Volkenroda

Volkenroda
Christuspavillon Volkenroda
Weihnachtspyramide in Volkenroda

Volkenroda ist ein Ort im Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen, der zur Gemeinde Körner gehört. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf circa 180 Personen. Der Ort ist aus einem mittelalterlichen Zisterzienserkloster hervorgegangen, das seit 1993 als Kultur- und Bildungszentrum wieder aufgebaut wurde. Er ist auch durch die Königseiche bekannt, einen Baumveteranen am nördlichen Ortsrand.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gut Volkenroda um 1900
Bild von Otto Thomasczek[1]

Auf den Grundmauern einer im 10. Jahrhundert erbauten Reichsburg gründeten in Volkenroda im Jahr 1131 Zisterziensermönche aus Altenkamp das Kloster Volkenroda. Im Bauernkrieg 1525 wurde das Kloster stark zerstört, anschließend kurzzeitig wieder hergestellt, 1540 aber aufgehoben.

Die Gebäudereste wurden teilweise landwirtschaftlich genutzt. Die Klosterkirche war bis 1968 evangelische Kirche des Dorfes, bevor sie wegen Baufälligkeit geschlossen wurde. Das Dorf wurde zur "Absiedelung" vorgesehen, es wurden keine Investitionen mehr vorgenommen. Auch die ehemalige ringförmige Klostermauer aus Bruchsteinen und ein Steintor von 1574 sind bis heute erhalten geblieben.

Das Dorf war Sitz des Amtsvogts des Herzogtums Gotha und gab dem als Exklave gelegenen Amt seinen Namen. Diese Position hatte es bis zur Einigung Thüringens und der damit verbundenen Eingliederung des gothaischen Landesteils im Jahre 1921 inne.

EXPO-Christus-Pavillon

Im Rahmen der EXPO 2000 in Hannover wurde Volkenroda zum Lebensform-Projekt des Freistaates Thüringen. Der Christus-Pavillon der evangelischen und katholischen Kirche auf der EXPO wurde in Volkenroda wiedererrichtet und wird seither durch die Jesus-Bruderschaft dauerhaft genutzt.

Veranstaltungen

Das ehemalige Kloster Volkenroda ist zu einem Ort der Begegnung geworden. Auf dem Anwesen finden Seminare, Exerzitien, Konzerte, Ausstellungen, Gottesdienste sowie der monatliche Bauern-, Oster- und Weihnachtsmarkt statt. Ein Schulbauernhof ermöglicht es Kindern und Jugendlichen den Kontakt zu Tieren aufzubauen. Unter der Schirmherrschaft des Thüringer Kultusministerium entstand 2002 das seitdem jährlich stattfindende Kulturfestival „JUNGE KUNST“. In den ersten acht Jahren haben sich 188 meist jugendliche Künstler aus 15 Ländern im Klostergelände betätigt und Erfahrungen ausgetauscht.[2]

Bergmann im Kaliwerk Volkenroda am 5. Juli 1952

Bergbau

In der Umgebung nördlich Volkenrodas wurde lange Zeit Kali abgebaut.[3] Eine Schlagwetter-Explosion, die durch in die Grube eindringendes Erdöl und Erdgas ausgelöst wurde, führte 1930 zur Entdeckung einer Erdöllagerstätte durch die heutige Wintershall GmbH. Das Vorkommen machte 1931 ein Viertel der deutschen Förderung aus.

1951 kam es im Kali- und Steinsalzbergwerk zu einer erneuten Schlagwetterexplosion, die zu 9 Todesopfern und 15 Verletzten führte.[4]

Landschaft

Königseiche bei Volkenroda, ein etwa 610 Jahre alter Baumveteran.

Volkenroda ist eingebettet in eine jahrhundertealte Kulturlandschaft. Der südliche Ortsrand leitet in die weiten Ackerfluren auf den fruchtbaren Lössböden des Thüringer Keuperbeckens über. Im Norden befindet sich über den Kalken des Muschelkalks der Volkenroder Wald und der ebenfalls bewaldete Tiergarten. Am Westrand des Tiergarten sind mehrere von den Zisterziensermönchen angelegte Fischteiche bis heute erhalten geblieben. Der größte ist der Kälberteich. Im Westen schließt sich auf einem Truppenübungsplatz der Bundeswehr ein mit Schafen beweidetes offenes Grasland an. Im nordöstlich gelegenen Schaftal blühen in jedem Frühjahr tausende Märzenbecher. Der Ort Volkenroda selbst ist umgeben von Streuobstwiesen und Heckenzügen. Am Nordrand stehen alte Walnussbäume sowie die Königseiche, die die ehemalige Hutewaldnutzung bezeugt.

Sonstiges

Seit 2005 ist Volkenroda Anfangs- bzw. Endpunkt des Pilgerweges zwischen Kloster Volkenroda und dem Filialkloster Loccum bei Hannover. Der Hauptweg führt über das nahe gelegene Mühlhausen durch das Unstruttal ins Eichsfeld und verbindet auf dem Weg die Klöster Reifenstein, Bursfelde, Amelungsborn und Fischbeck. Der Klosterpfad in Nordwest-Thüringen, ein Nebenweg des oben genannten Pilgerweges, verbindet Volkenroda mit dem Franziskaner-Kloster auf dem Hülfensberg und dem Kloster Zella (Diakonieeinrichtung mit romanischer Kirche aus dem 11./12. Jahrhundert) im Eichsfeld. Mit dem Klosterpfad sind insgesamt neun Klöster und Ordenshöfe zwischen dem Thüringer Becken und dem Eichsfeld zu einem Pilgerweg vereint. Ein weiterer Pilgerweg, die Via Porta, verbindet seit Mai 2010 das Zisterzienserinnenkloster Waldsassen mit dem Kloster Volkenroda.

Literatur

  • Heinz Freybote: Orts-Chronik Volkenroda - Gemeinde Körner. Mühlhausen, September 1994, 146 Seiten (Vorwort von Bürgermeister Peter Meisner, ausführliche Chronik ab dem Jahr 1139, historische Bilder und Quellenverzeichnis).

Einzelnachweise

  1. Otto Thomasczek (1854-1923) - Landschaftsmaler und Stadtbild-Chronist aus Mühlhausen/Thüringen
  2. N.N: 8. Kulturfestival „JUNGE KUNST“. In: Moment. Juni 2009, Sonsdruck, Bad Langensalza, S. 22.
  3. 10 Jahre Schachtverwahrung im Süpdharz-Kalirevier - Erfahrungen aus Sicht von Planung und Ausführung
  4. Jan Eik und Klaus Behling: Verschlusssache. Die größten Geheimnisse der DDR. Verlag Das Neue Berlin. Berlin, 2008. ISBN 978-3-360-01944-8. S.68

Weblinks

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