Sirius-Patrouille

Sirius-Patrouille

Die SIRIUS-Patrouille (dänisch Slædepatruljen SIRIUS) ist eine Fernspäh-Hundeschlitten-Einheit der dänischen Streitkräfte zur Verteidigung Grönlands. Die Militäreinheit ist in Daneborg an der Ostküste Grönlands auf der Halbinsel Wollaston Forland am Young Sund im Nordost-Grönland-Nationalpark stationiert. Administrativ untersteht die Grönland-Schlittenhundepatrouille seit 1994 der Königlichen Dänischen Marine, Marineoberkommando (SOK) in Aarhus, operativ dem Grönlands Kommando (GLK) in Kangilinnguit (dänisch Grønnedal) in Südgrönland. Die Stärke der Einheit beträgt 14 Soldaten. Zwölf Patrouillensoldaten sind in Daneborg stationiert, zwei weitere Angehörige in Mestersvig. Sirius verfügt über 80 Schlittenhunde.

Inhaltsverzeichnis

SIRIUS-Stützpunkte

Daneborg besteht aus 23 Gebäuden, die von vier je 150 bis 250 kW leistenden Stromgeneratoren mit Strom versorgt werden. Jeder dieser Dieselgeneratoren verbraucht 180.000 Liter Treibstoff pro Jahr. Die benötigten 300 Tonnen Kraftstoff und Versorgungsgüter werden jährlich einmal aus Dänemark über See angeliefert. In der Winterzeit produziert die Militärbasis das benötigte Süßwasser durch Osmose. Die vorhandene Anlage kann bis zu drei Tonnen Trinkwasser pro Tag produzieren. Die nächste Ansiedlung liegt 500 Kilometer südlich von Daneborg in Ittoqqortoormiit (dän. Scoresbysund). Ein Flug-Verkehrslandeplatz befindet sich in Mestersvig (260 km südlich von Daneborg), in Ella Ø im Kong Oscars Fjord ein weiterer im Sommer besetzter Stützpunkt.

Aufgaben und Durchführung

Zu den Aufgaben der Patrouille gehören die Wahrung der dänischen Souveränität über Grönland, polizeiliche Aufgaben im Nordost-Grönland-Nationalpark sowie die militärische Überwachung Nord- und Nordost-Grönlands. Die Patrouillen operieren in 2-Mann-Trupps mit elf Hunden und einem Schlitten. Die Zucht von Grönland-Schlittenhunden mit einem Gewicht von 40 bis 50 kg führt die Slædepatruljen selber durch. Die Hundeschlitten sind bei einem Eigengewicht von 90 kg für eine Transportlast von 400 kg und mehr ausgelegt. Dabei handelt es sich um breite Grönlandschlitten aus Holz, bei denen die Kufen und die Ladeflächenhölzer durch Polyesterriemen (früher Leder) zusammengehalten werden. Diese „weiche“ Verbindung verhindert, dass die Schlitten brechen und Verbindungen ausreißen. Bodenunebenheiten werden besser aufgefangen. Der zweite Mann, der nicht den Schlitten fährt, läuft auf Ski mit oder spurt dem Gespann voraus.

Die Operationszeit für die sechs Hundeschlittenpatrouillen ist im Frühjahr Februar bis Mai und im Winter zwei Monate ab Oktober. Die tägliche Marschstrecke beträgt zwischen 30 bis 50 Kilometer. Das Biwak erfolgt im Zelt oder in einer der 65 Versorgungshütten. Im gesamten Park befinden sich 350 Nothütten. Im Sommer werden durch die Gruppe die Versorgungsdepots mit 30 Tonnen Versorgungsgütern für die Patrouillenzeit mit Unterstützung von angemieteten Kuttern, Flugzeugen und Helikoptern angelegt.

Zusätzliche Aufgaben der Soldaten auf der Station Daneborg

  • Fernmeldeverkehr (radio man)
  • Hundeversorgungsdepot (dog man)
  • Stationselektrik (sparky)
  • Wasseraufbereitung (osmosis man)
  • Proviantmeister (provisions man)
  • Technischer Dienst Verbrennungsmotoren (machine man)
  • Verwalter Bekleidungskammer (slop chest man)
  • Bootsführer (boat man)
  • Ausrüstungsverwalter (nordre man)
  • Brandtruppführer (fire master)

im Wechsel

  • Küchendienst (cookie)
  • Revierdienst (cleaner).

Als besondere Fürsorgemaßnahme erhält Sirius die Weihnachtspost durch die dänische Luftwaffe im Fallschirmabwurf. Der Sold beträgt für einen SIRIUS-Angehörigen monatlich netto 22.000 DKK (rund 2952 EUR).

Ausrüstung

SIRIUS verwendet seit Jahrzehnten bewährte Ausrüstung mit einem relativ großen Steilwandzelt aus schwerem Baumwollstoff. Grund dafür ist, dass Baumwolle relativ unempfindlich gegenüber Feuer ist, der größten Gefahrenquelle in der Arktis und Antarktis. Schwere Entflammbarkeit ist in der Arktis bei dauerndem Umgang mit offenem Feuer vorteilhaft. Die Hundeschlitten der Patrouillen sind wie die Inuitschlitten aus Holz ohne Schraubverbindungen, sondern mit Nylonriemen (früher Leder) gefertigt, ebenso die Langlaufski. Die Bewaffnung besteht aus Repetierbüchsen und dienen dem Eigenschutz gegen Eisbären. Für Besucher des Nationalparks besteht Waffenpflicht.

Auswahl und Ausbildung

Jährlich findet von Juni bis August das Auswahlverfahren mit psychologischen Tests für die 20 bis 30 Jahre alten männlichen Offiziere und Unteroffiziere der dänischen Streitkräfte statt. Zu den anschließenden Lehrgängen werden mehr Soldaten zugelassen, als für den anschließenden zweijährigen Einsatz benötigt werden. Es gibt Wiederholer, die nach einer Stehzeit in Dänemark weitere Einsätze absolvieren. Durch den jährlichen Austausch wechselt einer eines Teams, so dass immer ein Soldat des ersten Dienstjahres und einer des zweiten Dienstjahres den 2-Mann-Trupp bilden. Teile der Ausbildung finden an der norwegischen Heereswinterkampfschule in Elverum mit Ski fahren, Wildnisorientieren bei Tag und Nacht sowie Überlebenstechniken für den Winter statt. Zur Ausbildung gehört an dänischen Ausbildungseinrichtungen eine erweiterte Fernmelde-, Sanitäts- und Pionierausbildung sowie eine Wiederholungsausbildung für Handfeuerwaffen in Oksbøl.

Geschichte

In ihrer heutigen Form ist die Patrouille ein Relikt des Kalten Krieges, die Anfänge reichen jedoch bis vor dem Zweiten Weltkrieg zurück.

In einem Urteil aus dem Jahre 1933 befand der Ständige Internationale Gerichtshof, ein Vorläufer des Internationalen Gerichtshofs, dass Dänemark, wenn es weiter Nordostgrönland als Territorium beanspruchen wolle, diesen Willen durch Präsenz in eben jenem Gebiet rechtfertigen müsse. Bis 1941 bestand diese Präsenz aus zwei Polizeiposten zu je zwei Mann.

1941 wurde von Eske Brunn, dem dänischen Landesvogt, in Grönland im Einvernehmen mit den Amerikanern die Nordøstgrønlands Slædepatrulje (dt. Schlittenpatrouille Nordostgrönland) aufgestellt, um mögliche deutsche Aktivitäten in Nordostgrönland überwachen zu können. Die aus 15 Mann bestehende Einheit setzte sich aus dänischen Polizeibeamten und dänischen, grönlandischen und norwegischen Pelztierjägern zusammen und war nicht militärisch ausgebildet. Sie lebten jedoch bereits seit Jahren in Nordostgrönland und kannten sich entsprechend im Gebiet und mit seinen schwierigen Verhältnissen gut aus. Um die kriegsvölkerrechtlichen Bestimmungen zu beachten waren sie als dänisches Militärpersonal gekennzeichnet und erhielten einen Dienstrang. Patrouillen der Einheit gerieten zweimal in Gefechte. Die erste Begegnung mit der Wehrmacht fand am 13. Mai 1943 statt, als der Wettertrupp des Unternehmens Holzauge von Patrouillenmitgliedern entdeckt wurde. Bei diesem Gefecht fiel der dänische Korporal Eli Knudsen. Das zweite Gefecht ereignete sich am 22. April 1944, als die Schlittenhundepatrouille einen versuchten Handstreich mit Feuerüberfall auf die Wetterstation des Unternehmens Bassgeiger durchführte. Während des Gefechts fiel Leutnant Zacker, der militärische Leiter der deutschen Wetterstation.

Die Schlittenpatrouille Nordostgrönlands wurde nach dem Krieg aufgelöst, 1950 an ihrer Stelle eine gleiche Einheit unter dem Namen RESOLUT aufgestellt und 1953 in Sirius-Patrouille nach dem Sirius umbenannt, dem hellsten Stern im Sternbild Großer Hund.

An der Sirius-Expedition vom 11. Februar bis 31. Mai 2000 mit Umrundung von West- nach Ostgrönland nahm der Thronfolger Frederik von Dänemark teil.

Siehe auch

Literatur

  • Ralf Hewelcke: Auf den Spuren der Sirius-Patrouille. Mit Schlittenhunden 2400 km entlang der Ostküste Grönlands. Accurat-Verlag, Berlin u. a. 1998, ISBN 3-926578-35-1.
  • David Howarth: The Sledge Patrol. A WWII Epic of Escape, Survival, and Victory. Lyons Press, Guildford CT 2001, ISBN 1-59921-322-2.
  • Peter Schmidt Mikkelsen: One Thousand Days with Sirius. The Greenland Sledge Patrol. Steading Workshop, Cawdor 2005, ISBN 0-9550773-0-3.
  • Anders Odsbjerg: Nordøstgrønlands slædepatrulje 1941–1945. Komma, Kopenhagen 1990, ISBN 87-7512-442-4.
  • Gottfried Weiß: Das arktische Jahr. Eine Überwinterung in Nordostgrönland. 2. Auflage. Haag und Herchen, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-89228-535-7.

Weblinks


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