Vollerthun

Vollerthun

Georg Vollerthun (* 29. September 1876 in Fürstenau (heute Kmiecin, Ortsteil von Nowy Dwór Gdański) bei Danzig; † 15. September 1945 in Strausberg bei Berlin) war ein deutscher Komponist, Dirigent und Musikpädagoge.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vollerthun, der Sohn eines Gutsbesitzers, studierte am Stern’schen Konservatorium in Berlin bei Friedrich Gernsheim und Robert Radeke. Von 1899 bis 1905 hatte er Engagements als Theaterkapellmeister in Prag, Berlin, Barmen und Mainz. Nach einem zweijährigen Paris-Aufenthalt lebte er ab 1910 im holsteinischen Bad Bramstedt (auf dem heute abgerissenen Landgut Bissenmoor), ab 1922 in Strausberg. Von 1919 bis 1922 gehörte er der DNVP an.[1] Der NSDAP trat Vollerthun am 1. September 1931 bei (Nr.666.098)[1] und betätigte sich als Musikreferent der Partei im Landkreis Oberbarnim.[2] Im Kampfbund für deutsche Kultur war er ab 1932 als Fachspartenleiter für die Oper zuständig.

Während der Zeit des Nationalsozialismus gehörte Vollerthun zu den am meisten vom Regime geförderten Komponisten.[3] Seit dem 1. November 1933[1] hatte er eine Professur für das deutsche Lied an der Hochschule für Musik Berlin inne; eine seiner Schülerinnen dort war Elisabeth Schwarzkopf. 1934 wurde er Mitglied des Großen Rates des Berufsstandes der deutschen Komponisten innerhalb der Reichsmusikkammer.[1] 1936 wurde er wegen des Verstoßes gegen eine „kriminalisierte sittliche Norm“ zwangsbeurlaubt, und seine Werke wurden vom Reichsrundfunk boykottiert.[1] Allerdings wurde der Boykott am 17. Dezember 1936 durch den Propagandaminister Josef Goebbels aufgehoben.[4]

1938 wurde Vollerthuns Deutsches Liederspiel auf Texte von Agnes Miegel uraufgeführt. 1942 fand die Uraufführung seiner Oper Das königliche Opfer über den Bittgang der Königin Luise statt.[5] Diese wurde allerdings in Ostpreußen durch den Gauleiter Erich Koch wegen der „tiefste(n) Erniedrigung und Schmach Preußens“ verboten.[6]

Kompositionen

Bühnenwerke

  • Veeda (op. 12; 1916). Musikdrama in 2 Aufzügen. Libretto: Georg Kiesau. UA 1916 Kassel
  • Island-Saga ((op. 18; 1925). Musiktragödie in 3 Aufzügen. Libretto: Berta Thiersch. UA 17. Januar 1925 München (Bayerische Staatsoper)
  • Der Freikorporal (op. 21; 1931). Heitere Oper in 3 Akten (5 Bildern). Libretto: Rudolf Lothar (nach Gustav Freytag). UA 10. November 1931 Hannover
  • Das königliche Opfer (op. 35; 1942). Oper in 3 Akten (4 Bildern). Libretto: Oswald Schrenk. UA 1942 Hannover
  • Des Königs Page (nicht aufgeführt). Libretto: Oswald Schrenk (nach Conrad Ferdinand Meyer)

Vokalkompositionen

  • Kantaten
  • Lieder

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 7.418.
  2. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 633.
  3. Michael H. Kater: Die missbrauchte Muse. Musiker im Dritten Reich. München (Europa Verlag) 1998
  4. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, S. 7.422.
  5. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, S. 7.422–7.423.
  6. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, S. 7.424.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Georg Vollerthun — (* 29. September 1876 in Fürstenau (heute Kmiecin, Ortsteil von Nowy Dwór Gdański) bei Danzig; † 15. September 1945 in Strausberg bei Berlin) war ein deutscher Komponist, Dirigent und Musikpädagoge. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kompositionen …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Erich Pfitzner — Hans Pfitzner, 1905 Hans Erich Pfitzner (* 5. Mai 1869 in Moskau; † 22. Mai 1949 in Salzburg) war ein deutscher Komponist und Dirigent. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Librettist — ist der Autor eines Librettos. Er kann dafür einen eigenen Handlungsverlauf entwickeln oder von vorhandenen Stoffen und Texten ausgehen. Die eigenständige dramaturgische und literarische Qualität librettistischer Arbeit wurde erst in jüngerer… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Vo — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste schleswig-holsteinischer Komponisten klassischer Musik — Komponisten die in Schleswig Holstein (bzw. dem entsprechenden geographischen Gebiet) geboren wurden Name Steffens, JohannJohann Steffens 1560!(1560 1616) Ebio, MatthiasMatthias Ebio 1591!(1591 1676) Scheidemann, Hein …   Deutsch Wikipedia

  • Die Musik in Geschichte und Gegenwart — (MGG) zählt zu den umfangreichsten Musiklexika der Welt. Die erste, zwischen 1949 und 1987 erschienene Ausgabe gilt als das bedeutendste deutschsprachige musikwissenschaftliche Standardwerk nach dem Zweiten Weltkrieg. 1989 erschien eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Elisabeth Schwarzkopf — Dame Olga Maria Elisabeth Frederike Legge Schwarzkopf, DBE (* 9. Dezember 1915 in Jarotschin, Posen; † 3. August 2006 in Schruns, Vorarlberg, Österreich) war eine deutsch britische Opern und Liedsängerin. Sie galt als eine der führenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Frauen-Fußball-Bundesliga 2000/01 — Fußball Bundesliga 2000/01 (Frauen) Meister: 1. FFC Frankfurt Absteiger: FFC Flaesheim Hillen Sportfreunde Siegen Torschützenkönigin: Birgit Prinz (24 Tore) Tore: 486 (Schnitt: 3,68) Zuschauer: 36.040 (Schnitt: 273) Die …   Deutsch Wikipedia

  • Fußball-Bundesliga (Frauen) 2000/01 — Fußball Bundesliga 2000/01 (Frauen) Meister: 1. FFC Frankfurt Absteiger: FFC Flaesheim Hillen Sportfreunde Siegen Torschützenkönigin: Birgit Prinz (24 Tore) Tore: 486 (Schnitt: 3,68) Zuschauer: 36.040 (Schnitt: 273) Die …   Deutsch Wikipedia

  • Fußball-Bundesliga 2000/01 (Frauen) — Meister: 1. FFC Frankfurt Absteiger: FFC Flaesheim Hillen Sportfreunde Siegen Torschützenkönigin: Birgit Prinz (24 Tore) Tore: 486 (Schnitt: 3,68) Zuschauer: 36.040 (Schnitt: 273) Die …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”