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Vorhelm Stadt AhlenKoordinaten: 51° 48′ N, 7° 57′ O51.8052777777787.941666666666761Koordinaten: 51° 48′ 19″ N, 7° 56′ 30″ O Höhe: 61–115 m ü. NN Fläche: 25,234 km² Einwohner: 5.400 Eingemeindung: 1. Jan. 1975 Postleitzahl: 59227 Vorhelm ist ein Ortsteil von Ahlen in Westfalen und besteht aus einem Dorfzentrum, Tönnishäuschen und Vorhelm-Bahnhof sowie den Bauerschaften Bergeickel, Dorffeld und Isendorf.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Name Vorhelm stammt wahrscheinlich vom mittelhochdeutschen fur elmi ab, was etwa „Vor dem Kalk“ bedeutet, ein Hinweis auf die damals schon bekannten Kalkvorkommen, die noch heute durch die Zementindustrie in großen Steinbrüchen abgebaut werden.
Eine weitere Möglichkeit ist ein Bezug auf den Hellweg. Dieser war früher ein bedeutender Ost-West-Handelsweg und führte über die Erhöhungen der Beckumer Berge. Das tiefer gelegene Vorhelm lag so also „vor der Helle“. Hier war das Zuhause, das Heim von Menschen. So entwickelte sich aus „vor der Helle Heim“ im Laufe der Zeit dann Vorhelm.
Wichtige geschichtliche Eckdaten
Aus dem Jahr 830 wird in alten Schriften eine Geschichte überliefert, die einen ersten Hinweis darauf gibt, dass es auf Vorhelmer Gebiet eine Siedlung gegeben haben muss. Ein Mann namens Wulfbert pilgerte zur Grabstätte Bischof Liudgers nach Werden, um für sein missgebildetes Kind Amulger zu beten. Das Kind wurde danach angeblich gesund. Wulfbert gilt als der erste Vorhelmer.
Im Jahr 1254 wird Vorhelm erstmals urkundlich erwähnt.
Im 13. Jahrhundert kam Vorhelm zum Amt Wolbeck, das die Landschaft westlich der Flüsse Angel, Werse und Ems umfasste. An der Spitze der Verwaltung des Amtes stand der Droste (Adliger).
Vom 16. bis 18. Jahrhundert wüteten zahlreiche Kriege (Spanisch-Niederländischer Krieg, Dreißigjähriger Krieg, Siebenjähriger Krieg) sowie die Pest und viele Brandkatastrophen, sodass viele Vorhelmer Bewohner nach Holland auswanderten, um als Grasmäher oder Soldaten ihren Lebensunterhalt zu finden.
Seit 1707 ist die Familie Droste zu Vischering Eigentümer von Haus Vorhelm. Heute befindet sich das Haus Vorhelm durch Heirat in Besitz der Reichsgrafen von Schall-Riaucour.
Nach Auflösung der geistlichen Fürstentümer 1802 fiel Vorhelm als Teil des Fürstbistums Münster an Preußen.
Nach dem Sieg Napoleons I. über Preußen 1809 schuf dessen Neffe das Königreich Westfalen unter französischer Verwaltung. Gründung der Mairie Vorhelm durch französische Besatzungstruppen. Die Mairie umfasste die Gemeinden Vorhelm und Enniger und hatte insgesamt 1.000 Einwohner.
Durch Beschluss des Wiener Kongresses 1815 entstand der Regierungsbezirk Münster, wodurch Vorhelm erneut eine preußische Gemeinde wurde.
1862 wurde Augustin Wibbelt geboren, ein westfälischer Heimatdichter. Der Priester Dr. Augustin Wibbelt lebte lange Jahre in Vorhelm, wo er 1947 starb und begraben wurde.
Von 1870 bis 1893 wurde in Vorhelm im Tagebau das Mineral Strontianit (=Strontiumcarbonat) abgebaut. Es dient bei der Herstellung von Zucker zur Restentzuckerung der Melasse, eignet sich aber auch zur Produktion von Leuchtspurmunition. Da im Raum Vorhelm das weltweit einzige ergiebige und abbauwürdige Vorkommen von Strontianit war, erlebte das Dorf eine regelrechte „Goldgräberzeit“, die 1893 jedoch schnell beendet war, nachdem man Strontianit durch Coelestin (=Strontiumsulfat) ersetzen konnte, ein Produkt, das in England und Sizilien billiger hergestellt wurde.
1893 wurde die neue Pfarrkirche St. Pankratius eingeweiht, deren Bau 1890 nach Plänen von Hilger Hertel begonnen worden war.
1939 hatte Vorhelm 1710 Einwohner und wuchs durch Zuzug vorwiegend schlesischer Kriegsflüchtlinge und -Vertriebene auf 2400 Einwohner im Jahr 1946.
1968 wurde die Bahnstrecke Köln–Berlin elektrifiziert, die an Vorhelm vorbei führt.
Am 1. Januar 1975 wurde Vorhelm mit knapp 4000 Einwohnern ein Ortsteil von Ahlen. Die Fläche Ahlens stieg damit um etwa 25 % an.[1]
Der Bahnhof Vorhelm wurde 1989 nach 101 Jahren von der Deutschen Bundesbahn wegrationalisiert.
Durch Erschließung neuer Baugebiete erfuhr Vorhelm von 1993 bis 1999 ein weiteres Bevölkerungswachstum.
In den Abendstunden des 3. Mai 2001 fiel mehrere Stunden lang ein Niederschlag von 80 bis 120 Liter/m² auf Ahlen und Vorhelm. Im Ortsteil „Bahnhof“ stieg das Wasser aus den Kanälen und überflutete mehrere Straßen („Ahlener/Vorhelmer Hochwasser“).
2004 sollte das 750 Jährige Jubiläum, Vorhelms zelebriert werden. Doch durch Nachforschungen des ortsansässigen Pfarrers Hermann Honermann konnte jedoch eine weitaus längere Geschichte Vorhelms ermittelt werden. So wurde schließlich 2004 die 800 Jahrfeier begangen.
Sehenswertes
Haus Vorhelm
Erstmals wurde das Schloss im 14 Jahrhundert als Besitz der Familie der Herren von Torck erwähnt. Zum Anfang des 18. Jahrhunderts wechselte das Schloss seinen Besitzer. Neue Besitzer waren nun die Grafen Droste zu Vischering. Seit 1974 ist das Schloss im Besitz der Familie der Reichsgrafen von Schall-Riaucour.
Das Kriegerehrenmal
Es wurde im Jahr 1899 errichtet und im Jahr 1937 auf seinen heutigen Platz umgesetzt. Im Jahr 1954 wurde das Ehrenmal um die Opfer des Zweiten Weltkriegs erweitert.
Der Maibaum
Der Maibaum befindet sich an der Hauptschraße auf dem Dorfplatz. An ihm sind die Wappen der einzelnen Dorfvereine angebracht. Auf der Spitze ist eine Metallkrone angebracht auf der das Westfalenross abgebildet ist.
Wappen
Das Wappen Vorhelms zeigt ein rotes Band auf weißem Schild und sieben dunkelblaue, schwarz eingefasste Rauten.
Um 1413 befand sich das Haus Vorhelm, Sitz eines Rittergutes, im Eigentum der Herren von Torck. Die sieben Rauten symbolisieren dieses Adelsgeschlecht.
Söhne und Töchter des Ortes
- Augustin Wibbelt, deutscher Dichter
- Clemens August Droste zu Vischering, Erzbischof von Köln
- Franz Otto von Droste zu Vischering, katholischer Theologe und Publizist
- Kaspar Maximilian von Droste-Vischering, Bischof von Münster
Tus Westfalia Vorhelm
Tus Westfalia ist mit 1000 Mitgliedern der mit Abstand größte Sportverein in Vorhelm. Zudem ist der 1920 gegründete TWV der älteste Verein. Der Verein ist in sechs Abteilungen unterteilt: Fußball, Volleyball, Tennis, Tischtennis, Breitensport und die Karnevalsgesellschaft Klein-Köln. Die Abteilung Fußball umfasst knapp ein Drittel der Mitglieder.
Einzelnachweise
- ↑ Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
Weblinks
- Material zu Haus Vorhelm in der Sammlung Duncker der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (PDF; 220 kB)
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