stoffliche Grundlage ist die Sage des Geschlechtes der Stauffenberger, enthalten in einem Gedicht um (1320).
siehe auch:- die Nacherzählung von Christian August Vulpius (1805)
- Ritter Stauffenberg und die Meerfeye Achim von Arnim (1806)
- In Goethes Faust I taucht in der Szene Im Studierzimmer die Undene als Symbol für Wasser in der Beschwörung der vier Elemente auf, Feuer verknüpft sich mit dem Salamander, Wasser wie bereits erwähnt mit Undene, Erde mit dem Kobold und die Luft mit Sylphe. Hier versucht Faust mit Beschwörung der Elementaren Geister das Wesen seines komischen Pudels zu ergründen.
- die Märchennovelle Undine von Friedrich de la Motte Fouqué (1811)
- Rusálka Alexander Sergejewitsch Puschkin (1832)
- Die kleine Meerjungfrau von Hans Christian Andersen (1836)
- Der Fischer und seine Seele (The Fisherman and his Soul) aus Ein Granatapfelhaus (A House of Pomegranates) von Oscar Wilde handelt von der Liebe zu einer Nixe und verbindet dies mit den v. a. in der Romantik bei Schlemil ausgearbeiteten Motiven des Schattens als der Seele, die ein junger Fischer mit Hilfe eines Schattenschneidenden Zaubermessers fortsendet, um unter dem Wasser mit seiner geliebten Meerjungfrau leben zu können.(1891)
- Aspira - Roman einer Wolke von Kurd Laßwitz, darin Undine (1905)
- Ondine ein Stück von Jean Giraudoux (1939)
- Undine. Ein nachgelassenes Versepos von Rudolf Pannwitz- posthum hrsg. von Gabriella Rovagnati. Nürnberg (1999)
- die Erzählung Undine geht von Ingeborg Bachmann (1961) aus Das dreißigste Jahr
Film
- Fairy – ein modernes Märchen, ZDF 1977, Regie: Vojtěch Jasný, versetzt das Undine-Motiv in die Gegenwart.
Musik
- F. Kauer / K. F. Hensler Das Donauweibchen (1798)
- Joseph Ritter von Seyfried (1817)
- Undine - Romantische Zauberoper von E.T.A. Hoffmann (1816)
- Christian Friedrich Johann Girschner (1830)
- Johann Peter Emilius Hartmann (Uraufführung 1842)
- Undine - Romantische Zauberoper in vier Akten von Albert Lortzing (1845)
- Alexei Fjodorowitsch Lwow (Uraufführung 1847)
- Undine-Sonate op. 167 für Flöte und Klavier von Carl Reinecke
- Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen ist ein aus vier Opern bestehender Zyklus in dem die Rheintöchter als Flussnixen eine initiierende Bedeutung haben (1851-1874)
- Alexander Dargomyschsky Russalka (Uraufführung ~1865)
- "Undine" - Oper in 3 Akten von Pjotr Tschaikowski (1869), Libretto: Wladimir Sollogub (1870), vernichtet, die Introduktion seiner Undine wird jedoch von Tschaikowski im 2. Satz der 2. Sinphonie verwendet, die Arie der Undine findet sich später in Tschaikowskis Schneewittchen und das Adagio des 2. Akts der Oper Undine findet sich im Finale im 3. Akt des Balletts Schwanensee wieder.
- Rusalka, Oper von Antonín Dvořák (1901)
- Ravel: Ondine ist der erste Part der Komposition für Piano Gaspard de la Nuit (1908).
- dreiaktiges Ballett Undine von Hans Werner Henze (1957)
- Undine von H. W. Henze / F. Ashton (1958)
- Melusine von Aribert Reimann / C. H. Henneberg (1971)
- Musical des Ostendorfer-Gymnasiums: 'Undine', (1996)
- Mannheimer Metal-Band 'Undine' (seit 2005) siehe auch Homepage
- Das Lied 'Undine (Sey Meyn Schutzgeist)' der deutschen Metal-Band Eden weint im Grab (2008)
Wirkung
- der Schriftsteller Arno Schmidt war von dem Märchen so beeindruckt, dass er viele Jahre für die Erforschung der Biographie Friedrich de la Motte Fouqué aufbrachte.
Literatur
- Irene Krieger: Undine, die Wasserfee : Friedrich de la Motte Fouqué's Märchen aus der Feder der Komponisten. Herbolzheim: Centaurus-Verlag 2000. (Reihe Musikwissenschaft 6) ISBN 3-8255-0260-0
- Mona El Nawab: Ingeborg Bachmanns „Undine geht“. Ein stoff- und motivgeschichtlicher Vergleich mit Friedrich de LaMotte-Fouqués „Undine“ und Jean Giraudoux' „Ondine“. Würzburg: Königshausen & Neumann 1993. ISBN 3-88479-764-6
- Ruth Fassbind-Eigenheer: Undine, oder Die nasse Grenze zwischen mir und mir. Ursprung und literarische Bearbeitungen eines Wasserfrauenmythos, von Paracelsus über Friedrich de la Motte Fouqué zu Ingeborg Bachmann. Stuttgart: Heinz 1994. (Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik 291) Diss. Uni Zürich 1992/93. ISBN 3-88099-295-9
- Francoise Ferlan: Le thème d’Ondine dans la littérature et l’opéra allemands au XIXème siècle. Berne: Lang 1987. (Publications universitaires européennes, Sér. 1, Langue et littérature allemandes, Vol. 992) ISBN 3-261-03692-3
Anime/Spiele
- In der "Tales of"-Reihe (Tales of Symphonia, Tales of Eternia), wird die Hilfe von Undine benötigt. Sie übernimmt dabei die Rolle des Elementargeistes des Wassers und ist der direkte Gegenspieler zum Elementargeist des Feuers (Efreet)
Sekundärliteratur
- Bessler, Gabriele: Von Nixen und Wasserfrauen. Köln 1995.
- Max, Frank Rainer: Undinenzauber. Geschichten und Gedichte von Nixen, Nymphen und anderen Wasserfrauen. Einl. v. Eckart Kleßmann. Ditzingen 1991.
- Otto, Beate: Unterwasser-Literatur. Von Wasserfrauen und Wassermännern. Würzburg 2001.
- Roebling, Irmgard (Hg): Sehnsucht und Sirene. Vierzehn Abhandlungen zu Wasserphantasien. Pfaffenweiler 1992.
- Stuby, Anna Maria: Liebe, Tod und Wasserfrau: Mythen des Weiblichen in der Literatur. Wiesbaden 1992.
- Syfuss, Antje: Nixenliebe : Wasserfrauen in der Literatur. Frankfurt am Main: Haag + Herchen, 2006.
Weblinks
- Albert Lortzings Oper Undine, Komponiert 1845 [1]
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