Unstruttalbrücke

Unstruttalbrücke
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Unstruttalbrücke
Unstruttalbrücke
September 2010
Überführt Schnellfahrstrecke
Erfurt–Leipzig/Halle
Konstruktion Rahmenbrücke
Gesamtlänge 2668 m
Breite 13,95 m (Regelmaß)
Längste Stützweite 108 m [1]
Konstruktionshöhe 4,75 m
Höhe 49 m
Baubeginn 2007
Lage
Unstruttalbrücke (Sachsen-Anhalt)
Unstruttalbrücke

Die Unstruttalbrücke ist eine im Bau befindliche zweigleisige Eisenbahnüberführung der Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle. Mit einer Länge von 2668 m (NBS-Bau-km 246,0–248,7) wird sie nach der Saale-Elster-Talbrücke die zweitlängste Eisenbahnbrücke in Deutschland sein. Das Bauwerk soll aus einer Kette von 580 m langen fugen- und lagerlosen Rahmenbrücken bestehen, eine Konstruktionsform, die so bei einer Spannbetoneisenbahnbrücke erstmals in Deutschland zur Anwendung kommt.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Das Bauwerk soll nördlich der Gemeinde Karsdorf etwa 25 km südwestlich von Halle (Saale) das Tal der Unstrut in bis zu 49 m Höhe überspannen. Neben der Unstrut werden die (zeitweise wasserführende) Dissau, zwei Landesstraßen, Wirtschaftswege und die Unstrutbahn überquert. Das Tal ist auf seiner Ostseite durch steil abfallende Kalkhänge geprägt, auf seiner Westseite ist seine Flanke flach ausgebildet[1]. Westlich der Brücke folgt der Bibratunnel, östlich schließt sich der Osterbergtunnel an.

Geschichte

Planung

Die Planung von Mitte 1993 sah ein rund drei Kilometer langes und bis zu 70 m hohes Bauwerk mit Stützweiten von 58 m oder 116 m vor, dessen Trasse in nördlicher Richtung nach rechts gekrümmt werden sollte. Die Pfeiler sollten sich von 4,5×6,5 m am Boden auf 3,0×5,0 m an ihrer Spitze verjüngen.[2]

Die Planungsfortschreibung ergab 1994 eine Bauwerkslänge von etwa 3,2 km bei einer auf maximal 60 m reduzierten Höhe und unveränderten Regelstützweiten von 58 m sowie mehreren A-Böcken von je 116 m Spannweite.[3] 1996 erging der Planfeststellungsbeschluss für den Streckenabschnitt der Unstruttalbrücke.[4] Im Jahre 2006 folgte eine Überarbeitung des Brückenentwurfes.[5]

Der Spannbetonüberbau ist mit einer Konstruktionshöhe von 4,75 m konzipiert und soll aus 46 Feldern mit je 58 m Stützweite bestehen. Er ist unterteilt in sechs Durchlaufträgerabschnitte. Die beiden Endsegmente vor den Widerlagern bestehen aus drei Öffnungen mit jeweils 58 m Stützenabstand. Die dazwischen liegenden vier Abschnitte weisen jeweils in der Mitte einen Bogen mit einer Stützweite von 108 m auf und sind als 580 m lange sowohl fugen- als auch lagerlose Rahmenbrücken – wird auch als integrale Brücke bezeichnet – geplant. Der Bogen ist im Scheitel 7,0 m breit und zirka 5 m dick sowie mit dem Überbau monolithisch verbunden. In Querrichtung teilt und spreizt er sich und weist unten ein Gesamtbreite von 13,5 m bei einer Dicke von 2,0 m auf. Der Bogen ist jeweils zusammen mit einem Pfeiler auf einem Pfahlkopffundament gegründet. Die Pfeiler neben den Bögen haben einen Achsabstand von 116 m. Beidseitig schließen je vier Felder mit 58 m Länge an. Die Widerlager und Bögen leiten die Horizontalkräfte aus Bremsen ab. Dementsprechend sind auf fünf Trennpfeilern Dehnfugen mit Schienenauszügen vorgesehen. Da zwischen den Trennpfeilern und den beidseitig aufgelagerten Überbauten keine Gleitlager vorgesehen sind, bestehen diese aus zwei Pfeilerköpfen, die sich unabhängig voneinander verformen können.

Erstmalig für Eisenbahngroßenbrücken in Deutschland wird der Überbau komplett monolithisch mit den Pfeilern und Bögen verbunden. Daraus folgt, dass auf der einen Seite eine Austauschbarkeit des Überbaus, wie bisher auf den Neubaustrecken vorgesehen, nicht mehr möglich ist. Auf der anderen Seite entfallen auf allen Pfeilern die Lager und die Pfeiler können besonders schlank ausgeführt werden. So sind die Regelpfeiler nur 1,5 m, die Kämpferpfeiler 2,0 m und die Trennpfeiler 2,5 m breit. Bei den üblichen Brückenkonstruktionen auf den Neubaustrecken sind es aufgrund des Platzbedarfes für die Lager bei Innenpfeilern von Durchlaufträgerbrücken 2,7 m und bei Trennpfeilern 4,0 m.

Die Feste Fahrbahn auf der Brücke soll durchgehend mit schalldämmenden Elementen ausgerüstet werden. Richtung Süden soll darüber hinaus eine Lärmschutzwand errichtet werden.[1]

Bau

Bauschild, geplantes Fertigstellung Januar 2011

Im Februar 2006 begannen im Bereich der zukünftigen Brücke Baufeldfreimachungen. Dabei wurden unter anderem 13,5 km Hochspannungsleitungen im Umfang von rund 12 Millionen Euro verlegt. Im gleichen Jahr sollten landschaftspflegerische Begleitmaßnahmen beginnen (Stand: April 2006).

Das Bauprojekt wurde Anfang Januar 2007 ausgeschrieben. Der Bauauftrag wurde Anfang Juli 2007 mit einem Auftragsvolumen von 50 Millionen Euro netto vergeben.[6] Im gleichen Monat sollten die Bauarbeiten beginnen. Die landschaftspflegerischen Begleitmaßnahmen sollen im Jahr 2013 abgeschlossen werden.[1] Die Bauarbeiten sollten gemäß Bauschild im Januar 2011 abgeschlossen sein.

Zwischen 1994 und November 2007 erfolgten in mehreren Phasen archäologische Ausgrabungen im Bereich der zukünftigen Brücke. Dabei wurden etwa 300 Funde ermittelt, darunter elf Hockergräber aus der Schnurkeramik-Zeit (ca. 2000 vor Christus). Den Grabungen ging eine Auswertung von Luftbildern voran, die archäologische Funde erwarten ließen. Zeitweilig waren ein Ausgrabungsleiter und bis zu 15 Helfer mit der Freilegung der Stücke beschäftigt. Die teilweise nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche liegenden Funde aus der Bronze- und Steinzeit sollen in den Bestand des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Halle übergehen.[7][8][4]

Die Baustellen werden über ein Netz von Baustraßen erreicht, die nach Abschluss der Bauarbeiten weitgehend zurückgebaut werden sollen. Die östliche Zufahrt zur Baustelle soll dabei als Rettungsweg zum Westportal des Ostertunnels erhalten bleiben.[1]

Im Zuge der Bauarbeiten werden die Dissau sowie fünf Wirtschaftswege verlegt. An dem Fluss sollen dabei keine Befestigungen errichtet werden.

Als ökologische Ausgleichsmaßnahmen sind auf 400 Hektar Fläche Maßnahmen im Umfang von 7,3 Millionen Euro geplant. Dabei werden unter anderem Ackerflächen renaturiert, Gehölze gepflanzt und Obstwiesen angelegt. Auch ein neuer Altarm der Unstrut wurde erstellt.[9]

Die Brücke wird von Westen Richtung Osten errichtet. Zur Herstellung des Überbaus wird eine Vorschubrüstung verwendet, vorab werden die Bögen einschließlich des Überbau-Hohlkastens mit Hilfe eines Lehrgerüstes hergestellt.

Zur Herstellung des Brückenbogens über die Unstrut wurde diese im Jahre 2010 für den Schiffsverkehr gesperrt. Ein- und Ausstiegsstellen mit einer Umtragemöglichkeit für Wasserwanderer waren eingerichtet worden.

Galerie

Literatur

  • Deutsche Bahn AG, Kommunikation / DB ProjektBau GmbH, Regionalbereich Südost (Hrsg.): Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle: Eisenbahnüberführung Unstruttalbrücke, Informationsblatt (zwei Seiten), November 2007.

Weblinks

 Commons: Unstruttalbrücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Deutsche Bahn AG, Kommunikation / DB ProjektBau GmbH, Regionalbereich Südost (Hrsg.): Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle: Eisenbahnüberführung Unstruttalbrücke, Informationsblatt (zwei Seiten). Stand: November 2007
  2. Planungsgesellschaft Bahnbau Deutsche Einheit mbH: Bahn plant Zukunft. Neubaustrecke Erfurt - Leipzig/Halle: über das Unstruttal. Sechsseitige Faltbroschüre mit Stand von Juli 1993
  3. Thomas Schubert, Frank Kniestedt: Erste Weichen gestellt: Eisenbahn-Neubautrasse Erfurt-Leipzig/Halle. In: Baukultur, Heft 3, 1994, S. 20–24, ISSN 0722-3099
  4. a b Künftige Brücke auf historischem Grund. In: DB Welt, Ausgabe Februar 2008, S. 11
  5. Deutschlands längste Baustelle. In: mobil. April 2010, S. 50–54.
  6. Alpine baut ICE-Brücke in Deutschland. In: Die Presse.com vom 4. Juli 2007
  7. Meldung: Steinzeitfunde beim Brückenbau. In: mobil. Ausgabe Februar 2008, S. 56
  8. Deutsche Bahn AG: Sicherung archäologischer Funde vor dem Bau der Unstruttalbrücke im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt. Presseinformation vom 23. November 2007
  9. Schafe im Dienst der Bahn. In: Mitteldeutsche Zeitung (Onlineausgabe), 6. Juli 2009

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